Rezension zu Der kommende Gott von Manfred Frank
Rezension zu "Der kommende Gott" von Manfred Frank
von Kaivai
Rezension
Kaivaivor 17 Jahren
Anfang der achtziger Jahre hielt Manfred Frank,damals Professor in Genf,eine Vorlesungsreihe.Das Thema war ein Traum der Frühromantik und der hieß: die christliche und die griechische Mythologie in einem gemeinsamen Punkt zu kreuzen und zu kristallisieren und so eine neue Mythologie und damit eine neue Religion zu schaffen.Dieser Punkt war einerseits Christus und andererseits sein alter ego am griechischen Götterhimmel,der Gott Dionysus.Die Romantiker,die noch mittendrin standen in den beiden geistigen Strömungen,dem christlich dominierten Mittelalter und der antikebegeisterten Renaissance, spürten als erste den Schatten auf,der im Schlepptau der Aufklärung die geistige Welt verdüsterte.Novalis sprach von Entzauberung und die Romantiker fühlten sich berufen,der Welt den Zauber zurückzuholen. Das Symbol hierfür war der Gott Dionysus und warum der und kein anderer der kommende Gott ist,wird in diesem Buch ausführlich und lebendig erläutert.Manfred Frank nimmt uns mit in eine Zeit,in der die beiden zentralen Mythologien des Abendlandes nochmal ihre Muskeln spielen ließen,bevor der schwere Hammer der Wissenschaft auf sie niederfiel und ihnen und der Welt seinen Stempel aufdrückte. Am Ende des neunzehnten Jahrhunderts war es Nietzsche,der den Gott Dionysus nochmal zum kommen bewegen wollte.Vergeblich! Hundert Jahre nach Nietzsche ist er immer noch nicht da und alles was uns bleibt ist Harry Potter.