Hej Maja, was ist das schönste Feedback, das du von deinen Lesern erhalten hast?
Nach Lesungen der ersten beiden Bände meines Klima-Quartetts kamen einige junge Mädchen im Alter von 18, 19 Jahren zu mir, die mir unabhängig voneinander erzählten, dass sie vor dem Lesen sehr auf sich selbst fokussiert waren, wenig Selbstbewusstsein hatten, sich viel mit ihrem Aussehen und Dingen wie Make-Up beschäftigt haben. Nach dem Lesen hat sich ihr Blick gewendet und aufgrund meiner Bücher sorgen sie sich nun mehr um die Welt als ihr Spiegelbild. Und das zu hören ist einfach wundervoll. Menschen zu erreichen und insbesondere junge Menschen und etwas in ihnen zu bewegen, ist etwas, was mich sehr dankbar macht.
Wann kommen dir die besten Ideen?
Ich bekomme die ganze Zeit neue Ideen, ich habe so viele Ideen in meinem Computer, du kannst dir nicht vorstellen, wie viele das sind. Es gibt keine Regeln, wann mir neue Ideen kommen. Aber ich gehe sehr viel spazieren und regelmäßig laufen und dabei ist es mir wichtig, nichts zu hören; keine Musik, keine Hörbücher. Denn genau diese Zeit beim Spazieren gehen und Laufen nutze ich, meinem eigenen Kopf und meinen Gedanken zuzuhören und das sind Momente, in denen mir immer wieder Ideen kommen oder sich vorhandene Ideen vertiefen.
Hast du ein Lieblingswort?
Da habe ich noch nie drüber nachgedacht. Ich glaube, ich muss den Klang des englischen Wortes "be/bee" nehmen, da es das "Dasein", unser "Sein" beschreibt und die Biene.
Welchen anderen Job würdest du gerne für einen Tag ausüben?
Ich liebe es zu fotografieren, also wäre ich vielleicht gerne Fotografin. Oder Imkerin.
Welches Buch verschenkst du gerne?
Aktuell verschenke ich sehr gerne "Die Gabe" von Naomi Alderman. Es ist eine fantastische Geschichte und es bringt Freude, darüber zu reden.
Gibt es etwas, das du gerne lernen würdest?
Ich würde gerne mehr über Fotografie lernen. Wenn ich über etwas schreibe, tauche ich immer tief in meine Themen ein und versuche, so viel wie möglich darüber zu lernen. In allen Büchern des Klima-Quartetts geht es im Wesentlichen um Biologie und inzwischen würde ich am liebsten Biologie studieren, um wirklich alle Zusammenhänge verstehen zu können.
Wo in Norwegen sollten wir unbedingt hinreisen und welches Buch sollten wir dabei lesen?
Definitiv an die Westküste. Mit "Die Geschichte des Wassers". Die Westküste ist traumhaft schön mit ihren Fjorden. Die Landschaft um Oslo herum ist ein bisschen langweiliger, also bereist auf jeden Fall die Westküste, die Fjorde sind spektakulär.
Dein Lieblingsort in Norwegen:
Da muss ich Oslo nennen und zwar genauer gesagt mein Zuhause. Besonders jetzt, seit ich so viel reise, muss ich sagen, dass es keinen schöneren Ort als mein Zuhause gibt.
Ein Satz über "Die Geschichte des Wassers":
Es handelt von dem Wert des Wassers und dem Wert der Liebe.
Ein Satz aus "Die Geschichte des Wassers":
Es gibt in dem Buch ein Kind, das fragt: "Wie kann jemand überhaupt Wasser besitzen?" Ich finde, das ist eine sehr gute und sehr wichtige Frage, die wir uns alle stellen sollten.
Und dann gibt es noch eine Diskussion zwischen Signe und Magnus über Hochspannungsleitungen, in der Signe sehr pessimistisch und sarkastisch ist. Magnus sagt: "Denk an die Jahre nach dem Krieg, an alles, was wir geschafft haben. Alles, was Europa in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt hat. Als die Menschen zusammen angepackt haben." Und ich denke, das ist etwas, was wir alle realisieren müssen, wie viel wir schaffen können, wenn wir alle zusammen arbeiten.
Oh, jetzt fällt mir noch ein Satz ein. Es gibt eine Szene, in der Signe sagt, dass nichts, was sie getan hat, je einen Unterschied gemacht hat. Und Magnus antwortet: "Das stimmt nicht. Du weißt nicht, wie die Welt aussehen würde, wenn du es nicht getan hättest." Vielleicht ist das sogar der Beste Satz!
Die parallelen Handlungsstränge sind ein typisches Merkmal deiner ersten beiden Teile des Klima-Quartetts. Ich vermute, dass sich das in den weiteren Bänden fortsetzt. Wieso ist die Einbeziehung der Vergangenheit und Zukunft in deinen Büchern so wichtig?
Meine Geschichten beginnen in meinem Kopf immer mit den Figuren und ihren Geschichten. Aber wenn ich mich dann tiefergründig mit den Geschichten und den Themen auseinandersetze, an denen ich arbeite, merke ich, wie bedeutsam es ist, was in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft passiert. Eine meiner großen Fragen meines Klima-Quartetts ist: "Wie sind wir da gelandet, wo wir jetzt sind? Wie kommt es, dass das menschliche Tier den Planeten so regiert, wie wir es tun? Wieso herrschen wir derart über die anderen Tiere? Gibt es etwas in uns, was wir zu etwas Positivem nutzen können? Haben wir es in uns, dass wir es schaffen können, einen positiven Wandel zu bewirken? Das sind die Fragen, mit denen ich immer wieder hadere. Warum sind wir so dumm und so klug zur gleichen Zeit? Können wir den guten Teil ins uns mehr hervorbringen? Kann er über den schlechten gewinnen, so dass wir die Welt zu einem besseren Ort machen können, für uns und all die anderen Spezien auf unserem Schiff? Um all diesen Fragen nachgehen zu können und vielleicht sogar Antworten zu finden, muss ich mich in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft begeben. Und im nächsten Buch, Teil drei des Klima-Quartetts, werden wir tatsächlich eine der Figuren aus "Die Geschichte des Wassers" wiedertreffen und im vierten und letzten Buch werde ich alle vier Geschichten zusammenbringen. Für mich ist das Ganze wie ein riesiges Puzzlespiel. Alle Bücher sind in ihren verschiedenen Teilen miteinander verbunden und es ist an mir, alles an der richtigen Stelle zusammen zu bringen. Nach dem Lesen des ersten und zweiten Buches erkennt der Leser noch nicht das Muster, aber das werdet ihr nach dem dritten Buch!
Gibt es einfache Dinge, die wir für unseren Planeten in unseren Alltag einbauen können?
Es ist ganz simpel: Zu allererst musst du die richtigen Politiker wählen. Und darüber hinaus denke ich, dass inzwischen fast alle wissen, was wir tun könnten: Weniger Dinge kaufen, weniger Plastik benutzen, weniger Fleisch essen, weniger fliegen. Wir wissen um all diese Dinge. Wir müssen sie nur immer wieder erinnern und einprägen und einfach umsetzen. Und ein paar von uns könnten im eigenen Umfeld etwas bewirken. Dafür musst du nur die Augen öffnen und dich umschauen und schon siehst du kleine Dinge vor deiner Tür, bei denen du etwas bewirken kannst. Es sind die kleinen Schritte, die wir unternehmen, zum Beispiel mit unseren Nachbarn, die helfen. Doch das Allerwichtigste überhaupt ist, zu begreifen, dass es all diese kleinen Dinge sind, die am Ende einen großen Unterschied machen. Dass sie wirklich bedeutsam sind, dass du und dein Verhalten für unseren Planeten wirklich bedeutsam sind. Und nie die Hoffnung zu verlieren. Denn wenn du die Hoffnung verlierst, verlierst du auch den Mut und die Kraft, etwas zu bewegen. Und am Ende ist es die Summe der kleinen Taten, die einen großen Unterschied machen.
Wir befinden uns nun in der Halbzeit des Klima-Quartetts und nach Insekten und dem Wasser nähern wir uns dem dritten Band über gefährdete Tierarten, ehe der letzte Band über Samen alle Bücher miteinander verknüpft. Kannst du uns schon ein bisschen mehr über den nächsten Band verraten?
Das dritte Buch über bedrohte Tiere spielt in Russland, im Jahr 1881, in der Mongolei, im Jahr 1992 und in Norwegen, im Jahr 2065. Und in der Geschichte, die 2065 in Norwegen spielt, treffen wir erneut auf einen der Hauptcharaktere aus "Die Geschichte des Wassers". Das vierte Buch lässt hoffentlich alle Fäden zusammenlaufen, so dass alles einen Sinn ergibt, sich zusammenfügt und es handelt von allem, was wächst, alles, was grün ist, Pflanzen, Samen. Ich muss es nur noch schreiben. Das Schreiben am dritten Buch läuft wirklich gut, ich hoffe, dass es im nächsten Herbst erscheint. Also bin ich auch hoffnungsvoll, was das vierte Buch betrifft.
Welche der Figuren aus deinen bisherigen Büchern würdest du gerne treffen und was würdet ihr gemeinsam unternehmen?
Ich wäre so gerne mit George aus "Die Geschichte der Bienen" zusammen draußen bei den Bienen. Ich habe das Imkern natürlich beim Schreiben des Buches ausprobiert, aber ich würde es so gerne zusammen mit George erleben und weiß, ich könnte so viel von ihm lernen. Mit Bienen zusammen zu sein ist etwas so Friedliches, fast Meditatives. Du musst ganz ruhig sein, dich ganz ruhig bewegen, konzentrieren, du kannst mit deinen Gedanken nirgendwo anders sein. Wir würden wahrscheinlich nicht viel reden. George ist kein Mann vieler Worte, wir könnten ganz wunderbar miteinander schweigen.
Oder, ja natürlich, ich würde so gerne mit einem anderen meiner Charaktere, Signe, segeln. Vielleicht würde ich das sogar noch mehr genießen. Es wäre wunderbar, mit Signe über die Meere zu segeln. Oder vielleicht doch nur für einen Tag. Ich glaube, es kann ganz schön anstrengend sein, eine längere Zeit mit ihr verbringen zu müssen. Ein einzelner perfekter Segeltag, das wäre es!