Rezension zu Die Engel von Sidi Moumen von Mahi Binebine
Rezension zu "Die Engel von Sidi Moumen" von Mahi Binebine
von glasperlenspiel13
Rezension
glasperlenspiel13vor 12 Jahren
2003 explodierten in Casablanca die "Paradiesgürtel" von vierzehn marokkanischen Jugendlichen. Das Land stand unter Schock "denn wir dachten wir seien gegen den Terrorismus gefeit, aber mitnichten! Die Explosion fand bei uns statt, und die Täter sind von hier" erinnert sich Mahi Binebine 2011 in einem Interview. Die Selbstmordattentäter stammten alle aus einem Elendsviertel am Rande der Stadt: Sidi Moumen - Inbegriff für Armut und ein Leben am Existenzminimum. Binebine sprach während seiner Recherchen mit Angehörigen und Freunden, sondierte alles, was über die Anschläge veröffentlicht wurde und besucht mehrmals Sidi Moumen. Dabei entstand ein Roman, der nicht nur eine ganz andere Seite von Marokko zeigt (die auch dem Autor nicht bekannt war) sondern auch beim Leser ein Gefühl von Wut, Sprachlosigkeit und Entsetzen hinterlässt. Jaschin ist einer dieser vierzehn Jugendlichen. Aus seiner Sicht werden die Ereignisse erzählt - jedoch ist Jaschin bereits tot. Er, sein großer Bruder und die Freunde aus seiner Fußballmannschaft haben einen harten Alltag, der teilweise aus Gewalt, Hunger, dem Durchwühlen der unendlichen Müllberge und Stehlen besteht. Glückliche Stunden verbringt er nur auf dem Fußballfeld oder zusammen mit Ghislan, seiner großen Liebe. Doch auch wenn es Momente gibt, in denen er diesem Elend entfliehen kann, so ist er sich doch bewusst, dass er das Bidonville nie verlassen wird. Kein Zufall, dass plötzlich der streng religiöse Abu Subair auftaucht und Jaschin und seinen Freunde hilft, wo er nur kann. Mit Geschichten und Erzählungen über das Paradies macht er sie neugierig und letztendlich auch gefügig. So geraten die Jungen in einen Teufelskreis, aus dem es kein Entfliehen gibt und dessen schreckliche Konsequenz nur der Tod ist. Wie oft fragen wir uns, wie kann man sein eigenes Leben und das anderer einfach so auslöschen? Dieses Buch soll keineswegs eine Art Rechtfertigung sein aber es gibt Antworten auf Fragen und zeigt auf, dass die Täter selbst auch Opfer sein können.