Worum geht's?
Angela hier, Angela dort – Marina hat es so satt, dass sich immer alles um ihrer hübsche, begabte Schwester dreht! Angela wird diesen Sommer nach Dublin fliegen, ihre Sprachkünste in einem hochgelobten Camp vertiefen und ihren attraktiven Freund Patrick besuchen. Patrick, den Marina nur von Fotos kennt. Patrick, der Marina nicht mehr aus dem Kopf geht! Doch dann wird Angela plötzlich krank, und nur die kleine Fee Lilian weiß, wie sie geheilt werden kann: Marina muss einen magischen Auftrag erfüllen, der eigentlich für Angela bestimmt war. Um den Schwindel nicht auffliegen zu lassen, gibt sich Marina als ihre Schwester aus. Im Flugzeug nach Irland lernt sie Ciceron, genannt C.C., kennen. Bereits die erste Begegnung verläuft nicht problemlos. Aber C.C. kennt sich mit Fabelwesen aus und Marina braucht seine Hilfe, um Angela zu retten. Zusammen stürzen sie sich während einer magischen Sommernacht in ein großes Abenteuer.
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Kaufgrund:
Das Cover hat mich beim ersten Anblick sofort in seinen Bann gezogen. Die Farben, die Fee, die Atmosphäre – einfach alles hat gestimmt!
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Meinung:
Zu Beginn sei gesagt, dass das Buch ist in drei Teile unterteilt ist: Marinas Zeit daheim, ihr Besuch in Dublin und ihr Abenteuer in der magischen Welt. Jeder Part hat dabei einen völlig anderen Eindruck bei mir hinterlassen.
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Beim ersten hatte ich vorerst ein gutes Gefühl: Der flüssige Schreibstil der Autorin gab mir das Gefühl, sofort in die Geschichte eintauchen zu können. Leider wurde dieser Eindruck durch den Handlungsverlauf sehr schnell zerstört: Die Geschehnisse überschlagen sich, es gibt zu viele Andeutungen und Rätsel, aber keine konkreten Informationen, auf die sich der Leser im weiteren Handlungsverlauf stützen könnte. Einerseits steigert das selbstverständlich die Spannung und macht sehr neugierig, allerdings ist dieser Teil viel zu lang geworden. Nach einigen Seiten ist man genervt, fast frustriert, weil statt Auflösungen nur noch mehr Konflikte auftreten und man beinahe den Überblick verliert.
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Im zweiten Teil des Buches, also während der Zeit in Dublin, hat man zunächst den Eindruck, als wenn es so weitergehen würde. Erreicht man ungefähr die Hälfte es Buches, weiß man zwar worum es geht, aber nicht, worin es enden soll. Langsam(!!!) gerät die Geschichte in Fahrt, weiß dann aber geschickt mit mystischen und märchenhaften Elementen zu überzeugen und mitzureißen.
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Der dritte und letzte Teil war für mich eine riesige Überraschung. Nach dem enttäuschenden ersten, und dem mittelmäßigen zweiten Part hatte ich die Hoffnung schon fast aufgegeben. Sobald die Charaktere sich in der magischen Welt befinden, lässt einen die Geschichte allerdings nicht mehr los. Auch hier überschlagen sich die Ereignisse, aber im positiven Sinn. Eine Auflösung folgt der anderen und plötzlich ist alles, was einen im ersten und zweiten Teil so gestört hat, logisch. Es gibt unzählige Wendungen, die nicht vorhersehbar waren und den Lesereiz stark erhöhen. Mit einem abgerundeten, wunderschönen Ende bringt Carranza ihre Geschichte zu einem großartigen Abschluss, der zum Träumen anregt.
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Von Kapitel zu Kapitel ändert sich die Sichtweise und der personale Erzähler berichtet über die Gedanken und Gefühle einer anderen Figur. Die Charaktere haben mir allesamt sehr gut gefallen. Sie machen zuerst einen unsympathischen Eindruck, beweisen jedoch im weiteren Handlungsverlauf immer mehr Charakterstärken und zeigen ihr wahres Gesicht; sie haben alle Geheimnisse, die mich völlig begeistert haben, als sie aufgeklärt wurden. Besonders Protagonistin Marina überzeugt: Zu Beginn ist sie extrem eifersüchtig auf ihre Schwester und frustriert, da sie gerne genauso viel Aufmerksamkeit bekommen würde. Ihre Emotionen wirken sehr authentisch. Als sie die Möglichkeit bekommt, sich als ihre Schwester auszugeben, ist sie sofort begeistert. Durch die Geschehnisse innerhalb des Buches findet sie immer mehr zu sich selbst. Aber auch Cicerons Wandel, da er lernen muss, mit seiner Internetsucht umzugehen, habe ich gerne mitverfolgt.
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"Eine magische Sommernacht" behandelt auch schwerwiegende Themen wie Internet- und Spielesucht. Ciceron ist der Sucht absolut verfallen und tut alles, um für ein paar Minuten ins Netz zu gelangen. Erschreckend ehrlich wird der Leser damit konfrontiert. Dieser Aspekt hat mir sehr gut gefallen, da er an manchen Stellen zwar humorvoll erscheint, insgesamt aber durch seine Realitätsnähe schockiert.
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Cover:
Das Cover ist der wahnsinn. Allein die Farben strahlen eine mystische Atmosphäre aus. Die kleine Fee mit den leuchtenden Flügeln, die Verzierungen im Hintergrund, die strahlenden Sterne und die dunklen Bäume versprechen eine aufregende Geschichte. Auch das weglaufende Mädchen finde ich dieses Mal sehr passend! Das Cover ist wirklich ein Highlight.
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Fazit:
Ich hätte mir gewünscht, dass das gesamte Buch so toll gewesen wäre wie der letzte Part. Erst während der zweiten Hälfte des Buches konnte mich die Handlung begeistern; der Anfang war viel zu langatmig und zu überfüllt mit haltlosen Andeutungen, während das Ende so sehr in den Bann zog, dass man gar nicht mehr aufhören wollte zu lesen. Die Charaktere und die Themen konnten mich durchaus überzeugen. Nach der letzten Seite muss ich zugeben, dass mir "Eine magische Sommernacht" gut gefallen hat, obwohl ich besonders im ersten Drittel starke Einstiegsschwierigkeiten hatte. Ich vergebe gute 3 Sterne.