Cover des Buches The Song of Achilles (ISBN: 9780062060624)
Rezension zu The Song of Achilles von Madeline Miller

Überzeugend!

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 7 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 7 Jahren
Die Story: Die Liebesgeschichte von Achilles und Patroclus vor dem Hintergrund des Trojanischen Krieges.

Auf den Punkt gebracht: Gelungene Interpretation der Geschichte eines bekannten griechischen Helden.

In mehr Worten:

My father was a king and the son of kings.

Ich-Erzähler und Königssohn Patroclus wird mit zehn Jahren aus seiner Heimat verbannt und kommt bei König Peleus unter, dessen Sohn ein Halbgott und dazu auserkoren ist, der Held seiner Generation zu werden. Achilles fasziniert den ruhigen Patroclus von der ersten Begegnung an, und was in einer Freundschaft beginnt, entwickelt sich mit der Zeit zu einer Liebe, die alles überdauert. Patroclus ist ein liebenswerter Charakter, der den schillernden Achilles perfekt ergänzt, und ich bin ihm sehr gern durch die Geschichte ihres gemeinsamen Lebens gefolgt.

Doch dort liegt zugleich auch der einzige Kritikpunkt, den ich anbringen möchte: die Darstellung des Achilles.

„It was as Odysseus had said: he had light enough to make heroes of them all.“


Achilles sehen wir nur durch Patroclus Augen, was dem Charakter auf den ersten Blick zu Gute kommt, da er nicht gerade als der sympathischste griechische Held gilt. Leider verpasst die Autorin es dadurch aber auch, Achilles Ecken und Kanten zu geben oder einen richtigen Blick in sein Innenleben zu gewähren. Was treibt einen Charakter wie ihn an? Wie sieht es in ihm aus, bei dem Wissen jung zu sterben und das alles, was ihm bleibt, sein göttliches Anrecht auf Ruhm ist? Davon sieht man in The Song of Achilles recht wenig. Und Patroclus Gutmütigkeit und Liebe zu Achilles malen ihn immer ihn einem weicheren Licht als der Charakter es manchmal verdient hätte.

Madeline Miller hat sich einige Freiheiten bei dem weitreichenden Stoff genommen, auf dem ihr Buch basiert. Es gibt eigene Ergänzungen oder Erläuterungen, die manchen Hardcore Ilias-Fan vielleicht auffallen werden. Mir persönlich haben die Geschichte und Verwebung von Mythos und Fiktion jedoch sehr gefallen. Und das nicht nur, wenn es um Achilles und Patroclus ging, sondern auch andere Charaktere wie Odysseus oder Briseis, die interessant und charismatisch dargestellt werden. Auch die Götter, die auftauchen, sind immer von einer „Andersartigkeit“ umgeben, die sie deutlich von gewöhnlichen Menschen abhebt.

Jeder wird wissen, wie die Geschichte um die beiden ausgeht, und genau dieses Ende ist es leider, das die Erzählperspektive ungelenk werden lässt. Ein Umstand, den Miller hätte umgehen können, wenn sie sich nicht nur für Patroclus, sondern direkt für beide Erzählperspektiven entschieden hätte. Dennoch ist das beschweren auf ganz hohem Niveau, denn Patroclus Erzählstimme entwickelt durch ihre einfache aber aufmerksame und liebevolle Art ihren eigenen Sog, der dem Buch einen ganz besonderen Zauber verleiht.

Fazit:

The Song of Achilles erzählt die berührende Geschichte zweier Männer, deren Schicksal unabdingbar miteinander verbunden ist. Lesenswert.
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