„Und so verliebte ich mich in eine Farbe - in diesem Fall in die Farbe Blau -, wie durch eine Verzauberung, eine Verzauberung, die ich verteidigte und gegen die ich mich wehrte - immer im Wechsel.”
Maggie Nelson ist der Farbe Blau so sehr verfallen, dass sie ihr sogar ein ganzes Werk geschenkt hat. In 240 notizartigen Gedanken, die alle unterschiedlich lang sind, schreibt sie über ihre Faszination oder eher schon unbeherrschbare Besessenheit für die Farbe Blau. Gleichzeitig beinhaltet dieses kleine Büchlein aber noch viel, viel mehr. Sie öffnet ihr Innerstes und lässt uns an ihren Gefühlen teilhaben, die manchmal unglaublich berühren, manchmal fremd erscheinen und manchmal auch bei mir die Faszination des Blaues erweckt haben. Sie hangelt sich am Blau entlang und nimmt uns mit auf ihre persönliche Geschichte über eine verlorene Liebe und den Schmerz, den sie dadurch gefühlt hat. Sie verbindet ihre Gedanken mit Literatur, Philosophie, Kultur und Kunst und nimmt dabei Bezug auf verschiedene Künstler*innen, die ebenfalls der Farbe Blau verfallen sind.
„Dies ist, wie sehr ich es vermisse, wenn du sprichst. Dies ist das tiefste Blau, das spricht, immerzu zu dir spricht.“
Maggie Nelson verfasst in ‘Bluets’ eine Liebeserklärung an die Farbe Blau. Mit träumerischer und poetischer Sprache nimmt sie uns mit auf ihre Reise am Blau entlang, die wunderschön, manchmal melancholisch und zweifellos beeindruckend und außergewöhnlich ist.
‘Bluets’ ist ein kurzes, sehr persönliches Buch, welches mir ein ganz besonderes Leseerlebnis beschert hat!
Maggie Nelson
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In "Bluets" verbindet Maggie Nelson ihre Liebe zur Farbe Blau mit dem Ende einer Beziehung. In zweihundertvierzig kurzen Abschnitten, die teils nur aus Sätzen, Zitaten oder Gedankensplittern bestehen, benutzt sie die Farbe als einen Ausgangspunkt für Überlegungen zu Trennung, Verlust, Schmerz, Sex und das Leben. Was dabei entsteht ist ein Kaleidoskop an Eindrücken, ein blau gefärbtes Gedankenkonstrukt, das sich durch einen abstrakten und fragmentarischen Charakter auszeichnet.
Nur schwer lässt sich "Bluets" einordnen und definieren. Am ehesten kann das Buch wohl als ein experimenteller, lyrischer und autofiktionaler Essay beschrieben werden, der besonders durch seine Form besticht. Er denkt über das Schreiben selbst als einen Prozess der Verarbeitung und Bewältigung von Schmerz, Schicksalsschlägen und Depressionen nach. Der Bezug zur Farbe Blau, der das Einzelne zusammenhält und einen Rahmen bietet, kann dabei als eine Art Heilungsprozess verstanden werden. Er bindet die Autorin an die Welt, an das Leben. Nelson führt ein Zitat von Thoreau als Selbstcharaktierisierung des eigenen Werkes an: “Wenn unser Gefährte uns enttäuscht, übertragen wir unsere Liebe unmittelbar auf ein würdiges Objekt”.
Nelson fragt nach dem Wesen der Farbe und versucht die Farbwahrnehmung und das Bewusstsein für Farben jedes Einzelnen nachzuvollziehen. Sie betrachtet Farben als situationsbedingt, als individuelle Phänomene, als etwas nicht völlig Greifbares, denn: “Die Verwirrung darüber, was Farbe ist, wo sie ist oder ob sie ist, besteht trotz tausender Jahre des Anstoßes fort.”
Gleichzeitig verwebt "Bluets" Gedanken aus Kunst, Literatur, Philosophie, Religion und Kulturgeschichte. Dabei wird von Goethe bis Thoreau, von Leonard Cohen bis Yves Klein zahlreichen Denkern, Dichtern und Künstlern Raum gewährt. Auch die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Einzelsprachen der Farbe Blau bleiben nicht unerwähnt. Während das Englische Blau mit Depressionen verbindet (“I’m feeling blue”), ist es auf Deutsch Synonym für Rausch und Betrunkenheit (“blau sein”).
Schließlich betrachtet Nelson auch die Beziehung der Natur zur Farbe Blau. Einerseits oft als Gift auftretend (Beeren, Schimmel), bedeutet die Farbe an anderen Stellen Verführung, zum Beispiel bei den Seidenlaubenvögeln, deren Männchen das Nest mit blauen Gegenständen schmücken, um Weibchen anzulocken.
"Bluets" ist ein Erlebnis. Es ist träumerisch und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Trotz der Tatsache, dass das Buch zuweilen sehr persönlich ist und die Gefühle der Autorin manchmal nur schwer zu (be-)greifen sind, da sie düster und dunkel wirken und nie weit entfernt von einer Depression scheinen, liest man die einzelnen Abschnitte voller Aufmerksamkeit. Ein Buch also, dass sich durch sein Anderssein hervorhebt und alleine deshalb eine Empfehlung verdient.
Rezension zu "Die roten Stellen" von Maggie Nelson
Das Interesse an True Crime steigt auch in Deutschland stetig an, auf dem Markt sind mittlerweile Zeitschriften und Fernsehformate, Podcasts nicht zu vergessen, ein Verkaufsgarant.
Wie schon einige Medientrends zuvor wurzelt auch dieser in den USA , dort findet True Crime schon länger und in XXL statt. So kommt nun auch Maggie Nelsons Buch mit dreizehn Jahren Verspätung bei Hanser Berlin auf den deutschen Markt.
Ausgangpunkt ist eine Verhandlung aus dem Jahr 2005, es geht um den Mord an Jane Mixer im Sommer 1969. Und Jane ist die Tante der Autorin, auch wenn eben jene Autorin erst vier jahre nach dem Tod zur Welt kommt. Möglicherweise ist Jane ein Opfer von insgesamt sieben der berüchtigten Michigan Morde.
Aber der Kriminalfall ist nicht im Fokus der Autorin, sie lässt den immer noch mit vielen Fragen gespickten Krimiplot links liegen und wählt die private Position der Nichte und der anderen zurückbleibenden Familienmitglieder. Das entwickelt bald schone einen ganz eigenen Sog. Kein Opfer ist je vergessen...dieser fromme Wunsch wird hier ebenso empathisch wie teils auch brutal umgesetzt. Ein wichtiges lesenswertes Buch...
Gespräche aus der Community
Zusätzliche Informationen
Maggie Nelson wurde am 01. Januar 1973 in San Francisco (Vereinigte Staaten von Amerika) geboren.
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