Cover des Buches Apokalypse Z (ISBN: 9783453315525)
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Rezension zu Apokalypse Z von Manel Loureiro

Gut, solide, aber nicht überragend

von inflagrantibooks vor 9 Jahren

Rezension

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inflagrantibooksvor 9 Jahren
Klappentext
Das ist das Ende

Eine Reihe mysteriöser Krankheitsfälle in Russland ist den internationalen Nachrichtenagenturen nicht mehr als eine Randnotiz wert – bis sich herausstellt, dass der Erreger ein hochansteckendes Virus ist, das innerhalb kürzester Zeit jeden, der sich infiziert, in ein blutrünstiges Monster verwandelt. In der Folge kollabieren Regierungen, Chaos bricht aus, und bald kämpft jeder nur noch für sich selbst. Einer der Überlebenden ist ein junger Anwalt, der beginnt, das Ende der Welt zu dokumentieren. Dies sind seine Aufzeichnungen ...

Autor
Manel Loureiro wurde 1975 in Pontevedra, Spanien, geboren. Er studierte zunächst Jura an der Universität von Santiago de Compostela, bevor er als Moderator verschiedener TV-Sendungen bekannt wurde. Seinen ersten Roman Apokalypse Z veröffentlichte er zunächst auf seinem Internetblog, wo er sich schnell zum Kultphänomen entwickelte. Der Autor lebt und arbeitet in Pontevedra.

Meinung
Ein neues Buch über die Zombieapokalypse. Kann das eigentlich gut gehen? Hab ich nicht schon langsam so ziemlich alles gelesen, was es über die Zombies und deren Apokalypse zu lesen gibt? Ja und nein. Irgendwas ist immer neu und mal ehrlich: Genug von den Zombies hab ich noch lange nicht!

„Apokalypse Z“ schlägt erstmal mit einem neuen Handlungsort auf. Spanien geht vor die Hunde. Natürlich ist die Zombieapokalypse in jedem Ort gleich, aber dennoch war es interessant, dieses Szenario mal aus der spanischen Perspektive zu sehen. Es ist ein junger Anwalt und sein Kater, den wir auf der Reise zum Untergang der Welt begleiten und der uns über seine Erlebnisse berichtet.
Erzählt wird dieses ganze Desaster in Tagebuchform (anfänglich noch auf einem Blog, aber nur bis das Internet zusammenbricht). Unser Protagonist erzählt den Untergang von Anfang an. Er weiß nicht was los ist, die Nachrichten spielen verrückt, die Regierung sagt rein gar nichts – bis letztendlich so ziemlich alle sterben und jeder Überlebende sich seinen Teil denken muss. Keine Warnungen, keine Ratschläge, der Mann muss gucken, wie er zurechtkommt. Ich weiß nicht, ob das Absicht war, aber durch dieses Unwissen und das Fehlen von Verständnis fühlte ich mich hin und wieder leicht „veräppelt“. Wenn auf der Straße „Menschen“ herumlaufen, denen die Gedärme aus dem Bauch hängen und die eindeutig tot sein müssten, was denke ich dann wohl, was das ist?

Hier kommt dann auch gleich mein erstes Kritikpunkt: Zwar wird die ganze Geschichte in Tagebuch-Form und damit in der Ich-Form geschrieben, aber dennoch bekam ich keine richtige Verbindung zu unserem Protagonisten (von dem mir irgendwie der Name fehlt… O.o ? ). Er war immer ein bisschen verschwommen. Zwar wusste ich immer was er denkt, fühlt und macht, aber der letzte Funke ist nicht ganz übergesprungen. Schade eigentlich, denn die Geschichte als solche ist wirklich toll!

Mein zweiter Kritikpunkt bezieht sich auf den Schreib-Stil. Mal abgesehen von einigen Wortwiederholungen, die mir „schlicht“ den Nerv raubten, schwang immer eine kleine Distanziertheit bei den Einträgen mit. Außerdem sind es wie gesagt Erzählungen von seinen Erlebnissen. Stellen, bei denen sicherlich die Spannung atemberaubend gewesen wäre, verlieren an Intensität, weil alles sehr nüchtern und fast immer rückblickend berichtet wird. Diese Art des Schreibens kann gut gehen, allerdings war das hier nicht der Fall. Es gibt sehr lange Abschnitte, die sich einfach in die Länge ziehen, weil alles genau berichtet werden muss. Die Reduzierung der Dialoge auf das nötigste (klar, bei der Tagebuch-Form) hat da leider auch nicht geholfen.

Schieben wir den dritten Kritikpunkt gleich hinterher. Der Kater. Ich mag Tiere. Wirklich. Und ich kann es voll und ganz nachvollziehen, das unser Protagonist immer und immer wieder Kopf und Kragen für seinen Kater riskiert. Aber über Strecken fällt kein Wort über den Kater, dann wird er in ein Zombieverseuchtes Krankenhaus geschleppt, ohne irgendwelche Töne von sich zu geben? Der Kater ist wasserscheu und dennoch ist sich unser junger Anwalt sicher, dass er in den vollkommen überfluteten Keller gerannt ist? Hm, hm, hm. Naja. Wirkte manchmal etwas konstruiert, allerdings gefiel mir die Idee, dass auch mal ein Kater bei den Zombies mitspielen darf.^^

Die Geschichte als solche konnte mich im Großen und Ganzen überzeugen. Es gibt lange Strecken, an denen der Protagonist einfach nur alleine ist und viele schreckliche Dinge tut und sieht. Seine Entwicklung ist glaubhaft, wenn er auch immer wieder sehr naiv ist. Es dauert sehr lange, bis er realisiert, was da so herumläuft. Auch ist sein Verhalten gegenüber anderen Menschen sehr blauäugig und ich wunderte mich nicht, dass er von einem Schlamassel ins nächste rutscht. Natürlich ist er nicht die einzige Figur, aber alle anderen waren für eher blass und nur am Rande wichtig. Dennoch fand ich seine Reise interessant, denn auch wenn nicht immer viel passiert, was es interessant zu lesen, wie die Welt um ihn herum ausschaut.

Eigentlich passiert gar nicht viel, obwohl das Buch recht dick ist. Der Protagonist (dessen Name noch immer unbekannt ist, oder ich hab ihn vergessen… O.o) lebt einige Zeit in seinem Haus, muss flüchten, ist einige Zeit unterwegs, findet andere Menschen, rutscht in ein Schlamassel, befreit sich, ist unterwegs, findet andere Menschen und bleibt mehrere Monate dort, bis sie wieder flüchten müssen. Das sind alles in allem neun Monate Handlungsspielraum, die mir viel, viel länger vorkamen. Die Story ist bekannt, läuft es bei Zombieapokalypsen doch immer auf das gleiche hinaus. Es kommt darauf an, was daraus gemacht wird und trotz einiger Schwächen, fesselte mich die Geschichte. Vielleicht liegt es auch nur am meinem Zombie-Wahn … ;-)

Das Ende ist sehr offen, aber für einen ersten Teil abschließend. Ich fand es sehr gut, dass genau an dieser Stelle ein Cut gesetzt wurde und dass alles ohne fiesen Cliffhanger. Es fühlte sich eher an, als wäre ein Film zu Ende. Man weiß, dass es weiter geht, aber im zweiten Teil geht es um etwas anderes. Und der zweite Teil wartet schon auf mich.

Fazit
Für Zombiefans eine klare Leseempfehlung. Für Genre-Einsteiger würde ich es nicht empfehlen, da einige Längen im Buch wirklich zäh sind. Auch ist der Schreibstil gewöhnungsbedürftig. Ein Zombie-Road-Trip durch Spanien, mit Kater und ganz viel Naivität, der leider einige Schwächen aufweist.

Bewertung
Obwohl ich nichts gegen „lange Reisen“ in Büchern habe und diese Geschichte irgendwas hat, das mich letztendlich fesseln konnte, gebe ich nach all der Kritik 3 von 5 Marken. Mal sehen, was der zweite Band mit sich bringt.

Tilly
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