Rezension zu "Company Town - Niemand ist mehr sicher" von Madeline Ashby
Klappentext des Verlages:
Sie nennt sich New Arcadia - eine Stadt auf einer Ölplattform, die sich im Besitz der wohlhabenden Familie Lynch befindet. Die Leibwächterin Hwa ist eine der letzten rein organischen Menschen, aber nicht nur in dieser Hinsicht eine Außenseiterin. Als der jüngste Lynch-Sprössling Joel bedroht wird, und persönlichen Schutz benötigt, wendet sich die Familie an sie. Dann versetzt eine Mordserie die Bewohner der Insel in Angst und Spuren führen auch zu Hwa; nicht nur ihre Zukunft steht auf dem Spiel, sondern die der gesamten »Company Town«.
"Sie ist nicht gehackt worden. Sie hat keine Verbesserungen. Sie kann keine Stimmen hören, Bilder sehen oder von jemanden in eine Marionette verwandelt werden..." (Kap. 3)
...und dennoch scheint für die zweiundzwanzigjährige Hwa ihr Leben nicht groß von Bedeutung zu sein. Von Geburt an - durch eine seltene Krankheit - mit einem Makel versehen, misst weder sie noch ihre Mutter Sunny sich keinen großen Wert bei. Doch sich zu verstecken bzw. keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, kommt für die Halbkoreanerin nicht in Frage. In die Welt gesetzt von einer Prostituierten, die sie nicht gewollt hat, arbeitet sie als Beschützerin von Prostituierten, die sie brauchen. Eine fast schon familiäre Verbundenheit, die sie seit dem Tod ihren Bruder nicht mehr erfahren hat, herrscht zwischen den jungen Frauen. Aber ein neuer Auftrag fordet Hwas Aufmerksamkeit so sehr, dass sie entsetzt ist, als eine ihrer früheren Schützlinge tot aufgefunden wird. Auf der anderen Seite verfolgt sie eine noch unbekannte Bedrohung, die es auf den Erben des Lynch-Imperiums abgesehen hat.
Tough, tougher, Hwa. Vielleicht wäre es geschickter, zuerst auf die von der Autorin geschaffene Welt einzugehen, die einerseits einen Wiedererkennungswert bietet und andererseits außergewöhnlich aufgebaut ist, selbst wenn ich ihre Dimension nicht so recht zu fassen bekam, da sie den Rahmen einer Bohrinsel - so wie ich sie kenne - schlichtweg sprengte. Somit springe ich an dieser Stelle zu der Protagonistin weiter, die mir ohne Umschweife gefallen hat. Ruhig, besonnen, überlegen - dennoch vermag sie, ihr Wissen und Können auf den Punkt genau anzuwenden. Tief verletzt, auf eine gewisse Art einsam, Einzelgängerin und doch hat sie einen guten Blick auf ihr Umfeld, schätzt ein, ohne zu verurteilen, stellt die Sicherheit anderer vor ihre eigene. Egoistische Gedanken oder Gefühle liegen ihr nicht. Sie scheut nicht davor zurück, wenn etwas hart, schmerzvoll oder blutig wird.
Aber nicht nur dieser Part ist der Autorin gut gelungen. Sie stellt Hwa so einige Neugier erweckende Charaktere zur Seite, sodass ich mir mehr als ein Mal gewünscht habe, dass sie sch mehr Zeit für diese genommen hätte. Leider trifft der Aspekt nicht nur auf die Figuren sondern auch auf das Geschehen zu und lässt mich nun zu der Kritik an diesem dystopisch- und sci-fi-angehauchten Krimi kommen. Gerade anfänglich hatte ich dem Verdacht, ein nicht gekennzeichnetes Mängelexemplar in den Händen zu halten, bei dem zwischendrin die eine oder andere Seite verloren gegangen ist, denn anders konnte ich mir die abrupten Sprünge nicht erklären. Dies lässt zwar mit dem Verlauf langsam nach und bietet Platz für Spannung, trübt jedoch den Blick auf das Gesamte.
Madeline Ashby hat in meinen Augen eine orginelle Idee mit bemerkenswerten Figuren sowie einen Anteil Spannung und einen Anteil Stoff, um über das menschliche Streben nach Perfektion nachzudenken, in dieses Buch gepackt und hätte mich ganz sicher ohne weiteres restlos begeistern können, wenn sie mir einen nahtlosen Blick auf das Geschehen und ein näheres Kennenlernen der Charaktere zugestanden hätte.