Cover des Buches Elly (ISBN: 9783895612862)
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Rezension zu Elly von Maike Wetzel

Deprimierende Geschichte eines schrecklichen Verlustes

von Federfee vor 6 Jahren

Rezension

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Federfeevor 6 Jahren

Mit diesem Buch habe ich mich schwer getan. Dabei kommt es so harmlos daher, so zierlich und hübsch, vom Verlag so liebevoll gestaltet, sogar mit Lesebändchen, ein Büchlein nur. Man meint, das kann man ganz schnell lesen, aber so ist es nicht. Und das, wo die Sprache so einfach daher kommt, manchmal in etwas einförmigem Satzbau, mit gleichen Satzanfängen oder stakkatohaft, abgehackt, dann wieder mit schönen Bildern: "eine lange Schlange mit unzähligen rot glühenden Augen" (Autos; 42) - "… ein Fernfahrer hupte. Ein tiefer, brünstiger Ton." (42)

Umso erstaunlicher, was auf diese reduzierte Weise alles gesagt oder auch nicht gesagt wird. Der Leser muss sehr aufmerksam sein, innehalten, nachdenken, das ergänzen, was nur vermutet werden kann, überlegen, aus welcher Perspektive da eigentlich berichtet bzw. erzählt wird, denn das wechselt ohne Kenntlichmachung. Jedes Familienmitglied bekommt eine Stimme.

Ihnen ist das Schlimmste passiert, was einer Familie geschehen kann: ein Kind verschwindet spurlos. Danach ist nichts mehr, wie es vorher war und jeder versucht, auf seine Weise, mit dem zurecht zu kommen, was eigentlich nicht zu verarbeiten ist, die Ungewissheit, ob die kleine Elly noch lebt oder nicht. In Gedanken werden schreckliche Szenarien entworfen und die Beziehungen zwischen Vater, Mutter und der zweiten Tochter leiden, Misstrauen kommt auf. Schrecklich ist ihre Not.

"Wir verrotten von innen. Das Gift schäumt bis in unseren Mund hinauf." (55)

Es gibt viele rätselhafte Stellen im Buch, solche, die man mehrfach lesen muss und die man vielleicht erst bei einem zweiten Lesen versteht. Das ist es nicht, was mich gestört hat, denn ich mag Bücher, die den Leser fordern, die Gedanken auslösen.

Doch hier waren einige Brüche und Unwahrscheinlichkeiten, eine ungewöhnliche Wendung, was die Geschichte für mich unrund machte. Allzu schwarz und trostlos kommt diese Geschichte daher. Da fällt mir immer Yanagiharas 'Ein wenig Leben' ein, dass trotz aller Traurigkeiten und Brutalitäten auch positive Aspekte zu Liebe und Freundschaft enthielt. Hier konnte ich leider nichts Positives finden.

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