Rezension zu "Die Zeit des Schweigens ist vorbei" von Mandy Kopp
Mandy Kopp berichtet in diesem Erfahrungsbericht über ihre grausame Vergangenheit in einem ehemaligen Kinder-und Jugendbordell in Leipzig. Ins “Jasmin” ist sie durch einen Trick eingeschleust worden. Als die 16 jährige Mandy mit einer Freundin von zu Hause abhaut, werden die beiden jungen Mädchen von Kugler, einem Zuhälter, aufgelesen. Er sagte, habe eine Art “Mädchen-WG” und nimmt die Beiden großzügig auf. In der ersten Nacht werden Mandy und Lea durch eine mit Drogen gepanschte Limonade bewusstlos gemacht und vergewaltigt. Die Flucht der Mädchen am nächsten Morgen misslingt und so beginnt eine lange Zeit der Prositution, Gewalt und des psychischen Leidens.
"Irgendwann hörte ich auf die Schläge zu zählen. Sie verschwanden hinter einem Schleier aus Taubheit und innerer Leere. Hinter einer Wand, die dicker wurde, je länger es dauerte. Am Anfang war diese Wand aus nicht viel mehr als aus Japanpapier, durchscheinend, mit einem Hieb zu durchdringen. Das Schwein konnte mich sehen, meine Angst, das eingesunkene Häuflein Ich dahinter. Später hatte ich eine Betonmauer um mich herumgezogen, durch die er nicht mehr durchkam. An der er sich die Fäuste blutig schlug. Aus der ich aber auch nicht mehr herauskam. Mein Körper war die Mauer, an der mit der Zeit alles abprallte. Ein Stück Fleisch, mehr nicht."
Als die Polizei das Bordell stürmt, werden Mandy und die anderen Mädchen befreit. Bis heute sind 20 Jahre vergangen in denen Mandy K. immer wieder extrem schwierige Zeiten meistern musste. Der Prozess gegen den brutalen Zuhälter aus Leipzig endet mir lediglich 4 Jahren Haft – ein lächerliches Urteil! Mandy und die anderen Mädchen werden von Presse und der Justiz als Prostituierte abgestempelt. Opfer sind in diesem Prozess die Freier: Personen aus den obersten Gesellschaftsschichten, die mit der Aussage der jungen Frauen belastet worden. Mandy fürchtet um ihr Leben, immernoch steht sie unter enormem psychischen Druck. Ihr Trauma kann sie nur schlecht verarbeiten.
Der demütigende Höhepunkt geschieht Ende 2011. Mandy und Trixi, die ehemals Älteste im Bordell, werden wegen Verleumdung angeklagt. Die anderen Mädchen haben bei erneuten Ermittlungen im “Sachsensumpf” keinerlei belastende Aussagen gemacht. Zu groß ist hier die Angst vor Rache gewesen. Der Prozess vor dem Amtsgericht in Dresden dauert immernoch an.
"Mein Schweigen wäre ein erneuter Triumph für meine Peiniger. Wenn ich redete, wenn die Welt da draußen von den Mädchen vom Jasmin erfahren würde, stünde ich nicht mehr allein. Ich weiß, dass sich das Rad des Lebens für einige von uns dauerhaft in die falsche Richtung gedreht hat. Die in diesem elenden Sumpf stecken geblieben sind, verloren, weil sie die Wirklichkeit nicht ertragen konnten. Es ist schwer, das Leben, so wie es ist, auszuhalten. Ich wäre vielleicht denselben Weg gegangen, wenn ich nicht erkannt hätte, dass ich mein eigenes Trauma nur dann würde besiegen können, wenn ich micht damit auseinandersetze."
Mandy Kopp ist eine bewundernswert starke Frau, die den größten Respekt verdient. Sie hat ihr Schweigen gebrochen und sich somit erneut in Gefahr begeben, sich selbst immerwieder als Zielscheibe markiert.
Ich wünsche Frau Kopp viel Kraft für die Zukunft!
Sachsensumpf bezeichnet eine bis heute unaufgeklärte Affäre um die mögliche Verwicklung hochrangiger Persönlichkeiten aus Justiz, Politik und dem Geheimdienstmilieu in Kinderprostitution, Immobiliengeschäfte und die damit in Zusammenhang stehenden kriminellen Machenschaften in Sachsen.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Sachsensumpf