Maja Günther

Das Buch ist in Ordnung, nicht viel Neues (vielleicht sogar gar nichts) enthalten, aber trotzdem interessant. Man kann sich zwischendrin mit dem Thema beschäftigen, allerdings sind viele Sachen nur kurz angedeutet, dann gehts direkt weiter zum nächsten Punkt.

Aus Gründen, die mir studierte Psychologen sicher hervorragend erklären könnten, spüre ich in mir eine gewisse Skepsis gegenüber dieser Berufsgruppe. Vielleicht, weil sich einige von ihnen bei wichtigen Begutachtungen von Straftätern leicht in die Irre führen lassen. Oder weil man einfach vorher nicht weiß, was sie wirklich können, sich aber im Ernstfall sofort völlig offenbaren muss. Dass jemand etwas studiert hat, muss noch lange nicht heißen, dass er es auch sehr gut anwenden kann. Leider hat sich das noch nicht überall herumgesprochen.

Und ehrlich gesagt hatte mich der Buchtitel auch etwas befremdet. Ich soll mich also nicht vergleichen. Das ist völliger Blödsinn, weil wir uns von der Geburt an ständig automatisiert an anderen orientieren. Wäre das nicht so, würden wir geistig und vermutlich auch körperlich zurückbleiben. Vergleichen gehört einfach zum Leben.

Etwas überraschend nimmt Maja Günther diese dumme Aufforderung dann im Text auch zurück. Völlig richtig beschreibt sie die verschiedenen Arten, wie man sich mit anderen vergleicht. Nicht der Vergleich birgt irgendeine Gefahr in sich, sondern eine fehlende Selbstakzeptanz, ein geringes Selbstvertrauen oder schlimmer noch jede Art von Selbsthass. Wenn man sich in solchen Situationen vergleicht, dann macht man das nicht, um etwas zu lernen, sondern sucht Futter, um sich im Negativen zu beweisen. Es kann also nicht um die Abschaffung oder Stigmatisierung von Vergleichen gehen, sondern es muss die diabolische Selbstbestätigungsfalle der scheinbaren eigenen Wertlosigkeit beseitigt werden.

„Sei du selbst!“, ist in meinen Augen ebenso eine überaus dämliche Aufforderung, weil man meistens gar nicht weiß, wer man eigentlich ist. Und chronisch faule Menschen würde man mit einem solchen Spruch vermutlich begeistern. Aber auch diese Dummheit nimmt die Autorin dann im Buch zurück. Sie versucht dort nämlich Anleitungen zu vermitteln, wie man seinen inneren Kern finden könnte. Leider gibt es im Buch auch Übungen, die für mich nichts weiter als albern sind. Möglicherweise bin ich aber auch chronisch renitent gegen solche Anweisungen.

Immerhin aber – und deswegen die vier Sterne – bietet der Text eine gewisse Anleitung dafür, Ursachen für eine ständige, oft diffuse Unzufriedenheit aufzudecken. Meistens nämlich weiß man gar nicht, wo diese eigentlich wirklich in einem zu Hause sind. Mit der strukturierten Herangehensweise, die die Autorin hier anbietet, wird das einfacher herauszufinden sein. Und wenn man das dann schon einmal weiß, ergeben sich vielleicht neue Horizonte und Lösungen.

Abgesehen von der in solchen Büchern üblichen Langatmigkeit findet man in ihm einige praktisch gut verwertbare Verfahren, um einer anhaltenden Unzufriedenheit auf den Grund zu gehen. Sein Titel ist leider irreführend, weil er den Kern dieses Textes nicht abbildet.

Titel: „“Vergleiche dich nicht, sei du selbst“

Autor/Autorin: Maja Günther

Verlag: Knaur 2021

Seitenanzahl: 190

Inhaltsangabe (Quelle: www.amazon.de) :

„Raus aus der Vergleichsfalle – hin zu einem selbstbestimmten Leben. Das Praxisbuch mit konkreten Hilfestellungen.
Wir vergleichen uns ständig: Andere sehen besser aus, machen Dinge besser und geschickter als wir und haben einfach viel mehr vom Leben ...
Die charismatische Psychologin (HP) Maja Günther kennt aus ihrer Beratungs-Praxis viele solcher Fälle, und durch die sozialen Medien werden es zunehmend mehr. Deshalb hat sie ein alltagsnahes Coaching zur Selbsthilfe entwickelt, das Menschen hilft, ihren Selbstwert wahrzunehmen und zu sich zu stehen: Schritt für Schritt aus der Unsicherheit des Vergleichens hin zur authentischen Selbstakzeptanz.
Maja Günther erklärt die psychologischen Hintergründe, die dem ständigen Vergleichen zugrunde liegen und uns seit unserer Kindheit prägen. Sie sagt: „Vergleichen ist so, wie wenn wir durch ein Schlüsselloch schauen: Wir sehen nicht das ganze Bild, sondern nur einen kleinen Ausschnitt, der nichts über die Realität aussagt.“
In ihrem psychologischen Coaching-Ratgeber begleitet sie uns durch diesen wichtigen Prozess der Persönlichkeitsentwicklung hin zu mehr Selbstwertgefühl. Alles beginnt mit Bewusstwerdung und führt letztlich dazu, sich aus der eigenen Komfortzone zu wagen und dadurch sich selbst und auch andere in ihrer Einzigartigkeit wahrzunehmen.
Ganz nach dem Motto: Sei du selbst – alle anderen gibt es schon!“

persönliche Einschätzung des Buches:

Für mich persönlich ist das Vergleiche-anstellen ein interessantes und immer wieder präsentes Thema in meinem Leben. Daher war es mir ein Bedürfnis diese Anleitung zur Selbstakzeptanz zu lesen und mir wichtige Aussagen der Autorin zu notieren.

Ich mag an diesem Ratgeber vor allem die leichte Verständlichkeit des Textes, die kurzen, aber auf den Punkt gebrachten Aussagen, den Aufbau und die Übersichtlichkeit, wie auch die aufgeführten Veranschaulichungen in Wort und Schemata.

So einige Dinge waren mir aus anderen Ratgebern bekannt, aber auch so konnte ich einige neue Erkenntnisse aus dem Buch ziehen. Es kommt ja zumeist auch darauf an, wie einem jemand etwas näher bringt und erklärt. Ich fühlte mich von dem Thema angesprochen und von der Autorin sehr dahingehend motiviert, die darin enthaltenden Übungen auszuführen und Erkenntnisse für mich anzunehmen und in mein eigenes Leben zu übernehmen.

Natürlich wirken sich die hier gebotenen Ratschläge nicht sofort aus, alles braucht Zeit und so einiges an Übung und Wiederholung, bevor man eine Veränderung in der Denkweise bzw. Lebensweise spürt. Das ist völlig normal. Aber als Inspiration und Anstupser zur Selbstreflektion kann ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen. Wir alle sind und leben unterschiedlich, deshalb wird das Gelesene auch von jedem individuell wahrgenommen und angenommen werden. „…dass jeder Mensch ist das Maß seiner Dinge ist.“ (Seite 121)

Bewertung:

5 von 5 Sternen