Malin C. M. Rønning

 4 Sterne bei 6 Bewertungen
Autor*in von Skabelon.

Lebenslauf

Malin C. M. Rønning, geboren in Porsgrunn (Norwegen), hat creative writing und literarische Gestaltung studiert. Sie lebt und arbeitet in Oslo.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Malin C. M. Rønning

Cover des Buches Skabelon (ISBN: 9783792002728)

Skabelon

(6)
Erschienen am 14.03.2022

Neue Rezensionen zu Malin C. M. Rønning

Cover des Buches Skabelon (ISBN: 9783792002728)
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Rezension zu "Skabelon" von Malin C. M. Rønning

roomwithabook
Mitten im Wald

Urd wächst mit ihren Eltern und sieben Geschwistern in einem Haus mitten im Wald auf. Das könnte idyllisch sein, ist es aber nicht, denn die Eltern vernachlässigen ihre Kinder auf eine allumfassende Art und Weise. Der Vater ist Waldarbeiter und oft über Monate hinweg unterwegs, und wenn er da ist, lebt er in einem Wohnwagen vor dem Haus. Die Mutter ist apathisch und abweisend, meistens raucht, schläft oder badet sie. Ihr Verhalten lässt eine eigene Traumatisierung vermuten, möglicherweise ist sie auch depressiv, auf jeden Fall ganz offensichtlich nicht in der Lage, sich um ihre Kinder zu kümmern. Es gibt selten etwas zu essen im Haus, die Kinder sind sich selbst überlassen und verbringen viel Zeit in der Natur. Besonders Urd fühlt sich den Tieren besonders verbunden, aus ihrer Perspektive entdecken wir den Wald und die Lebewesen in ihm. „Adlerfarn über meinem Kopf, ein Dach aus Grün. Hexenkraut, eine Urzeitlandschaft. Ich denke: Was ist das für eine Wirklichkeit. Kann es mich hier geben.“ Der Wald hat etwas Märchenhaftes an sich, das aber auch immer einen dunklen Unterton beinhaltet. „Das hier ist kein Ort für Menschen. Hierher kommen die Kleinsten, um zu sterben oder um zu wachsen: Vögel, Salamander, Fliegen und Falter. Hier ist Frieden.“ 

Menschen dagegen stören das Gleichgewicht, sie töten oder werden gebissen. Urd beobachtet ihre Umgebung ungefiltert, für sie hat alles den gleichen Stellenwert: das Sterben eines Elchs und der Auszug ihrer älteren Geschwister, die nach und nach den Zuständen zu Hause entfliehen. Urd hat nie gelernt, als soziales Wesen zu agieren, wirklich zu kommunizieren, sie konnte nie einen moralischen Kompass entwickeln, um die Ereignisse in ihrem Leben für sich einzuordnen. Dadurch bekommt ihre Erzählung etwas Archaisches, eine Unmittelbarkeit, die wirklich berührend ist und auch zutiefst traurig. Der Titel des Romans bedeutet im Norwegischen so viel wie Schablone, Gestalt, Form, aber auch Missgestalt oder Missgeburt. Und dieses Wort umfasst den Inhalt perfekt, denn wenn die Form fehlt, wenn die eigene Gestalt keine Chance hat, sich in einem liebenden Umfeld zu entwickeln, wird die Interaktion mit anderen schwierig und deren Wahrnehmung vom eigenen Ich negativ behaftet.

Rønning hat einen wunderschönen und poetischen Roman geschrieben, der uns als Leser*innen das Gefühl gibt, mit Urd im Wald zu sein, die Geräusche der Tiere zu hören und die Textur der Pflanzen zu spüren, und der hervorragend von Andreas Donat übersetzt wurde.

Cover des Buches Skabelon (ISBN: 9783792002728)
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Rezension zu "Skabelon" von Malin C. M. Rønning

TashaWinter
Intensiv und bedrückend

Für Urd ist der Wald, in dem sie zusammen mit sechs Geschwistern aufwächst, mehr als ein Zuhause. Er ist ihre Zuflucht, der Ort mit dem sie sich verbunden fühlt. Sie kann mit den Bäumen verschmelzen und ist den Käfern und Elchen näher als ihren Mitmenschen. In der Schule, der einzigen Verbindung mit der Zivilisation, die sie hat, fühlt sie sich fremd. Auch innnerhalb ihrer Familie, die kaum Geborgenheit und wenig Nähe kennt, ist sie eine Außenseiterin. Es ist Urds ungewöhnlicher Blick, durch den wir die Entwicklungen innerhalb der Familie erleben. Die Mutter, die sich im Wald wie eine Gefangene fühlt und nicht in der Lage scheint, ihren Kindern Wärme zu geben und für sie zu sorgen. Die Geschwister, die nach und nach fliehen. Der oft abwesende Vater und der zwielichtige Opa, mit dem die Mutter sich trifft.

 "Die Schatten unter den Fichten gehören mir, und die Furchen, wenn sich das Wasser tief in die Erde gräbt und darin fließt. (S. 156)

Rønnings Sprache wohnt eine unglaubliche Kraft inne, wenn sie uns tief in die Gefühlswelt ihrer Erzählerin tauchen lässt, die Menschen mit Tieren vergleicht, um sie zu begreifen, die in der Schule fremd ist, wie eine Fledermaus. Während sie alles versteht, was im Wald passiert muss sie immer wieder mühsam Verbindungen herstellen, um zu begreifen, was in ihrer Familie vor sich geht. Der Zerfall kommt schleichend, und hilflos muss Urd erleben, wie alte Traumata und Geheimnisse dazu führen, dass ihre Familie sich immer mehr zersetzt. Manches bleibt im Unklaren, als würde es durch Dickicht hindurch erzählt. Und hierin liegt für mich auch ein Teil des Zaubers dieses ungewöhnlichen Romans.
 Großes Lob an Andreas Donat für die Übersetzung und den Karl Rauch Verlag, der dieses Kleinod auf Deutsch herausgebracht haben. 

Cover des Buches Skabelon (ISBN: 9783792002728)
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Rezension zu "Skabelon" von Malin C. M. Rønning

buchstaeblichverliebt
Hab mehr erwartet

"Der Körper tut, was er soll, er geht und läuft, er reagiert auf seine Umgebung. Aber es ist nicht so, dass sich der Körper an etwas erinnert, was das Gehirn verdrängt hat, denn das Gehirn verdrängt nichts." S. 50

Mit ihren 7 Geschwistern wächst Urd fernab der Zivilisation auf.
Die Mutter verbringt die Tage rauchend in der Badewanne, der Vater ist selten vor Ort und tritt nur als Randperson in Erscheinung.
Die Eingliederung bzw. Sozialisation in die Gesellschaft, durch den Besuch der Schule funktioniert eher schlecht, aufgrund der Lebensumstände. Die älteren Geschwister verlassen nach und nach ihr Zuhause und fliehen vor der Tristesse. Urd muss lernen für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Zwischen Hoffnungslosigkeit und Machtlosigkeit wächst Urd heran und besticht fortwährend mit ihrer klugen und sanften Art, die einen wünschen lässt, sie in die Arme zu nehmen und mit der Liebe und Geborgenheit zu überschütten, die ihr fehlt und die sie so sehr verdient. 

Hab ich innerhalb eines Tages inhaliert, konnte mich aber letzten Endes nicht richtig überzeugen. Das Rad wurde hier nicht neu erfunden, ich hatte fortwährend das Gefühl schon viele solcher Geschichten gelesen zu haben, weil ich eben auch gerne diese Art von Büchern lese. Des weiteren war es mir zu schwurbelig geschrieben, ich mag es nicht, wenn ich jeden Satz analysieren und interpretieren muss, um die Bedeutung für die Handlung zu begreifen.

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