Vor kurzem habe ich auch "43 Gründe, warum es aus ist" von Daniel Handler gelesen. Das von Maira Kalman illustrierte und von Birgitt Kollmann übersetzte Jugendbuch ist in der vorliegenden Ausgabe 2025 in der Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG erschienen, die Originalausgabe erschien 2011 unter dem Titel "Why we broke up" bei Little Brown & Co., New York, eine erste deutsche Übersetzung 2013, ebenfalls bei Hanser. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de
Der gutaussehende Ed ist der Star der Basketballmannschaft, die 16-jährige Min eine sensible, künstlerisch begabte Filmnärrin, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Als sich beide auf einer Party begegnen, funkt es gewaltig. Doch beim näheren Kennenlernen zeigt sich, wie grundverschieden sie sind. Ihre Beziehung ist kurz, aber heftig – voller Überraschungen und Entdeckungen, voll Bemühen und Enttäuschung. In einem glühenden Brief erklärt Min Ed, warum es aus ist – und gibt ihm all die Dinge zurück, die in ihrer Beziehung eine Rolle gespielt haben.
"43 Gründe, warum es aus ist" ist mein erster Roman des weltbekannten Autors, aus dessen Feder auch die Megabestseller-Reihe "A Series of Unfortunate Events" entstammt, die unter dem Pseudonym Lemony Snicket veröffentlicht wurde. Da auch Illustratorin und Übersetzerin hochdekoriert sind, waren meine Erwartungen dementsprechend hoch - und konnten nicht in Gänze erfüllt werden, doch dazu später mehr. Denn die Genrezuordnung fiel in jedem Fall noch leicht, handelt es sich bei dem Werk doch klar um ein Jugendbuch, das vom Verlag für Leser:innen ab zwölf Jahren empfohlen wird, eine durchaus realistische Alterseinschätzung, die allerdings wirklich die untere Grenze darstellen sollte. Eine geplante Verfilmung des Buches wurde eingestellt.
Die (altersgerechte) Handlung schildert dabei die Geschichte einer gescheiterten Beziehung in 43 Objekten. Und während die Idee durchaus innovativ ist und in Zusammenarbeit mit den Illustrationen von Maira Kalman toll umgesetzt wird, taucht hier bereits das erste Problem auf. Denn durch das vorweggenommene Ende fehlt es an Spannung, die Geschichte wird antiklimaktisch und entwickelt dadurch auch Längen. Hierbei mischt Daniel Handler die atypische Lovestory mit jugendtypischen Themen wie Peer Pressure und familiären Problemen.
Das Setting vermag hingegen zu überzeugen. Eingebettet in ein übliches klein-/mittelstädtisches amerikanisches Setting, spielt sich die Geschichte einmal quer durch die Stadt und macht unter anderen an der High School, in den Kinos und einem teuren Spezialitätenrestaurant halt - um nur einige der Schauplätze zu nennen. Dabei wird durch Mins Liebe zu dem Kino früherer Jahrzehnte nahezu jede Szene mit (fiktiven) filmischen Szenen illustriert, mit Zitaten bestückt, mit Schauspieler:innen und Handlungssträngen abgeglichen - eine tolle Hommage an die alten Zeiten.
Maira Kalmans Bilder illustrieren die titelgebenden 43 Objekte und hauchen ihnen Leben ein, etwas, das den Figuren durchaus teilweise fehlt. So haben Ed und Min tolle Momente, sie handeln aber gelegentlich auch nicht nachvollziehbar, sind - wie auch einige der Nebencharaktere - teils noch etwas schematisch dargestellt. Daniel Handlers Schreibstil lässt dabei in Zusammenarbeit mit den Bildern das Kopfkino durchaus anlaufen und sich größtenteils leicht und flüssig lesen, die Dialoge lassen hierbei aufgrund unklarer Sprecher:innen-Zuordnung den Lesefluss dann aber doch etwas stocken.
Die Buchgestaltung kann größtenteils glänzen. Lektorat und Korrektorat haben solide gearbeitet, der Buchsatz überrascht durchaus. Der Umschlag ist mit Klappen und farbigen, aber eintönigen Coverinnenseiten versehen, Cover, Coverrückseite, Buchrücken und Farbschnitt mit den Gegenständen illustriert, die eine Verbindung zur Story herstellen. Insgesamt ist der Umschlag dennoch etwas eintönig und trotz der tollen Aufmachung das Cover eher kein Eyecatcher.
Mein Fazit? "43 Gründe, warum es aus ist" ist ein ambitioniertes Jugendbuch mit toller Idee und schönem Setting, das aber etwas in der Umsetzung verliert und in den Dialogen nicht gänzlich überzeugt. Für Leser:innen und Filmliebhaber:innen ab zwölf Jahren dennoch noch zu empfehlen.