Manfred Flügge

 3,8 Sterne bei 38 Bewertungen

Lebenslauf

Manfred Flügge wurde 1946 in Kolding/Dänemark geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er im Ruhrgebiet. Er studierte Romanistik und Geschichte (in Münster i. W. und in Lille), war Gymnasiallehrer und Universitätsdozent und lebt seit 1988 als freier Autor, Übersetzer und Kritiker in Berlin und Paris.

Alle Bücher von Manfred Flügge

Cover des Buches Die vier Leben der Marta Feuchtwanger (ISBN: 9783746670768)

Die vier Leben der Marta Feuchtwanger

 (5)
Erschienen am 26.04.2010
Cover des Buches Stadt ohne Seele (ISBN: 9783746636177)

Stadt ohne Seele

 (4)
Erschienen am 13.09.2019
Cover des Buches Das Jahrhundert der Manns (ISBN: 9783746632438)

Das Jahrhundert der Manns

 (3)
Erschienen am 17.10.2016
Cover des Buches Das flüchtige Paradies (ISBN: 9783746635798)

Das flüchtige Paradies

 (2)
Erschienen am 13.09.2019
Cover des Buches Traumland und Zuflucht (ISBN: 9783458359548)

Traumland und Zuflucht

 (2)
Erschienen am 17.06.2013
Cover des Buches Stéphane Hessel - ein glücklicher Rebell (ISBN: 9783351027445)

Stéphane Hessel - ein glücklicher Rebell

 (1)
Erschienen am 20.02.2012
Cover des Buches Paris ist schwer (ISBN: 9783921810200)

Paris ist schwer

 (1)
Erschienen am 01.01.1992
Cover des Buches Heinrich Mann (ISBN: 9783498020897)

Heinrich Mann

 (0)
Erschienen am 17.03.2006

Neue Rezensionen zu Manfred Flügge

Cover des Buches Stadt ohne Seele (ISBN: 9783351036997)
Bellis-Perenniss avatar

Rezension zu "Stadt ohne Seele" von Manfred Flügge

"Es fehlen die Juden" Rückkehrer Karl Frucht
Bellis-Perennisvor 5 Jahren

Autor Manfred Flügge geht der Frage nach, ob Wien 1938 seine Seele verloren hat oder vielleicht doch schon früher und warum es soweit kommen konnte. 

Die Ausgangslage ist durch die Verhältnisse der Donaumonarchie gekennzeichnet, in der Wien einen recht hohen Anteil an der jüdischen Bevölkerung aufweist. Nicht alle sind vermögend, viele sind bettelarme Ostjuden, die aus Galizien oder anderen Teilen der Monarchie in der Hauptstadt auf ein besseres Leben hoffen und dort ihr Glück versuchen. Die Kluft zwischen arm und reich ist hier extrem groß, genauso wie bei der nicht jüdischen Bevölkerung. Der latente Antisemitismus, der seit Jahrhunderten in der Stadt schlummert, wird durch Menschen wie den Bürgermeister Lueger geschürt.  

"...Die historisch bedingte ethnische und religiöse Vielfalt des Habsburgerreiches förderte keine Kultur der der gegenseitigen Toleranz...." (s.44) 

Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch der Monarchie müssen Schuldige her. Die Juden eignen sich dafür wie immer perfekt. Man wirft ihnen Feigheit vor, weil die wenigsten als Soldaten kämpften, stempelte sie zu Kriegsgewinnler, weil sie das Heer angeblich mit minderwertiger Ware ausgestattet haben usw. usw.. 

In der Zwischenkriegszeit ist die Politik mehr damit beschäftigt sich im täglichen Kleinkrieg selbst zu zerstören als sich mit den Problemen der Bevölkerung zu beschäftigen. Die paranoide Angst vor dem Bolschewismus der Regierung Dollfuß lässt sie die Augen vor den aufstrebenden, noch verbotenen Nationalsozialisten verschließen. 

Während des Aufstandes im Februar 1934 schießen Österreicher auf Österreicher.  

Die Ermordung Dollfuß’ und die Machtübernahme der Nazis leiten jene Ereignisse ein, die mit dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in den Märztagen 1938 ihr Ende finden sollten.

Es ist bezeichnend, dass außer Mexiko kein anderes Land gegen den Einmarsch protestierte. Kanzler Schuschnigg zögert eingedenk der Februarkämpfe von 1934 das Bundesheer in Marsch zu setzen, um den deutschen Truppen etwas entgegen zu halten. 

Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nazis beginnen die regelrechten Raubzüge gegen die jüdische Bevölkerung. Es wird sanktionslos gemordet, viele Juden in den Selbstmord getrieben. Jüdische Mitbürger werden von SA- und SS-Männern bzw. Hitlerjungen ausgeraubt, geschlagen und ermordet. Der Autor nennt bekannte und unbekannte Namen, die diesen Gräueltaten zum Opfer fallen. 

Wie schon in Deutschland bekleckern sich weder die katholische noch die evangelische Kirche mit Ruhm. Die katholische Kirche ist ".. die vor allem eine politische und gesellschaftliche Macht. 90% der Österreicher sind katholisch." (s.92) 

Wie es dann weitergeht, ist Geschichte.  

Ein paar Ungenauigkeiten sind mir aufgefallen: Es muss „Schtetl“ heißen statt „Stettl“ (s. 42); die Steiermark ist ein „Bundesland“ und keine „Region“ (s.54), der wieder einmal drohende Staatsbankrott war 1924 und nicht 1934 (s. 54). Auch das Datum an dem sich der sozialdemokratische Schutzbund gegen Regierung in Linz zu Wehr setzt, ist falsch (richtig = 12. Februar 1934, statt 14.) und Dollfuß hat das Parlament bereits im November 1933 aufgelöst und das antiparlamentarische Regime begann daher nicht erst 1934. (S. 59)  

Noch ein paar Anmerkungen:

Sigmund Freud bemerkt, als er von der Verbrennung seiner Schriften und Bücher erfährt, nur trocken: „Welch ein Fortschritt gegenüber dem Mittelalter - damals hätte man mich verbrannt, statt der Bücher.“ (S. 368) Nicht alle haben das Glück und die Beziehungen wie Sigmund Freud und werden verschleppt und ermordet. 

Auch die Haltung der zurückgekehrten Überlebenden ist kein wirkliches Ruhmesblatt für Wien: "...Von den Exilanten erwartete man Verzeihen, wenn sie aber Entschädigungen forderten, schallte ihnen Hass und Ablehnung entgegen, wurde ihnen Habgier unterstellt..."

Die Bemerkung des Rückkehrers Karl Fruchts schließt den Kreis: „Es fehlen einfach die Juden.“ Es fehlen die Juden als gesellschaftlich und geistige belebendes Element, aber ihr Erbe eignet man sich gerne an. (S.366)  

Dem ist wohl wenig hinzuzufügen. 

Fazit: 

Ein lesenswertes Buch, dem ich wegen der historischen Ungenauigkeiten nur 4 Sterne gebe.

 

Cover des Buches Der Kramladen des Glücks (ISBN: 9783940357267)
aus-erlesens avatar

Rezension zu "Der Kramladen des Glücks" von Franz Hessel

Großzügiges Wechselgeld garantiert
aus-erlesenvor 5 Jahren

Gustav ist ein echter Glückspilz! Er strahlt die Welt an und sie strahlt zurück. Doch das Glück bekommt schon früh Risse. Denn Gustav ist sensibel. Nicht im Sinne, dass er bei jeder Kleinigkeit anfängt zu heulen, sondern, dass er ein aufmerksamer Beobachter ist. Sein älterer Bruder Rudolf nimmt sich gezwungenermaßen seiner des Öfteren an. Das machen große Brüder so. Widerwillig und pflichtbewusst.
Die Zeit vergeht und Gustav wächst heran. In München will / soll er Jura studieren. Doch das Studium reizt ihn kaum. Und so verbringt er mal Zeit in Vorlesungen in Ägyptologie oder anderen Studienfächern. Und er verbringt Zeit mit Frauen. 
Die sehen in ihm allerdings nicht den Mann fürs Leben. Geliebtes Anhängsel, gesprächiger Begleiter, romantischer Zeitvertreib – für Gustav gibt es viele Bezeichnungen. Doch Liebhaber, potentieller Gatte – das wird er niemals sein. Irgendwo zwischen Hansguckindieluft und Bohème ist er anzusiedeln. Ihn stört es kaum. Bis auf die Sache mit den Frauen. Das würde schon ganz gern in den Griff bekommen. 
„Der Kramladen des Glücks“ ist der erste Roman von Franz Hessel. Er erschien 1913. Schon allein der Titel macht neugierig. Was ist denn gerade im Angebot in diesem Laden? Irgendeine Empfehlung? Ja! Lesen! Wie ein unschlüssiger Kunde streift man durch diesen Laden und ist fasziniert von der Vielfalt der deutschen Sprache. Hessel verleiht seinem Helden Flügel. Die benutzt der jedoch nicht, um großartige Expeditionen zu unternehmen, sondern vogelfrei herumzuflattern. Nie ganz dem Kindesalter entflohen, darf er sich auch so benehmen. Gustav kann man nichts übel nehmen. 
Er ist ein ewig Suchender, von dem man weiß, dass er niemals ankommen wird. Und man möchte es auch nicht. Wie ein Voyeur betrachtet man aus sicherer Entfernung wie sich Gustav in Liaisons verrennt und kläglich scheitern muss. Die Risse im Herzen kittet er schnell und nachhaltig. Was ihn nicht davon abhält weitere Verletzungen in Kauf zu nehmen. Ihn sachlich nüchtern als fünftes Rad am Wagen zu bezeichnen, käme seinem Naturell in keiner Weise nahe. 
In diesem Kramladen findet jeder etwas. Ein Sammelsurium des Glücks und der Verzweiflung, aber niemals die Rumpelkammer eines Sünders. Es ist ein aufgeräumter Laden, den man gern betritt, weil man immer fündig wird. Der Preis ist ein lang anhaltendes Lächeln. Was will man mehr?

Cover des Buches Schöne Berlinerinnen (ISBN: 9783869151014)
aus-erlesens avatar

Rezension zu "Schöne Berlinerinnen" von Franz Hessel

Liebeserklärungen
aus-erlesenvor 6 Jahren

Na das ist ja schön, dass Franz Hessel sich die Zeit genommen hat die schönen Berlinerinnen zu beschreiben! Die Damen – seien sie nun prominent wie Marlene Dietrich oder eben nicht – sind selbstbewusste junge Damen, die sich das Prädikat Berlinerinnen nicht nur durch ihren Geburtsort verdient haben. 
Ein junger Mann verkuckt sich unversehens in Lisbeth. Sie nennt ihn Rolf II, weil er sie an Rolf I erinnert. Sein Kumpel, der immer an seiner Seite zu stehen scheint, gibt Lisbeth den schmeichelhaften Beinamen Nephertete. Eine eigenwillige Umsetzung der Nofretete, die französische Variante. Die Verbindungen Frankreichs mit der märkischen Erde sind seit Friedrich dem Großen en vogue. Sie genießen die Zeit zusammen. Er führt sie aus. Sie lässt sich gern ausführen. Doch dann muss Rolf II sich entscheiden: Sichere berufliche Zukunft in Hamburg oder Nephertete. Lisbeth/Nephertete ist nicht auf Rolfs Ausführabende angewiesen. So lässt sie ihn ziehen, nicht jedoch ohne die Zeit vor der Abreise in Berlin gebührend zu feiern. 
Franz Hessel hatte das unfassbare Glück auch der berühmtesten Berliner Göre begegnen zu dürfen. Sie war schon ein Hollywood-Star als sie für ein reichliches Vierteljahr nach Berlin zurückkehrte: Marlene Dietrich. Sie genoss es von Hessel interviewt zu werden. Und dass es ihm eine nicht minder währende Freude war, liest man sofort aus seinen Zeilen heraus. Mit Respekt und Ab-/Anstand verleiht er dem Star des Blauen Engel die passenden Flügel ohne dabei ins Kitschige abzurutschen. 
„Schöne Berlinerinnen“ ist ein wahres Schmökerbuch. Immer wieder wird man sich an den wohl formulierten Passagen erfreuen und lesen wie Sehnsucht ohne schnöde und offensichtliche Passion – heute würde man es politisch korrekt nennen – Frauen und Beobachter den Raum für Selbstverwirklichung einräumt. Ein Handkuss für die Zuneigung ohne Speichelleckerei. 
Die Frauenporträts über die Künstlerin Renée Sintenis oder Jack von Reppert-Bismarck sowie der Damen ohne besonderen Wohlklang in den Ohren der Yellow-Press-Zeitungsleser machen Appetit. Appetit Berlin einmal aus einer anderen Sicht zu erobern. Doch Vorsicht: Berlinerinnen sind keine leichte Beute!

Gespräche aus der Community

Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Community-Statistik

in 62 Bibliotheken

auf 5 Merkzettel

von 2 Leser*innen aktuell gelesen

von 1 Leser*innen gefolgt

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks