Drei Gründe, mehr oder weniger stichhaltig ;-), sprache momentan bei mir für dieses Buch:
1. Ich hatte noch nie einen Krimi eines irischen Autors/einer irischen Autorin gelesen.
2. Die Autorin schreibt in ihrer Freizeit Krimis, hauptberuflich betreibt sie einen Friseursalon. Machte neugierig!
3. Das Buch war so dünn, dass ich es schnell "weglesen" konnte.
Grace de Rossa ist Polizistin in Dublin. Ihr Mann hat sie wegen ihrer besten Freundin verlassen, und nun weiß sie nicht so recht, wem sie mehr nachtrauert (doch: der Freundin). Ihr neuer Fall dreht sich um ein verschwundenes Mädchen. Nichts läuft glatt in diesem Fall: Ihre Arbeit scheint immer wieder durch einen Verräter aus eigenen Reihen zu Fall gebracht zu werden. Zu allem Übel hat es noch den Anschein, dass sie dieser Spitzel ist. Selbst ihr Partner zweifelt an ihrer Integrität.
Auf gut 160 Seiten spinnt die Autorin eine Geschichte, die spannend hätte werden können. Die Ausgangsgeschichte um das verschwundene Mädchen ist gut, ihre Mutter wird relativ eindringlich als psychisches und emotionales Wrack dargestellt. Leider kratzt der Roman sonst in jeder Hinsicht nur an der Oberfläche. Sämtliche Personen, samt der Hauptdarstellerin, bleiben blass. Jeder spricht mit der gleichen Stimme - der 12-jährige Junge ("the Kid" im Originaltitel) wie ein eingefleischter Cop. Mittendrin wechselt manchmal die Erzählperspektive, so dass man urplötzlich in den Kopf einer Nebenfigur schauen kann. Die Schlüsse, die die Polizistin zieht, waren vielleicht für damalige Verhältnisse "normal" (konnte man 1995 noch nicht nachweisen, wer wann von wo eine bestimmte Telefonnummer anruft? Ich bezweifle es ...), heute fragt man sich eher, ob's bloßes Unwissen der Autorin ist. Alles in allem wirkt der Roman konstruiert, die Figuren gestellt, keine Tiefe kommt auf, weder im Fall noch bez. der Personen - letztendlich wirkt der Roman wie eine lieblose Zusammenfassung einer beliebigen TV-Serienfolge (und nicht der besten).