Mahi Binebine

 4 Sterne bei 8 Bewertungen
Autor von Die Engel von Sidi Moumen, Kannibalen und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Mahi Binebine wurde 1959 in Marrakesch geboren. Nach seinem Studium arbeitete Binebine acht Jahre lang als Mathematiklehrer in Paris. Zu dieser Zeit wurde sein Interesse an Malerei und Literatur immer größer. Mittlerweile werden Mahi Binebine international ausgestellt und seine Bücher in mehrere Sprachen übersetzt. Zusammen mit Tahar Ben Jelloun und Abdellatif Laâbi gehört Binebine zu den bekanntesten Autoren Marokkos. Zusammen mit seiner Familie lebt Mahi Binebine heute in Marrakesch.

Neue Bücher

Cover des Buches Willkommen im Paradies (ISBN: 9783857878435)

Willkommen im Paradies

Erscheint am 15.10.2024 als Taschenbuch bei Lenos.

Alle Bücher von Mahi Binebine

Cover des Buches Die Engel von Sidi Moumen (ISBN: 9783857877889)

Die Engel von Sidi Moumen

 (3)
Erschienen am 01.02.2020
Cover des Buches Kannibalen (ISBN: 9783293203006)

Kannibalen

 (2)
Erschienen am 21.07.2004
Cover des Buches Der Himmel gibt, der Himmel nimmt (ISBN: 9783857877933)

Der Himmel gibt, der Himmel nimmt

 (1)
Erschienen am 18.01.2018
Cover des Buches Rue du Pardon (ISBN: 9783039250066)

Rue du Pardon

 (1)
Erschienen am 06.01.2021
Cover des Buches Der Hofnarr (ISBN: 9783857874840)

Der Hofnarr

 (0)
Erschienen am 02.05.2018
Cover des Buches Willkommen im Paradies (ISBN: 9783857878435)

Willkommen im Paradies

 (0)
Erscheint am 15.10.2024
Cover des Buches Der Schlaf der Sklavin (ISBN: 9783426650325)

Der Schlaf der Sklavin

 (1)
Erschienen am 01.04.1997

Neue Rezensionen zu Mahi Binebine

Cover des Buches Rue du Pardon (ISBN: 9783039250066)
A

Rezension zu "Rue du Pardon" von Mahi Binebine

Tanz des Lebens.
Almut_Scheller_Mahmoudvor 4 Jahren

Mahi Binebine ist ein marokkanischer Maler und Schriftsteller, der mehrere Romane veröffentlicht hat , einige seiner Bilder wurden vom New Yorker Guggenheim Museum gekauft, 2009 war er auf der Biennale von Venedig vertreten. Seine Bücher wie „Die Engel von Sidi Moumen“ oder „Der Hofnarr“ sind von gesellschaftspolitischer Kritik geprägt. 


So auch sein aktuelles Buch „Rue du pardon“, dessen Narrativ den Aufstieg aus der „Gosse“, den Zusammenhalt unter Frauen und die Doppelmoral der marokkanischen Gesellschaft aufzeigt. Er verbindet das Leben zweier aussergewöhnlicher Frauen, die sich in ihren Platz an der Sonne erkämpfen und die sich ganz der Leidenschaft des Künstlertums, der Freiheit hingeben.




Ausgangsort ist eine bescheidene Gasse in einem bescheidenen Viertel von Marrakesch. 


Die Erzählerin Hayat („das Leben“) mit ihren blonden widerspenstigen Locken, die im Klatsch und Tratsch der schwarzhaarigen Nachbarschaft zu etwas Fremdartigem, Unmoralischem stilisiert wird, lebt in einer Atmosphäre der Düsternis, in der nur die Goldfäden des Gebetsteppichs blinken. Mit einer schweigenden Mutter und einem übergriffigen, missbrauchenden Vater. 


Sie entkommt dieser gewalttätigen Tristesse mit 14 Jahren und findet Unterschlupf bei einer Nachbarin, der berühmten Serghinia. Einer bauchtanzenden Künstlerin, die zu ihrer Familie, zu ihrer Freundin und zu ihrer Gönnerin wird. In ihrem „Nähstübchen“mit der schwarz-goldenen Singer-Maschine im Kreise vieler Frauen, die nähen und sticken, plaudern und tratschen, literweise Minztee trinken und sich mit Baklava füllen lernt sie das Lachen, die Zärtlichkeit, die Witze und die Verbundenheit unter Frauen kennen. Frauen verschiedenster Herkunft und unterschiedlichen Alters, in einem verbunden: ihrer Weiblichkeit in einer dominierenden Männerwelt. Man könnte dies als feministische Aussage werten. Ich sehe darin eher, Reminiszenzen an ein verblasstes Matriarchat.


Bei ihr Serghinia, die zu ihrer Mamyta wird,  lernt sie das Königreich des orientalischen Tanzes kennen, eine Welt des Körpers und der Sinnlichkeit. Der Körper als Instrument ,das mit wilden Schwingungen, ekstatisch alle Körperteile erfaßt: Bauch, Hüften, Gesäß, Arme, Beine, Hände, Füße, Schulterrn und Kopf. Isolierte Bewegungen zu einem fließenden, harmonischen Gesamtbild modellierend. Ein erotischer Tanz mit seinem archaischen Ursprung in Fruchtbarkeitsriten. 


Der Tanz ist ein Meisterwerk, der jahrelange Übung erfordert und Lebenserfahrung. Kühle Technik wie sie im Westen in speziellen Bauchtanzkursen gelehrt werden, erreicht niemals das pralle Lebensgefühl und die mittanzenden Traditionen. 




Unter Mamytas Obhut wird Hayat zu einer erwachsenen selbstbewussten jungen Frau, die sich aus dem Käfig ihrer Kindheit befreit. Sie wächst hinein in dieses tanzende Leben, das von den Reichen wie von den Armen bejubelt wird: da wechseln sich sexueller Frust und Leidenschaft, Verrufenheit und Anrüchigkeit bis hin zu kollektiver Hysterie ab. 




Wichtig für jede Tänzerin und ihre Truppe sind die Männer, die ihnen den musikalischen Background, den rhythmischen Anstoß liefern: Hier sind es Brek der Geiger, Mourad der Schlagzeuger und Farid der Zimbalist. 


Und eine ganz wichtige Persönlichkeit in diesem aussergewöhnlichen „Familienroman“ ist Omar, ein Ex-Ehemann der großen Serghinia, der als Portier im Grand Palace-Hotel zu einer lebenden Legende wird. Er kennt Minister und Bankdirektoren und wird für Hayat der „Großvater“, ein zärtlicher, aufmerksamer, großherziger Großvater mit einer Adlernase und schalkvollen Augen.




Diese schillernde glitzernde Welt wird durch Boshaftigkeit und Neid und durch eine Unze Hyänenhirn, 1 Teelöffel spanische Fliege, eine Handvoll Couscous aus dem Mund eines Verstorbenen, der Milz einer Kröte, dem Auge eines Wiedehopfs und dem Ei eines Chamäleons und geriebenem Horn eines unfruchtbaren Ziegenbocks zerstört. Und nimmt nach dem Tod Mamytas und 10-jähriger Absence von Hayat einen neuen Weg. Wie Phönix aus der Asche geht sie den Weg des Triumphes bis in den Königspalast. Denn die Menschen brauchen Träume und dafür brauchen sie Tanz und Musik. Und sie geht ihren Weg zurück in die Vergangenheit. 




Binebines Roman ist eine Hymne an die Kunst, an die Leidenschaft und an die Freundschaft, ein Plädoyer für den Mut zur Freiheit. Er ist eine Ode an das sinnliche Leben, an den sinnlichen Tanz, so anders als ein moderner „erotischer StripTease“. Er ist ein Pas de deux zweier Frauen, zweier Künstlerinnen, die sich selbst gefunden haben und in einer Männerwelt behauptet haben. Binebine konfrontiert seine Leserschaft mit den Themen Männerwelt vs. Frauenwelt, Befreiung aus materiellem und mentalem Elend, Selbstfindung. Und das ist eben nicht nur exotisch, sondern im Hier und Jetzt. Hier und Dort. 

Cover des Buches Die Engel von Sidi Moumen (ISBN: 9783857877889)
Boriss avatar

Rezension zu "Die Engel von Sidi Moumen" von Mahi Binebine

"Engel"
Borisvor 7 Jahren

Mahi Binebine begleitet eine Gruppe Jugendlicher aus einem Slum in Casablanca auf ihrem Weg zu einem Selbstmordattentat. Ein solches fand 2003 tatsächlich statt, als sich Jugendliche in und um einem Hotel in die Luft sprengten und über 40 Menschen starben.
Das Buch hat einen erstaunlichen Sog, der Leser folgt gebannt den Weg der Figuren in den Tod, der von der ersten Seite an feststeht.
Und das ist der einzige Einwand, das ich gegen diese wunderbare Buch habe. Die Erzählperspektive. Erzählt wird aus dem Jenseits. Mahi Binebine erzählt aus der Perspektive des Jugendlichen Jaschin...der Spitzname nach dem Torwart... In den Beschreibungen des Alltags im Slum trifft der Ton des Erzählers sehr gut. Doch sobald der Junge in die Fänge der Islamisten gerät, merkt man halt doch den viel älteren Erzähler Binebine. Da wird mehr reflektiert als man dem jugendlichem Erzähler zutraut. Klar, jetzt ist er im "Zwischenreich" und klüger, aber da holpert das Erzählprinzip leider doch.
Trotzdem: LESEN!

Cover des Buches Die Engel von Sidi Moumen (ISBN: 9783857874154)
glasperlenspiel13s avatar

Rezension zu "Die Engel von Sidi Moumen" von Mahi Binebine

Rezension zu "Die Engel von Sidi Moumen" von Mahi Binebine
glasperlenspiel13vor 12 Jahren

2003 explodierten in Casablanca die "Paradiesgürtel" von vierzehn marokkanischen Jugendlichen. Das Land stand unter Schock "denn wir dachten wir seien gegen den Terrorismus gefeit, aber mitnichten! Die Explosion fand bei uns statt, und die Täter sind von hier" erinnert sich Mahi Binebine 2011 in einem Interview.

Die Selbstmordattentäter stammten alle aus einem Elendsviertel am Rande der Stadt: Sidi Moumen - Inbegriff für Armut und ein Leben am Existenzminimum. Binebine sprach während seiner Recherchen mit Angehörigen und Freunden, sondierte alles, was über die Anschläge veröffentlicht wurde und besucht mehrmals Sidi Moumen. Dabei entstand ein Roman, der nicht nur eine ganz andere Seite von Marokko zeigt (die auch dem Autor nicht bekannt war) sondern auch beim Leser ein Gefühl von Wut, Sprachlosigkeit und Entsetzen hinterlässt.

Jaschin ist einer dieser vierzehn Jugendlichen. Aus seiner Sicht werden die Ereignisse erzählt - jedoch ist Jaschin bereits tot. Er, sein großer Bruder und die Freunde aus seiner Fußballmannschaft haben einen harten Alltag, der teilweise aus Gewalt, Hunger, dem Durchwühlen der unendlichen Müllberge und Stehlen besteht. Glückliche Stunden verbringt er nur auf dem Fußballfeld oder zusammen mit Ghislan, seiner großen Liebe. Doch auch wenn es Momente gibt, in denen er diesem Elend entfliehen kann, so ist er sich doch bewusst, dass er das Bidonville nie verlassen wird. Kein Zufall, dass plötzlich der streng religiöse Abu Subair auftaucht und Jaschin und seinen Freunde hilft, wo er nur kann. Mit Geschichten und Erzählungen über das Paradies macht er sie neugierig und letztendlich auch gefügig. So geraten die Jungen in einen Teufelskreis, aus dem es kein Entfliehen gibt und dessen schreckliche Konsequenz nur der Tod ist.

Wie oft fragen wir uns, wie kann man sein eigenes Leben und das anderer einfach so auslöschen? Dieses Buch soll keineswegs eine Art Rechtfertigung sein aber es gibt Antworten auf Fragen und zeigt auf, dass die Täter selbst auch Opfer sein können.

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