Cover des Buches Das möge Gott verhüten (ISBN: 9783832195199)
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Rezension zu Das möge Gott verhüten von Majella Lenzen

Rezension zu "Das möge Gott verhüten" von Majella Lenzen

von savanna vor 14 Jahren

Rezension

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savannavor 14 Jahren
Dieses Buch soll ausdrücklich nicht als Abrechnung mit der katholischen Kirche verstanden werden, sondern als eine sehr persönliche Biographie. Dennoch ist es vor allem der Konflikt mit den Kirchenoberen und der Austritt aus dem Orden, welche das Interesse der Leser und Medien weckt. Zu viele Menschen sind von der Unflexibilität der christlichen Weisungen enttäuscht und wünschen sich gerade im Umgang mit der weltweiten HIV-Problematik auch aus dieser Richtung eine realitätsnahe Leitlinie. Die drastischen Erfahrungen und der ausgesprochene Mut der deutschen 'Ex-Nonne' machen das Buch mit dem eindringlichen Titel so besonders. Mit „Das möge Gott verhüten“ veröffentlicht Majella Lenzen eine Reihe spannender Einblicke in die praktische Missionsarbeit und eine lange Liste persönlicher Zwiegespräche, die sie in ihrer Rolle als 'weiße' Nonne in Afrika immer wieder führen musste. Nicht zuletzt ihr Umgang mit den einschneidenden Veränderungen, die sie wieder zurück nach Deutschland geführt haben, offenbart den Lesern eine ausgesprochen starke Persönlichkeit. In biographischer Manier hat Lenzen ihren Lebensweg notiert, der sie bereits als junge Nonne in Krankenhäuser von Kenia, Tansania und Simbabwe führt, um Notleidenden zu helfen. Für viele Phasen ihres Lebens hat sie dem Werk Bildmaterial beigefügt, so dass der Leser leicht das Gefühl erhält, diese außergewöhnliche Frau gut zu kennen. Medizinisches Fachwissen und christliche Weisungen wendet Lenzen jahrzehntelang in voller Überzeugung ihrer Tätigkeit an und wird wegen ihres unermüdlichen Einsatzes bald schon zur Leiterin eines Krankenhauses im Nordosten Tansanias ernannt. Doch werden der deutlichen Verbesserung der lokalen Gesundheitsvorsorge rasch Grenzen gesetzt: Durch absurde Ordensregeln, die offensichtlich nicht das Wohl der Mitmenschen, sondern das Fortbestehen angestaubter Verhaltensmuster in den Vordergrund stellen. Nach über dreizig Jahren intensiver Krankenpflege im östlichen und südlichen Afrika muss Lenzen als Schwester Maria Lauda schließlich die schwerste Enttäuschung aus den eigenen Reihen verkraften: Mit ihrem Engagement in der AIDS-Prävention agiert sie nicht länger konform den Ordensregeln, wird erst innerhalb der afrikanischen Missionsstrukturen versetzt und schließlich zum Ausstieg gedrängt. Ganz konkret war sie an der Verteilung von Kondomen an Prostituierte beteiligt – einer aus medizinischer Sicht dringend empfohlenen Präventionsmaßnahme in Ländern mit derart hohen HIV-Raten. Es ist die Fassungslosigkeit über rigorose Strukturen im eigenen Orden und starre Verhaltensregeln des katholischen Kirchenkörpers, die Lenzen an der Institution Kirche zweifeln lassen. Unverändert jedoch hält sie an ihrem Glauben, ihrer Nächstenliebe und auch ihrer Liebe zum afrikanischen Kontinent fest und spricht damit sicher einigen Christen aus der Seele: 'Kirche' und 'Glaube' sind zwei Aspekte, die durchaus auch getrennt voneinander betrachtet werden können.
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