... und dies gilt nicht nur für Malaika Mihambos bisheriges Leben, welches, wie das der meisten Menschen, von Glück und Unglück, Erfolgen und Misserfolgen geprägt war, sondern auch für dieses Buch.
Während mir im Vorwort sehr gut gefiel, dass sich die Autorin nicht als Geberin von Ratschlägen versteht, muteten weite Strecken des dahinter folgenden Textes eben doch genau so an. Auch in Form von Ich-Botschaften verpackte Weisheiten jedweder Art sind schlussendlich nichts als Ratschläge...
Beim Lesen schwankte ich kurioserweise fortwährend zwischen meiner erwachsenen, 43-jährigen Perspektive, die vieles des Geschilderten abgeklärt und fast ein wenig gelangweilt (im Sinne von: "Ja, so ist das Leben - und die oder die Erkenntnis macht wohl jede/r im Laufe dessen") betrachtete und derjenigen meiner Tochter, selbst jugendliche Leichtathletin und Fan von Malaika Mihambo. Aus der Reflektion über die Frage "Wie kommt das, was ich lese, bei dieser (der wichtigsten, wie ich denke) Zielgruppe an?" entstanden sowohl mein größtes Lob als auch meine härtesten Kritikpunkte des Buches. Der Umgang mit Druck, die Selbstliebe, die Haltung zu Misserfolgen und der Meinung der anderen - all dies sind großartige Passagen (mein Lieblingskapitel ist das 19.: "Druck, den man nach und nach abbauen kann"), die ich meiner Tochter wieder und wieder zu Lesen geben möchte. Keinesfalls aber Kapitel 18: "Essen - ein Schlüssel zur eigenen Gesundheit", in dem Mihambo von ihrem äußerst eingeschränkten Speiseplan berichtet und bspw. auch davon, wie sie Heißhungerattacken erst durch Trinken und dann durch Ignorieren derselben begegnet. Solche Statements schüren meiner Meinung nach die Entwicklung von Essstörungen, gerade unter der gefährdeten Gruppe junger, erfolgreicher Athletinnen. Dass Mihambo, obwohl ihr trefflich als "woken" klassifizierbares Buch viele Lebensthemen abdeckt, kein einziges Wort zum Thema "Essstörungen im Sport" verliert, ist in diesem Kontext bedenklich.
Ein weiterer Kritikpunkt von mir ist die fragliche Arbeit des Lektors. Zumindest mich störte die z.T. fehlende zeitliche Kohärenz sowie die dann doch Beliebigkeit der Themen. Mittendrin fühlt man sich plötzlich wie bei einer Reiseberichterstattung (mit drei in drei aufeinanderfolgenden Kapiteln geschilderten Reisen), während es wenig später dann doch wieder für Seiten auf den Sportplatz geht.
Alles in allem ein für Interessierte (Fans, Sportler) sicher lesenswertes Buch, was gut für einige Erkenntnisse ist, doch o.a. Schwächen aufweist.