JJ Bola spricht in seinem Buch „Sei kein Mann“ eine fehlgeleitete Sozialisation von Männern an und nimmt damit das Patriarchat in Theorie auseinander. Anlass dazu gaben ihm Erfahrungen in seiner eigenen Biografie, aus denen er erzählt. Mit seinen Ansätzen appeliert er an Emanzipation von der eigenen toxischen Männlichkeit und Feminismus. Wenn man sich durch durch sein Buch liest, fragt man sich, warum es diese Geschlechterunterschiede gibt, warum es für Frauen so viel einfacher ist sich zu umarmen und Wangenküsse zu geben und Männer dies untereinander vermeiden, um auch nicht nur den Gedanken schwuler Tendenzen aufkommen zu lassen. Zudem hat mich aus seinem Buch eine These unglaublich erstaunt, weil sie so abstrakt und doch so plausibel ist, nämlich dass für Männer harmlose Raufereien bis gefährliche Schlägereien sind, die fehlende physische Nähe zu kompensieren, die sie nicht in freundschaftlichem Verhältnis mit dem eigenen Geschlecht, sondern nur in intimer Nähe durch das andere Geschlecht erhalten. Damit und mit vielen weiteren Beispielen in seinem Buch beweist er, dass Männer vom Patriarchat nicht per se profitieren, sondern leiden und wie auch Frauen systematisch benachteiligt werden.
Insgesamt versucht JJ Bola zu vermitteln, dass der aktuelle Feminismus die Gleichberechtigung beider Geschlechter zu erwirken versucht und damit nicht nur gut für Frauen sondern eben auch für Männer ist. Es ist so unglaublich positiv und stimmt mich optimistisch, das endlich mal von einem Mann zu lesen! Dieses Buch sollten möglichst viele Menschen lesen!
Malcolm Ohanwe
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Worum geht es?
Viele Männer leiden unter dem Rollenbild, dem sie glauben entsprechen zu müssen. JJ Cola klärt auf, welche Verbesserungen eine Abkehr von diesem Bild bringen würden.
Worum geht es wirklich?
Gefühle, Kulturen und Handlungsvorschläge.
Lesenswert?
Prinzipiell ja. Zu allererst wird hier ein wichtiges und auch interessantes Thema behandelt. Denkt man an das Patriarchat, glaubt man oft, dies sei für alle Männer eine tolle Erfindung. Allerdings bietet diese Struktur nur ganz begrenzte und bestimmte Rollenbilder für Männer, die keinen Platz für Emotionen, Verletzlichkeit und Schwäche lassen. Der Verlust, diese Gefühle besitzen zu dürfen, bringt jedoch eine ganze Reihe an Problemen hervor, durch die viele Männer doch wieder unter dem System leiden und sich mit ihrer Situation teilweise alleine fühlen. Was im schlimmsten Fall zum Beispiel in Suizid enden kann.
Dabei beginnt die Erziehung zu diesem Rollenbild schon sehr früh und bereits hier könnte man Jungen helfen, in dem sie sich auch fernab davon entwickeln dürfen.
Der Autor ist britischer Aktivist, viele seiner Ansichten und Aussagen passen jedoch auch auf die deutsche und generell die westliche Gesellschaft. Er spricht auch trans und nicht-binäre Personen an, zeigt die verschiedenen Geschlechtsvorstellungen in unterschiedlichen Kulturen auf und gibt konkrete Tips, wie man eine Gesellschaft besser gestalten kann. Wie man Jungs anders sozialisieren kann oder wie auch erwachsene Männer Situationen schaffen können, die ihnen ein Abweichen von der Rolle des Ernährers, Beschützers und unsensiblen Mannes erlaubt.
Denn schlussendlich würde davon die gesamte Gesellschaft profitieren.
Zwei Punkte habe ich generell zu kritisieren: Zum einen finde ich schwierig zu verstehen, an wen sich dieses Buch richtet. Teilweise wissenschaftlich mit Studien, dann wieder sehr autobiographisch und erzählend. Manchmal habe ich das Gefühl, die lesende Person müsse ein Mann sein, um alles zu verstehen. Manchmal es würde sich an Eltern richten, die Input zur Erziehung der Kinder bekommen könnten. Manchmal an junge Frauen gerichtet, damit auch diese kein stereotypes Rollenbild von Männern entwickeln.
Diese unklare Situation, an wen er sich richtet, lässt das ganze teilweise etwas schwammig und angreifbar wirken. Quasi nichts halbes und nichts ganzes.
Auch die gewählten Zitate sind zwar inhaltlich interessant, die Namen jedoch nicht aussagekräftig. Da hätte ich mir mehr Erklärung gewünscht oder die Zitate auf andere Art und Weise eingebettet.
Des weiteren empfand ich die Sprache als holprig, vor allem im ersten Teil des Buches. Die Sätze waren teilweise seltsam konstruiert, eventuell zu nah an einer wörtlichen Übersetzung? Dadurch entstanden Schachtelsätze, die das Lesen eher unangenehm gemacht haben. Im Laufe des Buches wurde dies entweder besser oder ich habe mich daran gewöhnt, das kann ich nicht sagen. Die Sprache, im Sinne von gewählten Fachbegriffen, und auch der Umgang mit englischen Redewendungen fand ich hingegen eher positiv.
Ich glaube dieses Buch könnte als genereller Einstieg in das Thema ganz geeignet sein, wer sich schon ein bisschen auskennt, wird jedoch nicht viel neues erfahren.
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