Cover des Buches All the Crooked Saints (ISBN: 9780545930802)
Rezension zu All the Crooked Saints von Maggie Stiefvater

Bisher das für mich schlechteste Buch der Autorin

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 6 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 6 Jahren

Maggie Stiefvater ist eine Autorin, die einen ganz besonderen Platz in meinem Leserherz hat, denn Nach dem Sommer ist – wenn wir Harry Potter nun einmal außen vor lassen – eines der ersten Bücher an das ich mich erinnern kann, das ich geliebt habe. Das ich gefühlte hundert Mal gelesen habe und das mich emotional so richtig mitgenommen hat. Dessen Charaktere ich ins Herz geschlossen habe.

Seitdem habe ich einige Bücher der Autorin gelesen, zähle sie immer noch zu meinen Lieblingsautorinnen, obwohl mich nicht jede Neuerscheinung überzeugt. Über All The Crooked Saints wusste ich im Vorfeld nicht viel, da schon wie das Buch geteasert wurde mich nicht so wirklich angesprochen hat und ich mich dementsprechend wenig damit beschäftigt habe. Nach und nach trudelten dann verschiedene Meinungen ein und ich wurde doch etwas neugierig und habe das Buch aus einer Laune heraus dann gekauft – denn hey, es handelte sich erstens um ein Maggie Stiefvater Buch und zweitens hatte ich meine Erwartungen bereits heruntergeschraubt gehabt. Wie schlimm konnte es also schon werden?

Tatsächlich sehr schlimm habe ich das Buch nach zwanzig Seiten erstmal zur Seite gelegt, weil ich keine Lust mehr drauf hatte. Der Einstieg fiel mir nicht leicht, ich fand die ersten Kapitel fast schon verwirrend und habe lange gebraucht, bis ich in die Geschichte hineingefunden habe. Ich bin sicher, dass ich das Buch nicht beendet hätte, wenn ich es nicht zum einen mit Friederike von Buch und Gewitter zusammen gelesen hätte und zum anderen nach hundert Seiten auf das Hörbuch umgestiegen wäre.

Ich habe All The Crooked Saints gegenüber sehr gemischte Gefühle, bin mir auch mit der Bewertung nicht ganz sicher. (Also nicht wundern, falls die sich noch ändert.) Was für mich allerdings feststeht, ist, dass es für mich das bisher schlechteste Werk der Autorin ist.

Maggie Stiefvater hat normalerweise ein Händchen dafür Charaktere zu schaffen, an denen man hängt, die viel Hintergrund haben und die man nach und nach kennenlernen kann – in All The Crooked Saints ist leider das Gegenteil der Fall. Das liegt zum einen daran, dass es einen allwissenden Erzähler gibt, man dadurch also ohnehin schon etwas distanziert wird von den Charakteren, aber auch daran, dass das Buch über sehr viele verschiedene Personen berichtet und das auf nur knapp dreihundert Seiten. Die Charaktere werden einem schlicht und ergreifend vorgesetzt, aber sie werden nicht greifbar und bleiben insgesamt recht flach und eindimensional. Auch die Liebesgeschichte, die sich zwischen bestimmten Charakteren entwickeln soll, ist einfach nur da. Ein klassischer Fall von Instalove. Die Charaktere sehen sich und zack, irgendwas ist besonders an dem anderen und er/sie kann nicht mehr aufhören an sie/ihn zu denken.

Fragwürdig ist außerdem, ob eine so große Besetzung notwendig war, denn gerade viele Nebencharaktere hatten keine wirklich andere Rolle, als einfach da zu sein und erwähnt zu werden. Sogar eine der Hauptpersonen empfand ich einen Großteil des Buches lang als fast schon überflüssig. Mal ganz davon abgesehen, dass ich die meisten nicht auseinander halten konnte und mich immer wieder fragen musste, wer x und y noch einmal waren.

Was der Autorin allerdings wunderbar gelungen ist, ist den Ort, an dem die Geschichte spielt, sehr atmosphärisch und bildlich zu beschreiben. Bicho Raro ist ziemlich abgelegen und gefühlt besteht es lediglich aus den Sorias und Pilgern, die auf ihr zweites Wunder warten. Dank den ausführlichen Beschreibungen hatte man das Setting ziemlich genau vor Augen, was mir gut gefallen hat.

Wie bereits erwähnt wird die Geschichte aus der Sicht eines allwissenden Erzählers geschildert und genau das war fast schon mein größtes Problem mit All The Crooked Saints. Obwohl das Buch mit dreihundert Seiten recht kurz ist, hatte ich permanent das Gefühl, dass einem Informationen vorgesetzt wurden, die für die Geschichte nicht von großer Relevanz sind. Der Erzähler schweift regelrecht ab, was zu Passagen führt, die sich sehr ziehen. Außerdem findet ein stetiger Wechsel zwischen den einzelnen Charakteren statt, es wird zwischen einzelnen Personen hin und her gesprungen, was einen immer wieder aus dem aktuellen Geschehen heraus reißt.

Letztendlich gefällt mir die Idee mit den Wundern sehr gut, auch oder vielleicht gerade weil sie teilweise sehr absurd und schrecklich sein können. Allerdings war es auch mit den Wundern wie mit eigentlich allem anderen an dem Buch: Sie wurden nicht großartig erklärt, sondern waren einfach da. Ein bisschen mehr Hintergrund oder Erklärungen dazu hätte ich schön gefunden, da es mir beim Lesen häufig schwer fällt Dinge einfach als gegeben hinzunehmen, wenn mir ein gefühltes Dutzend Fragen dazu durch den Kopf schießen, auf die ich keine Antwort bekomme.

Der Plot bei All The Crooked Saints ist auch so eine Sache. Ich würde ihn fast schon als nonexistent beschreiben, zumindest das erste Drittel des Buches lang. Dort passiert nämlich wirklich praktisch gar nichts und ich habe lange gebraucht, bis ich gemerkt habe, dass da wohl auch nicht mehr viel kommt und die Geschichte allgemein eher einen gemächlichen Stil hat.

Das größte Plus an dem Buch und der Grund, warum es von mir trotz all meiner Kritik eine recht gute Bewertung bekommen hat, ist definitiv der Sprecher des Hörbuchs. Während ich das Buch beim Lesen eher als trocken und langweilig empfunden habe, so hat sich beim Hören ein ganz anderer Effekt eingestellt: Ich fand das Buch dank des spanischen Akzents, den Stimmen von einigen Charakteren und den Betonungen von Sätzen zu Teilen fast schon komisch und habe das ein oder andere Mal lachen müssen. In dem Sinne bin ich mehr als froh, dass ich auf das Hörbuch umgestiegen bin, denn hätte ich das Buch gelesen – da bin ich mir ziemlich sicher – hätte ich es schlechter bewertet, weil ich einfach keinen Spaß beim Lesen hatte.

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