Cover des Buches Die Spiegel von Kettlewood Hall (ISBN: 9783426520789)
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Rezension zu Die Spiegel von Kettlewood Hall von Maja Ilisch

Spannender Gaslicht-Fantasy Besuch im viktorianischen England

von blattzirkus vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Spannend – jedoch hat mir etwas Action gefehlt. Der Stil bewegt dazu, weiterlesen zu wollen, da es so gut geschrieben ist.

Rezension

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blattzirkusvor 6 Jahren

Ich habe dieses eBook im Zuge der Lovelybooks Leserunde erhalten. Bei dieser Rezension handelt es sich alleine um meine Meinung.


Buchinformationen


Titel: Die Spiegel von Kettlewood Hall

Autor: Maya Ilisch

Typ: eBook

Seiten: ca. 471 (gelesen am iPad)

Genre: Gaslicht-Fantasy

Preis: € 4,99


Herausgeber: Knaur

Herausgegeben am: 01.Februar 2018


Handlung


Die 14 jährige Iris Barling macht sich auf nach Kettlewood Hall, mit einer Schachfigur im Gepäck, um herauszufinden, ob dort ihr verschollener Vater zu finden ist. Ihre Mutter, welche vor weniger Zeit verstorben ist, sprach nie über Iris’ Vater, weswegen das Mädchen glaubt, in Kettlewood Hall ihre Antworten zu finden. Doch dort angekommen, trifft sie nur auf eine abweisende Familie, welche keine uneheliche Tochter einer Dienstmagd bei sich aufnehmen möchte. Iris merkt, dass es in diesem Haus nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint, denn überall hängen Spiegel, bei denen es so wirkt, als würde sich etwas darin bewegen.


Meine Meinung


Zuerst muss ich loswerden, dass ich immer wieder gerne das eBook aufgemacht und weitergelesen habe. Das was bei meinem letzten Buch leider nicht so, weswegen ich mich über dieses umso mehr gefreut habe! Dazu hat mir der Schreibstil zu viel Spaß gemacht.


Die Spiegel von Kettlewood wirkten auf mich zuerst wie ein Gruselroman mit spukenden Geistern oder Dämonen in einem verlassenen Herrenhaus, ganz nach Die Frau in Schwarz. Also, als ich mir das Cover und den Klappentext durchgelesen habe. Mit der Vermutung lag ich aber etwas sehr daneben, wurde aber dennoch mit einer gerne gelesenen Geschichte belohnt. Ganz gruselfrei ist es aber dann doch nicht.


Die Hintergrundgeschichte der Protagonistin Iris wird stabil aufgebaut, ohne dass ich das Gefühl bekommen habe, damit überfordert zu werden. Weitere Informationen werden in die Handlung fließend eingebaut und wirkten nicht so, als müsste die Geschichte “pausiert” werden, um zuerst den Charakter zu beschreiben oder erklären zu müssen. Da die Handlung im viktorianischen England spielt, wirkt sie für mich sehr gut recherchiert und detailliert, auf keinen Fall oberflächlich.


Wir treffen Iris als eine Kinderarbeiterin in einer Baumwollfabrik an. Das Mädchen ist schon alleine aus dem Grund nicht perfekt, da ihr zwei Finger bei der Arbeit in eine Maschine geraten und abgerissen wurden, sie ist nicht die eifrigste Schülerin und ist Waise, da ihre Mutter vor kurzer Zeit gestorben ist und das Mädchen nie ihren Vater kennengelernt hat. Sie hat ihre naiven und gedankenlosen Momente, was sie aber als 14 Jährige umso realistischer macht. Iris durchläuft vom Anfang bis zum Ende des Buches eine Charakterentwicklung, die sie unter anderem von einer eher faulen zu einer sehr eifrigen Schülerin mit einem Ziel im Leben macht.


Iris wird aufgrund der Tatsache, dass ihre Mutter ihr eine Springer-Schachfigur hinterlassen hat, in eine Familienaffäre dämonischer Art hineingezogen. Diese lässt sich nur durch eine Partie Schach lösen. Die Familie hält nicht viel von dem Mädchen, da sie das uneheliche Kind eines Dienstmädchens ist und alle Fäden in der Hand hält, um den Fluch für eine weitere Generation zu beenden. Schach als Handlungspunkt einzuführen, aber als als erzählerische Form zu finden, ist eine ausgefallene Idee, bei welcher man nicht voraussehen konnte, wie es weitergeht.


Von der Auflösung des Buches war ich jetzt nicht so mega überrascht, am Ende kommt es mir jetzt so logisch vor, dass es mir fast ein wenig langweilig war. Wobei langweilig das falsche Wort dafür ist, wohl eher vorhersehbar. Iris ist nie auf ein Hindernis gestoßen, bei dem ich mir denken musste: “Ui, das war’s jetzt für sie. Da kommt sie nicht mehr raus.” Nie hatte ich das Gefühl, dass Iris in Gefahr schweben kann. Was jeder für sich entscheiden kann, ob es ein guter oder schlechter Punkt ist. Ich bin kein Fan davon.


Dann spielt noch die Liebesgeschichte von Iris und Victor, dem Sohn des Earl von Kettlewood, betont eine Rolle in dem Buch. Die war mir ein wenig zu schmalzig und zu sehr Liebe auf den ersten Blick. Viele mögen das, ich bin nicht unbedingt der Fan davon. Einerseits finde ich aber, dass es in diese Zeit ganz gut gepasst hat, weswegen ich nicht wirklich böse darauf bin, dass dem Teil so viel Beachtung geschenkt wurde. Victor kam mir als Charakter auch zu glattgestrichen vor, wie ein Spiegel. Rückblickend gesehen waren Iris und Victor auch die einzigen Charaktere für mich, die wirklich ins Augenmerk genommen wurden und von denen ich das Gefühl habe, besser zu kennen.


Schreibstil


Den Schreibstil mochte ich sehr gerne, er hat mich dazu bewegt, stetig und sehr freudig weiterzulesen. Maja Ilisch verwendet keine unnötigen, unlogischen Beschreibungen, um etwas besser klingen zu lassen, was meiner Meinung nach heutzutage im englischen Young Adult Genre sehr häufig passiert. Die Geschichte hat mich genug gefesselt, dass ich weiterlesen wollte und ich war auch zu keinem Zeitpunkt von den Charakteren genervt.


Fazit


Ich gebe Die Spiegel von Kettlewood Hall von Maja Ilisch 4 von 5 Sterne. Einerseits weil ich mir mehr Höhepunkte erwartet hätte, andererseits wirkte das Buch auf mich anfangs so, als wäre es ziemlich gruselig, was es schlussendlich aber nicht war. Vielleicht habe ich mir zu viel Grusel erwartet ODER ich bin von Stephen King abgehärtet. Das Buch hat mich auf jeden Fall dazu bewegt, mehr von Maja Ilisch zu lesen und ich bin glücklich, über die LovelyBooks Leserunde gestolpert zu sein.

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