Manfred H. Freude

 4,9 Sterne bei 24 Bewertungen
Autor*in von SCHWAIGEN & NICHTSZ, Kontraverse und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Autobiografische Beschreibung: Hier kommt der Sturm und der Drang. Manfred H. Freude ist in Aachen geboren, wo er bis heute lebt, als Schriftsteller und zugleich Philosoph, Lyriker, Dramatiker, Essayist. Er hat ein Werk von über 25 Büchern vorgelegt. Zahlreiche literarische Veröffentlichungen, literaturwissenschaftliche Aufsätze, tagespolitische Bemerkungen und Kritiken. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und mehrere seiner Dramen wurden aufgeführt. Er veröffentlichte in Zeitschriften und Anthologien. Mit seinen Gedichten hat er Einfluss auf die dichterische Qualität der deutschen Sprache genommen. Er ist ein großer Fürsprecher für das Lesen von Gedichten und die Beschäftigung mit der Philosophie. Neben der literarischen Arbeit hat er Beschäftigung und zusätzliches Studium an der RWTH Aachen in Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte. Er zeigt sich stets jung, risikofreudig und innovativ mit professionellem Engagement. Er ist Mitglied des Literaturbüros Aachen und Projektleiter der monatlichen Aachener Autorenlesung die Silbenschmiede, und Kurator für Lesungen und Kunstausstellungen. Sammler von Grafik und Kunst. Nebenbei sang er in Chören und spielte am Aachener Stadttheater mit. Er zeigt eine sehr große sprachliche Präsenz bei Lyrikvorträgen. Seine Werke sind wunderbar geschrieben und wirklich schön formuliert. Manfred H. Freude erfreut mit seinen tiefsinnigen, liebevollen, ausdrucksstarken, inspirativen Gedichten. Der Autor versteht es, durch Leichtigkeit und Echtheit tiefe Gedankengänge zu vermitteln. Seine Worte wirken entschleunigend. Und das gelingt ihm nicht nur dann, wenn er die Zeit ganz gezielt anspricht: Die Zukunft hat schon gleich begonnen. Ich halt die Uhren alle an. Eigentlich kommt Freude aus dem Imperfekt. Aus der Vergangenheit? Mitnichten! Das Imperfekt kommt jedoch in der gesprochenen Sprache besonders in Süddeutschland und Österreich (außer: war und wollte) sehr selten und in der Schweiz überhaupt nicht vor, während es im Norden Deutschlands – recht stark vom Perfekt abgegrenzt – auch in mündlicher Sprache benutzt wird. Die Mitvergangenheit oder die unvollendete Vergangenheit. Also in der Bedeutung „Die Unvollendete von Freude“. Ob sein Werk vollendet, also abgeschlossen werden kann ist nicht zu erwarten. Also nicht mal eben 4-5 Bände Harry Potter und dann sein Schäfchen im Trockenen. Es bleibt ein unendlicher Dialog. Es ist immer schwierig, in einer kurzen Geschichte eines Mannes, das Leben zusammenzufassen. Ein sehr komplexer Vorgang. Wenn wir stattdessen auf die Erfahrungen einer Person, die immer gewünscht hat, über die gemeinsamen Konventionen hinwegzugehen und eine menschliche Dimension aufzubauen und ihrer völlig geistreich zu beschreiben, einmal diese Reise zu beginnen, dann wird es schwierig. Freude. Persönliche Interessen sind lebenswichtig: Ein Buch zu schreiben ist immer schwierig, insbesondere der Schriftsteller, der nicht zum ‚Ende kommt. Die meisten seiner Theaterstücke oder seine Essays oder Dichtung, sind sozialpolitisch motiviert. Dies gilt auch für Texte, welche zunächst andere Themen beinhalten. Deutschland wacht auf, vielleicht (so sein Stück 1848 Deutschland in der Krise) nach vielen Kämpfen; man läuft an den Schulen Amok, weil man Ungerechtigkeit falsch erkennt, dieses Handeln von Lehrern und Berufskritikern (Amok), man sucht ein Grundeinkommen (Himmel&Hölle Faust Arbeitswelt Theaterstücke), man masturbiert (Diogenes Masturbation) oder vergewaltigt. Moderne Geisteswissenschaft und das Grauen entstehen in Linz (Linzertorte). Die Frauen brauchen ihre Rechte (Spiegel der Ideale) Kidnapping als Geiselnahme (im Stück Prinzenraub) bis heute. Politisch und sozial besteht seit Marx keine Hoffnung (Theaterstück) mehr, daher hoffnungslos, (Regie hoffnungslos Drama beginnt in der Familie. Die Weltmaschine Machina zeigt, dass die bisherigen Paradigmenwechsel Kant-Vernunft, marxsozial, scheiterten. Wir brauchen weniger Vernunft, weniger Brüderlichkeit, weniger Gleichheit und weniger Freiheit (Machina oder die Rettung). Angst, Schuld, Hass und Zorn sind dagegen die Rettung durch das Böse (Freude des Bösen). Nicht das Gegenteil, das Gleiche ist innen und außen. Wie im Himmel, so ist es auf Erden. ... Obwohl nicht zu leugnen ist, dass diese Differenz von Unbestimmtem etwas zu tun hat, mit seiner Vergangenheit, ein "Übergang" für seine Gegenwart und noch weniger für seine Zukunft. Absicht dieser Autobiografie und mit dieser persönlichen Geschichte ist eine genauere Beschreibung seines Denkens. Diese Möglichkeit zu bieten, ihm zuzusehen, seiner Arbeit und was es bedeutet, für ihn, zu einem Dichter und Schriftsteller zu werden. Es ist ein Stück des wirklichen Lebens, das von ihm geht, ihn auf dem Laufenden hält ... er hat versucht, nichts weglassen ... Frauen, Politik, Drogen und alles andere ... Nach allen diesen Jahren der Karriere-und Lebensplanung für alle diejenigen, die sich daran beteiligt haben, möchte er danken ... ihn weiter ... und weiterhin zu unterstützen ... Er schreibt lyrische Texte, Kurzgeschichten, Escapistenlyrik, dramatische Dichtung, Philosophische-, Poetologische-Essays-, und kunstgeschichtliche Essays, Prosaminiaturen, Dramen, Zitate, Storys, intertextuelle Interpretationen, Interpretationsübungen; narrative Experimente und Dokumente von Selbstreflexion, Fragmentarischen-Erzählungen. Im Jahr 2007 wurde sein Drama mit dem Titel: Spiegel der Ideale aufgeführt. Im Jahr 2008 zum Vorspiel des Sommerprogramms auf der Festung Ehrenbreitstein das Drama Faust Arbeitswelten. Zurzeit sind verschiedene Lyrikwerke, Dramenprojekte in Arbeit. Wer das fortwährende Jauchzen in seinen Gedichten nicht hört, was versteht der von ihm? Von seiner Dichtung? Alles ist Reden und Sprechen. Rede und Gegenrede, des Anleitens zum Denken. Wenn man Gedichte liebt, so muss man als Dichterfreund nun anders interpretieren als klassisch psychoanalytisch. Ein Dichter, Lyriker, ein Poetiker, ein später Schreiber, nach getaner Arbeit. Umfangreich schreibt er Gedichte (work in progress). Unter den Poeten ist er ein Zehnkämpfer. Ab und zu muss er sich auch an leichter Poesie des Alltags austoben, meint er. Schreibt leicht verständliche als auch hermetische Gedichte, Escapistenlyrik, Liebeslyrik, politische Gedichte, philosophische Lehrgedichte. Schreibt reimlose Lyrik, in unregelmäßigen Rhythmen wie auch in strengen antiken Metren und Sonette. Gegen Pseudorealisten gibt es keinen Star, keine Diva, keine Konkurrenten oder Konkurrentinnen. Teilweise schreibt er geheimnisvoll, schwer zugänglich, dunkel. So müsste man interpretieren: Ich verstehe es nicht und du verstehst es nicht und ich verstehe es doch auf unserer eigenen Ebene und wir wissen, dass wir es nicht erklären können, wovon es spricht und berührt. Es verweigert jede außerästhetische Bestimmung ein mitempfinden von Leser und Gedicht. Betrachte das schöne Gedicht aber steig nicht ein, verzichte, respektiere das Werk und seinen Schöpfer erhaben, nobel. Seine Differenz und Engführung, dieses immer für alle spricht, beschreibt er als Literatur im Semester. Er sieht sich selbst als: Zeitkritiker, Postromantiker, Sehnsucht nach Frieden. Seine Interessen: Gedichte, Kunst, Philosophie, Kultur, Musik. Die Worte für ein gutes Gedicht suchen wir täglich neu; und in täglich neuen Versuchen und Übungen finden wir die Worte, deren wahres Gehalt nur die Zeit bestätigt! Seine Gedichte sind eine motivische Darstellung der Einsamkeit, des Vergänglichen, sowie ein melancholischer Sprachduktus in der Tradition pessimistischer Literatur. F. gebraucht seine Lyrik in einer stark verschlüsselten, dichten, meist ungereimten Sprache von großer Eindringlichkeit. Er versucht die Stellung der Lyrik neu, modern, zu justieren. In der Gegenwart verankert seine poetische Sprache deutliche Dichtkunst. Die Verwendung eines lakonischen, bisweilen philosophisch, fragmentarischen Stils, heben beständig die Korrespondenz zwischen Inhalt und Aufbau hervor. Seine Gedichte sind voller artistisch-konkreter und experimenteller Sprachmagie. Die Einordnung seiner Dichtung und die Kriterien zur Beurteilung seiner Dichtung lauten: Textgenerierung: intertextuelle Bezugnahme (auch unter Einsatz von Zitaten) auf Dichter, Künstler und Philosophen. Eskapismuslyrik, hin zu dem Entfliehen des Gedichtes und des Lesers im Sinne von transzendentem Aussteigen, Raum und Zeit Negation: Die Gedichte sind vom Datum her lesbar, aber eine Einordnung in Raum und Zeit ist traumhaft. Peripetie: Das Benutzen und Verwenden kreativer Wechsel innerhalb des Textes, alles beginnt im Immerwährenden kopieren und übertragen, auf neuem Blatt wie im weltweiten Web. Es beginnt alles am entferntesten Punkt; einmal eine Irritation beim Leser hervorrufen, zum anderen beim Lesen Freude und Staunen herbeizuführen starker Dichter, mythopoetischer Erneuerer, seine philosophischen Dublizitäts-Kontraste „hoch und tief“, „oben und unten“, „innen und außen“, „Ich und Welt“ das Denken des Dichters. Dabei genügen ihm ganz offenbar geläufige Begriffe und Bilder wie „Tiefe“ und „Innerlichkeit“ nicht mehr, er erfindet Wortschöpfungen wie „Innerkeit“ und „Tieferkeit“, mit denen er versucht, existenzielle Befindlichkeiten zu verarbeiten. Lernen macht Spaß und Freude. Lernen erfüllt Leben. Es gibt keine Freude ohne Lernen. Das Lesen seiner Lyrik soll in erster Linie Freude bereiten. Seine Lyrik ist auf endlose Sicht für die Inspiration sowie für das Bewusstsein, für das geistige Leben in einem Menschen überhaupt, von Bedeutung: Wichtig ist, dass moderne Dichtkunst eine präsente Bildung besitzt. Lyrik klärt und erweitert das Herz und das Bewusstsein, indem sie den Ausdruck findet, für Rätselhaftes sowie für neue Erlebnisse und Erfahrungen, sie bestimmt unsere Art, die sich ständig wandelnde Welt immer neu zu erleben. Darüber hinaus geht von seinen Gedichten eine besondere Kraft aus, denn sie vermögen es, zum Nachdenken und Träumen anzuregen, den Horizont zu erweitern und den Blick zu öffnen für Bekanntes und Bewährtes, aber auch für Neues und Unentdecktes. Seine Lyrik ist hinsichtlich Inhalt und Form sehr vielschichtig. Entsprechend vielseitig und umfangreich ist auch das Repertoire seiner Literaturen. Überzeugen Sie sich selbst von seinem wunderbaren Spiel mit Sätzen. Er ist ein Philoveganleser. Liest keine Krimis oder Romane. Für ihn stirbt kein Baum für einen Roman, kein Strauch, kein Blatt ist auf seinem Gewissen. Ihn beleidigt das schlechte Buch. Goethe, Hölderlin und Celan sind einige der Autoren, die ihn zu seinen Studien und Aufsätzen anregten. Eigentlich kommt Freude aus dem Imperfekt. Also Möglichkeit und das Lesen aus der Glaskugel kommen so gut wie gar nicht vor. Der Kontrapunkt ist seine Schrift in der Fuge und im Eskapismus seiner Literatur und seines Schaffens.

Neue Bücher

Cover des Buches Canciones de Mallorca. Mallorkinische Lieder. (ISBN: 9783758476402)

Canciones de Mallorca. Mallorkinische Lieder.

Neu erschienen am 19.02.2024 als Taschenbuch bei epubli.

Alle Bücher von Manfred H. Freude

Cover des Buches Kontraverse (ISBN: 9783737561464)

Kontraverse

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Erschienen am 14.08.2015
Cover des Buches SCHWAIGEN & NICHTSZ (ISBN: 9783741836398)

SCHWAIGEN & NICHTSZ

 (2)
Erschienen am 06.08.2016
Cover des Buches ...BEZIEHUNGSWEISE! LYRIK (ISBN: 9783737535557)

...BEZIEHUNGSWEISE! LYRIK

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Erschienen am 08.03.2015
Cover des Buches Blumenliebende (ISBN: 9783737537469)

Blumenliebende

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Erschienen am 21.03.2015
Cover des Buches Denkheft und Schriftmal - Merkwerk Gedichte (ISBN: 9783939404675)

Denkheft und Schriftmal - Merkwerk Gedichte

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Erschienen am 01.05.2006
Cover des Buches Dichter im Gedicht (ISBN: 9783869011523)

Dichter im Gedicht

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Erschienen am 09.11.2010
Cover des Buches Die schweigenden Fische (ISBN: 9783862682393)

Die schweigenden Fische

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Erschienen am 15.03.2011
Cover des Buches Die toten Sonnenblumen. (ISBN: 9783758403880)

Die toten Sonnenblumen.

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Erschienen am 14.09.2023

Neue Rezensionen zu Manfred H. Freude

Ludwig Wittgenstein war ein bedeutender österreichisch-britischer Philosoph des 20. Jahrhunderts, der für seine einflussreichen Werke und seine Beiträge zur Philosophie der Sprache und des Geistes bekannt ist. Obwohl er vor allem für seine Werke wie die "Tractatus Logico-Philosophicus" und die "Philosophische Untersuchungen" berühmt ist, gibt es auch ein weniger bekanntes Werk von ihm, das Schwaigen genannt wird.

"Schwaigen" ist ein posthum veröffentlichtes Werk, das eine Sammlung von Notizen, Fragmentsätzen und Reflexionen Wittgensteins enthält. Es bietet einen faszinierenden Einblick in seine Denkweise und seine Gedanken zu einer Vielzahl von Themen. Obwohl das Buch nicht so strukturiert und zusammenhängend ist wie seine anderen Hauptwerke, enthält es dennoch tiefe Einsichten und provokante Ideen, die den Leser zum Nachdenken anregen.

Wittgensteins Schreibstil in "Schwaigen" ist prägnant und oft schwer zu durchdringen, da er keine klaren Argumentationslinien verfolgt. Stattdessen werden Gedankenfragmenten und Reflexionen präsentiert, die den Leser dazu auffordern, selbst Verbindungen herzustellen und Schlüsse zu ziehen. Dieser experimentelle Ansatz macht das Buch zu einer Herausforderung, aber auch zu einer Quelle intellektueller Anregungen.

Was "Schwaigen" von anderen Werken Wittgensteins unterscheidet, ist seine poetische und metaphorische Natur. Hier verwendet Wittgenstein häufiger bildhafte Sprache und beschäftigt sich mit Fragen der Ästhetik und des Ausdrucks. Es ist ein Werk, das eher zum kontemplativen Lesen einlädt als zum analytischen Studium.

Insgesamt kann "Schwaigen" als eine wertvolle Ergänzung zu Wittgensteins Gesamtwerk betrachtet werden. Es ermöglicht einen Einblick in die Vielschichtigkeit seines Denkens und bietet Anregungen für weiterführende Überlegungen. Für Leser, die bereits mit Wittgensteins Philosophie vertraut sind, bietet "Schwaigen" eine Gelegenheit, seine Ideen aus einer anderen Perspektive zu betrachten und neue Nuancen zu entdecken.

Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass "Schwaigen" aufgrund seines experimentellen Charakters möglicherweise nicht für Leser geeignet ist, die nach einer klaren und systematischen Darstellung von Wittgensteins Ideen suchen. Es ist eher ein Buch für diejenigen, die sich für tiefgründige philosophische Reflexionen und die künstlerische Dimension von Wittgensteins Denken interessieren.

Insgesamt ist "Schwaigen" eine interessante und herausfordernde Lektüre, die dazu einlädt, sich mit den Gedanken und Ideen eines der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts auseinanderzusetzen.

Cover des Buches Gesang einer Nachtigall (ISBN: 9783844256970)
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Rezension zu "Gesang einer Nachtigall" von Manfred H. Freude

Anna Maria Hubertine Peeters-Aretz, geb. 22.08.1893 in Horbach, Wohnort: Berlaar, Beruf: Krankenschw
DichterFreudevor 9 Jahren

Anna Maria Hubertine Peeters-Aretz, geb. 22.08.1893 in Horbach, Wohnort: Berlaar, Beruf: Krankenschwester verheiratet, verhaftet: 05.02.43, Gefängnis: Anvers
Einlieferungsstelle: Gestapo, Schutzhaft, registriert im KL Ravensbrück am 19.6.1944, Häftl.-Nr. 42616, politisch
überstellt am 7.8.44 nach Beendorf-Bartensleben (Außenlager des KL Neuengamme), Häftl.-Nr. 6149
befreit durch das Schwed. Rote Kreuz, Ankunft in Schweden am 03.05.1945, Verlegungszielort: Tennisstadion Malmö

Cover des Buches Mit freudischen Grüßen! (ISBN: 9783862684601)
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Rezension zu "Mit freudischen Grüßen!" von Manfred H. Freude

Rezension zu "Mit freudischen Grüßen!: Lyrik" von Manfred H. Freude
DichterFreudevor 12 Jahren

Freude

Unter Freude verstehe ich nicht eine Temperamentbegeisterung, vielmehr eine allerhöchste Erfüllung und Bereicherung, indem sich der allgemeinste Zustand eröffnet. Dort wo ich als Mensch ver-sage, wo sich meine weltliche Tragik erfüllt, dort geschieht das Größte, indem ich losgelöst vom eigenen Bewusstsein diese Empfindung des Absoluten erst möglich wird. Meine Grüße, >diesen Gruß der ganzen Welt<, als ein Funke der apparition, die wie ein Blitz auftreten, der den barhäuptigen Dichter trifft. Entsprechen einer Trauer, die eine Wende zum Freudigsten erst möglich macht. Nur wer das Gedicht lernt, lernt sein Leben zu dichten. Wenn Du das Gedicht erkennst, erkennst Du auch Dein Leben.

Mit freudischen Grüßen

Gespräche aus der Community

Celan. Leben, Dichtung und Kunst. Jeder hat doch schon einmal etwas von Paul Celan gehört, das unterstelle ich einfach, zumal für jene, die etwas mit Lyrik zu tun haben. Aber wie immer beim Hören, man hört etwas Falsches und warum sollte es nicht gerade bei Paul Celan so sein, wo seine Gedichte ohnehin Schwierigkeiten bereiten? Seine Lyrik gehört zur Kunst, und das Besondere an Kunst ist, dass man, wenn man sie endlich begriffen hat, oder eine gute Interpretation erhalten hat, die ganze Schönheit begreift. Dieses Buch beinhaltet einen Überriss über sein Leben und sein Verhältnis zu Dichtung und Kunst.
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Paul Celan

Leben, Dichtung und Kunst

Die Kunst, das ist, sie erinnern sich …

Kunst ist der immer wieder von der Dichtung zurückzulegende Weg.

Reihe Kunst und Literaturtheorie:

Paul Celan Kunst

2. erweiterte Auflage

Man reicht die Hand zur Sprache, die man ergreift mit dem Händedruck des Schwaigens.

Mit Celan den Weg zur Dichtung finden und lernen, ist auch im Schweigen zu erfahren.

Impressum Band

I. Auflage 2015

II. verbesserte Auflage 2020

ISBN Nr.: 978-3-752-983-08-1

Printed in Germany

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Copyright: © 2019/2020 Manfred H. Freude Herausgeber

Herausgeber © Manfred H. Freude © 2015/ 2020

Epubli Verlag Printed in Germany

Gestaltung des Cover: Simon Hallmann

Kunst ist der immer wieder von der Dichtung zurückzulegende Weg.

Man reicht die Hand zur Sprache, die man ergreift mit dem Händedruck des Schwaigens.

Paul Celan: Ein Dröhnen (1967)

Ein Dröhnen: Es ist die Wahrheit,
selbst unter die Menschen getreten,
mitten ins Metapherngestöber.

Vorwort

Wer will denn heute einen Celan lesen. Das sind doch nur Lyriksolitäre von besonderem Schliff.

Das Interesse für schwierige Lektüre, für Themen, die anstrengendes Denken beanspruchen, ist kostbar geworden.

Wichtig ist auch (von einem Dichter) nicht die Person sondern auch seine Herkunft einzubeziehen.

Der Krieg ist der Vater aller Dinge.

„Der Krieg ist der Vater aller Dinge und der König aller. Die einen macht er zu Göttern, die anderen zu Menschen, die einen zu Sklaven, die anderen zu Freien.“

(Heraklit von Ephesus, griechischer Philosoph, um 559 bis um 480 v. Chr.)

Es ist Aufgabe des Dichters zu zeigen, welche Begriffe wir heute mit Krieg verbinden.

„Wisset jedoch, dass die Dichtkunst sich überall dort findet, wo das spöttisch-stupide Lächeln des Menschen mit der Entenvisage nicht ist."

Lautréamont (Gesänge des Maldoror, 6)

1. Prolog

Celan. Leben, Dichtung und Kunst.

Jeder hat doch schon einmal etwas von Paul Celan gehört, das unterstelle ich einfach, zumal für jene die etwas mit Lyrik zu tun haben. Aber wie immer beim Hören, man hört etwas Falsches und warum sollte es nicht gerade bei Paul Celan so sein, wo seine Gedichte ohnehin Schwierigkeiten bereiten? Seine Lyrik gehört zur Kunst, und das Besondere an Kunst ist, dass man, wenn man sie endlich begriffen hat oder eine gute Interpretation erhalten hat, die ganze Schönheit begreift. Dieses ganze Nichterkennen, was fälschlich mit Hermetik abgetan wird, haben wir auch bei Hölderlin. Es werden Hölderlingedichte gelesen und interpretiert, ohne zu berücksichtigen, dass es sich um Philosophie handelt und ohne diese Kenntnis diese Kunst nicht zum Vorschein kommt. Also die Philosophie trägt dazu bei, die Gedichte eher zu verdunkeln. Was bei allen Lesern bleibt, ist der Grundgedanke von Kants K r V: „Was und wie viel kann Verstand und Vernunft, frei von aller Erfahrung, erkennen“? Und wenn ich etwas sagen darf zum Lesen von Gedichten, so ist dies im Sinne meines Werkes: Schwaigen&Nichtsz nicht so, dass ein Gedicht als Objektives erkannt werden muss, sondern ein Kunstwerk wird erst erscheinen, wenn es mit Röntgenblick auf sein relatives Sein lesbar wird. Das Leben eines Autors ist ständig Bestandteil seiner Arbeit. Teil einer Interpretation und gehört zum Kontext.

Schwaigen stützt sich auf die "schweigenden Dialoge" zwischen Paul Celan und Martin Heidegger in Todtnauberg und zwischen Paul Celan über das verpasste Zusammentreffen mit Theodor Adorno.

Reden und Schweigen spielten in Celans Dichtung eine bedeutende und herausragende Rolle. In den beiden ersten Bänden seiner Gedichte (rund 525 Gedichte) stammen über 400 Bezeichnungen aus dem Feld Sprache und das Thema Schweigen findet immerhin 50 Mal Erwähnung. Celan forderte seine deutschen Bekanntschaften auf über das Thema was ihn bewegte zu reden. Sie aber schwiegen. Er kannte ihre Antwort zu genau, auch wenn diese unausgesprochen blieb. Aber er wollte es aus ihrem Munde hören. Sie wollten nicht. Es war wohl alles noch zu frisch. Wittgensteins Satz galt wohl hier: Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen. Es war kein schweigen, es war das SCHWAIGEN.

Celan wendet sich mit seiner Lyrik gegen das Verstummen der Opfer aber nicht zum Schweigen. Die Schrecken der Vergangenheit dürfen nicht vergessen werden. Denn das Leid ist unaussprechlich. In der Begegnung mit dem Ungeheuerlichen kann man nicht mehr mit Worten sprechen sondern das Schweigen spricht hier nicht. Es ist das Schwaigen welches wir aus dem Sprechen und dem Verschweigen erkennen.

Das Gedicht steht gegen jede Person. Das Drama oder die Tragödie sind vergleichbar mit dem Virus. Wer weiß schon wer den Virus bereits hat? (Auch wer spricht wie ein Sozialist kann doch Nationalsozialist sein) Es war schon vor 1945 so und vor 1989 so. Je mehr man dachte hatte der Denker von allem etwas im Kopf. (G. Grass – Heidegger, Ivan Goll – Böll, Benn – Jens, Stephan George – Bachmann) Ich würde mich selbst in Widersprüche verrennen, würde ich die Gegenüberstellungen begründen. Heidegger lernte zu schweigen. Celan wollte darüber sprechen aber dieser Spagat zwischen Berghof und Moskau machte ihn verrückt. Man wusste bis 1985 noch nicht wie man mit der Vergangenheitsbewältigung und einer Befreiung oder Niederlage umgehen sollte. Auch zwischen den Religionen bestand keine Wahl. Dieser literarische SS Mann liebäugelte mit dem SPD Führer und kritisierte die Sprache Celans. Welcher Wahnsinn. Es gibt keine Lösung. Das endete für Hölderlin (Napoleon) wie für Celan (Nazis, Kommunisten, 68er und Religionen) im Wahnsinn. Auch heute sind die Stimmen in Literaturkreisen oft unerträglich und böse. Das von Grund auf Böse ist menschlich mitten unter uns. Man schweigt und wählt. Die Wahl ist der moderne Krieg unserer Gesellschaft. Eigene Probleme schreibt man weg, indem man nach oben und nach unten hetzt. Man ist der Lehrer der gegen Dummheit Noten verteilt. Ohne sich selbst benoten zu müssen. Der europäische Widerstand wurde von Moskau finanziert. Das ist noch kein Beweis für Antisemitismus. Celan liebte die Deutschen nicht. Das hat er seiner Frau geschrieben. Aber täuschte er sich nicht selbst, wenn er von den Deutschen Liebe für seine Gedichte erwartete? Es ist eben etwas anderes mit einem Gedicht oder mit einer Wahrheit im Bett zu liegen. Das Gedicht steht gegen das Böse. „Gegen alle Kritiker“ Wie böse muss man sein wie Michael Braun zu sagen: „einen zutiefst antisemitisch denkenden Philosophen“ und die E. Heidenreich schreit dazu: „doch, doch, doch, doch“. Wenn das Sozialismus oder Demokratie sein soll, dann „Gute Nacht“. Emmerich sagt: „Celans Mutter sei ungeheuer belesen“. Aber was ist das für eine wissenschaftliche Äußerung? Warum musste Celan schreiben? Diese Frage nach dem Grund. Der Dichter kümmert sich nicht um eine Naturgabe oder Begeisterung. Entweder muss er dichten oder nicht. Die Natur oder die Technik ist ihm doch völlig gleichgültig.

Ein Gespräch von Celan mit Heidegger über den Schrecken konnte aus fehlendem Antrieb nicht stattfinden. Auch wenn Martin Heidegger den Wunsch nach einem Gespräch nachvollziehen konnte, so musste er diesen ablehnen, weil nach später Erkenntnis die Frage nach dem Fehler für die ursprüngliche Handlung nicht beantwortet werden sollte. Der Fehler konnte keine Begründung finden, so wie wohl der Fehler des Kapitäns der Titanic nicht begründet werden konnte. Dass es heute mehrere bessere Entscheidungen zur Rettung des Schiffes gibt, kann ja nicht heißen, dass eine direkte Entscheidung des Kapitäns ein Fehler bedeutet, auch wenn dies so zutrifft. Die Rektoratsrede von Heidegger war auch kein Fehler Heideggers, sondern Folge einer fehlerhaften Ansicht.

Valentin Katajew sprach, die Historie betrachtend, vom »Gras des Vergessens«; Paul Celan erschrak über »die gnadenlos sanfte Gewalt, mit der ein schönes Wiesengrün« die Massengräber »in ein weiches Bild« verwandele.

Wie sollte Heidegger erklären, wo es keine nachvollziehbare Erklärung gab. Hanna Arendt fand die einzig nachvollziehbare Antwort in der "Banalität des Bösen", obwohl Heidegger auch dieses berechnete Böse bestritten hätte.

Dies galt nicht nur für die Täterseite. Auch Adorno tat sich in dieser Hinsicht mit Erklärungen schwer und hielt es lieber mit dem Schweigen. Jede Erklärung musste wohl unbegründet im andauernden Dialog stecken bleiben. Darum traf Paul Celan immer wieder auf Schweigen, das allerdings ein sehr beredetes Schwaigen ausdrückte.

Dieses Buch beinhaltet einen Überriss über sein Leben und sein Verhältnis zu Dichtung und Kunst. Ebenso will ich hiermit auf die Kunst hinweisen, dass ein Gedicht nicht nur nett und freundlich daherkommen muss, nicht das handwerkliche zählen muss, vielmehr auch das geistige um nicht zu sagen übergeistige, das metaphysische Denken beinhalten muss und kann. Aber was hat der Autor mit seinem Werk zu tun? Ist in der Kunst, im Bild der Autor präsent? Was bezeichnet ein Werk, ein Gedicht, ein Bild als Kunst? Ist das Bild, René Magritte The Treason of Images (1928-9) "Ceci n'est pas une pipe." Ist "This is not a pipe" nun doch eine Pfeife oder ist es nicht? Also eine Darstellung ist sie real oder gestellt? Und der Text auf dem Bild? Gehört er zum Bild, oder ist die Abbildung der Pfeife das Bild? Ist das Ganze eine Rätselaufgabe? Ist die gemalte Pfeife (ohne den zugefügten Text) nun eine Pfeife oder nicht?

Auch der Satz der Erklärung des Bildes ist eine Lüge. Weiter noch ist dieser Satz auch keine wahre, klärende Interpretation. Man müsste den Satz durchstreichen und schreiben: Dies ist nicht die Wahrheit „This is not the true“, denn was hier der Künstler (Maler) verschwieg (bewies) ist die Unaussprechbarkeit der Realität. Wir sagen ja auch die Nachtwache wäre die Nachtwache oder Mona Lisa wäre Mona Lisa. Müssen wir nicht eigentlich sagen, es sind nur Bilder und die Namen sind nur die Titel?

Aber, wie steht es mit der Dichtung?

Kunst ist der immer wieder von der Dichtung zurückzulegende Weg. (Celan, Meridian).

Dichtung als ein künstlerischer Schaffensprozess, der auf die poetische Gattung der Lyrik beschränkt ist oder auch Musik und Malerei einschließt, beginnt mit Homer mit dem Mythos von Troja in Dichtung und Kunst und seinem dichterisch erfundenen Kunstwerk im Schild des Achilles. Nicht erst Dichtung beginnt mit Homer, auch der Begriff Kunst entsteht mit diesem Schild. Alles Vorherige war nur Artefakt und Kunstfertigkeit. Damit werden Dichtung (Homer), Kunst (Schild des Achill), und Krieg (Troja), gleichgestellt. So, dass keines der drei Begriffe ohne die beiden anderen denkbar ist, so wie es auch das Weltbild auf dem Schild des Achilles (was nur der Fantasie des Dichters Homer entspringt, das Schild, wie auch der Schmied und der Held) zeigt.

Der Krieg ist der Vater aller Dinge.

„Der Krieg ist der Vater aller Dinge und der König aller. Die einen macht er zu Göttern, die anderen zu Menschen, die einen zu Sklaven, die anderen zu Freien.“ (Heraklit von Ephesus, griechischer Philosoph, um 559 bis um 480 v. Chr.)

Die Ilias schildert eine Lebenswelt, die von Kampf und Krieg geprägt ist. Als Odysseus zu Agamemnon spricht, gibt er deutlich zu verstehen, dass Krieg für die Helden des Epos kein Ausnahmezustand ist, „sondern ein vom höchsten Gott Zeus gegebener Lebensumstand, der die Heroen bis ans Ende ihrer Existenz begleitet.“

Es ist Aufgabe des Dichters zu zeigen, welche Begriffe wir heute mit Krieg verbinden.

2. Prolog

Dieses Werk ist auch als Arbeitsbuch gedacht und versteht sich als Anmerkungs- und Aufzeichnungsheft von Gedanken und Vorlesungsnotizen, auch zum Weiterarbeiten.

Man reicht die Hand zur Sprache, die man ergreift mit dem Händedruck des Schwaigens.

Mir geht es in diesem Buch nicht um Interpretationen oder Betrachtungen der Gedichte von Paul Celan, dazu ist doch viel, zu viel, und nicht das Endgültige geschrieben worden. Es geht um meine Eindrücke, bei Seminaren und Vorlesungen von Prof. Gellhaus, meine Erfahrungen bei meiner Dichtung um aufgrund der Art und Weise von Celans Vorgehensweise beim Dichten einen Ansatz für das meiner Meinung nach, „Richtige“ Vorgehen beim Dichten darzustellen. Möglichkeiten aufzuzeigen für „Dichten und Denken“ nicht bloß dieses reale, verständliche, wie es Goethe von Hölderlin forderte.

Dieses Buch beantwortet diese Fragen, die der Dichter als Künstler immer zu fragen gewillt war, auch durch seine stichhaltigen Aussagen. Es geht um die Kunst der Dichtung. Artifizielle Dichtung kann nur aus dem Schrecklichsten kommen. Dem Vulkanausbruch, der Sprengladung eines Feuerwerks, eine Apparition, dem Zorn des Krieges, dem Blitz des Zeus, der den Landmann auf dem Felde trifft.

»Meine Damen und Herren, ich finde etwas, das mich auch ein wenig darüber hinwegtröstet, in ihrer Gegenwart diesen unmöglichen Weg, diesen Weg des Unmöglichen gegangen zu sein. Ich finde das Verbindende und wie das Gedicht zur Begegnung führende. Ich finde etwas – wie die Sprache – Immaterielles, aber Irdisches, Terrestrisches, etwas Kreisförmiges, über beide Pole in sich selbst Zurückkehrendes und dabei – heitererweise – sogar die Tropen Durchkreuzendes –: Ich finde ... einen Meridian.«

Paul Celan (in seiner Büchner-Preis-Rede)

Bei der Verleihung des Bremer Literaturpreises 1958 fragt Erich Kästner nach dem „Sinn der schweren Verschlüsselung und Verrätselung“ in Celans Lyrik. Aber weder hat Celan seine Gedichte verrätselt, noch hat er sie hermetisch verschlüsselt. Doch er sagt: dass Celans „Gedichte Schicksal tragen und haben. Ich meine jetzt nicht, dass sie Biografie haben, von der ich nichts weiß, die wohl da sein kann, aber ich kann es nicht wissen, sie ist in jedem Falle weit weg, außer Ruf-, außer Hörweite. Ich meine also nicht einen Lebensstoff, den ich nicht kenne, aber ich spüre, dass so etwas da ist, ich spüre eine Last, ein Gewicht, einen Mut, eine Trauer, spüre Überwindung und Drängen und Treiben.“ Bei der Verleihung des Bremer Literaturpreises 1958 fragt Kästner nach dem „Sinn der schweren Verschlüsselung und Verrätselung“ in Celans Lyrik. Man könnte daraus folgern, dass er ihm Willkür oder Absicht unterstellt, bestimmte Inhalte in Gedichtform zu verschlüsseln. Aber man braucht für Celans Gedichte keinen Schlüssel. Sie sind auch nicht hermetisch. Es ist praktisch so dass Celans Gedichte wie eine Geheimtüre sind, ohne Schlüssel. Ganz leicht zu öffnen. Man muss sie nur lange betrachten und an der richtigen stelle einen Punkt drücken und sie öffnen sich von selbst.

In Celans Gedichten ist Wahrheit und darum sind sie Realität. Sie erklären sich durch ständiges Lesen immer wieder. Aber sie schweigen. Sie reden nicht und sie schreien nicht und noch weniger kichern sie erfreuend. Mehr noch ist es ein demütiges Schweigen, das sich breitmacht. Wohl ein Schweigen aber, mehr noch das Schwaigen, dem vor lauter Wirklichkeit nur ein „Fantastisch“ oder „Das kann doch alles nicht wahr sein“ hat vorausgehen können.

CELAN, auf Rumänisch wird der Name wie "Tschelan" (analog zu Antschel) ausgesprochen.

Paul Celan wurde am 23. November 1920 als Paul Antschel als einziger Sohn deutschsprachiger, jüdischer Eltern im damals rumänischen Czernowitz geboren. Celan wurde in Nordrumänien in der Bukowina geboren. In Czernowitz lebten Ukrainer/Ruthenen, Rumänen/Moldauer, Polen, Juden, Roma, Österreicher und Bukowinadeutsche.

Als Celan geboren wurde, war der Verzicht Österreichs auf die Bukowina schon vollzogen worden. Zwei Jahre davor wurde jedenfalls die Vereinigung von Bukowina und Rumänien in Czernowitz offiziell erklärt. Paul Celans Eltern: Leo hebräisch-jiddisch Arje-Leib Antschel-Teitler und Frederike (jiddisch Frejde, geb. Schrager, genannt Fritzi,) hatten 1920 geheiratet.

Glaube als Zwang? Der streng religiöse Vater zwingt den Sohn von einer deutschen auf eine hebräische Volksschule. Kann man Glauben zwingen? Paul Celan leidet darunter.

Nach dem Abitur 1938 begann er ein Medizinstudium in Tours/Frankreich, kehrte jedoch ein Jahr später nach Rumänien zurück, um dort Romanistik zu studieren.

Rund 1,6 Millionen Juden wurden in der Ukraine während des Zweiten Weltkrieges auch in Massengräbern getötet. Zeugen haben gesagt, wie Nazis ukrainischen Juden getötet, "zum Spaß", "aus Wut, Langeweile, Trunkenheit" oder "die Mädchen vergewaltigt haben." Es stimmt, dass radikale Nationalisten den Nazis halfen in Bewachungs- und anderen Aufgaben. Aber die Nazis trauten die Massentötung von Juden den Einheimischen nicht zu. Es ist wahr, dass die lokale Bevölkerung mit den deutschen Nazis in den besetzten Gebieten mitarbeitete, aber die meisten von ihnen waren Russisch.

1941 zogen rumänische Truppen in Czernowitz ein.1942 wurden die Familien von den Rumänen in das Arbeitslager Michailowka in Transnistrien/Ukraine deportiert. 1942 wurden auch Celans Eltern deportiert. Verschleppung in das KZ Michailowka in der Ukraine. Nach Angaben des Clan-Biographen Israel Chalfen waren in dem Ghetto etwa 45.000 Juden auf engstem Raum eingesperrt. Er selbst folgte einer Warnung und entkam einer Verhaftung. Celan machte sich sein Leben lang Vorwürfe, seine Eltern nicht gerettet zu haben. In der Psychologie spricht man von „surviver-guilt“, die Überlebende zeitlebens quält. Im Herbst desselben Jahres starb sein Vater im Lager an Typhus, seine Mutter wurde erschossen. Celan wird bis Februar 1944 in verschiedene rumänische Arbeitslager verbracht, u.a. eins in Täbäresti bei Buzau (etwa 120 km östlich von Bukarest), wo er bei Straßenbauarbeiten, wie er es lakonisch nannte, zum „Graben und Schaufeln“ gezwungen wird.

REISEKAMERAD. Deiner Mutter Seele schwebt voraus. Deiner Mutter Seele hilft die Nacht umschiffen, Riff um Riff. Deiner Mutter Seele peitscht die Haie vor dir her. Dieses Wort ist deiner Mutter Mündel.

Deiner Mutter Mündel bückt sich nach der Krume Lichts.

Das Gedicht ist nicht zeitlos. Gewiss, es erhebt einen Unendlichkeitsanspruch, es sucht, durch die Zeit hindurchzugreifen - durch sie hindurch, nicht über sie hinweg [...] Das Gedicht kann [...] eine Flaschenpost sein [..] Sie kann irgendwo an Land gespült werden, an Herzland vielleicht [...] Es sind die Bemühungen dessen, der, überflogen von Sternen, die Menschenwerk sind, zeitlos auch in diesem bisher ungeahnten Sinne und damit auf das Unheimlichste im Freien, mit seinem Dasein zur Sprache geht wirklichkeitswund und Wirklichkeit suchend. (Paul Celan)

Das Gedicht betont dagegen den Schutz, den die Mutter gewährt. Im Tod noch bleibt die Mutter die Hüterin ihrer Wörter, deren Mündel sie ist. Das Wort der Mutter teilt das "Lager" (KZ) von diesem Wort und dem Wort des Dichters, nach dessen Krume sich das Wort der Mutter bückt. Sie wird zur Wortführerin, zur poetischen Gefährtin des Sohnes und steht somit zwischen Tod und Leben, zwischen Vergessen und Gedächtnis (Mohn und Gedächtnis).

Auch Selma Meerbaum starb 1942 mit 18 Jahren an Typhus im KZ-Michailowka.

Nach dem Abitur im Juni 1938 nimmt Celan das Medizinstudium an der Ecole de Médicine in Tours (Frankreich) auf. Er reist über Berlin, am Tag nach der Reichskristallnacht.

1941 wird die jüdische Bevölkerung in Czernowitz von den Nationalsozialisten und deren rumänischen Schergen in einem Getto zusammengetrieben.

(Wenn sie das Haus besuchen, so beachten sie bitte, dass die Gedenktafel am falschen Haus hängt.)

Von 1942 bis 1944 musste Celan in verschiedenen rumänischen Arbeitslagern Zwangsarbeit leisten. Paul Celan ist gerade einmal 21 Jahre alt, als ihn die Nazi-Gräuel auch persönlich ereilen. Bis Februar 1944 blieb Celan im Arbeitslager Tăbărăști.

Seine Freundin Ruth Lackner drängt Paul, sich beim Arbeitsdienst zu melden, um der Deportation zu entgehen. Er hörte auf sie. Es war einer dieser wahnwitzigen Zufälle, die in jenen Tagen Leben retteten.

Von 1945 bis 1947 arbeitete er als Lektor und Übersetzer in Bukarest, erste Gedichte wurden publiziert. 1951 wendet sich Celan mit einem Brief in "Dankbarkeit und Verehrung" an Ernst Jünger, vermutlich in der Hoffnung, dieser könne ihm zu einer Buchpublikation verhelfen. Eine Veröffentlichung erfolgte in der ersten und letzten Nummer, 1947, der polylingualen Bukarester Kunst- und Literaturzeitschrift Agora mit Paul Celans erster Veröffentlichung in deutscher Sprache (Das Gastmahl, Das Geheimnis der Farne, Ein wasserfarbenes Wild), hrsg. von Ion Caraion und Virgil Ierunca.

Fremde Nähe, Celan als Übersetzer, von Prof. Dr. Axel Gellhaus FREMDE NÄHE Als Ausstellung und Katalog ISBN NR. 3929146665 der Schillergesellschaft Marbach von Axel Gellhaus, das er mir am Fr. 9. Mai 2008 schenkte.

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Nachdem 1944 die Sowjetunion die Stadt Czernowitz befreite konnte er sein Studium wieder aufnehmen. 1947 siedelte er von seiner Heimatstadt nach Paris, um darauf seinen ersten Gedichtband zu veröffentlichen, der allerdings kein Erfolg wurde.

Das Bewusstsein des Überlebens macht die Toten zur Instanz: „Und duldest Du, Mutter, wie einst, ach, daheim, den leisen, den deutschen, den schmerzlichen Reim?“ Paul Celan, Nähe der Gräber

Der deutsche Reim ist eine Nie mehr wiederkehrende Vergangenheit.

Wir sprechen mit vielen Zungen. Es gibt keine deutsche Sprache mehr.

Tod seiner Eltern

Schicksal seiner Menschen

Seine Liebe (zur Mutter)

Frage: Warum diese Unvereinbarkeit von Menschenliebe und Tod und Hass?

Die deutsche Sprache eine Mördersprache? Sprache der Mörder. Tod ist ein Meister aus Deutschland. Warum? Deutsche Gründlichkeit und viele sprechen, aber nur die Deutschen taten, was sie sagten.

Wenn es etwas gibt, was dieser Aufenthalt mich einmal mehr gelehrt hat, so ist es dies: die Sprache, mit der ich meine Gedichte mache, hat in nichts etwas mit der zu tun, die hier oder anderswo gesprochen wird [...]. Wenn es noch Quellen gibt, aus denen neue Gedichte (oder Prosa) hervorsprudeln könnten, so werde ich sie nur in mir selber finden und nicht etwa in den Gesprächen, die ich in Deutschland mit Deutschen auf Deutsch führen könnte. Dieses Land, ich mag es überhaupt nicht.

Paul Celan in einem Brief an seine Frau Gisèle Celan-Lestrange am 26. September 1955. Celan konnte sich nie mit Deutschland und den Deutschen anfreunden. Aber welcher Dichter war er? War er ein Europäer? Von welchem Europa? Eurasier? War er Ukrainer, Russe, Österreicher oder war er Franzose? Wenn wir ein Gedicht lesen wollen wir gerne wissen wer der Dichter war.

Der Tod ist ein Meister (Meister (von Lateinisch Magister ‚Lehrer', ‚Gelehrter', wissenschaftlich bzw. handwerklich ‚Gebildeter') aus Deutschland. Eine Qualitätsbezeichnung Made in Germany. Worin besteht seine Perfektion? Im Tod verbreiten. Dies ist ein deutscher Exportschlager der weltweite Nachfrage bei allen Diktatoren hat. Sie alle wissen, dass sie sich auf die Qualität des deutschen Todes, verlassen können.

Schwaigen. Wer aber wagte zu reden, wenn die Nachbarn abgeholt und ihre Wohnungen geräumt wurden? Wer wagt zu reden, wenn die Nachbarn abgeholt und ihre Wohnungen geräumt wurden? Wer denunzierte? Es war der nette Nachbar, der Sozi oder der Kommunist, der an die Nazi verriet.

Paul Celan wuchs in einer deutschsprachigen jüdischen Familie in Czernowitz Rumänien auf und floh 1947 vor den Kommunisten über Ungarn nach Wien und später nach Paris. Er fühlt sich in seiner Pariser Exilheimat zunehmend einsam.

Czernowitz war der jüdisch-christliche Schmelztiegel schlechthin. Hier ist der Dichter Paul Celan groß geworden. Seine Eltern wurden von den Nazis ermordet.

Muttersprache und Mördersprache ist einer der Schlüssel, um zu verstehen, wie er seine Gedichte schreibt. Die Muttersprache ist gleichzeitig auch die Sprache der Mörder.

Aus dem Exil kamen Stimmen.

Celans Vater war mosaischen Glaubens (Ironie?) Er war gläubiger, praktizierender Jude. Warum wollte er sich nicht dazu bekennen? Im Mosaischen bedeutet das, er richtet sich nach den Schriften Mose. Das machen alle großen Religionen. Christen, Evangelen, Moslems, Juden. Paul wurde aus der privaten Schule genommen und in die hebräische geschickt. Aus finanziellen und aus politischen Gründen.

Paul übersetzte Russisch, Englisch (amerik. Englisch) Italienisch, Rumänisch, Portugiesisch, Hebräisch, Ukrainisch, Jiddisch, Polnisch.

Die Hauptbevölkerung von Cernovitce war jüdisch, ukrainisch und rumänisch. Die meisten sprachen im Alltag deutsch. Mit dem Einzug der Nazis wurden alle Deutschstämmigen ausgesiedelt und die jüdische Bevölkerung ermordet.

Von 1941 bis 1944 gehörte Czernowitz wieder zu Rumänien, das mit dem Deutschen Reich verbündet war. In dieser Zeit kam es zur Ermordung und Deportation eines großen Teils der jüdischen Gemeinde. Die ersten Einheiten der rumänischen Armee drangen am 5. Juli 1941 in die Stadt ein, nachdem sie bereits in der südlichen Umgebung von Czernowitz Tausende Juden umgebracht hatten. Am nächsten Tag am 6. - 7.Juli 1941 (in Cernovitce traf die SS / SD D ein) erschienen die ersten Mitglieder des deutschen Einsatzkommandos 10 b und begannen mit der Verhaftung und Ermordung von Juden. Zusammen mit der rumänischen Armee wurde die Nordbukowina und mit ihr Celans Heimatstadt Czernowitz besetzt; Celan wurde zur Zwangsarbeit an die südliche Moldau verschleppt seine Eltern im KZ-Michailowka ermordet.

Am 29. März 1944 nahm die Rote Armee die Stadt erneut ein.

Rätsel ist Rein

-

entsprungenes«

-

, ihre

Erinnerung an

schwimmende Hölderlintürme, Möwen

-

umschwirrt

Besuche ertrunkener Schreiner bei

diesen

tauchenden Worten:

Käme,

käme ein Mensch

Man muss diese Metapher (wie alle) mehrfach interpretieren. Einmal als der Schreiner, bei dem Hölderlin Untermieter war, und zusätzlich der Schreiner der am 8. November 1939 versuchte (der Schreiner Georg Elser) Hitler durch ein Attentat im Bürgerbräukeller zu töten um so die Ausweitung des am 1. September 1939 von Deutschland begonnenen Krieges zu verhindern.

Die Nähe der Gräber ist der dichterische Ort.

Eis, Eden aus dem Band "Die Niemandsrose" (1963)

Eis, Eden

Es ist ein Land verloren,
da wächst ein Mond im Ried,
und das mit uns erfroren,
es glüht umher und sieht.

Es sieht, denn es hat Augen,
die helle Erden sind.
Die Nacht, die Nacht, die Laugen.
Es sieht, das Augenkind.

Es sieht, es sieht, wir sehen,
ich sehe dich, du siehst.
Das Eis wird auferstehen,
eh sich die Stunde schließt.

Den gibt den absoluten Irrtum nicht. Es gibt nichts als nur diese vom Uneingeschränkten ausgehende Irre des Un-Sinns.

Es ist dein Land verloren.

Du Tausendgüldenkraut-Sternchen. Du Erle, du Buche, du Farn:

Entmischen musst du, entmischen.
Ein Äußerstes
tun, ein
Innerstes. Ent-
scheiden musst du dich, aus
Liebe.

Weit, wo du nicht bist, da
bist du, noch immer, geh ihn,
den Herzweg.

Geh, geh. Begeh
das Vergänglichste an dir, das
Tödliche, Dauernde.

Offen, von
Seelenhörnern durchstoßen,
stehen die Stunden, die Münder-: es kann,
aus dem All, ein Verlorenes
kommen, ein Klein-
ewiges, das
innehält als
Muschel, als Aug, als beider
mündiger Schmerz.

Paul Celan, Kermorvan, 1961

Nicht bloß nach, … auch über … Gedichte schreiben.

Ingeborg Bachmann. Treffen mit Celan:

1948 Wien (studierte Philosophie)

1950 Besuch in Paris Okt.-Dez. 24 jährig

1952 Niendorf. Gruppe 47

1956 Paris Hotel de la Paix, Rue Blainville.

1957 Wuppertal Tagung des Bundes Seminar Literaturkritik

1960 Zürich, 25. Mai, mit Nelly Sachs und Max Frisch Hotel zum Storchen, 26. Mai 4 Uhr nachmittags.

Herz und Hand sind Inbegriff des wahren Gedichtes.

Hörenkönnen auf das Geläut der Stille,

Eines kommenden Wortes. (Wer das Läuten hört, sieht die Glocke und wer die Glocke sieht, der hört sofort ihr Läuten)

Fortsetzung des Gesprächs und poetischer Händedruck.

Als ich meine Hand der Sprache reichte, nahm sie das Schwaigen mit festen Händen.

Es war der Traum vom Schweigen.

Paul Celans frühe Arbeit (1948) über den surrealistischen Maler Edgar Jené

In rund 800 Gedichten, die Celan zwischen 1938 und 1970 geschrieben hat, spielt das Thema Reden und Schweigen eine herausragende Rolle: Jacob Steiner hat ausgerechnet, dass unter 525 Gedichten rund 400-mal eine Beziehung zur Sprache und rund 50-mal das Schweigen erwähnt wird.

„NÄHE DER GRÄBER“

Und duldest du, Mutter, wie einst, ach, daheim,
den leisen, den deutschen, den schmerzlichen Reim?

Einfluss hatte auf Celan die Geschichtsphilosophie Gustav Landauers. In seiner Büchnerrede bekennt sich Celan, mit den Schriften Gustav Landauers aufgewachsen zu sein. Landauer, dessen sozialistische Ansichten denen Büchners (und Celans) ähnelten, und der 1918/19 an der bayerischen Räterepublik beteiligt war, vertrat die Ansicht, dass es neben der starren Vergangenheit eine stetig Werdende gibt.

Im Innern des Menschen erblickte Landauer die Sedimente der Vergangenheit, über die der Mensch nicht einfach verfügen kann, sondern die durch ihn hindurch wirken.

In einer an Walter Benjamins Geschichtsschreibung erinnernde Passage, die dem von Celan berücksichtigten Bilderverbot entspricht, vertritt er dieses Geschichtsbild:

Diese eine Vergangenheit manifestiert sich auf Unendlichfache Art in allem, was wir sind, werden und geschehen. […] Die Vergangenheit, die lebendig in uns ist, stürzt mit jedem Augenblick in die Zukunft hinein, sie ist Bewegung, sie ist Weg. Jene andere Vergangenheit, nach der wir uns umblicken, die wir aus Überresten konstruieren, von der wir unsern Kindern berichten, die als Bericht der Vorfahren auf uns gekommen ist, hat den Schein der Starrheit, kann sich auch nicht, da sie zum Bild geworden, keine Wirklichkeit mehr ist, fortwährend verändern. Sie muss vielmehr von Zeit zu Zeit, in einer Revolution der Geschichtsbetrachtung, revidiert, umgestürzt und neu aufgebaut werden.

Um eine Einführung in Gemälde gebeten, schreibt Celan eine philosophische Fabel. Als deutschsprachiger Überlebender und zeitweiliger Surrealist schreibt er: "Wie sollte nun das Reine, also auch das Neue entstehen?"

Auch schreibt er: "Wir sehen uns wieder in den Spiegeln der Tiefsee."

In den Flüssen nördlich der Zukunft
werf ich das Netz aus, das du
zögernd beschwerst
mit von Steinen beschriebenen
Schatten.

(Paul Celan)

Für Celan ist ein Gedicht: Wirk nicht voraus.

Für Heidegger ist ein Gedicht: Wage die Stille. Ein Geheimnis der Begegnung.

Von 1942 bis 1944 musste Celan in verschiedenen rumänischen Arbeitslagern Zwangsarbeit leisten.

Von 1945 bis 1947 arbeitete er als Lektor und Übersetzer in Bukarest, erste Gedichte wurden publiziert. Im Dezember 1947 erreichte Paul Celan Wien und fand Aufnahme in einer Flüchtlingsunterkunft (eine adaptierte Schule) in Hernals. Städtische Hilfe und Freunde ermöglichten ihm seinen weiteren Weg nach Paris.

Im Juli 1948 zog er nach Paris, wo er bis zum seinem Tode lebte. Im selben Jahr begegnete Celan Ingeborg Bachmann. Dass Ingeborg Bachmann und Paul Celan Ende der vierziger Jahre und Anfang der fünfziger Jahre ein Liebesverhältnis verband, das im Oktober 1957 bis Mai 1958 wieder aufgenommen wurde, wird durch den posthum veröffentlichten Briefwechsel Herzzeit zwischen den beiden bestätigt.

"Ich freue und ich fürchte mich abwechselnd auf das Kommende, die Furcht überwiegt noch. Versuche bitte, gut zu mir zu sein und mich festzuhalten! Manchmal glaube ich, alles ist ein verworrener Traum, und es gibt dich gar nicht und Paris nicht und nur die mich zermalmende, schreckliche, hundertköpfige Hydra Armut, die mich nicht loslassen will"

Aus Suhrkamp Korrespondenz (September 1950) von Ingeborg Bachmann an Paul Celan.

Bachmann war eine Jägerin und Getriebene, später alkohol- und tablettensüchtig, fast manisch rauchend und in der Nacht oft in den Armen von Männern, die ihnen bei Tag kaum mehr auf Augenhöhe begegnen konnten. Sie starb einsam am 17. Oktober 1973. Es gab Gerüchte, ob der Wein und die vielen Beruhigungsmittel in Rom und dazu noch das Feuer der Zigarette im Schlafzimmer als alleinige Ursachen im Spiel waren.

Im November 1951 lernte Celan in Paris die Künstlerin Gisèle de Lestrange kennen, die er ein Jahr später heiratete.

Celan wohnte in Paris, im Umfeld der Sorbonne. Bald fünf Jahre in einem kleinen Zimmer Hotel d Orleans (Hotel de Sully) 31 in der Rue des Ecoles. Im Juli 1950 erhielt er eine Lizenz es-Lettres. Die französische Staatsbürgerschaft im Jahr 1955. Dann 1959 Dozent für Deutsch an der Ecole Normale Superieure. Dann lebte er schon in einer Wohnung in der Rue d´Ulm.

Im Juli 1948 trifft Paul Celan in Paris ein, der Stadt, die zu seiner künftigen Heimat werden soll. Hier schlägt er sich in der harten und ernüchternden Anfangszeit zunächst mit Gelegenheitsarbeit in der Fabrik, als Dolmetscher und Übersetzer durch und absolviert daneben ein Studium der Literatur- und Sprachwissenschaft.

Literaturgeschichte der 50er und 60er Jahre sind schwer zu verordnen. Linien nach 1945 werden nicht verlängert wie eine Staffel.

Benn sagte zu Ernst Meister, "ein Gedicht begründen, warum"?

Ernst Meister, – um es auf eine kürzeste Formel zu bringen – dachte ontologisch und nicht (man hat`s oft genug ihm angekreidet) historisch oder sozialkritisch.

H. M. Enzensberger hat sich politisch eingemischt.

In den 60er Jahren waren die Linke gegen Natur und Landschaft.

Erich Arendt geboren 1903 in Neuruppin, gehörte vor der Wende neben Johannes Bobrowski und Peter Huchel zu den bedeutendsten Lyrikern: Mein Affe fährt nach Ithaka.

Ingeborg Bachmann Prosa (– Celan –) eigenartig misslungen.

50er Jahre Metaphernstreit. Diskussion Celan.

Altmetaphernhändler.

Text Edgar Jené, Traum vom Traume 1947, Beginn der Freundschaft mit Paul Celan. Eines der Dokumente dieser Freundschaft ist Celans Schrift Edgar Jené und der Traum vom Traume (Wien 1948) und Jenés Zeichnung nach Celans Gedicht Todesfuge 1948 mit Paul Celan und Arnulf Neuwirth organisiert Jené die erste Surrealismus-Ausstellung in Wien, Begegnung mit André Breton und den Surrealisten in Paris.

Paul Celans wortmächtige Sprachschöpfungen sind von einzigartiger Diktion, seine Gedichte Metaphern, die immer wieder zu entschlüsseln sind. Celans Büchner-Preis-Rede ‚Der Meridian’ charakterisiert mit den Worten: «Das Gedicht behauptet sich am Rande seiner selbst; es ruft und holt sich, um bestehen zu können, unausgesetzt aus seinem Schon-nicht- mehr in sein Immer-noch zurück». Paul Celans Dichtung gehört in der Literatur zu jenen Werken, die sich einem unmittelbaren Verständnis nicht gleich erschließen. Celans Versuch, sich schreibend mit dem auseinanderzusetzen, was im Namen des ‚Reichs’ geschehen war, das zwölf Jahre währte, die sich wie tausend anfühlten, «war der Versuch, Richtung zu gewinnen». Erst nachdem er die todbringende Epoche des nationalen - sozialistischen Terrors durchlaufen hatte, konnte die Sprache – «angereichert» – auch als Gedicht, neu zutage treten, wie auch eindrücklich im Gedicht «Todesfuge». Die »Todesfuge« ist kein Gedicht über Auschwitz, wie oftmals angenommen wurde, sondern ein Text im Gedenken an die Opfer der Vernichtungslager, ein Denkmal für den Tod seiner Mutter. Die eigene Rolle infrage zu stellen wurde zu einem notwendigen Bestandteil des Schreibens: Das Gedicht ist nicht zeitlos. Gewiss, es erhebt einen Unendlichkeitsanspruch, es sucht, durch die Zeit hindurchzugreifen – durch sie hindurch, nicht über sie hinweg.

Gefühl, welches das Geschaffene Leben hat, ist das einzige Kriterium für die Kunst.

Worte sind verächtlich - Idealismus - Holzpuppen. Das Natürliche und Kreatürliche entgegen dem Wirklichen und dem Abwesenden. Man möchte ein Medusenhaupt sein. Hinaustreten aus dem Menschlichen. Natürliches, als Natürliches mittels der Kunst. Zur Infragestellung der Kunst. Zur „HEUTIGEN“ Dichtung zurück. Ist Kunst vorgegeben, vorausgesetzt mit den Fragen der Kunst. Der Künstler selbst ist, Selbst-Vergessen.

Kunst fordert eine Distanz (Schweigen oder Schwaigen). Diese Dichtung ist der Weg der Kunst. Das Medusenhaupt und die Automaten sind das selbstvergessene Ich, sind sich unheimlich – fremd, es ist der Kunst – Weg, der Weg der Kunst.

Das Fremde, Abgrund und Medusenhaupt und Automaten des Anderen „Wer weiß?“

Im Wirklichen anspruchslosesten Gedicht, diese unabweisbare Frage, dieser unerhörte Anspruch. Sprache, immateriell, irdisch, terrestrisch, ein Kreis. Ein Meridian, diese Bewegung des Gedichtes, Rückkehr, nicht Tradition, Symbolismus, Manierismus (Mallarmé).

Manierismus und dieselbe Wirklichkeit- und Ich-Ferne, auch ... Symbolismus anhand des Mallarmé - Paradigmas der Sprache und Gesellschaftskritik, der Dualismus und Synthese in Mallarmés spätem Gedicht »Prose«.

Jeder Text und jede Kritik die Celan unterstellt wird, wird auch jedem anderen Menschen unterstellt. Diese Gespräche (die nicht zustande kamen) mit Heidegger auf dem Todtnauberg? Was wollte wer von wem? Der Hasser der Deutschen der eine so schöne deutsche Sprache besaß? Der deutsche Philosoph, der eben nur philosophieren wollte, wie der Dichter, der nur dichten wollte. Wenn Celan nur gewusst hätte in welche Mördergrube ihn die Nazitochter mitgeschleppt hatte? Die Meinung der Masse bestimmte die Zeit. Dass ein SS Mitglied sich als Sozialist ausgab. Wer konnte so etwas ahnen? Der Hasser der Deutschen nahm gerne ihren Büchnerpreis an so wie der SS Nazi einen Nobelpreis annahm. So nahm auch der Philosoph das ihm passende Rektorat an. Wer nur die Menschen nach ihrem Werk beurteilt, der darf auch bemerken, man könne Goethe nur nach seinem Werk ehren (sein Privatleben wäre eine andere Geschichte). Aber wie soll das umhergeistern? Alles Genies und sind es alles gespaltene Wahnsinnige? Vielleicht war der deutsche Philosoph noch der Gesündeste?

Doch heißt es in Celans Büchner-Preis-Rede auch: „Toposforschung"?

Gewiss!

Aber im Lichte des zu Erforschenden:

Im Lichte der Utopie

Und der Mensch? Und die Kreatur

In diesem Licht?

„Topologie" hat hier aber nichts mit Topik oder Toposforschung zu tun. Die historische Einordnung. In Paul Celans letztem Gedicht nennt er es: der Stein hinterm Aug im Stein das geronnene Leid, das vom Holocaust blieb.

Nicht das commode, nicht Kommode – das Kommende (kein Gott, der Mensch). Notwendige Reflexivität. Otto Pöggeler mit Celan zu Toposforschung. Datum und Utopie. Das Gegebene, das Gegenwärtige und der Spannungszustand: Verhoffen, das künftig Mögliche.

3. Dunkelkammer Gedächtnis

Das deutsche Wort "Untat" hat in anderen Sprachen kein Äquivalent. Eine Tat, die man nicht hätte tun dürfen, wird wieder aufgehoben, und das kollektive Bewusstsein arrangiert sich reibungslos mit der linguistischen Negierung: Was man nicht tun durfte, hat man nicht getan. Im Verhältnis der Deutschen zu ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit ist dieser Vorgang oft beobachtet worden. Als Opfer der Untaten konnten sie ihre Rücknahme nicht gelten lassen und zogen das Negativ in der Dunkelkammer ihres Gedächtnisses wieder ans Licht. In der Auswahl seines Materials geht Stephan Braese: "Die andere Erinnerung" jüdische Autoren in der westdeutschen Nachkriegsliteratur sehr sorgfältig vor. Braese untersucht die charakteristische Stellung jüdischer Autoren im westdeutschen Literaturbetrieb. Grundsätzlich erinnerten sich Deutsche und Juden unterschiedlich an die Jahre von 1933 - 1945.

3.1. Sammeln von Texten zur Herstellbarkeit von Gedichten.

Dies ist ein Handwerk, es erfordert das Weiterschreiben. Gedichte und Kunst sind das Artifizielle. Eine Mutation der poetischen Sprechweise. Wahrheit versucht der Historiker eng zu führen zum „wahrhaft wahr gewesenen“. Wahrheit ist das Licht von Dunkel, das unbekannte Lichten. Von Wahrheit spricht Celan nicht vom Gewesenen, nicht von dem, was war, sondern vom Künftigen.

Es ist ein Gegenteil zu dem, was war, es ist das Künftige. Alles Andere ist wissenschaftlich, ist Nutzen, ist keine induktive, apodiktische Wahrheit. Sonst könnte man auch als Historiker arbeiten. Hölderlin spricht hierbei vom „dunklen Licht“. Celan spricht vom „Lichtzwang“, hierin wird die Dunkelheit markant. In „Sprachkristalle“ ist das Wachstum nicht linear. Gedichte werden hierin nicht konstruiert. Sie erhalten ihre Unwillkürlichkeit wie aus Wörterbüchern oder Fachlexika oder bei Goethe sind es alles nur lexikalische Titel. Paul Celan ist im Dezember 1947 nach Wien gekommen, kurz vor dem 21. Dezember. Was wird gefunden in der Entmachtung, in der Unwillkürlichkeit? Unwillkürlichkeit seines Ausdrucks sind dasselbe, so vermittelt die Sprache Lyrik. >>entmachtet die Willkür<<. Eine seit der Romantik zunehmende Entmachtung des Subjekts.

Erfahrung widerfährt als Geschichte, aber bis diese verarbeitet ist, können wir nicht von Erfahrung reden. Wir können erst sprechen, wenn wir artikulieren können.

Celan entwickelte seine Dichtung vom Surrealismus über Symbolismus zur Hermetik. Damit, mit diesen Bezeichnungen war er nicht einverstanden.

Sein Kampf gegen den Surrealismus (er wollte nicht damit verwechselt werden), deshalb nahm er Abstand von den Bildern von Edgar (eigentlich Erhard) Jené[1].

Selbst uns hier heut / den Zeugen Deiner Gegenwart/ ein Aug, das staunt / kein Mund, der preist, gegeben wird.

Shakespeares Sonett, CVI.

Genitivmetapher als eine Manier zur Erzeugung politischer Wirkung. Der Stein ist das geronnene Urleid. Stein ist bei Novalis noch eine Grabplatte und versiegelt das Geheimnis. Bei Celan ist der Stein ein von Bergleuten begrabenes Mineral, Kristall.

How to do thing with words? Bei Heidegger, das Ding, die Versammlung, dinc res, Gott, Seele, Thing, was tönt in den Worten?

Das ist der Tod, der birgt als Schrein des Nichts, das Gebirg des Seins.

Schwermutssonne, die Schwarze, die da kreist. Schwarzlicht. Stern und Erde.

Kunst. Was geschaffen ist, hat Leben (Lenz).

Kunst statt Ichferne. Nicht alles ist Ausdruck, wie bei Popper (alles ist Ausdruck). Sprache ist (Ausdruck), ist Druck. Die Differenz ist ein poetischer Prozess.

Heidegger: dichterisch wohnet der Mensch (Hölderlin), in der großen Kunst/bleibt der Künstler etwas Gleichgültiges/ je mehr Kunst, je weniger Künstler.

Celan: je mehr der Künstler sich selbst zurücknimmt, je mehr wird die Kunst.

Distanzierung von Heidegger sowie eine Distanzierung von Benn.

Rückgriff auf Schelling: Kunst und Poesie.

Nachsprechen, nachzustotternde Welt in Knochenhebräisch.

Meridian: Das Gedicht wird zum Gespräch.

Gedicht: "In Prag". Einer dem Menschen unverständlichen Sprache zu dichten. „Knochen-hebräisch, / zu Sperma zermahlen, / rann durch die Sanduhr" („In Prag", GW II 63). Knochenhebräisch.

Es gibt kein Gemeinsames mehr. Keine Voraussetzung, dass der Leser mich versteht, (Flaschenpost) Ankommen ist aber nicht ausgeschlossen.

Kunst und Poesie ist diese Selbstvergessenheit. Allerengste Enge (prophetisches Sprechen) „in eines anderen Namen“. Eingedenken (Zeugnis).

Hoffnung (Verhoffen) auf eine kommende Religion.

Majestät des Absurden – über den Begriff des Ästhetischen hinaus – Mêchanê, Fertigkeit, Kunstfertigkeit.

Büchner: Kunst/Künstlichen/Fatalen, das den Verurteilten vor dem Tod, noch erlaubt zu „erzählen“, debattieren.

Flaschenpost, auch bei ihm kommt die Flaschenpost an. In dieser Sprache, auf ein Du. Das Aufgeben von Post. Flaschenpost, ob sie jemals ankommt? Vielleicht.

Angst wird bei Celan zur Inspirationsquelle allereigenster Enge. Enge ist das der Anderen, (Meridian) menschliche Kalkül zum Gott. Medusenhaupt, einfrieren, abbilden. Kein Symbolismus. Es verliert dabei das Bewegende, alles Lebendige.

Lebensdaten Bibliografie

Zeit Paul Celans von 1920 bis 1970

1920

Paul Celan (* 23. November 1920 in Czernowitz, damals Rumänien, heute Ukraine; † vermutlich 20. April 1970 in Paris; eigentlich Paul Antschel, später rumänisiert Ancel, woraus das Anagramm Celan entstand) war ein deutschsprachiger Lyriker.

1927

Die Stadt Frankfurt/Main verleiht George den ersten Goethepreis, den dieser jedoch ablehnt und erst auf Drängen ohne öffentliche Ehrung annimmt.

1928

Die Gedichte seines Spätwerks fasst George in "Das neue Reich" zusammen. Die völkischen Ideologen der immer stärker aufkommenden Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) versuchen, George als Vorreiter zu vereinnahmen. Dieser versteht sein "neues Reich" jedoch als ein geistiges und warnt seine Schüler vor der politischen Demagogie.

1933

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird George von Joseph Goebbels die Präsidentschaft einer neuen deutschen Akademie für Dichtung angeboten. Diesem Angebot verweigert er sich aber. Ehrungen zu seinem 65. Geburtstag lehnt er ab und begibt sich in die Schweiz.

4. Dezember: Stefan George stirbt in Minusio (bei Locarno).

1948

Im August 1948 begegnete Celan Ingeborg Bachmann, mit der er eine kurze Liebesbeziehung einging.

Im Herbst 1950 versuchten sie erneut zusammenzuleben, der Versuch scheiterte jedoch, weil „wir aus unbekannten, dämonischen Gründen uns gegenseitig die Luft wegnehmen“, wie Bachmann an Hans Weigel schrieb.

1956

Gottfried Benn † 7. Juli 1956 in Berlin wurde am 2. Mai 1886 als Sohn des protestantischen Pastors Gustav Benn und dessen Frau Caroline Benn (geb. Jequier) geboren.

Gottfried Benn (* 2. Mai 1886 in Mansfeld, Brandenburg; † 7. Juli 1956 in Berlin) war ein deutscher Arzt, Dichter und Essayist.

1970

Paul Celan † vermutlich 20. April 1970 in Paris war ein deutschsprachiger Lyriker.

Wurde am 12. Mai 1970 auf dem Friedhof Thiais/Val-de-Marne beigesetzt. An diesem Tag starb Nelly Sachs, mit der er freundschaftlich verbunden war.

1920

Paul Celan, eigentlich Paul Antschel, wurde am 23. November 1920 als Sohn deutschsprachiger Juden in der rumänischen Stadt Czernowitz (heute Tschernowzy) geboren. Die jüd. Kulturtradition in seinem Heimatort und die reiche literarische Tradition haben tief greifende und nachhaltige dichterische Entwicklung in seinem Leben bestimmt. Geweckt und angeregt wurde Celans Interesse für die deutsche Sprache und Literatur von seiner Mutter Friederike Schrager. Nach Besuch des Oberrealgymnasiums von Czernowitz, dass Celan 1934 wegen des sich auch hier verschärfenden Antisemitismus verlassen musste, absolviert er 1938 das dortige rumänische Staatsgymnasium. Seine literarischen Interessen stehen ganz im Zeichen von Rilke, Jean Paul und der französischen als auch der modernen rumänischen Lyrik. 1941, als deutsche Truppen in Rumänien einmarschierten, wurde Celan zu Zwangsarbeit rekrutiert.

DU WARST mein Tod:

dich konnte ich halten,

während mir alles entfiel.

1934 musste er das Gymnasium in seiner Heimatstadt aufgrund zunehmender judenfeindlicher Übergriffe verlassen.

1938 studierte er Medizin in Frankreich, später Romanistik in Czernowitz.

1942 wurden Celans Eltern deportiert. Im Herbst desselben Jahres starb sein Vater in einem Lager an Typhus, seine Mutter wurde erschossen.

1944

Schrieb er mit Segal und Silbermann ein Typoskript, eine erste Sammlung Gedichte.

Im Herbst 1944 und Anfang 1945 erschien eine Handschrift für Margul-Sperber.

Celans Resumée der Kriegsjahre von 1944: "Ich habe nur Demütigungen erlebt und Leere, unendliche Leere".

Türkenbund

Gedicht Alfred Gong, Bukowina

Anders die Sterne des Grenzlands:

Wie Frucht, wie Wintersaat,

Wie der nie gehobene Türkenschatz.

Edith Silbermann, Begegnungen mit Paul Celan.

Rimbaud. Bukowina, Brunnenland, Buchenland.

Gemeinverständlichkeit, mehr schattiert, Seelenrealismus.

Celan: Betr. Dunkelheit - Vorwurf.

Schwierigkeit der Wortwahl, dem rapideren Gefälle der Syntax oder dem wacheren Sinn für die Ellipse zu tun. -

Das Gedicht zeigt, das ist unverkennbar, eine starke Neigung zum Verstummen – stumm – Fische.

1945 Paul Celan arbeitete zwischen 1945 und 1947 in Bukarest als Lektor und Übersetzer. Er flüchtete aus seiner Heimat nach Wien und siedelte nach Paris über.

Erste Gedichte wurden publiziert.

Ein Manuskript. 1945-1948 im „PLAN“ konnten viele junge Schriftsteller(innen) zum Teil das erste Mal Texte veröffentlichen, u. a. Ilse Aichinger, Reinhold Federmann und Friederike Mayröcker. Im letzten Heft des „PLAN“ erschienen zwar noch Gedichte von Paul Celan, die Schwierigkeiten in die der Erwin Müller Verlag geraten war, bedeuteten aber das Ende für die von vielen als wichtigste Kulturzeitschrift der Nachkriegsjahre eingeschätzte Zeitschrift.

Im April 1945 hat Celan Czernowitz verlassen.

1947 im Anfang mit einem rumänischen Dichter Ion Cavaion in einer Anthologie

Agora Nr. 1 Das Gastmahl, Ein wasserfarbenes Wild, Mai 1947

Im April 1947 hat er Bukarest verlassen.

Er schrieb weiter am Tango Mortens, Todestango, Todesfuge.

Die Illusion des Friedens.

Das Vergangene, das Ungesagte, das Unaussprechliche. Das Schwaigen bestimmt die Zukunft.

Man will sich an die Zeit zwischen 33-45 erinnern. Aber man will die Erinnerung mit einem „Nicht Vergessen“ pflegen.

Die Todesfuge ist kein Grab für Auschwitz oder für Celans Mutter. Die Todesfuge ist das Lied. Es ist der Schlussgesang der Doors „this is the end“ gespielt im Film von Frank Copulla.

In Wien war er bis 17. Dez. 1947 und ab Juli 1948 in Paris.

Ende September 1948 erschien sein Buch im Wiener Verlag.

Sein Band Mohn und Gedächtnis erschien 1952.

Vor den Toren. Kein Gedicht war mehr von vor 1948.

Was kann man der sprachlosen Zeit an sprachlich Geformtem entgegenhalten?

Worthöhlen. Stummwerden an bestimmter Stelle.

1948 Wenige Wochen, nachdem ich (Hgb. 2. 4. 1948) geboren wurde, lebte Paul Celan in Paris, dort lehrte er an der Ecole Normale Superieure. Er schrieb anfangs melodische Lyrik, die vom Surrealismus beeinflusst war. Später wurde das Gedicht zu einem Geflecht von Chiffren. Paul Celan studierte Germanistik und Sprachwissenschaft wurde französischer Staatsbürger und arbeitete als Deutschlektor an der Pariser Universität. 1959 schrieb er "Sprachgitter", Aussagen, die logisch nicht fassbar sind. Oft bricht das Gedicht im Verstummen ab. Paul Celan übersetzte aus dem Russischen und Französischen ins Deutsche.

Sein erster Gedichtband, Der Sand aus den Urnen, erschien in Wien im Verlag A. Sexl. Die meisten Exemplare ließ Celan später auf seine Kosten vernichten.

Celan: „Das ist der Blick, den die Dichtung haben muss“.

Lucile als die Kunstblinde.

Sprache ist etwas Personenhaftes und Wahrnehmbares.

Ist zugegen und hört nicht richtig hin, den Sprechenden hört, Sprechen sieht.

Sprache, Gestalt, Atem sind Richtung und Schicksal.

Die Gegenwart des Menschlichen zeugende Majestät des Absurden – Atemwende -.

Eine Antwort umzukehren: Gegenwort. Geh mit der Kunst in Deine allereigenste Enge. Setze Dich frei. Das Gegenwort ist der Kreis. Kunst ist eine Fremde. Die Kunst lebt fort in der Atemwende. Als eine Kunst und Kulturkritik.

Aus dem Lyrikband "Atemwende" zitiert:

Ein Dröhnen;
es ist die Wahrheit selbst
unter die Menschen getreten/
mitten ins Metapherngestöber.

Dass Paul Celan dann mit seiner Todesfuge zu einem wahren Säulenheiligen vieler Abiturfeiern in Westdeutschland mutierte.

In seiner Büchner-Preisrede wird das Gedicht als ein Gegenwort definiert, zudem als eine Topografie, die der historischen Daten des Schreckens – und das heißt hier des Holocaust - eingedenk ist. "Es ist das Gegenwort, es ist das Wort, das den 'Draht' zerreißt, das Wort, das sich nicht mehr vor den Eckstehern und Paradegäulen der Geschichte bückt, es ist ein Akt der Freiheit. Es ist ein Schritt." "Das Gedicht behauptet sich am Rande seiner selbst; es ruft und holt sich, um bestehen zu können, unausgesetzt aus seinem schon-nicht-mehr in sein Immer-noch zurück.

Dieses Immer-noch kann doch wohl nur ein Sprechen sein, also nicht Sprache schlechthin. Sondern aktualisierte Sprache.

Dieses immer noch des Gedichts kann ja wohl nur in dem Gedicht dessen zu finden sein, der nicht vergisst, dass er unter dem Neigungswinkel seines Daseins, dem Neigungswinkel seiner Kreatürlichkeit spricht."

Paul Celan sprach acht Sprachen. Die einfachen Juden sprachen Jiddisch, besser hebräisch.

Dichtungsverständigung

Literatur diese sprachliche Artikulation von Welt. – nur sprachlich, sonst nicht –

Situation 1945 Lyrik nach Auschwitz „Adorno“

Celan: was der für eine „Vorstellung“ „Nachtigall“ nur „auf Grund“ von Auschwitz. Wie artikuliert? Wehrmacht, Soldat, Kriegserleben.

Literatur von Opfern war tabuisiert, und bleibt bis heute wenig beachtet: (Gesang einer Nachtigall ISBN: 978-3-8442-5697-0, Hardcover Freude, Manfred H. - Berlin: Epubli GmbH, 2013)

Adorno, einzige Schönbergs Oratorium, Warschauer Getto, Schönberg im Auftrag des jüdischen: „Ich erzähl mal, wie schlimm es war“.

Nun diese 3. Generation, weil die 2. Generation geschwiegen hat. Schweigen, das Verletzende war das Nicht-Sprechen.

Beispiel: Grass – Danzig. Allgemeine Wahrnehmung, Weltanschauliche Literatur.

Das Individuum als Individuum. Allgemeine Lyrik subjektiver Gattung gesagt: Ich ein Stilisiertes. Ich bin infrage gestellt.

Reflexion der Bedingung der Möglichkeit.

Reflexion Erkenntnisfunktion.

Heidegger – Celan – Bachmann.

Sprache – Sein, entwickelt sich in einem Gestus von Seiendem in der Dichtung.

Sprache ist das Haus des Seins. Geläut der Stille.

Celan: Der Glockenstuhl meines Schweigens.

Martin Buber: Die Wachenden schaffen an einem Kosmos. Nur Schlafende und Geisteskranke.

Celan: Wie wacht es sich da? Erst verstehen was passiert.

Adorno (der kein Jude war (sic)): marxistisch, Frankfurter Schule.

Heidegger: Hegel idealistische Metaphysikkritik.

Buber: Religionsversöhnungspredigt.

Adorno, dieser nette, höfliche, sympathische , intellektuelle Mensch. Jeder Satz aus seinem Mund ist druckreif gesprochen. Gesprochen zum mitnehmen. Als ein Geschenk. Zu Hause zu öffnen. Ein Gespräch glich einer Zeremonie. Immer für eine Armlänge Abstand zum Gesprochenen Distanz wahren. Monsterhafte Gescheidheit. Ständiger Produktion. Dieses Geschenk einer Antwort. Die nur zu Hause zu öffnen war. War sie überhaupt verwendbar? Oder hatte sie schon einmal gestanden zwischen Vorsokratikern bis Heidegger? Vielen war an seinen Worten gelegen, aber hatte man für seine Antworten Verwendung? War es nicht so, ihn nach einer Stellung zum Geschehenen zu fragen, so wie Celan es immer wieder versuchte als der Jude Klein den Juden Groß? (War Adorno nicht auch gleichzeitig katholisch und evangelisch?) Wie ernst könnte man diese Antwort nehmen, oder war sie (wie Schwaigen&Nichtsz) so intellektuell vieldeutig nichts sagend?

Jahrgänge geboren:

Vor 1935: Täter.

Ab 1935: Opfer + Täter.

Ab 1945: Gnade der späten Geburt.

Ab 1968: Überleben im Überfluss.

Ab 1989: Zurechtfinden im Überleben.

Ab 2009: multikulturelle Perspektivlosigkeit.

Fremde, das und die Fremde, Fremdsein. Dichtungsverständigung.

Mikrolithe, kleine Steinchen.

Barbara Wiedemann, Bertrand Badjou, Bachmann-Celan, Diet Kloos, Klaus Demus,

Dr. Jürgen Lehmann; Magister Artium 2001. 2001-2004, Mitarbeit als wissenschaftliche Hilfskraft im DFG-Projekt "Kommentierung von Paul Celans Die Niemandsrose.

Bernd Wiedemann, einbändige Ausgabe, Kommentar.

Peter Sondzi Interpretation Gedicht Eden.

Allemann Aufsätze über Bewegung des Gedichtes zu sich selbst. (Idealismus). Axel Gellhaus hatte bei Beda Allemann in Bonn studiert.

Die Arbeitsstelle für die Bonner Celan-Ausgabe (BCA) unter Leitung von Rolf Bücher (Bonn) und Prof. Dr. Axel Gellhaus (RWTH Aachen, †).

Beda Allemann und Stefan Reichert unter Mitwirkung von Rolf Bücher. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1983 (= GW I-V). Celan, Paul: Gesammelte Werke.

Celan zweierlei Fremde:

Sichtbare, Wirkliche, über Tage Gegenwart Gegenwort.

Unterirdisches Fremdland, unheimliche

Faustus von Thomas Mann, Adorno, Nietzsche – Zarathustra.

Über Adorno, „denn ich dachte, dass er Jude sei“ (meinte Celan). Adorno war zum Glauben seines Vaters übergetreten.

Die Eltern des Einzelkinds Theodor („Teddie“) waren der Weingroßhändler Oscar Alexander Wiesengrund (1870-1946), der aus einer jüdischen Familie stammte und später zum Protestantismus übertrat, und die Sängerin Maria Barbara, geb. Calvelli-Adorno (1865-1952), die katholischer Konfession war. Adorno war katholisch getauft worden, ließ sich aber dann, unter dem Einfluss eines Lehrers, lutherisch-evangelisch konfirmieren. Ein engeres Verhältnis zum Judentum seiner väterlichen Vorfahren gewann er erst unter dem Eindruck der Schoah, auch wohl beeinflusst durch seine späte Freundschaft mit Gershom Scholem.

5.1. Den zu erwerbenden Katharismus.

"Mit Danke, die kleine Prosa nach Sils hinaufneigende Prosa zur Vorgeschichte meiner Büchner-Preisrede, verhalten wir uns so, wie man es von uns Juden erwartet."

Etwas Krummnasiges an dem das dritte (Reich), etwas gerade werden kann. Verhalten wir uns so. Katharismus, bewusster Primitivierungen.

Diese dreifache Rücknahme. Ich verfällt zum Du. Wort will nicht heraus.

Wer trifft wen? Name, Du, Schatten.

Stehen im Schatten
Des Wundenmals in der Luft.

Für-niemand-und-nichts-Stehn.
Unerkannt,
für dich
allein.

Mit allem, was darin Raum hat,
auch ohne
Sprache.

Der Dichter im Höhlengleichnis:

Der Dichter kehrt zurück ins Unterreich und schweigt!

Er muss schweigen.

Vorher waren die Schatten als falscher Schein sichtbar, nun treten sie als bewegtes Zeichen ins Bewusstsein.

(Coup de dés, Mallarme)

Die Schatten spielen das Vergessen.

Schweigen und bewegte Schatten sind das versteinerte, fassungslose Urgespräch.

Nur noch am Modergeruch wird die Herkunft erkannt.

Stéphane Mallarmé hat an seinem im Druck 10 Doppelseiten umfassenden Langgedicht Un coup de dés (Ein Würfelwurf), dreißig Jahre lang gearbeitet. Der Hauptsatz lautet Jamais un coup de dés n’ abolira le hasard (Niemals wird ein Würfelwurf den Zufall abschaffen). Im Französischen besonders leicht nachzuvollziehen, erlaubt die phonetische Gleichheit etwa von maître und mètre (Meister/Metermaß) oder von coup de dés und coup d’ idées (Würfelwurf/spontaner Einfall) vielfältige Assoziationen.

Dem Judenauge aber hängt ein Schleier davor.

Die Wahrnehmung wird eingeschränkt.

Erdformationen, Naturphänomene, die Erde gefaltet, das Wasser ist grün, weiß.

Menschen als Zeichen.

Nicht als Leser oder Hörer, für sie ist diese Welt nicht mehr.

Engführung.

Stimmen.

Todesfuge

Zählen zur Dichtung nach Auschwitz. Kann man nach Auschwitz noch Gedichte schreiben?

Celan: Notiz zum Band Atemwende: „Was wird hier als Vorstellung von Gedicht unterstellt?

…der Dünkel dessen, der sich untersteht, hypothetisch, spekulative, Auschwitz aus der Nachtigallen – oder Singdrosselperspektive zu betrachten.“

So kommentierte Celan 1967 bissig, und stellte damit die Verbindung zu jener Sprache her die romantisch, musikalisch im Gegensatz zu den Gräueltaten in Auschwitz daherkommt.

Grass tönte: „jemand gottväterlich angemaßt, den Vögeln das Singen zu verbieten“ über den gottväterlichen Defätisten Adorno: "Geradezu widernatürlich kam mir Adornos Gebot als Verbot vor; als hätte sich jemand gottväterlich angemaßt, den Vögeln das Singen zu verbieten".

Günter Grass sprach 1995 in einem Interview über seine „heuchlerische Freundschaft“ mit Paul Celan, den er in den 50er Jahren in Paris kennen gelernt hatte. Über die literarischen Gespräche, die er mit Celan führte, sagte Grass: „Er hat mir vieles vermittelt, weil er merkte, wo meine Neigungen lagen. Ich kannte zum Beispiel Rabelais nicht. Und er hat mir das sofort mit der besten Übersetzung rausgesucht, ich habe bei ihm regelrecht gelernt. Ich war 17, als der Krieg zu Ende war, mit 15 hörte bei mir die Schule auf - was ich bis dahin wusste, das habe ich mir wild, unsystematisch angelesen. Da waren Löcher, die er natürlich bemerkt hat, auf so eine freundschaftliche und angenehme Art. Nie besserwisserisch. Auch Dinge, die mir nicht unbedingt lagen, die ich aber dann doch mit Interesse wahrgenommen habe und die seinen Neigungen wahrscheinlich viel eher entsprachen, Fin de Siècle, französischer Symbolismus, das habe ich durch ihn kennen gelernt.“

Das ist doch das abscheulichste und unerhörteste der deutschen Literatur. Nicht nur dass die Bachmann nicht wusste, als sie Celan zu den Nazis und Wehrmachtsherren anschleppte. Sie verlachten den Ton der Todesfuge. Aber diese Unverfrorenheit von Grass, den Celan auszusaugen aber auf seine Fragen zu schweigen und auch noch eine SS Vergangenheit zu verschweigen. Nicht auszudenken wie sich Celan verhalten hätte wenn er das erfahren hätte. Es ist wie der Corona Virus. Man weiß nicht, war der Virologe zum Schifahren in Tirol und ist ansteckend. Man erfährt es erst zu spät hinterher.

Grass’ unglaubliche Moralblindheit und ob er Paul Celan dem Autor der „Todesfuge“, der „ihm beim Schreiben der Blechtrommel Mut machte und ihm zuhörte, als er daraus vorlas“, wohl erzählt hat, dass er Mitglied der Division „Frundsberg“ der Waffen-SS war. Und ob Grass sich überlegt hat, welche Wirkung ein solches Bekenntnis auf Celan haben würde?

Grass, elf Jahre nach Auschwitz (Selbst zwitschernd - lyrisch):

GASAG

In unserer Vorstadt
sitzt eine Kröte auf dem Gasometer.
Sie atmet ein und aus,
damit wir kochen können.

Grass 1990: … die atomare, stündlich mögliche Selbstvernichtung verhält sich zu Auschwitz und erweitert die Endlösung auf globales Maß.

Hilde Domin lässt sich auf das Dilemma nicht ein.

Wolfgang Hildesheimer wurde als Sohn jüdischer Eltern in Hamburg geboren. Verweist auf die Unzulänglichkeit der Kirche.

Heinrich Böll: Lieblose Legenden, es sind keine Romane mehr möglich.

Hans Ernst Schneider alias Hans Schwerte (* 15. Dezember 1909 in Königsberg bzw. als Hans Schwerte angeblich * 3. Oktober 1910 in Hildesheim; † 18. Dezember 1999 in Marquartstein im Chiemgau) war ein deutscher SS-Hauptsturmführer und Literaturwissenschaftler.

(Hier an der RWTH Aachen: Es ist alles aufgeflogen. Ein Telefonat)

Wolfdietrich Schnurre als „niederknüppelndes Verdikt“ bezeichnete.

Peter Rühmkorf dreht das Verbot schlicht gegen seinen Verfasser um: „A apropos, von wem stammt eigentlich das Zitat ‚Nach Auschwitz kann man keinen Adorno mehr lesen‘?“

Peter Rühmkorf: Vom Einzelnen ins Tausendste.

Robert Walser: Spaziergang »Hier tot zu sein und in der kühlen Walderde unauffällig begraben zu liegen, müsste süß sein. Ach, dass man den Tod im Tode fühlen und genießen dürfte! Vielleicht ist es so. Im Walde ein ruhiges kleines Grab zu haben, wäre schön. Vielleicht würde ich das Singen der Vögel und das Waldrauschen über mir hören. Ich wünschte mir das.«

Celan entspricht Heine. (Celan von Büchner) radikale Infragestellung der Kunst. Jedes Gedicht entscheidet die Frage neu!

Adorno entspricht Eichendorff, Mörike, George, Valéry (er war als Musiker liedorientiert).

Heidegger entsprach Hölderlin.

Celan hatte sich mit Heidegger, mit Respekt auseinandergesetzt.

Heidegger: Dichten ist datierbar. Das hieße: Rilke, Klopstock, Hölderlin, Celan etc. nebeneinander zustellen, ist spannend, weil ein Problem. Ist aber nicht mehr meins.

Prof. Axel Gellhaus, Fernuni Hagen, Rundfunkstunde im Deutschlandfunk. Biografie, Werkbiografie, Ein Werk.

Dennoch die Schwerter halten.

Der soziologische Nenner,
der hinter Jahrtausenden schlief,
heißt: Ein paar große Männer
und die litten tief.

Heißt: Ein paar schweigende Stunden
in Sils-Maria-Wind,
Erfüllung ist schwer von Wunden,
wenn es Erfüllungen sind.

Gottfried Benn Gedicht Sils Maria, Okt. 1933, In seinem Brief an Dr. Oelze aus einem Gedicht "Verhülle dich" (1951):

Von Bremens Schwesterstadt bis Sils Maria -

ich hab das alles satt,
die Vita mia.

Waldhaus Sils Maria, Nietzsche Haus, Mann, Adorno am Silser See.

Mêchanê. Kunst ist die Fremde, diese Fertigkeit.

Heidegger formulierte: In der Autokratie der Technik lag der Hauptgrund für den Holocaust (Kunstfertigkeit). Dichtung ist auch Kunst, das ist das Problem neu durchdacht. In der Frühromantik galt noch: Die Kunst musste sich selbst sein. Selbstreflexion ist unangemessen gegenüber der Schöpfung. Die Ironie von Celan verlangt bezüglich der Kunst und Ästhetik, in ihren Fundamenten, eine Wendung gegen die Kunst, eine Atempause.

Absage an den Idealismus (Holzpuppen) hin zum Naturalismus.

Zwischen dem man möchte (Medusenhaupt sein) und dem hinaustreten aus dem Menschlichen. Selbstvergessenes Ich.

Escape. Zu dem Unheimlichen, Fremden, wieder frei sein, mit der Kunst in allereigenster Enge sein.

Paul Celan: Dichter ist wer menschlich spricht.

Es gibt eine Sprache hinter dem Sprechen, der Mensch lernt sich selbst zu denken. Was ein Dichter spricht ist sorgfältig bedacht. Wer nur freundlich spricht ist fern von aller Menschlichkeit.

Man muss sagen was man meint. Man muss verstehen was der Sprecher meint. Wer seine Meinung verschweigt, weil er glaubt der Andere versteht es nicht, denkt das Böse mit.

Das Menschliche ist im fragenden Denken.

Topoi: Enthusiasmus und Kalkül.

Ephemere: einzelnen (Gedicht/Mensch)

Übersetzen: Nach-Dichten, wird zum Dichter.

Wahrheit vom Künftigen ist das Licht vom Dunkel. Das Unbekannte lichten.

Wahr ist der Holzweg.

Ort ist nicht symbolisch, nie surreal, nie hermetisch.

Wahrheit ist Feuer, Fest, die magisch weihende Kraft des Ritus. Wahrheit ist nicht von Gewesenem, ist nicht, was war, sondern ist das Künftige. Ist der Versuch der Historiker eng zu führen zum wahrhaft wahr Gewesenem, ist Licht vom Dunkel das unbekannte Lichten.

Nicht, was war, ist wahr, was wird, ist wahr.

Kunst ist fremd und unmenschlich (Gegensatz zu Adorno: Gedicht und Ästhetik sind gleich).

Auktorialen ist: ein allwissender Leser.

Das Übersetzen ist ein Fergendienst.

Über-setzen. Was und worüber, das Fremde.

Gedicht: Es ist alles anders. Interlinearität.

Übersetzen, ohne den Text zu zitieren, übertragen.

Paulwitzsche Forderung zum über-setzen.

Gedicht-Ästhetik, Kunst. Radikale In Frage-Stellung der Kunst. Nachkriegszeit, die Fortsetzung des Schreckens. Sich selbst in den Rücken fallen (Ironie) Vokabeln auf dem Ursprung/Herkunft. Sätze, Bemerkungen, Zitate, Spezialsprachen – qualitativer Wechsel –

Systematisierung seiner Wahrnehmung, manisch.

Zeugung der Musen durch Zeus – Mnemosyne –

Alles ist fertig, die Schöpfung ist, da-gewesen-sein.

1969

Gedicht: Luftiger Lufthold von Welimir Chlebnikow russisch Велимир Хлебников, Dichter des russischen Futurismus.

57. Sonett von Shakespeares 16. Jh. Motiv des Übersetzers zwischen beiden Texten, ein scheitern des Übersetzers.

Auf-Gabe des Lesers. Aufgeben, aufstellen und auf-geben, hinschmeißen.

Wir wären nicht so weit, wenn wir nicht stets völlig falsch übersetzt hätten. Nah-Fremd.

Das Fremde.

Narzissmus, Angst, Andere, worüber hinweg vom Abgrund zwischen dem Sprechen.

Abgrund, Heidegger, des Seins, zwischen Celan Abgrund der Zeitenschrunde, wenn Celan deutschen Boden betrat.

Wenn alles erkannt, ist nichts verstanden.

Landschaft. Begegnung: Ferne oder Fremde zugeordnete Dunkelheit.

Schatten sprechen.

Poetische Phänomenologie.

Atempause ist Inversion, Reflexion und Innehalten.

Die Entstehung des Begriffs Landschaft und Bewegung des Menschen in der Landschaft.

Für Celan hatten Gegenstände in der Landschaft andere Werte.

Für Benn war Landschaft das Mediterrane. Celan sah Landschaft als Sedimente der Geschichte.

Briefe an Hans Bender (Mai 1960)

Heidegger 1954 dichterisch wohne der Mensch.

Homer, Hesiod. Anrufen einer Instanz (so wie die Muse) dass ich keinen Unsinn rede. (Platon Ion, Die Götter lügen. Aristoteles Metaphysik)

Mêchanê, diese Kunstfertigkeit, die in der Geschichte am Werk ist, Mechanisierung mit der, der Tod bewirkt wurde, im III. Reich. Eine Fortsetzung nach Auschwitz? Celan selbst hatte Adornos These „nach Auschwitz sind keine Gedichte mehr zu schreiben“ von sich gewiesen: „Was wird hier als Vorstellung von Gedicht unterstellt? Der Dünkel dessen, der sich untersteht hypothetisch-spekulativerweise Auschwitz aus der Nachtigallen- oder Singdrosselperspektive zu betrachten oder zu berichten“. Mit ähnlicher Schärfe reagierte Wolfdietrich Schnurre: „Haben die ich-bezogenen Gedichte des Andreas Gryphius den Gräueln des Dreißigjährigen Krieges standgehalten oder nicht. Sie haben ihnen ebenso standgehalten, wie Celans Todesfuge den Akten des Frankfurter Auschwitz-Prozesses standhält“. Die menschliche Sprache sei nicht zum Verstummen, „sie ist zum Sprechen gedacht“. Celan bekannte sich entgegen dem Diktum Adornos in seiner Bremer Literaturrede (1958) zur Macht der Sprache: „Erreichbar, nah und unverloren blieb inmitten der Verluste dies eine: die Sprache. Sie, die Sprache, blieb unverloren, ja, trotz allem.“ Als Adorno sein Verdikt zurücknahm, geschah dies auch „unter dem Eindruck vor allem der Holocaustlyrik Celans. „ Jenseits der Menschen" zeigt sich als ein charakteristisch geschichtliches Gebiet in der Gegenwart. Man befindet sich ja 'jenseits der Menschen" und inmitten der Un-Menschen zugleich, die immer noch Barbareien verüben. Hier ist also im Hinblick auf das Diktum Adornos ein eigenes Motiv thematisiert, 'nach Auschwitz", und zwar in einem weiteren 'Auschwitz", 'ein Gedicht zu schreiben", ja sogar 'Lieder" zu singen.

Adorno Verdikt

„Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch“ ist eine Aussage Theodor W. Adornos aus seinem Aufsatz Kulturkritik und Gesellschaft, der im Jahr 1949 geschrieben und 1951 erstmals veröffentlicht wurde. „Kulturkritik findet sich der letzten Stufe der Dialektik von Kultur und Barbarei gegenüber: nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch, und das frisst auch die Erkenntnis an, die ausspricht, warum es unmöglich ward, heute Gedichte zu schreiben.“ so lautet der Originaltext. Die Frage des Philosophen Theodor W. Adorno, ob Lyrik nach Auschwitz noch legitim sein könne, hat Celan durch seine Gedichte nach (und über) Auschwitz faktisch beantwortet. Aber er bekräftigt sie auch seinerseits, wenn er schreibt: "Welches der Worte du sprichst -/ du dankst / dem Verderben." (1955). Dass sich Celan als Nazi-Opfer dichterisch für die Sprache der (deutschen) Mörder entschied, erscheint zunächst als Paradox und erweist sich als unverdienter Glücksfall für die deutsche Literatur. Denn in dieser Sprache gelingt es Celan, nicht nur die antagonistischen Aspekte deutscher Tradition 'eng zu führen', sondern auch den Assoziationsraum der europäischen Moderne und schließlich die (ost-)jüdische bzw. hebräische Überlieferung anklingen zu lassen. Doch Wittgenstein verkündete bereits: Worüber man nicht reden kann, darüber muss man schweigen. Und für Adorno galt wohl: Hättest du geschwiegen, wärest du Philosoph geblieben. Genug der Sprüche. „Der Begriff einer nach Auschwitz auferstandenen Kultur ist scheinhaft und widersinnig, und dafür hat jedes Gebilde, das überhaupt noch entsteht, den bitteren Preis zu bezahlen. Weil jedoch die Welt den eigenen Untergang überlebt hat, bedarf sie gleichwohl der Kunst als ihrer bewusstlosen Geschichtsschreibung. Die authentischen Künstler der Gegenwart sind die, in deren Werken das äußerste Grauen nachzittert.“ schreibt 1962 Theodor W. Adorno: Jene zwanziger Jahre. Im gleichen Jahr bekräftigt und erläutert Adorno im Essay Engagement sein Urteil über die Dichtung nach Auschwitz: „Den Satz, nach Auschwitz noch Lyrik zu schreiben, sei barbarisch, möchte ich nicht mildern; negativ ist darin der Impuls ausgesprochen, der die engagierte Dichtung beseelt.“ Theodor W. Adorno: Engagement. 1972 stellt er sich gegen jedes Verbot der Kunst, jedes totalitäre Verdikt und urteilt etwa über Paul Celan, in dessen Werken er ebenso sein Ideal einer Kunst verwirklicht sieht wie bei Samuel Beckett und Franz Kafka: „Diese Lyrik ist durchdrungen von der Scham der Kunst angesichts des wie der Erfahrung so der Sublimierung sich entziehenden Leids. Celans Gedichte wollen das äußerste Entsetzen durch Verschweigen sagen. Ihr Wahrheitsgehalt selbst wird ein Negatives.“ Nach Auschwitz konnte Lyrik nicht mehr in der romantischen Form verfasst werden. Celan selbst hatte Adornos These von sich gewiesen: „Was wird hier als Vorstellung von Gedicht unterstellt? Der Dünkel dessen, der sich untersteht hypothetisch-spekulativerweise Auschwitz aus der Nachtigallen- oder Singdrossel-Perspektive zu betrachten oder zu berichten“. Die menschliche Sprache sei nicht zum Verstummen, „sie ist zum Sprechen gedacht“. Man muss sprechen (auch aus der Angst heraus nicht verstanden zu werden, das Schwaigen nicht zu erkennen). Auch Celan bekannte sich entgegen dem Diktum Adornos in seiner Bremer Literaturrede (1958) zur Macht der Sprache: „Erreichbar, nah und unverloren blieb inmitten der Verluste dies eine: die Sprache. Sie, die Sprache blieb unverloren, ja, trotz allem.“ Als Adorno sein Verdikt zurücknahm, geschah dies auch „unter dem Eindruck vor allem der Holocaust-Lyrik Celans“. Erst 1966 hingegen in einer Passage aus Negative Dialektik revidiert Adorno seine These teilweise (sein Verdikt hatte er nicht zurückgenommen: „Das perennierende Leiden hat soviel Recht auf Ausdruck wie der Gemarterte zu brüllen; darum mag falsch gewesen sein, nach Auschwitz ließe sich kein Gedicht mehr schreiben. Nicht falsch aber ist die minder kulturelle Frage, ob nach Auschwitz noch sich leben lasse, ob vollends es dürfe, wer zufällig entrann und rechtens hätte umgebracht werden müssen.“ Der Effekt der Gedichte nach Auschwitz ist ein Paradox. Kunst nach Auschwitz ist eine APORIE aber dennoch ist Kunst (auch die Dichtung) notwendig um (dem) den „Grauen“ Ausdruck zu verleihen das ist das kantische Paradox der kopernikanischen Wende.

Replik der historischen Position ist nicht immer die Individualität in der Lyrik, es ist eine Infragestellung von Individualität.

Hatte Celan, Adorno missverstanden?

Diese Frage nach dem Ich. Diese …, die Auschwitz nie erfahren haben.

Dem Individuum sein Recht zum Schreien genommen?

Adorno hat 1947/49 sein Verdikt relativiert. Hierbei spricht er der Kunst ab, eine eigene Dignität zu haben, die nicht von der Philosophie her kommt. Inwiefern ideologisch? In Bezug zu Hegel, Marx, Nietzsche, Freud. Das war in den 70er Jahren der Adornoton.

Antike Kunst das ist Erkenntnisfunktion (war nicht so weit, abstrakt zu denken). Antike war die sinnliche Präsenz. Hegel leugnet eine Erkenntnisfunktion der Kunst. Das sinnliche Scheinen der Idee ist das Schöne.

Nach Kant: Ist noch zu erzählen? Und dann, Gestalter von Erzählvorgängen. Wie ist erzählen überhaupt möglich? Andere Fakultäten meinen die Kunst hat es immer nur mit dem Schönen zu tun.

Theologische und philosophische Inhalte werden anders erzählt.

Adorno Kulturkritik und Gesellschaft 1951 Verdikt, Paradoxer nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben ist barbarisch. Kritiker noch in der Anklage festhält. Kunstkritik. Marx, Hegel, Weltgeist. Marx hatte Hegel vom Kopf auf die Füße gestellt.

Entfremdete Arbeit stand gegen Kultur und Weltgeist, wird heute die Kultur nichtig.

Kunst im Elfenbeinturm (nicht Lapola) bewusstloser Geschichtsschreibung. Kultur und Barbarei, jener zwanziger Jahre

1962 weil jedoch die Welt.

Engagement.

Negative Dialektik 1966 ist nicht falsch, aber ist die minder kulturelle Frage, ob nach Auschwitz noch sich leben lasse, ob vollends es dürfe, wer zufällig entrann und rechtens hätte umgebracht werden müssen?

Der Aufsatz: Die Kunst und die Künste 1960 (1966). Als Adorno vor der Akademie der Künste, am 6. März 1957 sprach, war dies der erste einer ganzen Reihe von Vorträgen und Diskussionen, zu denen er in den folgenden zehn Jahren in die Akademie kam. Seine weiteren Beiträge galten Friedrich Hölderlin, Richard Wagner, Arnold Schönberg und anderen Themen. Der auf die Akademie zugeschnittene Vortrag »Die Kunst und die Künste« war der Abschluss einer vielteiligen Vortragsreihe.

Die deutschen nach dem II.WK sind kein in Gedanken getrenntes Volk. Sie sind nach 45 so einig wie davor. Das musste Celan leidvoll erkennen (auch im Siegerstaat Frankreich). Er konnte sich nirgendwo sicher fühlen. Bei den Deutschen hatten wohl alle schone einmal einem Juden geholfen oder sogar gerettet. So waren für Celan die sich für Antifaschisten, Kommunisten oder Sozialdemokraten hielten, die „Linksnibelungen“. Denn den Ursprung fand er in den deutschen Sagen und ihrer Wagnerverehrung.

Die Verfransung der Künste rebelliere gegen Sinn und genießerische Sinnlichkeit. Solchen Untergangs ist die Kunst von sich aus nicht fähig. Darum verzehren sich aneinander die Künste." Th. W. Adorno: Die Kunst und die Künste, darum verzehren sich aneinander die Künste.

Ist die Kunst heiter? 1967 „Ernst ist das Leben, heiter die Kunst“, sagt das Zitat von Friedrich Schiller, aber er sagt es zum Ruhme der Kunst. In Ist die Kunst heiter? Schränkt Adorno die Gültigkeit des Satzes auf heitere Kunst ein: Der Satz, >>nach Auschwitz ließe kein Gedicht mehr sich schreiben<<, so wie bei Celan der schöne Reim nicht mehr vorgestellt werden kann. Kunst also ja, nur nicht mehr heitere - dieses Zugeständnis hatte Celans Lyrik dem Philosophen abgerungen.

1967, mit dem Erscheinen der Lyrikzeitschrift L'Ephémère, erleben wir das Erscheinen von Werken, in denen ein neuer Ton zu vernehmen ist. Paul Celan, Yves Bonnefoy, Jacques Dupin, Philippe Jaccottet oder André du Bouchet, die sämtlich in den zwanzig er Jahren geboren wurden, beginnen Gedichte zu veröffentlichen, die vor allem mit jener Rhetorik brechen, von der die Résistancedichtung gekennzeichnet war. Ihre diskrete, aber anspruchsvolle Poesie ist an die Frage des Ortes, der Anwesenheit in der Welt, des Verhältnisses zum Wichtigen, ob es nun das der Landschaft oder des Wortes ist. Zusammen mit Paul Celan, (dem im Pariser Exil lebenden deutschsprachigen Dichter), und Louis-René des Forêts, haben diese Autoren von 1966 - 1972 eine Lyrikzeitschrift mit dem Namen L'Ephémère herausgegeben.

Ästhetische Theorie. 1970

1952/53 Schönberg stirbt so wahr hat nie Grauen in der Musik geklungen. Adorno der Überlebende von Warschau 1962, selbst bei Schönberg hat es etwas Peinliches.

Der Vortrag André du Bouchet und Gedichte von Paul Celan am 20.-22.März 1970 in Stuttgart zum 200. Geburtstag von Hölderlin. Celan las am 21. März als einziger geladener Dichter, aus seinem Spätwerk. Anschließend fuhr er nach Freiburg und Colberg (Isenheimer Altar) und machte Halt in Tübingen. Celan galt als schwer verständlich, verrätseltes Sprachmaterial. Eine Sprache des allerspätesten Hölderlin. Sprache eines Dichters in unserer Zeit. Findet ein endgültiges Ende. Gewicht poetischer Überlieferung ist bedrohlich gegenwärtig. Innerliche Koexistenz - Genius. Alles ist einzeln. Die Sprache beginnt mit dem Schweigen, mit Schwaigen&Nichtsz.

Sachverhalte werden von anderen Sachverhalten identifiziert und unterschieden.

Referenzhandlung, als mehr oder weniger Bestimmtes geredet, prädiziert, dass mehr oder weniger Bestimmtes ausgesagt wird. Eine lokutionäre Bedeutung. Der Begriff geht auf Englisch: locutionary Act (J. L. Austin 1962) zurück. Der lokutionäre Akt besteht in der Äußerung von zwei Wörtern, die phonetisch, grammatisch und semantisch richtig gebildet sind und einen korrekten Satz ergeben.

„Die Poesie unterscheidet sich dadurch von automatischer Rede, dass sie uns inmitten des Wortes weckt, aufstört. Dann erweist sich das Wort als sehr viel länger, als wir dachten, und wir erinnern uns, dass Sprechen immer Unterwegssein heißt.“ Aus Ossip Emiljewitsch Mandelstams Essay „Gespräch über Dante“. Dieses häufig von Paul Celan verwendete Zitat über das: Unterwegssein.

Eine Mitteilung und etwas zur Sprache bringen in einer lebhaften Erörterung bedeutet, einen Diskurs führen zu einem Ereignis. Dazwischen liegt eine Distanz, zwischen Sprechen oder reden und dem, was Kunst fordert. Sprechen heißt dieses „unterwegs sein“, während unter Reden diese automatische Rede verstanden ist.

Die Übersetzung vom Diskurs zum Ereignis und diese Zeitenschrunde, der Begegnung im Abgrund zwischen Sprache und Sprache. Übersetzung, hinweg über die Zeitenschrunde ist für Paul Celan ein Unterwegssein, einer Begegnung im Abgrund zwischen Sprache und Sprache. Diese Engführung im Hiatus in einer Eieruhr. Wäre hier jedes Sandkorn ein Wort, gar ein anderer Buchstabe, so wäre bei jeder Drehung eine andere Konstellation.

Schweigen ist die Distanz zwischen der Rede und dem Ereignis. Heidegger bezeichnet es als das Geläut der Stille, diesen Lärm des Schwaigens.

Kommentieren von Eins-Sein im Schweigen durch Verschweigen.

Von der wirklichen Wirklichkeit zur Innenwelt, dahin wendet, verändert es, die Erscheinung „Einschlafen“ zur Traumlogik „dem Reden im Schlaf“. Oben ist kein – oder unendliches Bewusstsein. Außen ist die erstmalige Schau und nah diese Inversions-Umkehrung.

Das Verschweigen des Schweigens verschweigt.

Du sollst kein Bild, kein Gleichnis machen, was oben im Himmel und unten auf Erden und im Wasser, unter der Erde. 2.Mose 20.4

Das Gedicht verschweigt, kreisend zum Sagenden, das es im Dialog spricht (Ironie?) Sprachgitter, außer Struktur.

Atemlose Stille des Verstummens im kryptischen Wort.

Opazität (lat. opacitas „Trübung“, „Beschattung“) bezeichnet allgemein das Gegenteil von Transparenz. Interferenz in der Sprachwissenschaft die Übertragung muttersprachlicher Strukturen auf äquivalente Strukturen einer Fremdsprache und umgekehrt oder von Strukturen eines Dialekts auf die zugehörige Standardsprache und umgekehrt.

Die aussprechbare Wirklichkeit ist ein permanenter Versuch. Eine Wirklichkeit ist nicht, sie will gesucht und gewonnen sein. Diese Möglichkeit des Absoluten lässt die menschliche Begrenzung hinter sich. Nähe des Offenen, Freien. Erfahren einer Grenzsituation (Atemwende).

Poetische Wirklichkeit ist Weltentwurf. Immer Sinn ist nicht übersinnlich, nicht abstrakt, immer wirklich mehrdeutig. Ein Erfahrungsraum in allereigenster Enge. Randzonenparadox des erschwiegenen Wortes, Ungeschriebenes, verhärtet zur Sprache.

Das unausgesprochene Wort fällt zurück ins Sprachzentrum und wird zum Schweigen. Das Verschwiegene überlebt.

5.2. Sprache ist der Schleier des Schweigens.

Für Martin Heidegger ist die Sprache das Ereignis des Seins, nicht die Stimme des lebenden Menschen.

Für Paul Celan ist ein Sprechender mit Dasein zur Sprache kreatürlich. Sprechender ist Lyriker, der mit seinem Dasein zur Sprache geht.

Für Axel Gellhaus ist ein Gedicht kein Aussagesatz.

Für Georg Steiner: Sprache und Schweigen.

Für Manfred H. Freude sieht hinter den Sätzen eine Vorstellungswelt, sie liegt dort als der Schleier des Schweigens: das Schwaigen&Nichtsz. Man schweigt, in dem man spricht oder schreibt. Indem man sich der Worte durch Herausbringen ent-sagt. Die Syntax ist das Weiße zwischen den Zeilen. Man schweigt in dem man etwas ausdrückt. Das Ausgedrückte beseitigt ein Sprechen, macht das Schweigen lesbar in den Wörtern, zwischen Schweigen und Sprechen west die Sprache zwischen Stimmheit und Vergessen.

Ossip Mandelstam beharrt auf seinen Überzeugungen und verweist auf den Eid, „den im vierten Stand geschworenen“. Mit diesem vierten Stand sind die so genannten Rasnotschinzen gemeint, besitzlose nicht-adelige Intellektuelle im Russland des 19. Jahrhunderts, Menschen mit besonderer Ethik und persönlicher Integrität. Sie halfen, die russische Revolution vorzubereiten. Rasnotschinzen braucht keine Erinnerungen. Rauschen der Zeit – Prosa- für ihn genügt es, von Büchern zu erzählen, die er gelesen hat und die Biografie ist fertig.

Poetisches Sprechen, heißt ein Totengedächtnis erfüllen, macht verwundbar und zwingt jede Kritik mit bedingungsloser Härte.

Die Poesie (Dichtung) unterscheidet sich dadurch von automatischer Rede, dass sie uns inmitten des Wortes weckt, aufstört. Dann erweist sich das Wort, als sehr viel länger als wir dachten und wir erinnern uns, dass Sprechen immer Unterwegssein heißt. Ossip Mandelstam Gespräch über Dante, 1933.

Mandelstam - Celan: Das Wort bleibt ungesagt. Verborgenes und doppelt Verborgenes, auch wenn es zur Sprache drängt, lässt sich nicht immer sprachlich realisieren.

Poesie entsteigt dem Schweigen.

Gedicht „Silentium“

Schweige, verbirg dich und halte
deine Gefühle und Träume geheim,
lass sie in der Tiefe deiner Seele
lautlos auf- und untergehen
wie Sterne in der Nacht;
erfreue dich an ihnen – und schweige.

Wie soll das Herz sich offenbaren?
Wie soll ein anderer dich verstehen?
Begreift er, wodurch du lebst?
Ein ausgesprochener Gedanke ist eine Lüge.
Wenn du die Quellen aufwühlst, trübst du sie;
zehre von ihnen – und schweige.

Verstehe, nur in dir selbst zu leben:
es gibt in deiner Seele eine ganze Welt
geheimnisvoll-zauberhafter Gedanken;
sie betäubt der äußere Lärm,
die Strahlen des Tages vertreiben sie;
lausche ihrem Gesang – und schweige.....

Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew (1803 - 1873), (Fёdor Ivanovič Tjutčev), russischer Lyriker,

– Schwarz beredetes Schweigen – Das Schweigen ist ein Ver – Sagen.

Der Tod ist das Einzige echte Stillleben.

Celan flüstert Georg Steiner zu: "Die Ewigkeit altert“. Das hatte er von einem russischen Dichter.

Lenz: Auf dem Kopf stehen: Da … bekommt man Nasenbluten von.

Tübingen Jänner.

Biografische Hintergründe, aber nicht darauf zurück.

Der Textprozess, Begegnungen, Ort.

Sonnabend, 28. Jan. 1961. Celan in Tübingen, Hölderlintürme

5. Jan. 1961 Psalm

Jens forderte: Liefern sie mir Beweise.

20. Jan. Wannseekonferenz

20. Jan. Lenz im Gebirg

20. Jan. in Celans Büchner-Preisrede.

Pallaksch ist ein Zitat des kranken Hölderlin. Pallaksch, „das Wort wurde von Hölderlin gebraucht, schien bei ihm „ja“ zu bedeuten“. Tagebucheintragung des jungen Christoph Theodor Schwab, Sohn von Gustav Schwab.

Pallaksch, bald ja, bald nein. Schwäbisch: pallax. Junger Mann. Pallakis, Bettschatz.

Illlias, 9. Gesang, Vers 449 und Odyssee 14. Gesang, Vers 203 Pallakis, Dienerin.

… sie kommt jedes Jahr zu ihnen (nach Darmstadt) Lucile.

Kunst schafft Ich-Ferne, Ich ist das Natürliche. Das nicht Gesagte ist nahe bei Pallaksch.

Schwimmend, ertrunken, Wasserlinie, tauche.

Chymisch, Geheimnis der Dinge. Die Niemandsrose.

Das Gedicht

Daten, Biografie, Kenntnis, gegenwärtig, gegeben

Was tut das Gedicht? Verschiedenes sprechen, tauchen, … was es tut.

Todtnauberg

Anabasis, „Hinaufmarsch“ [von der Küste ins Landesinnere] berühmt als literarischer und historischer Topos für eine Rettung nach langer Mühsal, wie das ganze Heer auf der letzten Hügelkette vor dieser Küste in den Ausruf Θάλαττα, θάλαττα (Thálatta! Thálatta! – „Das Meer, das Meer!“) Ausbrach und auf einmal zu laufen begann.

Ortlos, Auszug – Rückzug – Schriftzug.

Heidegger, Sprache ist das Haus des Seins.

Celan, Haus verlassen, Un-Sein.

Unterwegs (Entflohensein. Kein Exil. Wortflüchtig der Sprache. Unwegsam wahre Sätze.

Vorne wird der Weg hell. Schriftzug.

Im April 1933 hatte Heidegger bereits verstanden, dass alles was er nationalsozialistisch gedacht hatte für ihn bereits entkräftet war. (Das galt im Übrigen nicht für die Gruppe um Stephan George)

Aber der Grund, die Ursache seines Denkens, wieso kam es zu seinem Denken, das existierte auch nach 1945 noch um den Feldweg und dem Todtnauberg.

Denken und

Schreiben.

Eine Pause, Lücke, Leerstelle. Buchstaben und Silben, nutzlos. Menschen als Zeichen, nicht Hörer, Leser.

Hölderlin: „Ein Zeichen sind wir“, ein Setzer von Zeichen, alles Deutungslos.

Hölderlin als Setzer von Zeichen, alles ist deutungslos.

Chiffre, Hölderlin ist durchsichtig von Schweigen, dunkel von Mühe, nichts bedeutenden „Barbarenwort“ für die Dauer eines Atems. Bedeutung, Leben, Licht.

Fluchtpunkt zwischen Stimmheit und Vergessen.

Zu Worten kristallisiertes Schweigen. Kein Echo, keine Interpretation. Das Weiße ist Syntax.

Anwesend in den Wörtern ist eine Spannung zwischen Schweigen und Sprechen.

Der Buchdruck beseitigte das Sprechen, macht das Schweigen lesbar.

Erotik in Gedichten von Paul Celans

„Kein Anschluss ans Leben“: Neu aufgetauchte Briefe Paul Celans an eine unbekannte Geliebte werfen ein Licht auf sein Schreiben.

Fünf Briefe aus Paul Celans Pariser Exilzeit

Paul Celan schrieb am 9. Februar 1970 an seine Geliebte Ilana Shmueli:

Dein Brief, die Nachricht von Deiner Zerrissenheit – was kann ich sagen? Ich möchte Dir jeden Schmerz nehmen, auch jeden körperlichen Schmerz.

Meine Hände gehn über Dich – zu Dir.

Poetisch-erotischer Briefwechsel mit Ilana Shmueli

ES STAND
der Feigensplitter auf deiner Lippe,

es stand
Jerusalem um uns,

es stand
der Hellkiefernduft
überm Dänenschiff, dem wir dankten,

ich stand
in dir.

(Celan)

Burghard Damerau: "Ich stand in dir." Bemerkungen zur Erotik bei Paul Celan. In: Celan-Jahrbuch 1998

Damerau wies in einem kurzen Aufsatz zur Erotik bei Celan darauf hin, dass "Todesnähe und Lebenslust, Gedächtnis und Hoffnung, Vergangenheit und Zukunft gleichermaßen Dimensionen des Erotischen bei Celan" sind. "ein immenses humanes Potenzial für die Zukunft"

Körperlichkeit und Sexualität in der späten Lyrik Paul Celans (Bayreuther Beiträge zur Literaturwissenschaft) 1. September 1998 von Stephan Bleier

'dunkeler gespannt': Untersuchungen zur Erotik der Dichtung Paul Celans (Beiträge zur neueren Literaturgeschichte) 1. April 2006 von Timothy Boyd

Bevilacqua (Erotische Metaphorik beim frühen Celan, 1998), Speier ("Petrarca ist wieder in Sicht". Eros und Sexus im Spätwerk Celans, 2000) und Emmerich ("Mein Aug steigt hinab zum Geschlecht der Geliebten": Zur Eigenart der Liebesgedichte von Paul Celan, 2005.

Cache Sexe in der Lyrik Paul Celans "auffällig unterbeleuchtet", alles Erotische ist hinter einem Tuch verborgen. Das Tuch ist das Stück aus einem Leichentuch. Sollte es doch barbarisch sein, nach Auschwitz noch über alles Leidenschaftliche zu reden? "Nach Auschwitz ist kein Gedicht mehr möglich, es sei denn aufgrund von Auschwitz."

Am 7. November 1962 notiert er: "Es muss Wahrheit geschehen / und / Liebe." 1965 schrieb er im Moment der Goll Affaire.

Es wird sich schwer ein dichterisches Werk eines Zeitgenossen finden lassen, in dem Liebe und Erotik ein ähnlich bedeutender Stellenwert beigemessen wird, wie bei Celan. 7. November 1962 notiert Celan: "Es muss Wahrheit geschehen / und / Liebe." Dies galt allerdings mehr der Affaire Goll.

1965, als Celan von Robert Neumann für die Anthologie '34 x erste Liebe' befragt wurde, verweigert er die Aussage und stellt eine Verbindung zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen her: "Ich glaube nämlich, obwohl ja, wie eine Zeitung, leserbrieflich zu vermelden wusste, das von mir sub specie calami Exhibierte ein einziger Dank an die Mörder von Auschwitz ist [...] immer noch an Menschen, Juden, die Liebe, die Wahrheit, die Laubfrösche, die Schriftsteller und die Klapperstörche" und, wie es am Ende heißt, an die "Solidarität".

„Von allem Anfang an war mir klar, dass ich in etwas Schweres hineinging, dass es sich um keine Liebschaft der Art handeln konnte, deren Ort, Namen, Umstände, wenn ihre Zeit vorbei war, man leicht vergessen könnte.“

Brigitta Eisenreich

Als Paul Celan Brigitta Eisenreich kennen lernt, hat sie ihre österreichische Heimat und ihre katholische Umgebung verlassen und lebt als Au-pair-Mädchen und Studentin in Paris. Sie ist 25, Celan 33 Jahre alt. Die zehnjährige Beziehung beginnt, kurz nachdem Celan, Ende 1952, Gisèle de Lestrange, geheiratet hat. Bei der Geliebten findet Celan, der im Alltag Französisch spricht, die Sprache seiner Mutter wieder. Sprach- und Liebesakt werden eins – in vieler Hinsicht ist Brigitta Celans deutsche Frau in Paris.

Brigitta Eisenreich, 81, antwortet immer knapp und alles auch schnell gesagt, jedenfalls, wenn es um sie selbst geht und um ihre Gefühle zu ihm: Er war ihre große Liebe.

Sie war sich ihrer Gefühle ganz sicher. "So etwas ist selten." Liebe.

Sie hat ihn anders erlebt, als einen Mann voller Energie. Ein "Verführer" sei er gewesen, "strahlend", "die Mitte von allem". Wenn er eines hatte, dann war es: "Charisma". Brigitta Eisenreich, die von 1952 bis 1962 Celans Geliebte war, hat ihr Berufsleben als Wissenschaftlerin verbracht. Celan sei seit dem Nazi-Mord an seiner Mutter besessen gewesen vom Tod - ja. Aber eben auch besessen von der Liebe. Daher ihr Buch. An beides solle man denken, wenn von Paul Celan die Rede sei: an den Tod und an die Liebe.

"Dichten war für ihn wie ein Liebesakt", so Badiou. Dunkle Verse voller versteckter Zeichen habe Celan geschaffen, er habe mit seinen verstörenden Bildern regelrecht eindringen wollen in seine Leser, habe damit eine letztlich "phallische Lyrik" geschaffen: "Ich stand / in dir" hatte Celan einmal gedichtet. Dies sei eine typische Botschaft gewesen: an seine Leser und an eine Frau.

Der Sex, ihr Sex, die Sexualität der Frauen ist genau das, was alle Verhältnisse ins Wanken bringt.

"23. Mai 1948" Celans Gedicht Ägypten, welches er der Bachmann widmete. Nach dem Tod Celans 1970 und dem Tod Bachmanns 1973 sickerte nur allmählich durch, dass sie in frühen Jahren ein Liebespaar waren, aber was heißt schon ein Liebespaar, dazu gehören immer zwei?

Celans Gedicht "Köln, Am Hof" wird jetzt durch seine Entstehungsgeschichte unerwartet transparent: Celan und Bachmann mieteten in der Nacht des 14. Oktober, nach der Tagung in Wuppertal, ein Hotelzimmer in Köln, mit der Adresse "Am Hof", und das Gedicht reagiert auf diese Liebesnacht.

Köln, Am Hof

Herzzeit, es stehn
die Geträumten für
die Mitternachtsziffer.

Einiges sprach in die Stille, einiges schwieg,
einiges ging seiner Wege.
Verbannt und Verloren
waren daheim.

Ihr Dome.

Ihr Dome ungesehn,
ihr Ströme unbelauscht,
ihr Uhren tief ins uns.

Sie schrieb: Heute hat sich noch etwas ereignet. Der surrealistische Lyriker Paul Celan, den ich bei dem Maler Jené am vorletzten Abend mit Weigel noch kennen lernte und der sehr faszinierend ist, hat sich herrlicherweise in mich verliebt, und das gibt mir bei meiner öden Arbeiterei doch etwas Würze. Leider muss er in einem Monat nach Paris. Mein Zimmer ist momentan ein Mohnfeld, da er mich mit dieser Blumensorte zu überschütten beliebt.

Celan vermittelt ihr Schuldgefühle:
Du hast bisher mehr vom Leben gehabt, Inge, als die meisten Deiner Altersgenossen. Keine der Türen ist Dir verschlossen geblieben, und immer wieder tut sich Dir eine neue Tür auf. Du hast keinen Grund, ungeduldig zu sein, Ingeborg, und wenn ich eine Bitte äußern darf, so ist es gerade diese: denk, wie rasch alles Dir zu Gebote steht. Und sei nun ein wenig sparsamer mit Deinen Ansprüchen:

Ägypten

Du sollst zum Aug der Fremden sagen: Sei das Wasser.
Du sollst, die du im Wasser weißt, im Aug der Fremden suchen.
Du sollst sie rufen aus dem Wasser: Ruth! Noemi! Mirjam!
Du sollst sie schmücken, wenn du bei der Fremden liegst.
Du sollst sie schmücken mit dem Wolkenhaar der Fremden.
Du sollst zu Ruth und Mirjam und Noemi sagen:
Seht, ich schlaf bei ihr!
Du sollst die Fremde neben dir am schönsten schmücken.
Du sollst sie schmücken mit dem Schmerz um Ruth, um Mirjam und Noemi.
Du sollst zur Fremden sagen:
Sieh, ich schlief bei diesen!"

In diesem Gedicht ist für Celan das Leitmotiv seiner Beziehung zu Ingeborg Bachmann angeschlagen. Ägypten, das war das Exil der Juden, und Celan, der Jude aus Czernowitz, zählt im Duktus der Gebote Moses jüdische Frauennamen auf, aus früherer, verlorener Zeit, und stellt ihnen jetzt in Wien die "Fremde", die Nichtjüdin entgegen.

Du sollst

Da ist nur ein Gott und da sind viele Frauen. Genauer drei Jüdische und eine nichtjüdische Frau. Da ist der erotische Kontakt zu der nichtjüdischen Frau, der "Fremden". Erotik zum Totengedenken (der Frauen Mirjam, Noemi und Ruth) als lyrisches Mittel zwischen angesprochenem Du und lyrischem Ich.

Noch in Wien sieht Celan das Gedicht Corona als Reflexion auf die Liebe zu Ingeborg Bachmann. Das Tier frisst aus der Hand. Besteht ein Bezug auf ein Gedicht von Alfred Gong, die Hyäne frisst aus der Hand. Im Frühling 1948 lernen sich die 22-jährige Ingeborg Bachmann und der 27-jährige Paul Antschel Celan in Wien kennen.

"Corona" bezieht sich auf ein geheimes Erkennungswort die beide verwenden:

"Es ist Zeit, dass man weiß!"
Wenn man sagt: „alle Menschen sind dumm“, so schließt man sich selbst mit ein, (Schwaigen&Nichtsz) das ist doch nur logisch, wie sollte es anders sein? Nur, man muss auch wissen (wie Sokrates) das man bekloppt ist, das ist der Trick.

Wenn man davon spricht, dass Worte oder Sätze Un-Sinn sind, so ist das auch Un-Sinn. Wenn jemand (Paul Celan, Corona) schreibt: „Es ist Zeit, dass es Zeit wird. Es ist Zeit.“ So hat das keinen Sinn. Selbst das ganze Gedicht hat ohne Denken keinen Sinn. Diese Art von Schweigen (hier Schwaigen) habe ich von Celan verstanden.

Aus der Hand frisst der Herbst mir sein Blatt: wir sind Freunde.

Corona

Aus der Hand frisst der Herbst mir sein Blatt: Wir sind Freunde.
Wir schälen die Zeit aus den Nüssen und lehren sie gehn:
die Zeit kehrt zurück in die Schale. ...

Wir stehen umschlungen im Fenster, sie sehen uns zu von der; -Straße:
es ist Zeit, dass man weiß!
Es ist Zeit, dass der Stein sich zu blühen bequemt,
dass der Unrast ein Herz schlägt.
Es ist Zeit, dass es Zeit wird.

Es ist Zeit.

Es wiederholt sich mehrmals, dass es Zeit ist. Sie lieben sich wie Mohn und Gedächtnis und Celan füllte das Zimmer Ingeborg Bachmanns mit Mohn.

„Heute hat sich noch etwas ereignet. Der surrealistische Lyriker Paul Celan, den ich bei dem Maler Jené am vorletzten Abend mit Weigel noch kennen lernte und der sehr faszinierend ist, hat sich herrlicherweise in mich verliebt …“ Schreibt die Bachmann. „Dunkles zu sagen“ sagt genau der Vers des Gedichts, der auf Celans Gedicht „Corona“ verweist: „Wir sehen uns an, / wir sagen uns Dunkles, / wir lieben einander wie Mohn und Gedächtnis“.


"Es ist Zeit, dass man weiß!
Es ist Zeit, dass der Stein sich zu blühen bequemt, dass der Unrast ein Herz schlägt.
Es ist Zeit, dass es Zeit wird.

Es ist Zeit."

«Wer bin ich für Dich, nach soviel Jahren?»

Bedeutung des Erotischen für das dichterische Sprechen Celans bleibt weiter "unterbeleuchtet", schleierhaft und erklärungsbedürftig.

Dass Paul Celans poetische Verbindung von Körper und Zeichen einen bedeutenden und neuartigen Beitrag zur europäischen Liebeslyrik, ja zur erotischen Literatur überhaupt darstellt, dürfte kaum noch umstritten sein. Betrachtet man Zahl und Gewicht der Texte, die Eros und Sexus thematisieren, so ließe sich sogar eine ‘sexuelle Poetik’ hinter seinem Werk vermuten, wie sie für andere Autoren nachgewiesen ist.1 Erotik in allen ihren Dimensionen wird bei Celan neu ausgelotet, von subtilen Nuancen des Liebesdiskurses bis in Grenzbereiche des provokant Obszönen. „Man muss schon hartnäckig an den Gedichten vorbeilesen, um zu übersehen, wie konkret das Erotisch-Sexuelle gemeint ist und wie eindeutig es von körperlichen, nicht nur spirituellen Erlebnissen handelt“: Diese Feststellung aus einer der frühesten Monografien zu Celan hat bis heute kaum an Geltung verloren, kennzeichnete doch solches „Vorbeilesen“ bisher die meisten wissenschaftlichen Celanlektüren, und erst seit Kurzem weicht die Scheu, sich einlässlicher mit dem erotischen Thema auseinanderzusetzen. 3 Für die Abstinenz ließen sich mehrere mögliche Gründe anfuhren. Zum einen das in der Celanforschung vorherrschende Interesse für die sprachreflexiven Aspekte dieser Dichtung, sodann die lange wirksame Etikettierung des Autors als „hermetisch“ und esoterisch, schließlich die enge interpretative Bindung von Celans Werk und Person an den Holocaust, die einem ‘Opfer’ das körperlich-lustvolle erotische Erleben nicht zugestehen will.

G. Bevilacqua: „Erotische Metaphorik beim frühen Celan“; in: Études germaniques, April–Juni 1998, S. 471–480; St. Bleier: Körperlichkeit und Sexualität in der späten Lyrik Celans. Frankfurt a.M. 1998. Die Untersuchung von Damerau (B. Damerau: „‘Ich stand in dir.’ Bemerkungen zur Erotik bei Celan“; in: Celan-Jahrbuch 7; Hg. v. H.-M. Speier. Heidelberg 1999, S. 293–306) hat den Zusammenhang von Körperlichkeit und Geschichte in wünschenswerter Klarheit herausgearbeitet. Im Besonderen betont er neben der Versehrtheit der Sinnlichkeit durch die jüngste Geschichte (S. 297) das utopische Moment, das Celans Verständnis von Erotik kennzeichnet (S. 299) — ist doch seine Poesie auch als Versuch einer Wiedergewinnung des Erotischen nach Auschwitz lesbar, bei der die körperliche Aufmerksamkeit für den anderen als Widerstandsmoment gegen eine barbarische Epoche und als „humanes Potential für die Zukunft“ (S. 306) erscheint. Sodann die lange wirksame Etikettierung des Autors als „hermetisch“ und esoterisch, schließlich die enge interpretative Bindung von Celans Werk und Person an den Holocaust, die einem ‘Opfer’ das körperlich-lustvolle erotischen Erlebens nicht zugestehen will. Letzteres scheint insofern besonders unverständlich, als gerade in einer hermeneutischen Perspektive auf das „Vermögen [der Literatur], die Körper der Geschichte in Geschichten von Körpern zu verwandeln“,4 die — freilich oft bittere — Wahrheit des Celanschen Gedichts zutage tritt.

Wir sprechen hier von Erotik, obwohl es Menschen gibt, die ihm Sex vorwerfen wollen. Geht ein Verlangen von ihm nach Sex aus oder wird es von den verehrenden Frauen an ihn herangetragen? Sicher hat es so etwas wie Sex gegeben. Warum nicht? Es hat auch in den Lagern Sex gegeben. Aber dieses herauszustellen kommt dem Grauen wohl nicht gerecht. Dass bei Celan diese Suche nach Liebe auch mit dem Erotischen einherging, wird wohl nicht bezweifelt.

Und dann glauben einige vereinzelte Wesen, die selbst aus gemeinen Lagern kommen, auf Wesenarten, wie das Erotische hinweisen zu sollen (weil es sonst ja niemand tut) so wie es der katholischen Kirche nahe stehende tun, das christliche in Celans Dichten hervorzuheben.

Es ist keine Schande dass die Frauen ihn verehrten, es war einem Goethe zwar ebenso aber dennoch nur platonischer.

Paul Celan schrieb Briefe an eine unbekannte Frau während seiner Zeit in Frankreich. Celan schrieb sie 1951 in Paris an eine Frau, die er Hannele nannte.

1951 war Celan keineswegs ein berühmter Autor. Er hatte einen Gedichtband veröffentlicht, „Der Sand in den Urnen“, aber gleich wieder einstampfen lassen, weil zu viele Druckfehler darin waren. Und er hatte einen Essay über den Maler Edgar Jené geschrieben. Und dann war er von Czernowitz über Bukarest und Wien nach Paris umhergegeistert, schon im Jahr 1948 aus Wien. Und 1951 schrieb er die Briefe an eine Hannele, da war er schon drei Jahre in Paris. Und er wohnt immer noch in Hotelzimmern, er klagt über Einsamkeit, ist auf Zimmersuche.

Dass Celan in dieser Zeit einige Freundinnen hatte, das ist bekannt, aber diese Hannele kannte man bisher nicht.

Celan schreibt in den Briefen an Hannele: Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt, wo ich entschlossen bin, mir die Welt so weit wie möglich vom Leibe zu halten, besser weiterkommen kann.

In den Briefen taucht folgender Satz auf: Ja, Paris muss man sich ebenso erfinden wie alles Übrige, sonst besteht es nicht.

Celans Gedichte gelten allgemein als nicht einfach zu verstehen. Manche nennen sie surrealistisch, manche hermetisch.

Paul Celan (1970)

Wir lagen
schon tief in der Macchia, als du
endlich herankrochst.
Doch konnten wir nicht
hinüberdunkeln zu dir:
es herrschte
Lichtzwang.

Fast die Hälfte von Celans Gedichtband „Mohn und Gedächtnis“ sind Liebesgedichte an Bachmann (dreiundzwanzig Widmungen „für dich“), der Band „Von Schwelle zu Schwelle“ gilt den Jahren „dazwischen“ mit Gisèle, und „Sprachgitter“ enthält wieder Liebesgedichte an Bachmann, und die es nicht sind, hat er ihr „gewidmet“ (einundzwanzig Gedichte). Später analysiert er wiederum in „Atemkristall“ das Verhältnis zu Gisèle.

Ich kenne Dich, du bist die tief Gebeugte aus Atemkristall schreibt Wolfgang Emmerich "dass die enge Beziehung zwischen Celan und seiner Frau auch nach seinem Auszug aus der gemeinsamen Pariser Wohnung im November 1967 nicht aufhörte. Ein Vierzeiler aus 'Atemkristall', gereimt und in Klammern gesetzt, lautet: '(Ich kenne dich, du bist die tief Gebeugte, / ich, der Durchbohrte, bin dir untertan. / Wo flammt ein Wort, das für uns beide zeugte?/ Du - ganz, ganz wirklich. Ich - ganz Wahn.)'. Worte sind wie mit der Radiernadel in eine Kupferplatte geritzt, und das Ganze eines Textes lässt einen tatsächlich an den Abdruck einer Metallplatte denken, aus der die eingravierten Linien, mit Säure übergossen, scharf hervortreten. Wo flammt ein Wort, das für uns beide zeugte? Du – ganz, ganz wirklich. Ich –ganz Wahn.

Zeit und Raum, Dichtung heute von den Daten her. Dichtung ist das Schicksalhafte, Einmalige der Sprache. – Nicht Zwiesprachigkeit – „in den Arten des Meinens unterscheiden sich die Sprachen“ W. Benjamin.

Büchner, Woyzeck, Lenz. Was nützen mir die Holzpuppen? Jamben, Automaten? Nach Schiller, Goethe.

Autonomie: Kreatur, was passiert mit …?

Nihilismus kommt, hellsichtig. Kunst ist nicht selbstverständlich. Umdrehung der Perspektiven, nicht mehr Wallenstein, sondern arme Sau.

Kunst ist nicht Selbst, Selbst - verständlich.

Diese Scham der Kunst.

Treffen mit Gerhard Baumann.

In seiner Ästhetischen Theorie von 1972 stellt Adorno sich gegen jedes Verbot der Kunst gegen jedes totalitäre Verdikt und urteilt etwa über Paul Celan, in dessen Werken er ebenso sein Ideal einer Kunst verwirklicht sieht, wie bei Samuel Beckett und Franz Kafka:

„Diese Lyrik ist durchdrungen von der Scham der Kunst angesichts des wie der Erfahrung so der Sublimierung sich entziehenden Leids. Celans Gedichte wollen das äußerste Entsetzen durch Verschweigen sagen. Ihr Wahrheitsgehalt selbst wird ein Negatives.“ –

Theodor W. Adorno: Ästhetische Theorie.

Auch Platon kritisierte in der Politeia die Dichter und wollte sie sogar aus dem Staat werfen:

„Doch um Homers willen, bemerkte ich, nehme ich Anstand zu sagen, dass es sogar eine Sünde ist, solches gegen Achilleus auszusagen und anderen, die es behaupten, es zu glauben, ebenso, dass er zu Apollon gesagt habe:
Hast mir Schaden getan, Fernwirkender, Schlimmster der Götter!
Hätt' ich dazu die Gewalt, dann würd' ich's dir sicher vergelten! […]
Und dann das Schleppen des Hektor um das Grabmal des Patroklos und das Schlachten der Gefangenen an dem Scheiterhaufen, alles dies zusammen werden wir für nicht wahr gesprochen erklären, auch nicht zugeben, dass man die Unsern glauben mache, Achilleus, der Sohn der Göttin und des Peleus, des besonnensten Mannes und eines Enkels von Zeus, der Zögling des weisen Cheiron, sei so zerrütteten Geistes gewesen, dass er in sich zwei einander entgegengesetzte Krankheiten hatte, niedrige Denkart nebst Geldgier und andererseits Übermut gegenüber Göttern und Menschen.
Du hast recht, erwiderte er. Also ja nicht fuhr ich fort, wollen wir auch Folgendes glauben und auch nicht zu sagen gestatten, dass Theseus, Poseidons Sohn und Peirithoos, Zeus' Sohn, auf so wilden Raub ausgegangen seien, noch dass irgendein anderer Göttersohn und Heros gewagt hätte, Schreckliches und Gottloses zu tun, dergleichen man ihnen jetzt verleumderisch beilegt; sondern wir wollen die Dichter nötigen, entweder es nicht als Werke von ihnen zu bezeichnen oder sie nicht als Göttersöhne, beides zusammen aber dürfen sie nicht behaupten, noch uns einen Versuch machen, die jungen Leute zu bereden, dass die Götter Schlechtes erzeugten und Heroen um nichts besser seien als Menschen. Denn, wie wir früher ausgeführt haben, ist dies eine Sünde und eine Unwahrheit; denn wir haben ja gezeigt, dass von Göttern unmöglich Schlechtes kommen kann.“
(Übersetzung: Wilhelm Wiegand)

Georg Büchner schrieb an seine Eltern, am 28. Juli 1835:

"Der Dichter ist kein Lehrer der Moral, er erfindet und schafft Gestalten, er macht vergangene Zeiten wieder aufleben, und die Leute mögen dann daraus lernen, so gut, wie aus dem Studium der Geschichte und der Beobachtung dessen, was im menschlichen Leben um sie herum vorgeht. Wenn man so wollte, dürfte man keine Geschichte studieren, weil sehr viele unmoralische Dinge darin erzählt werden, müsste mit verbundenen Augen über die Gasse gehen, weil man sonst Unanständigkeiten sehen könnte, und müsste über einen Gott Zeter schreien, der eine Welt erschaffen, worauf so viele Liederlichkeiten vorfallen. Wenn man mir übrigens noch sagen wollte, der Dichter müsse die Welt nicht zeigen, wie sie ist, sondern wie sie sein solle, so antworte ich, dass ich es nicht besser machen will, als der liebe Gott, der die Welt gewiss gemacht hat, wie sie sein soll."

Gedichte treten in den Dialog 1950/51.

Heidegger: Sprache spricht als das Geläut der Stille. Der Glockenstuhl meines Schweigens. Geläut aber ist nichts Menschliches; der Mensch spricht, indem er der Sprache entspricht. Alle diese wunderschönen Buchtitel mit Celans Worten

Mohn und Gedächtnis, Stuttgart 1952

Von Schwelle zu Schwelle, Stuttgart 1955

Sprachgitter, Frankfurt 1959

Die Niemandsrose, Frankfurt 1963

Atemwende, Frankfurt 1967

Fadensonnen, Frankfurt 1968

Lichtzwang, Frankfurt 1970

Schneepart, Frankfurt 1971

Zeitgehöft, Frankfurt 1976

Im seinem Gedichtband, Mohn und Gedächtnis, lässt sich das Hauptwort Haar genau einunddreißig Mal finden, und in den weiteren Bänden:

... kämmt ihr Haar.

… von Tiefen gekämmtes Haar.

… Strähne, die ich nicht flocht.

… flockiger Haarstern.

… flochten ihr Haar zu Matten.

… im Abgrund das haarlos.

… glatt das schöne Haar.

… lass uns sie kämmen.

… fliederlos ist dein Haar.

…. Blau wird zuteil deinem Haar.

… dein Haar ist nicht braun.

… dein Haar überm Meer.

… meiner Mutter Haar.

1952

„Sprachliche Askese“ hatten sich die teilnehmenden Autoren der „Gruppe 47“ als gemeinsames Ziel auferlegt. Sprache wird Mittel zu einem bestimmten Zweck und sie erfährt eine nicht zu übersehende, entscheidende Kompetenzerweiterung: Sprache wird die Funktion eines Heilmittels zugeschrieben, mit dessen Hilfe die bestehenden Lebensverhältnisse im politischen, sozialen und wirtschaftlichen Bereich verändert werden können und müssen. Neben ihrer Pseudoantifaschistischen Einstellung (sie waren alle ehemalige Wehrmachts- und SS Angehörige oder deren Verfolgte) eint somit vor allem der Glaube an die Macht des (geschriebenen) Wortes die Autoren der „Gruppe 47“. Aber wie so oft bei Lesungen hörte man sich nur gerne selbst beim Reden und eigenen Vortrag zu.

1952 präsentiert der Dichter auf der Tagung der Gruppe 47 in Niendorf an der Ostsee u. a. seine "Todesfuge". Man möchte sich nicht mit der Meute gemein machen, die Paul Celan auslachte, als dieser im Jahr 1952 bei einer Tagung der Gruppe 47 seine »Todesfuge« über das Grauen der Konzentrationslager vortrug. Die anwesenden Trümmerliteraten befanden, der rumänische Dichter lese »wie Goebbels« (Walter Jens) beziehungsweise »wie in einer Synagoge« (Hans Werner Richter). Für die ehemaligen Flakhelfer und Wehrmachtssoldaten (und nicht zuletzt dem SS Mann Gunter Grass) schien beides gleich schlimm zu sein. Welch fataler Irrtum. Aber Celan schrieb auch von der Liebe, die er nicht zuletzt auch zu Ingeborg Bachmann pflegte. So erschütternd wie der Tod der beiden (er ertränkte sich in der Seine in Paris, sie starb an Brandverletzungen in Rom bei einem Zimmerbrand durch eine Zigarette) war auch ihre Liebesbeziehung eine Amour fou über Jahrzehnte.

Klaus Voswinckel erinnerte: dass sie in Hamburg (...), durch die Herbertstraße, die ist so abgesperrt vorn und hinten, da geht man durch so Absperrungen halb durch und dann geht man so an Schaufenstern vorbei, wo die Frauen sitzen und sich darbieten. Und da ist er, ich weiß nicht, wie viele da waren aus der Gruppe (47), auf jeden Fall war‘s Ingeborg Bachmann, und die war sozusagen die treibende Kraft dieser Unternehmung. Paul Celan war begeistert. Empfand er nicht in dieser Situation den Gettocharakter?

Trotz der kränkenden und von Unverständnis begleiteten Reaktionen der anderen Tagungsmitglieder bringt dieser Auftritt den literarischen Durchbruch. Im selben Jahr erscheint sein Gedichtband "Mohn und Gedächtnis", der ihn weltbekannt macht.

1952 in Niendorf/Ostsee. Ilse Schneider-Lengyel, (Gruppe 1947 die sich in ihrem Haus am Bannwaldsee im Allgäu gegründet, ich erlaube mir zu sagen, dass keiner der oft zitierten Autoritäten des Literaturbetriebes anwesend war.) Menschenfresserlyrik-Gesänge. Ilse Aichinger las Prosa. Ingeborg Bachmann las Gedichte. Die Gruppe bestand aus ehemaligen Landsern und Kriegsberichterstatter. Phantasmagorisches, bizarr, gespenstisch, traumhaft, der Wendepunkt der Gruppe 47, nicht bei Celan. Celan las sehr pathetisch, nicht wie der Vorwurf, er lese wie Göbbels. Kein Mensch hat seine Gedichte verstanden. Adolf Endler: Was soll denn dieses merkwürdige, abseitige Zeug? (Allgemeiner Tenor).

Hans Werner Richter: „Und jetzt liest ein gewisser Paul Celan. Um das zu charakterisieren: "Das ist so ungefähr wie Else Lasker-Schüler.“ Erkannt von Adolf Endler (kannte die Gedichte), "Tarzan vom Prenzlauer Berg": (… der DDR-Autor Adolf Endler). (Er war eine treibende Kraft in der literarischen Untergrundbewegung der DDR) und der Lektor der DVA Wolfgang Bächler las Gedichte. Nach dem Abitur gingen die meisten zunächst zum Arbeitsdienst. Walter Jens, Walter Höllerer, Joachim Kaiser, Hans Werner Richter, Günter Eich (1948 stieß Eich auch zum ersten Mal zur von Hans Werner Richter geleiteten Gruppe 47), Wolfgang Weyrauch prägte 1949 den Begriff "Kahlschlagliteratur"). Da saßen die Partei und Wehrmachtsangehörigen und wer hätte ahnen können das auch ein SS-Mann (Günter Grass) unter ihnen war?

Alfred Andersch äußerte sich 1948 beispielsweise so: Heute nun, da die Brüchigkeit aller sich uns anbietenden objektiven Wertsysteme immer sichtbarer wird, da uns nichts bleibt als die schlechthinnige Existenz des Menschen, erscheint uns ein Realismus, der sich an propagandistische Vorzeichen bindet, doppelt absurd.

Wolfgang Borchert beschrieb 1947 eindringlich das Problem, das Schriftsteller nach der nationalsozialistischen Diktatur hatten:

Denn wer unter uns, wer dann, ach, wer weiß einen Reim auf das Röcheln einer zerschossenen Lunge, einen Reim auf einen Hinrichtungsschrei, wer kennt das Versmaß, das rhythmische, für eine Vergewaltigung, wer weiß ein Versmaß für das Gebell der Maschinengewehre?

Das ist kein Widerspruch, dass Celan einerseits, in der Gruppe 47 (von den ehemaligen Nazis) abgelehnt wurde, andererseits, dass diese Zusammenkunft, das Sprungbrett überhaupt für seinen Erfolg war. Es ist zweierlei, was die beginnenden Literaturkritiker von seinen Gedichten hielten und was diese menschlich von der Art und vom Antisemitismus verstanden. Weiter war es für Celan unmöglich sich selbst und seine Dichtung objektiv einzuschätzen, sowohl bei Beifall als auch bei Gelächter. Eine Preisverleihung kann zwar ein Beweis sein, dafür, dass man doch richtig dichten kann, aber nicht dass man dichten kann.

Celan hatte die Sprache (deutsch) seiner Nationalität immer vorgezogen. Sie bot ihm zwar keinen Ausweg aus ihrem System; als Mensch blieb er zeitlebens an seiner Sprache gebunden. Aber im Gegensatz zur Nationalität bot sie ihm Alternativen, Varianten. Man kann seine Sprache wechseln, man kann ins Französische, der Sprache seines neuen Wohnortes, oder ins Englische wechseln, die Nationalität hingegen war nur schwer veränderbar, es brauchte lange Jahre und große Formalitäten, um die eine ablegen und eine andere annehmen zu können.

Er heiratet Gisèle de Lestrange, eine Malerin und Grafikerin aus der französischen Aristokratie. Das erste gemeinsame Kind stirbt 1953 kurz nach der Geburt, das zweite Kind Eric wird 1955 geboren. In diesem Jahr erscheint Celans Gedichtband "Von Schwelle zu Schwelle" und der Dichter wird offiziell in Frankreich eingebürgert. Neben seinen eigenen lyrischen Werken überträgt er immer wieder poetische Texte anderer Autoren aus einer Vielzahl von Sprachen. Als ein Höhepunkt in seinem lyrischen Schaffen bekommt Celan, Oktober 1960, den Georg-Büchner-Preis verliehen.

6.

Die Goll-Affäre

Die Goll-Affäre entstand 1952 und begann auf ihrem Höhepunkt 1960. Celan tritt in Kontakt mit dem deutsch-französischen Schriftstellerehepaar Yvan und Claire Goll und übersetzt für sie vor und auch nach dem Tod Yvan Golls, 1950 mehrere Gedichte. Aus der anfänglichen Freundschaft entwickelt sich für Celan eine äußerst belastende Situation, denn Claire Goll erhebt ab 1960 öffentliche Plagiatvorwürfe. Nach Yvan Golls Tod im Februar 1950 blieb seine Frau, Claire Goll zunächst Celan gewogen. Erst als dieser, 1951/52, die noch unübersetzten Gedichte Yvan Golls zu «celanisch» übersetzte und auch sonst den poetischen Pakt nicht zu den von ihr diktierten Bedingungen einhalten wollte, kam es zum Bruch.

Nach Erscheinen des Gedichtbandes "Mohn und Gedächtnis" von Paul Celan, richtete Claire Goll, die Witwe und Nachlassbetreuerin Yvan Golls, einen "Offenen Brief" an eine Anzahl Verleger, Kritiker und Schriftsteller, in dem sie Parallelstellen aus dem späteren Werk ihres Mannes und dem Band "Mohn und Gedächtnis" von Paul Celan zusammenstellte und so versuchte, ihre Plagiatsthese zu begründen, dass nämlich "Mohn und Gedächtnis" bei zeilenweiser Anleihe und durch geschickt assimilierte Verwertung von Wendungen und Bildern eine Imitation des Gollschen Nachlassbandes "Traumkraut" sei.

Die sich zu einer Pressekampagne gegen ihn ausweitende Plagiatsaffäre führte zu einer bleibenden Beschädigung von Celans Psyche und schwächt seinen Lebenswillen.

Vergleiche mit Dreifußaffäre (Goll-Affäre).

Celan: Es ist etwas faul im Staate (D-Mark). Goll Affäre, Hölderlin, Büchner.

Shakespeares 70. Sonett. Sonette übersetzt von Paul Celan, Frankfurt 1967: Haben George und Celan voneinander gewusst? Man hat Anzeichen im Sonett 70, dass es möglich ist, Entlehnungen Celans von George nachzuweisen?

Celans Lesung im Mai 1952, auf der Tagung der Gruppe 47 in Niendorf. „Als Celan zum ersten Mal auftrat, da sagte man: ‚Das kann doch kaum jemand hören! ‘, er las sehr pathetisch. Wir haben darüber gelacht, ‚Der liest ja wie Goebbels! ‘, sagte einer. […] Die Todesfuge war ja ein Reinfall in der Gruppe! Das war eine völlig andere Welt, da kamen die Neorealisten nicht mit.“, „dass nachher einige Kollegen höhnisch vor sich her skandierten: ‚Schwarze Milch der Frühe …‘“ und dass Hans Werner Richter der Ansicht gewesen sei, Celan habe „in einem Singsang vorgelesen wie in einer Synagoge“.

1952 In der DVA erschien der Band Mohn und Gedächtnis.

Claire Goll, Plagiatvorwürfe, 1953 offener Brief.

7. Adorno Auschwitz Verdikt:

Kein Gedicht nach Auschwitz …

„Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch“ entstammt dem Aufsatz Kulturkritik und Gesellschaft, den Theodor W. Adorno 1949 schrieb und 1951 erstmals im Rahmen einer Festschrift für den Soziologen Leopold von Wiese veröffentlichte. Von Adorno 1962 teilweise abgeklärt.

Adornos Kulturkritik (es ist nach Auschwitz keine Dichtung mehr möglich) findet sich „der Dialektik von Kultur und Barbarei gegenüber“. Dies bedeutet: Kultur und Barbarei bleiben vor den Toren der Stadt und diese Tore sind verschlossen.

Die Bilderstürmer, das sind diese, die draußen sind, und die nicht der Sprache mächtig sind. Ebenso wie diejenigen, die Kultur pflegen, sie sind fern der Kunst, sie stehen draußen an den Stehtischen, bei Getränken und Häppchen, und feiern grunzend die Kunst. Sie sind die Kunstfernen.

„Erkenntnis aber spricht aus, warum es unmöglich ist, heute Gedichte zu schreiben“. Zunächst sei noch einmal erwähnt, es gibt keine wahre Erkenntnis. Aber es geht um das Gedicht. Dieses eröffnet Welt. Dies öffnet die Stadttore und trägt diese Welt vor die Stadttore. Das Gedicht gibt in diesem Heraustreten dem Wesen des Werkes erst die Möglichkeit dem Bluthund und dem Kulturkonsumenten seine Sprachlosigkeit und Gier vor Augen zu führen; sich selbst zu erkennen. Es ist das Gedicht, das den Schöpfer (monstranzmäßig) anwesen lässt und dadurch Erleuchtung selbst ist. Das Gedicht ist die Sprache.

Musik: Ein Überlebender aus Warschau. (Originaltitel, A Survivor from Warsaw for Narrator, Men’s Chorus and Orchestra), op. 46, ist ein Melodrama von Arnold Schönberg. Chorlied.

Über die Fremdheit und Unmenschlichkeit der Kunst.

Unmenschlichkeit und Fremdheit jüngster Gedichte.

Von der Todesfuge.

Ich höre die Drossel und die Nachtigall. Was wird hier als Vorstellung von „Gedicht“ unterstellt?

Der Dünkel dessen, der sich unterstellt, hypothetisch-spekulativerweise, Auschwitz aus der Nachtigallen- oder Singdrosselperspektive zu betrachten oder zu berichten (…)

Was ist denn dieses Verdikt? „Glaubt er denn, ich schreibe aus der Singvogel/Nachtigallen – Perspektive? Mein Gott, ich habe das erlebt.“.

Das Gedicht kann nicht der Ort sein, an dem „über“ Auschwitz gesprochen wird. Wie aber sollte nicht die Sprache Celans als jüdische nicht von Zäsur des Genozids geprägt sein?

Adornos Gleichstellen Gedicht und Ästhetik.

Gedicht und Kunst des Ästhetizismus der Jahrhundertwende.

Celan: Zurücknahme ästhetisierender Sprechweise. Wandlung auf werksebener Sprechhandlung in Niemandsrose.

Deutliche Zäsur der Atemwende. Dieser Prozess reflektiert in der Büchner-Preis-Rede.

Markiert die radikale Distanzierung von der unmittelbaren Thematisierung der Vernichtung hier noch Paralleles.

Deutsche Kunst und deutscher Tod.

Die Fuge als Kantabilität des Schreckens.

Palermo: Das Grab der Hohenstaufen. Das geheime Deutschland ist am Grab Friedrichs II. Kranz mit Text 1924 Deutschland seinen Kaisern und Helden/das geheime Deutschland. Gedicht Georges. „Gegenreich“ „eine Gruppe von Personen, die dieses [d. i. das geheime Deutschland] verkörpern oder verheißen, zugleich als Vision eines Deutschland, das eine ‚innerliche Einheit‘ nach Vorstellungen Stefan Georges darstellt; schließlich wird dieser Begriff synonym gebraucht für den Georgekreis“

Ausruf Carl von Stauffenberg: „Es lebe das geheime Deutschland“!!! "Nicht das Heilige“ nicht das „geheiligte!“

Dieser Ruf ist Wahnsinn vor dem Schafott (wie der Luciles).

Büchner Lucile „Es lebe der König“. Dieses Gegenwort ist ein Akt der Freiheit, der den Draht zerreißt. Ein Schritt. Kein Bücken.

Gehuldigt wird für die Gegenwart des menschlichen zeugenden Majestät des Absurden. Büchner: Die Majestät des Absurden – Pervertiertheit der Brillanz.

Hanna Arendt zum Eichmannprozess in Jerusalem.

Lucile lauscht und schaut, nimmt nicht wahr

(Ist das so bei Rosa Luxemburg?) „Deine Wunde Rosa„? Coagula

Kafka.

Benjamin, Utopie, die Hoffnung auf kommende Gesellschaft. Aber ohne diese Hoffnung kann ich das Werk nicht verstehen. Koinzidenzen (aus lat. con, ‚mit', und incidere, ‚einfallen') bezeichnet ein Zusammenfallen von Ereignissen wahrzunehmen,

Rosa (Luxemburg) ermordet oder bei Kafka, der Landarzt. Deine Wunde Rosa – gleichzeitig – 1917,

Celan in seiner Frömmigkeit, Aufmerksamkeit. Kleist, der am 13. Oktober 1810, in den "Berliner Abendblättern" publizierte, und zwar unter dem Titel "Empfindungen vor Friedrichs Seelandschaft", mit dem Ausdruck "Seelandschaft" vor Caspar David Friedrichs Gemälde "Mönch am Meer" war jene Lidlosigkeit gemeint. Kleist, Kaspar David Friedrich: Der Mönch am Meer. Haltlosigkeit und Verlorenheit des Menschen fand: „als wenn einem die Lider weggeschnitten wären.“ Ich kann sie nicht schließen. Friedrichs Bild öffnet so den Blick auf Weltende und Totenreich. Geht auf eine Darstellung der Geschichte laut Cicero zurück, der zufolge Regulus von den Karthagern, die Augenlider entfernt wurden.

1953

Schwelle zur Schwelle des dritten Buchs, als seien es lauter Grabplatten, denkt sich Celan die steinerne Oberfläche der Welt, wenn er sagt: welchen der Steine du hebst, du entblößt.

Der Gedanke invertiert im Gedicht förmlich in allen semantischen Gelenken zu einer neuen Bedeutung, in die er umwendet, in ein plötzliches Aufgehen (Apparition) in eines anderen Sinn zu einer neuen Gestalt.

Worte aus dem Gedicht herausreißen bedeutet seinen alten Sinn wieder herstellen, die Negation des Werkes.

Eine Atemwende, vom Sprechen am Grunde hebt der Weg zur Furche und am Ende zur Wende und so fort auf dem Weg, wie bei dem pflügen eines Feldes.

Diese Atemwende ist der qualitative Wechsel, den das Wort erfährt, damit das Wort zum Gedicht wird.

Es ist der existenzielle Versuch, Wagnis und Anspruch des Gedichtes auf der Suche nach der Wirklichkeit. Ohne den Prozess der Logik nachzuvollziehen, bleibt es unverstanden.

Diese Kantabilität des Schreckens (Todesfuge) sich selbst schuldig bekennen.

Jakob Hessing schreibt in Verlorene Gleichnisse: Als Paul Celan gegen Ende der vierziger Jahre seine Gedichte zu veröffentlichen begann, lebte er bereits in Frankreich und entwarf dort eine neue Bildsprache, in der die untergegangene Welt der Gleichnisse widerhallte.

1955

Welchen der Steine Du hebst.

Welchen der Steine du hebst –

Du entblößt

Die des Schutzes der Steine bedürfen:

Nackt,

erneuern sie nun die Verflechtung.

Welchen der Bäume du fällst –

Du zimmerst

Die Bettstatt, darauf

Die Seelen sich abermals staunen,

als schütterte nicht

auch dieser

Äon.

Welches der Worte du sprichst –

Du dankst

Dem Verderben.

GW 1,129 In - Frage - Stellung der Kunst aus dem Band von Schwelle zu Schwelle.

Welch ein Spiel schrieb Celan 1954, dass er: “das Wie und Warum jenes qualitativen Wechsels, den das Wort erfährt, um zum Wort im Gedicht zu werden”, nicht näher zu bestimmen weiß. Aber in der Folge verwendet er bereits den Begriff, der diesen Wechsel kennzeichnet: “jedes Mal, wenn ich, in einiger Entfernung vom Gedicht, ein paar Gedanken formulieren soll, ratlos und verzweifelt: Plötzlich, nachdem es eine Weile recht gut ging, merke ich, dass ich zum Sprung ansetze – übers flache Land!” Das Wort erfährt, um zum Wort im Gedicht zu werden. Paul Valéry nennt dies: Das frei werden der Sprache.

Wo und wann passiert Geschichte – Dichtung?

Bei Hölderlin, Trakl, George?

Hölderlin: Die vaterländische Umkehr. In die Wildnis, in eine neue Gestalt. Poesie soll eine „Revolution der Gesinnungen und Vorstellungsarten“ die „vaterländische Umkehr“ bereiten.

Die griechische Kultur ist die „vaterländische Sangart“. Vaterländische Formen: Heißen den Geist der Zeit verstehen lernen, festhalten und fühlen wenn er einmal begriffen und gelernt ist.

Fremd ist dem Menschen Nähe, denn das Nächste ist dem Menschen das Entfernteste. Stärkste Gegner – ergeben Nähe.

Für Hölderlin ist es ein sich Entfernen der Götter, entteologisiert, alle vergessen, nicht Macher und Herren.

Sein geschehen lässt.

Adorno, Horkheimer, Frankfurter Schule.

Was ist denn? Wie hältst Du´s mit den Toten?

Der Konservative: Heidegger.

Die Linke: Frankfurter Schule (Tradition Adorno, Marx)

Celan hatte nie etwas mit Heidegger zu tun gehabt, (Denken) … so Bollack. Mit Celan beschäftigt. Briefe? Wo sind sie? Sie fehlen.

Freiburg ½ Autostunde nach Todtnauberg.

1954 des Denkherren Heidegger. (Karl Löwith Heideggerschüler),

Wer war hier Jude? Adorno der genau so viel Jude war (kath. Getauft, evangelisch und viel später jüdisch) wie Heidegger Nazi oder Günter Grass Sozialist. Hören können, das Geläut der Stille.

Benn und Heidegger verteidigen die Monologdichtung.

Paul Celan ist für die Dialogdichtung.

Im Juni 1967 schreibt Martin Heidegger an Gerhart Baumann: "Schon lange wünsche ich, Paul Celan kennen zu lernen. Er steht am weitesten vorne und hält sich am meisten zurück. Ich kenne alles von ihm, weiß auch von der schweren Krise, aus der er sich selbst herausgeholt hat, soweit dies ein Mensch vermag. Sie deuten in dieser Hinsicht das Hilfreiche einer hiesigen Lesung richtig". Fremdheit und Nähe ist auch hier erkennbar und ein starkes Interesse an der Dichtung und dem Menschen Celan.

Nicht die Reise zu Heidegger im Juli 1967 war Anlass, vielmehr schrieb Celan in einem Brief an sein Frau Gisèle Celan-Lestrange: "Das eigentliche Ziel meiner Reise ist in Wahrheit Frankfurt, das heißt, die Unterredungen mit Unseld, Reichert, Allemann".

Todtnauberg, und diese Lesung in Freiburg. Baumann war Celan „gewohnt“. Dieses „immer noch“, kann doch wohl nur ein: also nicht nur die Sprache, gegen Heidegger sein.

Der Dichter spricht, sofern er seiner Sprache entspricht. Dies heißt bei Celan: Entsprechung.

Für Heidegger spielt der Dichter im fertigen Gedicht keine Rolle mehr. Baumann war in Freiburg. Gerhard Neumann war ein Schüler Baumanns, er war der Fahrer nach Todtnauberg.

Celan kommt von unten vom Einzelnen her (näher zu Adorno).

Heilsam, der Stern.

Baumanns Aussage war, dass Celan mit Heidegger nie etwas zu tun hatte, aber Briefwechsel und mindestens zwei oder drei Treffen: Sie trafen sich am 24. Juli 1967 (Paul Celan mit Martin Heidegger) erstmals zusammen. - Es war ein Gründonnerstag - im Schwarzwald, in Todtnauberg skizzenhaft, karg, Wegschritte.

Der Gadamerschüler Bollack, sprach von einer Pilgerfahrt zum Denker, einer 'Wallfahrt' Celans (Hans Georg Gadamer) und einem 'Gericht der Toten' (Jean Bollack), einem Gerichtsverfahren gegen den Nazi. Bollack, der aus Celans Begegnung mit Heidegger im Sommer 1967 eine bis ins kleinste Detail geplante "Höllenfahrt" machte.

Der französische Gräzist, Übersetzer und Philosoph Jean Bollack lernte Paul Celan im Jahre 1959 über den Literaturwissenschaftler Peter Szondi kennen - eine Dreierfreundschaft begann, die selbst die „Goll-Affäre“ überstand.

Als Celan in den Weihnachtstagen 1967 auf Einladung der Akademie der Künste in Berlin weilte, versteht man, worum es geht. Celans Gedicht konfrontiert die aktuelle Weihnachtsmarktstimmung mit der Erinnerung an die Hinrichtung der Hitlerattentäter 1944, die Luxusappartements „Eden“ mit dem gleichnamigen Hotel, in dem an ebendieser Stelle 1919 Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg die letzten Stunden ihres Lebens verbrachten.

Knüppelpfaden im Moor. Gespräch über Stifter.

Übersetzbarkeit und Nichtübersetzbarkeit.

Heidegger konnte nur auf zwei Sprachen denken, griechisch und deutsch. z. B. Sein und Seiendes zu unterscheiden.

Es ging:

Um die Eigenarten der Poetik Celans und

Um die Kulturkritik.

Dem Dialog mit der kulturkritischen Position der 50er Jahre, mit Adorno, Buber, Heidegger.

Poetisch und poetologisch.

Die Majestät des heutigen ephemeren.

Makrotheorie: theoretisches System von oben!

Und nicht empirisch von unten.

(Schreibt immer noch dem Einzelnen zu).

Man muss die Abgründe wahrnehmen, ehe man Brücken baut.

Zer-schellte.

Das-selbe.

Die Übersetzungstätigkeit ist eigentliche Kunstkritik!

Ist: Das Andere. Ist: Das Fremde.

Der intertextuelle Horizont.

Seit ein Gespräch wir sind, an dem wir würgen; aus Hölderlins: Die Friedensfeier. Die Friedensfürsten, der Fürst des Festes,

1. Christus, 2. Napoleon Bonaparte oder 3. Dionysos.

Hölderlin, die Hoffnung auf eine Zeitenwende.

Seit ein Gespräch wir sind, an dem wir würgen, an dem ich würge. (Am Sein?).

Sinn der Rede: Die Mitte ist Ich und Welt zusammen. Ein: „Zur Sprache kommen“, ein Ganzes von Sinn, das sich aussagt. Sein, ist das, was verstanden werden kann, ist Sprache. Z. B. Werther-Goethe; es ist alles, Allen vorher bekannt. Werther lässt alle Einwände Alberts nicht gelten. Werther will das alle miteinander ehrlich umgehen und nur wahre Gefühle zeigen. Eben darin besteht Werthers Verdienst, dass er uns mit Leidenschaften und Empfindungen bekannt macht, die jeder in sich dunkel fühlt, die er aber nicht mit Namen zu nennen weiß. Darin besteht das Verdienst jedes Dichters. Jakob Michael Reinhold Lenz.

Der Interpret ist sich bewusst dass eigenes Verstehen von Umständen und Einflüssen geprägt ist, als auch vom Interpretationsgegenstand, eine Vielzahl von Wirkungen.

Verstehen – als Schöpfung von Sinn.

Gedicht Mnemosyne Gespräche von Text zu Text.

„Ein Zeichen sind wir,

Deutungslos“, mit dem die Mnemosyne ansetzt; die „Verständlichkeit des Ganzen“ vom

Ödipus Sophokles, als deren eigentliche Bedingung Hölderlin die Beschäftigung mit der

„Scene […], wo Ödipus den Orakelspruch zu unendlich deutet“, auszuweisen sucht; das

undeutliche, -bare, -deutsche „‚Pallaksch. Pallaksch.‘“ am Ende des Gedichts Tübingen, Jänner

Gedicht Patmos.

Über den Brandstätten der Verheerungen über die Lager am Bug oder Buchenwald öffnete sich kein Himmel. Vielmehr werden diese Brandstätten dem Dichter selbst zu Patmos, aus denen er seine unheimlichen Offenbarungen gewinnt. Celans Gedichte haben es auf sich genommen, jedes für sich, Kunde „Von Dunkel zu Dunkel“ zu geben.

Weggebeizt, Zeitenschrunde.

… vom
Strahlenwind deiner Sprache
das bunte Gerede des An-
erlebten - das hundert-
züngige Mein-
gedicht, das Genicht. …

An-erlebten.

Hundert-züngige.

Mein-gedicht.

Aus-gewirbelt.

Alle deren Arten: Genicht.

Weggebeizt vom Strahlenwind Deiner Sprache.

Wer ist das Du? Dein unumstößliches Zeugnis.

Geologie. Harnisch trieben Faltenachsen aus geologischem Fachbuch. Glaziologisches Fachbuch für Gletscherkunde. Glaziologie ist die Wissenschaft von Formen, Auftreten und Eigenschaften von Eis und Schnee samt ihren Ausformungen als Gletscher, Permafrost und Schelfeis. Sie entstand im 19. Jahrhundert in der Schweiz als Gletscherkunde. Büßerschnee (spanisch, Anden) Wechselwirkung Sonne und Eis, Menschen. (Nieve de la Peuetentes.)

Geschichte und Geschicht (Heidegger)

Atemkristall - Rilke Kristall, Form gewordener Atem.

Weggebeizt - Radierung oder Sand vom Wind.

Strahlenwind - Schöpfung von Gott weht den Menschen die Strahlen zu, sie wehen zuhauf.

Hundertzüngig-Babel

Das Meingedicht – das Mein und mein und Meingedicht, meins privat, Meinen vom Guten, Meineid.

Weggebeizt. Celan spricht nicht von eigener Dichtung.

Weggebeizt kehrt noch einmal um, wenn Atemkristall anders fruchtbar, anders wie Cyclon B gelesen wird, dann ist auch die Sprache etwas anderes. Nicht für Dich und nicht für mich. Knochenhebräisch.

Doppeldeutigkeit bewusst. Hundertzüngig das falsche Schicksal des Menschen seit Babel. Gedicht, Meridian, alle Metaphern ad absurdum geführt.

Rilke Duineser Elegien: „Wer wenn ich schrie, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen?“ Jemand fand, am Sturmtage, am Steilhang von Duino, und das aufgepeitschte Meer sah.

Erdkruste – Sprachkruste.

Werk als Flaschenpost.

Entzifferungsversuche von unleserlichen Schriftzeichen. Sinnfindung. Verstünde (Nein) was ist verstehen? Legitim „schon immer“ wie Vorschlag. Gegenrede bringt weiter.

Im Schlangenwagen

Im Schlangenwagen, an

der weißen Zypresse vorbei,

durch die Flut

fuhren sie dich.

Doch in dir, von

Geburt,

schäumte die andrer Quelle,

am schwarzen

Strahl Gedächtnis

klommst du zutag.

Atemkristall Zyklus

Paul Celan. «Du darfst mich getrost» (Atemwende, 1967)

Du darfst mich getrost

mit Schnee bewirten:

sooft ich Schulter an Schulter

mit dem Maulbeerbaum schritt durch den Sommer,

schrie sein jüngstes

Blatt.

Ätzen, Kupferplatte.

1.Fassung:

Du darfst mich

mit Schnee bewirten

ich komme mit sieben

Blättern vom Sieben

Stamm

Nutzt Fachbegriffe, um etwas anderes darzustellen. Gletscherschnee, - milch, demgegenüber, Sterben, Tod. (Nazistisch?) Leiden, an der Krankheit, die eigentlich in der gesamten Gesellschaft ist.

Celan, der scheinbar modernste und komplexeste Dichter der (europäischen) Moderne, spricht patisch (nicht pathetisch).

Von allem Leiden getrennt ist alles Desinteresse, die Apathie.

Dazu kommen sämtliche Möglichkeiten der Betäubung, der Anästhesie (Drogen, Pop-Kultur, Konsum, Eitelkeit), die uns den Kampf um Anerkennung erträglich machen.

Dabei gilt für Kunst insgesamt, was Celan einmal so formuliert: "La poésie ne s'impose plus, elle s'expose." Poesie wird nicht mehr erteilt, sondern enthüllt.

Anders gesagt: Wir wollen offenbar das Leiden und Erleiden (jenseits aller sehr zweifelhaften Viktimisierung) nicht mehr zur Kenntnis nehmen, es nicht mehr zum Ausdruck bringen und vielleicht auch nicht erfahren.

Bei der Deutschen Verlagsanstalt erschien: Von Schwelle zu Schwelle.

Gedicht „Sprich auch du“ aus dem Band Von Schwelle zu Schwelle,

Sprich auch du,
sprich als letzter,
sag deinen Spruch.

Sprich −
Doch scheide das Nein nicht vom Ja.
Gib deinem Spruch auch den Sinn:
gib ihm den Schatten.

Sprich auch Du, wahr spricht wer Schatten spricht.

1957

Ein Typoskript, am 3. August, schickte Celan, an Klaus Demus nach Wien. „Klaus, mir ist, glaube ich ein Wurf gelungen“.

1958 Stadt Bremen, Bremer Literaturpreis 1958

Lesung in Bremen, Redakteur, „auf Wiedersehen Herr Goll“.

Die Bremer Rede.

Aus der Bremer Rede von Paul Celan (1958)

"Erreichbar, nah und unverloren inmitten der Verluste blieb dies eine: die Sprache.

Sie, die Sprache, blieb unverloren, ja, trotz allem. Aber sie musste nun hindurchgehen durch ihre eigenen Antwortlosigkeiten, hindurchgehen durch furchtbares Verstummen, hindurchgehen durch die tausend Finsternisse todbringender Rede. Sie ging hindurch und gab keine Worte her für das, was geschah; aber sie ging durch dieses Geschehen. Ging hindurch und durfte wieder zutage treten, "angereichert" von all dem.

In dieser Sprache habe ich, in jenen Jahren und in den Jahren nachher, Gedichte zu schreiben versucht: um zu sprechen, um mich zu orientieren, um zu erkunden, wo ich mich befand und wohin es mit mir wollte, um mir Wirklichkeit zu entwerfen."

Dass Sprache, auch im Schweigen, auch im Verschweigen, doch noch spricht, dass eine Rede ist, von dem, was nicht gesagt ist, vom Schwaigen (davon handelt Buch Schwaigen&Nichtsz). Man spricht um zu sprechen, um zu zeigen von dem was man nicht ausdrücken kann. Nicht um die Wahrheit zu sagen, vielmehr um zu vermeiden, dass im Verstand Irrtümer entstehen.

Spuren vom Start des Sputnik? Sternen, die Menschenwerk sind (Sputnik, Judenstern?).

Gegenüber ist nicht mehr. Ein ansprechbares Du ist der Mensch, die Marionette, der Automat. Jenseits der todbringenden Rede entpersonalisiert muss ein Du erst werden.

Dem Menschen zugewandten unheimlichen Bereich, in dem die Automaten zu Hause sind.

(Siehe Buch Der Menschenautomat)

Dichtung auf dem Weg zum Medusenhaupt und Automaten

(Bei Gottfried Benn ist es der Robotermensch).

Himmel als der Ort Gottes. Schöpferkopisten:

Der Mensch wird nicht Gott.

Der Mensch verlässt das Menschliche.

Nichts als der Gott der Moderne.

Von der Kunst ist gut reden. Aneinanderreihen von Worten. Techné Gestell Heidegger.

Kunst „Medusenhaupt", Unheimliche, Fremde, Mechanismus.

Worüber man nicht reden kann (Platon Apologie, Schierling).

Fatales, das erlaubt noch zu debattieren, argumentieren.

Mêchanê, Kunstfertigkeit, Kalkül, Berechnung.

Maschinengang, nicht der Natur (umgekehrt)

Das Mechanische bei der Fixierung auf der artifiziellen Seite des unheimlichen.

Probleme, technisch gelöst.

Tradition, Form, Kultur. Automatismus.

Inversion, Rückbewegung der Zeit.

Marionette.

Heidegger-Sein/Hegel-Geist/Celan-Heutige.

Verhoffen.

Selbstbegegnung.

Wer auf dem Kopf geht.

Der zurückzulegende Weg.

Poesie und automatische Rede.

Keine Umgangssprache, keine Wissenschaftssprache.

1959

Erschien bei S. Fischer Verlag, Sprachgitter.

Aus der Tiefe poetischer Eingebungen geholt, findet in seinem Werk das Wort zur Inständigkeit des Dauernden. Zur Büchnerpreisrede.

Der Meridian. Rede anlässlich der Verleihung des Georg-Büchner-Preises, Darmstadt, am 22. Oktober 1960.

Meridian, ein Entsprechen, doch wohl nicht erst von der Sprache her.

Celan an der Ecole Normale Supérieure.

8. Der Meridian

Kunst und Dichtung (polarisieren, Schelling, Oskar Becker (Nazi))

Selbstvergessenheit

Enge (prophetisches Sprechen)

Rezept Aufnahme

Eingedenken, Hoffnung Zeugnis (kommende Religion)

Der »Meridian« gilt nicht zu Unrecht als das poetologische Manifest Paul Celans. Ein Seminar mit Hans Meyer unserer Meridian Rede: Zu Beginn des Jahres 1960 besucht Celan in Paris ein von Hans Mayer gehaltenes Seminar, in dem er „mit den Studenten der Ecole Normale Supérior Büchner zu lesen und zu interpretieren“ (TCA. 222) hatte. Celan selbst „hat im Gespräch immer wieder eine Beziehung hergestellt zwischen seiner Darmstädter Rede und jenem Büchner-Seminar, das ich [Hans Mayer] Anfang Februar dieses Jahres 1960 in Paris gehalten hatte.“ Beweis meiner Theorie, dass kein Gedicht, kein Werk, keine Prosa, kein Roman ohne eine Erfahrung entstanden sein kann.

Dass dieses Seminar an der Ecole Normale Supérior, an der Celan zu dieser Zeit auch als Lehrender tätig war, gewichtigen Einfluss auf die Gestalt des »Meridian« hatte, ist leicht nachzuvollziehen. In diesem Seminar legte Hans Mayer nach eigenen Angaben besonderes Augenmerk darauf, „jene kurzen Passagen zu erläutern, welche den ästhetischen Auffassungen Georg Büchners gewidmet sind.“ Das waren vor allem das Kunstgespräch zwischen Danton und Camille Desmoulins aus „Dantons Tod“ beziehungsweise das Kunstgespräch zwischen Lenz und dem Kaufmann aus „Lenz“. Lucile: Dantons Tod 1835 „ich höre dich so gerne reden“ „es lebe der König“ „wenn einer schreit vor Leiden, müsste die Welt erkalten“.

Oskar Joachim Becker (* 5. September 1889 in Leipzig; † 13. November 1964 in Bonn) war ein deutscher Philosoph, Logiker und Mathematiker. Er gehört neben Martin Heidegger zu den wichtigsten Schülern Edmund Husserls.)

Otto Pöggelers Erinnerungen: Ich hatte für mich den Lyriker Paul Celan entdeckt, und dieser las den späten Heidegger, „das Ding dingt“ und solche Sachen, über die wir in Bonn nur gelacht hatten. Celan nahm dies völlig ernst. Als ich nach Hause fuhr, sagte ich mir: „Jetzt musst Du Heidegger lesen“. In Bonn gab es dazu Anstöße. Oskar Becker war zusammen mit Heidegger bei Husserl und hat uns Heideggers frühe Vorlesungen nach seinen Nachschriften vorgetragen. So lernte ich einen noch völlig unbekannten frühen Heidegger kennen und konnte über ihn publizieren.

Paul Celan: „Der Meridian“ – Rede anlässlich der Verleihung des Georg-Büchner-Preises Darmstadt, am 22. Oktober 1960; S. Fischer Verlag, Frankfurt; 24 S. – überragt, wie mir scheint, all diese anderen bedeutenden Literaturzeugnisse durch ihre Tiefe – und ihre Büchner-Nähe. Celan meint: „Wer auf dem Kopf geht, der hat den Himmel als Abgrund unter sich.“.. eine „radikale In-Frage-Stellung der Kunst ... zu der alle heutige Dichtung zurück muss, wenn sie weiterfragen will“. Celan zieht die erste Forderung des heutigen Dichters: „Kunst schafft Ich-Ferne.“ … denn: „Das Gedicht will zu einem andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Es sucht es auf, es spricht sich ihm zu.“ … die vollkommene Antithese zur Büchner-Rede Gottfried Benns aus dem Jahre 1951. Benn hatte entschieden: „Die Toten haben es gut, ihr Werk ist zur Ruhe gekommen und leuchtet in der Vollendung.“

Auszug aus Paul Celan: Der Meridian. Rede anlässlich der Verleihung des Georg – Büchner - Preises. Darmstadt, am 22. Oktober 1960.

Gewiss, das Gedicht – das Gedicht heute – zeigt, und das hat, glaube ich, denn doch nur mittelbar mit den –nicht zu unterschätzenden – Schwierigkeiten der Wortwahl, dem rapideren Gefälle der Syntax oder dem wacheren Sinn für die Ellipse zu tun, – das Gedicht zeigt, das ist unverkennbar, eine starke Neigung zum Verstummen. Es behauptet sich – erlauben Sie mir, nach so vielen extremen Formulierungen, nun auch diese – , das Gedicht behauptet sich am Rande seiner selbst; es ruft und holt sich, um bestehen zu können, unausgesetzt aus seinem Schon – nicht - mehr in sein Immer - noch zurück. Dieses Immer - noch kann doch wohl nur ein Sprechen sein. Also nicht Sprache schlechthin und vermutlich auch nicht erst vom Wort her „Entsprechung“. Sondern aktualisierte Sprache, freigesetzt unter dem Zeichen einer zwar radikalen, aber gleichzeitig auch der ihr von der Sprache gezogenen Grenzen, der ihr von der Sprache erschlossenen Möglichkeiten eingedenk bleibenden Individuation. Dieses Immer - noch des Gedichts kann ja wohl nur in dem Gedicht dessen zu finden sein, der nicht vergisst, dass er unter dem Neigungswinkel seines Daseins, dem Neigungswinkel seiner Kreatürlichkeit spricht. Dann wäre das Gedicht – deutlicher noch als bisher – gestaltgewordene Sprache eines Einzelnen, – und seinem innersten Wesen nach Gegenwart und Präsenz. Das Gedicht ist einsam. Es ist einsam und unterwegs. Wer es schreibt, bleibt ihm mitgegeben. Aber steht das Gedicht nicht gerade dadurch, also schon hier, in der Begegnung – im Geheimnis der Begegnung? Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Es sucht es auf, es spricht sich ihm zu. Jedes Ding, jeder Mensch ist dem Gedicht, das auf das Andere zuhält, eine Gestalt dieses Anderen. Die Aufmerksamkeit, die das Gedicht allem ihm Begegnenden zu widmen versucht, sein schärferer Sinn für das Detail, für Umriss, für Struktur, für Farbe, aber auch für die „Zuckungen“ und die „Andeutungen“, dass alles ist, glaube ich, keine Errungenschaft des mit den täglich perfekteren Apparaten wetteifernden (oder miteifernden) Auges, es ist vielmehr eine aller unserer Daten eingedenk bleibende Konzentration.

„Aufmerksamkeit“ – erlauben Sie mir hier, nach dem Kafka – Essay Walter Benjamins, ein Wort von Malebranche zu zitieren – , „Aufmerksamkeit ist das natürliche Gebet der Seele.“ Das Gedicht wird – unter welchen Bedingungen! – zum Gedicht eines – immer noch – Wahrnehmenden, dem Erscheinenden Zugewandten, dieses Erscheinende Befragenden und Ansprechenden; es wird Gespräch – oft ist es verzweifeltes Gespräch. Erst im Raum dieses Gesprächs konstituiert sich das Angesprochene, versammelt es sich um das es ansprechende und nennende Ich. Aber in diese Gegenwart bringt das Angesprochene und durch Nennung gleichsam zum Du Gewordene auch sein Anderssein mit. Noch im Hier und Jetzt des Gedichts – das Gedicht selbst hat ja immer nur diese eine, einmalige, punktuelle Gegenwart – , noch in dieser Unmittelbarkeit und Nähe lässt es das ihm, dem Anderen, Eigenste mitsprechen: dessen Zeit. Wir sind, wenn wir so mit den Dingen sprechen, immer auch bei der Frage nach ihrem Woher und Wohin: bei einer „offen bleibenden“, „zu keinem Ende kommenden“, ins Offene und Leere und Freie weisenden Frage – wir sind weit draußen. Das Gedicht sucht, glaube ich, auch diesen Ort.

Ernesto Grassi (* 2. Mai 1902 in Mailand; † 22. Dezember 1991 in München) war ein italienischer Philosoph. 1928 ging er zu Heidegger nach Freiburg (Breisgau), wo er bis 1938 als Lektor für Italienisch und Lehrbeauftragter für Philosophie lehrte. Grassi verhilft Heidegger nach 1947 zu der Möglichkeit, seinen „Brief über den Humanismus“, in einer von Grassi herausgegebenen Reihe zusammen mit einem Neudruck des Aufsatzes „Platons Lehre von der Wahrheit“, zu publizieren.

Der Meridian verbindet Pole. Er ist die Mittagslinie. Verbindet Orte, die im selben Verhältnis zum Zentralgestirn stehen. Keppler sagt, der Meridian ist für Menschen eine Kugel, Gott, Erde, Himmel. Im Meridian heißt es, „dass, was geschaffen sei, Leben habe“ sagt Lenz. Das ist das Gefühl, das dem Künstler, dem Kritiker und dem Interpreten, (auch uns) ihr Scheitern anzeigt, nachdem das Medusenhaupt gewirkt hat (natürliche und kreatürliche) Sprache – Richtung – Atem – Schicksal ist das Sprechen als Sprache.

Verstehen ist, das aufrecht aufstellen, Himmel und Abgrund sind oben. Aufrecht, wenn die Schwerkraft nicht mehr gilt. Missverstehen ist auch als ein korrektes Verstehen möglich. Dilthey, das Erlebnis und die Dichtung. Dilthey unterscheidet, wie oben ausgeführt, zwischen elementarem und höherem Verstehen. Elementares Verstehen ist alltäglich, das höhere Verstehen ist die Interpretation. Kennst du die Biografie, weißt du den Ursprung der Künstler? Heidegger Ursprung des Kunstwerks. Sprung.

S. 35 Der Ursprung ist die Kunst. Gerade in der großen Kunst. Hegel. Sinnliches Scheinen der Idee.

Diese Bewegung des Gedichtes ist eine Rückkehr. Der Sprecher, mit der Sprache, mit dem stimmhaften Du. Kreatürlich, mit seinem Da-Sein zur Sprache. Sich vorausschicken zu sich selbst, einer Heimkehr. Einem Dialog. Stimme, Sprache, Schrift. Die Stimme des lebenden Menschen.

Übersetzung: metaphysisch-göttliches Sprechen (abwesend)

Übersetzung: immanente Natur, Sprache (wirklich)

Kunst ist marionettenhaft. Pygmalion ist kinderlos. Unterhaltung ist endlos/etwas ist dazwischen. Eine Affengestalt. Wir sind bei den Automaten angekommen. Nichts als Kunst. Mechanismus. Pappendeckel und Uhrfedern.

Marionetten, man sieht die Marionette, nicht den Spieler. Marionettenhaft. Mechanismus ist nichts als Kunst.

Heidegger hatte die Rede vom Meridian von P. Celan in zwei Kopien gehabt. Eine ist in Marbach, der andere Sonderdruck mit Otto Pöggeler, mehrere Tage intensivst gelesen, studiert und diskutiert. Er ist noch bei der Familie Heidegger.

Kunst und Kunstfertigkeit, technische Bewerkstelligung. Gestell (Heidegger) Probleme technisch gelöst. Celan unterscheidet nicht, Dichtung dagegen unterscheidet. Kunst, das mechanische – Dichtung, bei Fixierung auf der Kunstseite. Artifizielle Medium, die Übersetzung – Mêchanê (μηχανῆ, plural: mêchanaí, Mechanismus (franz. v. gr. Mêchanê = Maschine) -

Mit Unheimlichen zu tun. Affengestalt – Mimetische. (Ausgangspunkt der mimetischen Theorie von René Girard ist die Feststellung, dass menschliche Gesellschaften nur dann überleben können, wenn sie in der Lage sind, dem Ausbreiten der Gewalt innerhalb der Gruppe erfolgreich entgegenzuwirken.)

Innere Polarität im Kunstwerk selbst (Schelling). Vielleicht, – ich frage nur …

Dann wäre die Kunst der von der Dichtung zurückzulegende Weg – nicht weniger, nicht mehr.

Tradition, Form, Kultur. Automatismus.

Inversion (zurückdrehen), Rückbewegung der Zeit.

Involution

Faltung.

Corona – Fermate einhalten im Gesang. Beim Übersetzen von Gedichten, radikal.

Ein ewiges Problem. Worte und Worte. Gut reden. Lauscht, schaut, hört, aber nicht weiß, wovon die Rede. Sprache-Atem-Richtung-Schicksal. Dazwischengekommen greift durch zum Gemeinsamen, ein doppeltes Sterben.

Pathos, Sentenz, Triumph, Puppe-Draht. Die kunstblinde Lucile. Sprache, personenhaftes wahrnehmen. Gegenwort ein Akt der Freiheit, ein Schritt.

Gehuldigt für die Gegenwart des Menschlichen.

Zeugende Majestät des Absurden. (Kein Name, aber Dichtung: - ach, die Kunst!)

Das Ich ist der Akut des Heutigen. Gravis des Historischen, auch literaturhistorisch.

Zirkumflex (Dehnungszeichen) des Ewigen.

Kunst ist die Ubiquität als Episoden.

Schelling, Ironie

Da Sein – Da Wesen.

Heidegger, Sein, diese Kunst-Aufgabe, Dinge zu verrücken - wann ist Geschichte (im Kunstwerk) ins Offene. Eine Kehre, eine Umkehr auf das Heutige.

Hegel, Geist (Ver-Nichtet)

Celan, Liebe zum Menschen, zur Kreatur. Das Heutige ist das Hiesige. Eine Verdoppelung, Dichotomie, das Liebende, das Zerstörende.

Das Gedicht, wer es schreibt, bleibt ihm mitgegeben.

Gedicht ist der Ort, wo alle Tropen und Metaphern ad absurdum geführt werden.

Jedes Gedicht sich in den Rücken fallen, sich verdoppelt, dieser Schritt. Eine „Ent-Sprechung“ lehnt Celan ab, denn das Sprechende setzt Sprache voraus. Eine Verrückung, eine Offenheit eines Immer-Noch, das ist Sprechen.

Beim Übersetzen von Gedichten eine radikale Engführung - zwei Themen gehen in eins.

Eine Selbstvergessenheit, ein ausgesetzt sein. Er hatte sich selbst vergessen (Lenz). Der Künstler wird leer, er vergisst sich.

Heidegger: „Sein“ im Gedicht ist diese Lichtung, Öffnung.

Adorno: Der Sprache, Abstraktum, abstrakt „die Sprache“ wohin, von sich aus?

"Mein Abstraktes ist erarbeitete Freiheit des Ausdrucks. Wiedergutmachung am Wort. Kennen Sie die 'poésie concrète'? Sie ist international. Sie ist weder konkret noch Poesie. Ein banausischer Sprachmissbrauch. Die Sünde am Wort. Solange die Frevler sich als 'konkrete Poeten' titulieren, will ich mich 'abstrakt' nennen, obwohl ich genau weiß, dass ich im erkenntnis-theoretischen Sinn nicht das Geringste zu tun habe mit abstrakter, das heißt: gegenstandsloser Kunst." ..."Ich versuche, Ihnen zu erklären, weshalb ich meine Abstraktheit und wirkliche Mehrdeutigkeit für Momente des Realismus halte ... Was [..] die vorgegaukelte 'poésie concrète' betrifft, so betrachte ich sie als eindeutige Scharlatanerie, als sinn-entleerten Schwindel. Wir sollten dies Gestammel nicht valorisieren, ihm keine hineinprojizierten Valeurs zurechnen ... Eine Sprache, die niemand spricht, ist anti-poetisch. Auch was ein elektronischer Golem aufs Band orakelt, ist anti-poetisch. Ich verwerfe jedes Orakel." (Paul Celan im Gespräch mit Hugo Huppert, 26.12.1966)

Kunst schafft eine Ichferne. Die Majestät des Absurden, Reflexion des Vorausgehenden. Fremde ist das Unwirkliche. Alles Marionetten, bis der Draht zerreißt.

Celan: nicht der Vorsprung des Werks, sondern für ihn gilt die Freisetzung des Ich´s. Ich-Schicksal. Atem, die Richtung bleiben dem Gedicht eingeschrieben. Das moderne Gedicht ist datierbar mit dem "Heutigen". Für alle Zeit das Heutige. (Das Wasser holen aus der Quelle) ist der moderne Subjektivismus.

Dasein selbst ist Sein. Subjektivismus verehrt das Genie. Eine Ent-Sprechung. Radikal Individuell ist das allgemeine Sprechen des Künstlers es entspricht der Allgemeinheit. Diese Zyklenstruktur ist die dichterische Manifestation einer neuen Sprache und Literatur deren zentrales Thema das Verhältnis Sprache (dem Verstummen) eines individuellen Sprechens ist. Thema, das sich dem Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart verdankt. Die Vernichtung des europäischen Judentums durch die Deutschen markiert für Celan einen geschichtlichen Bruch, der kulturelle, literarische und sprachliche Beständigkeit grundsätzlich negiert.

Meridian

Paul Celan: „Der Meridian“ – Rede anlässlich der Verleihung des Georg-Büchner-Preises Darmstadt, am 22. Oktober 1960; S. Fischer Verlag, Frankfurt; 24 S. – überragt, wie mir scheint, all diese anderen bedeutenden Literaturzeugnisse durch ihre Tiefe – und ihre Büchner-Nähe. Celan meint: „Wer auf dem Kopf geht, der hat den Himmel als Abgrund unter sich.“.. eine „radikale In-Frage-Stellung der Kunst ... zu der alle heutige Dichtung zurück muss, wenn sie weiterfragen will“. Celan zieht die erste Forderung des heutigen Dichters: „Kunst schafft Ich-Ferne.“ … denn: „Das Gedicht will zu einem andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Es sucht es auf, es spricht sich ihm zu.“ … die vollkommene Antithese zur Büchner-Rede Gottfried Benns aus dem Jahre 1951. Benn hatte entschieden: „Die Toten haben es gut, ihr Werk ist zur Ruhe gekommen und leuchtet in der Vollendung.“

„Wer auf dem Kopf geht, meine Damen und Herren,

wer auf dem Kopf geht,

der hat den Himmel als Abgrund

unter sich.“

Auszug aus Paul Celan: Der Meridian. Rede anlässlich der Verleihung des Georg – Büchner - Preises. Darmstadt, am 22. Oktober 1960.

Gewiss, das Gedicht – das Gedicht heute – zeigt, und das hat, glaube ich, denn doch nur mittelbar mit den –nicht zu unterschätzenden – Schwierigkeiten der Wortwahl, dem rapideren Gefälle der Syntax oder dem wacheren Sinn für die Ellipse zu tun, – das Gedicht zeigt, das ist unverkennbar, eine starke Neigung zum Verstummen. Es behauptet sich – erlauben Sie mir, nach so vielen extremen Formulierungen, nun auch diese – , das Gedicht behauptet sich am Rande seiner selbst; es ruft und holt sich, um bestehen zu können, unausgesetzt aus seinem Schon – nicht - mehr in sein Immer - noch zurück. Dieses Immer - noch kann doch wohl nur ein Sprechen sein. Also nicht Sprache schlechthin und vermutlich auch nicht erst vom Wort her „Entsprechung“. Sondern aktualisierte Sprache, freigesetzt unter dem Zeichen einer zwar radikalen, aber gleichzeitig auch der ihr von der Sprache gezogenen Grenzen, der ihr von der Sprache erschlossenen Möglichkeiten eingedenk bleibenden Individuation. Dieses Immer - noch des Gedichts kann ja wohl nur in dem Gedicht dessen zu finden sein, der nicht vergisst, dass er unter dem Neigungswinkel seines Daseins, dem Neigungswinkel seiner Kreatürlichkeit spricht. Dann wäre das Gedicht – deutlicher noch als bisher – gestaltgewordene Sprache eines Einzelnen, – und seinem innersten Wesen nach Gegenwart und Präsenz. Das Gedicht ist einsam. Es ist einsam und unterwegs. Wer es schreibt, bleibt ihm mitgegeben. Aber steht das Gedicht nicht gerade dadurch, also schon hier, in der Begegnung – im Geheimnis der Begegnung? Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Es sucht es auf, es spricht sich ihm zu. Jedes Ding, jeder Mensch ist dem Gedicht, das auf das Andere zuhält, eine Gestalt dieses Anderen. Die Aufmerksamkeit, die das Gedicht allem ihm Begegnenden zu widmen versucht, sein schärferer Sinn für das Detail, für Umriss, für Struktur, für Farbe, aber auch für die „Zuckungen“ und die „Andeutungen“, dass alles ist, glaube ich, keine Errungenschaft des mit den täglich perfekteren Apparaten wetteifernden (oder miteifernden) Auges, es ist vielmehr eine aller unserer Daten eingedenk bleibende Konzentration.

„Aufmerksamkeit“ – erlauben Sie mir hier, nach dem Kafka – Essay Walter Benjamins, ein Wort von Malebranche zu zitieren – , „Aufmerksamkeit ist das natürliche Gebet der Seele.“ Das Gedicht wird – unter welchen Bedingungen! – Zum Gedicht eines – immer noch – Wahrnehmenden, dem Erscheinenden Zugewandten, dieses Erscheinende Befragenden und Ansprechenden; es wird Gespräch – oft ist es verzweifeltes Gespräch. Erst im Raum dieses Gesprächs konstituiert sich das Angesprochene, versammelt es sich um das es ansprechende und nennende Ich. Aber in diese Gegenwart bringt das Angesprochene und durch Nennung gleichsam zum Du Gewordene auch sein Anderssein mit. Noch im Hier und Jetzt des Gedichts – das Gedicht selbst hat ja immer nur diese eine, einmalige, punktuelle Gegenwart – , noch in dieser Unmittelbarkeit und Nähe lässt es das ihm, dem Anderen, Eigenste mitsprechen: dessen Zeit. Wir sind, wenn wir so mit den Dingen sprechen, immer auch bei der Frage nach ihrem Woher und Wohin: bei einer „offen bleibenden“, „zu keinem Ende kommenden“, ins Offene und Leere und Freie weisenden Frage – wir sind weit draußen. Das Gedicht sucht, glaube ich, auch diesen Ort.

9. Wahn des Celan.

1962/63 muss sich Celan erstmals in eine psychiatrische Klinik begeben. Dem kurzen Aufenthalt folgen viele weitere nach, sodass er von Ende 1962 bis Anfang 1969 schließlich mehr als ein Jahr seines Lebens in der Psychiatrie verbracht hat.

Während der Winterferien der Familie, im Dezember 1962, attackiert Celan in einem Wahnanfall einen Passanten. Bei der überstürzten Rückkehr nach Paris reißt er im Zug seiner Frau den gelben Schal vom Hals - er glaubte, darin einen Judenstern zu sehen. Am 24. November 1965 versuchte er, seine Frau, mit einem Messer zu töten. Gisèle floh mitten in der Nacht mit dem Sohn aus der Wohnung. Am 30. Januar 1967 stieß er sich ein Messer in die Brust und verletzte den linken Lungenflügel schwer.

Ob auch das Dichten für Celan ein Liebesakt war, wie der Celan-Spezialist Bertrand Badiou sagt, oder ein Schutz gegen den Wahnsinn, wird auch weiterhin eines der Geheimnisse des Lyrikers bleiben, der sich am 19. April 1970 in die Seine stürzte.

Celans Schizophrenie?

Jean Bollack sieht diese Krankheit als Inspiration. Bei Lenz beginnt der Wahnsinn mit beginnendem Atheismus. Im Lenz sieht Celan eine „Selbstbegegnung“. Lucile antwortet: „Aber ich sehe dich so gerne sprechen“. Vor dem Schafott ruft sie noch: „vive le roi“, das ist der Wahnsinn!

Der Selbstmordversuch hatte einen konkreten Anlass: Fünf Tage zuvor war Celan im Pariser Goethe-Institut zufällig auf Claire Goll gestoßen, die Witwe des 1950 verstorbenen französischen Dichters Yvan Goll, die ihn seit Anfang der fünfziger Jahre mit einer Diffamierungskampagne verfolgte.

Celan, Whiskytrinker, Tischtennisspieler und trainierter Wanderer, konnte zum politisch Engagierten, ja zum sarkastischen Wortjongleur werden - etwa wenn er 1962 polemisierte: "Etwas ist faul im Staate D-Mark."

An seine physische Vitalität erinnerte sich der Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt:

"Der Tag war heiß, schwül, kein Wind, lastendes Blei. Wir spielten stundenlang Tischtennis, er war von einer ungeheuren, bärenstarken Vitalität, er spielte meine Frau, meinen Sohn und mich in Grund und Boden. Dann trank er zu einer Hammelkeule eine Flasche Mirabelle, einen starken Schnaps, seine Frau und wir tranken Bordeaux dazwischen, in der Pergola vor der Küche, am Himmel die Sommersterne. Er dichtete in das bauchige Glas hinein, dunkle, improvisierte Strophen, er begann zu tanzen, sang rumänische Volkslieder, kommunistische Gesänge, ein wilder, gesunder, übermütiger Bursche."

Gerhardt Baumann beschreibt eine letzte Begegnung (Isenheimer Altarreise): "Ohne Verspätung lief der Zug nach Basel ein, Celan bestieg den letzten Wagen, nachdem wir gemeinsam seinen ungefügigen Koffer in den Gang hinaufgestemmt hatten. Wir verabschiedeten uns mit jener Zurückhaltung, welche die wechselseitige Rücksicht gebot. Celan öffnete das Abteilfenster: 'Sie besitzen meine Telefonnummer; ich bin nicht gerne angerufen. Man ist am Telefon ein anderer Mensch, man ist auf den Anrufer nicht eingestellt, ich muss die Sprache erst finden. Sie freilich können mich jederzeit sprechen, - vielleicht wird es nötig im Hinblick auf die Tagung.' Schweigend reichten wir uns die Hände, - der Zug hatte sich gemächlich in Bewegung gesetzt, Celan winkte noch lange, bis eine leichte Wendung ihn meinen Blicken unwiderruflich entzog."

1962/63 muss sich Celan erstmals in eine psychiatrische Klinik begeben. Dem kurzen Aufenthalt folgen viele weitere nach, sodass er von Ende 1962 bis Anfang 1969 schließlich mehr als ein Jahr seines Lebens in der Psychiatrie verbracht hat. Um den 20. April 1970 begeht Paul Celan Selbstmord in der Seine.

Am 20. April, jenem unseligen Datum, das auf ewig an die Geburt Adolf Hitlers gekettet ist, jährt sich dieses Jahr zum 50. Mal der Tod Paul Celans, des wohl sprachmächtigsten deutschsprachigen Dichters des 20. Jahrhunderts. Auf Celans Schreibtisch lag nach seinem Freitod, aufgeschlagen eine Hölderlinbiografie, darin eine Stelle von ihm angestrichen: "Manchmal wird dieser Genius dunkel und versinkt in dem bitteren Brunnen seines Herzens."

Der dichterische Wahn, um leer zu werden. Der Dichter als das Sprachrohr für höhere Mächte.

Die Epilepsie als eine heilige Krankheit. Bis Derrida ist der Anteil des Dichters gegen null. Der Dichter ist Nichts, alles ist von den Göttern. Das Ich beim Sänger ist, wenn er sich entschuldigt.

Am Schluss war nur noch diese Dunkelheit. Wahnanfälle quälten Paul Celan, beinahe hätte er gar seine Ehefrau ermordet. Wieder einmal ließ er sich in eine psychiatrische Klinik einweisen. Zuletzt suchte Celan, verbittert durch die Ablehnung durch die Gruppe 47 und die Plagiatsvorwürfe von Claire Goll, nur noch nach Worten, die nicht sprachen, Nichtworte, Ungesagtes verdichtetes, alles Gesagtes, Verschwiegenes.

Ein Dichter, der am Ende seines Lebens nicht mehr ohne Antidepressiva auskam, als ein Mann voller Energie und einen Verführer wehrt er sich dagegen, dass das öffentliche Bild des Lyrikers zu sehr von seinem Wahn, seiner Psychose geprägt sei.

Celan hat zu wenig von allem bekommen (Glück, Lebenszufriedenheit) Angst, Hunger – noch nach Jahren – Neigung (nicht alles dasselbe) mental war er krank.

Keine Krankheit, keine Arbeitslosigkeit, aber viele Schicksalsschläge.

Bildung (zum Glück) hier zu negativ. Ansprüche und Erwartungen (nicht einlösbar) kein Sinn (fehlte Sinn?) ohne Sinn lohnt kein Leben. War diese Dichtung sinnlos? Gefühl, Sinn, Gutes tun. Je stärker etwas haben wollen, umso stärker ist das Abstürzen.

Lief in Deutschland gegen die Wand des Wohlstands.

Im Leben des schwermütigen Dichters gab es tatsächlich viele Frauen: Die Ehefrau, seine sechs Jahre jüngere Französin namens Gisèle de Lestrange, die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann und die Ethnologin Eisenreich, mit der Celan von 1952-1962 liiert war.

Nach langem Schweigen erzählt die einstige Freundin Paul Celans, Brigitta Eisenreich, über ihre Zeit mit dem Schriftsteller.

In Köln, in der kleinen Straße im Schatten des Doms die in die Stollwerck-Passage führt, wo die Göttin „Gaea“ als Skulptur des Künstlers Gerhard Marcks fast nackt der eisigen Kälte trotzt - gleich neben einem Schaufenster voller Kaschmirschals, Handschuhe und Pelzmützen. In einem Hotel in der Straße entbrennt im Oktober 1957 eine große, tragische Liebesgeschichte neu: Ingeborg Bachmann und Paul Celan begegnen sich an diesem Tag bei einer Tagung in Wuppertal wieder und verbringen die Nacht zusammen in Köln. Was er geschrieben hat, heißt „Köln, Am Hof“ - die „Geträumten“ treffen sich dort. Celan und Bachmann waren und sind zu diesem Zeitpunkt „verbannt und verloren / waren daheim“.

Köln, Am Hof

Herzzeit, es stehn
die Geträumten für
die Mitternachtsziffer.

Einiges sprach in die Stille, einiges schwieg,
einiges ging seiner Wege.
Verbannt und Verloren
waren daheim.

Ihr Dome.

Ihr Dome ungesehn,
ihr Ströme unbelauscht,
ihr Uhren tief ins uns.

Der Vortrag André du Bouchet und Gedichte von Paul Celan am 20.-22.März 1970 in Stuttgart zum 200. Geburtstag von Hölderlin. Fünf Wochen vor seinem Freitod folgte der letzte Besuch Celans in Tübingen. Celan las am 21. März als einziger geladener Dichter, aus seinem Spätwerk. Anschließend fuhr er nach Freiburg und Colberg (Isenheimer Altar) und machte Halt in Tübingen. Celan galt als schwer verständlich, verrätseltes Sprachmaterial. Eine Sprache des allerspätesten Hölderlin. Sprache eines Dichters in unserer Zeit. Findet ein endgültiges Ende. Gewicht poetischer Überlieferung ist bedrohlich gegenwärtig. Innerliche Koexistenz - Genius. Alles ist einzeln. Die Sprache beginnt mit dem Schweigen. A) Denken und b) Schreiben. Eine Pause, Lücke, Leerstelle. Buchstaben und Silben, nutzlos. Menschen als Zeichen, nicht Hörer, Leser.

Hölderlin: „Ein Zeichen sind wir“, ein Setzer von Zeichen, alles Deutungslos.

Hölderlin als Setzer von Zeichen ist deutungslos.

Chiffre Hölderlin ist durchsichtig von Schweigen, dunkel von der Mühe vom nichts bedeutenden „Barbarenwort“ für die Dauer eines Atems. Bedeutung, Leben, Licht.

Fluchtpunkt zwischen Stimmheit und Vergessen.

Zu Worten kristallisiertes Schweigen. Kein Echo, keine Interpretation. Das Weiße ist Syntax.

Anwesend in den Wörtern ist eine Spannung zwischen Schweigen und Sprechen.

Der Buchdruck beseitigte das Sprechen, macht das Schweigen lesbar.

Paul Celan

Wir lagen
schon tief in der Macchia, als du
endlich herankrochst.
Doch konnten wir nicht
hinüberdunkeln zu dir:
es herrschte
Lichtzwang.

(1970)

Fast die Hälfte von Celans Gedichtband „Mohn und Gedächtnis“ sind Liebesgedichte an Bachmann (dreiundzwanzig Widmungen „für dich“), der Band „Von Schwelle zu Schwelle“ gilt den Jahren „dazwischen“ mit Gisèle, und „Sprachgitter“ enthält wieder Liebesgedichte an Bachmann, und die es nicht sind, hat er ihr „gewidmet“ (einundzwanzig Gedichte). Später analysiert er wiederum in „Atemkristall“ das Verhältnis zu Gisèle.

In den Vorstufen zu der Dankesrede, die Celan hielt, als ihm 1960 der Büchnerpreis verliehen wurde, notierte er: "Wer nur der Mandeläugig-Schönen die Träne nachzuweinen bereit ist, der tötet auch sie, die Mandeläugig-Schöne, zum andern Mal. Den Krummnasigen, Kielkröpfigen, den Einwohnern der stinkenden Judengassen, den Mauschelmäulern - Ihrer gedenkt das grade Gedicht - das Hohelied".

Und nur wenige Tage vor seiner Reise nach Israel, am 17. September 1969, schrieb Paul Celan über die erste Fassung seines Gedichts "Ein Stern" die ursprünglich französische Notiz: "Mein Judentum: Das, was ich in den Trümmern meiner Existenz noch (an) erkenne."

Verjudung. Gegenprogramm zur Ästhetik des Übermenschen.

Das Krummnasige, Krumsprachige, man kann Verjuden. Verjuden heißt Anderswerden.

Eine Rückwärtsentwicklung.

Was man von uns erwartet, etwas Krummnasiges, ich weiß.

Der Kult um Anne Frank gegenüber dem schmutzigen, verlausten Ostjuden, von ihm war nicht die Rede, das ist auch eine Form des Antisemitismus.

Als diese Sadisten ansagten: Morgen wirst Du als Rauch zum Kamin hinausgehen.

Am 6.Aug.1996 starb Adorno.

Adornos Ästhetik von Hegel gipfelt mit Thomas Mann, daher kommt das Gedicht auf sein Thema und spricht darüber. Schönberg darf man machen, der war in Kalifornien.

Johannes Bobrowski * 9. April 1917 war anders 50-60er Jahre kein Positiv der Ostjuden.

Involution gegen Evolution

Rückwärts drehen, Ich und Ich, Sprache bewusst, Realität gegen Schatten, das kann wagt das Ich, Bilderproduktion, nicht funktionierender Sprüche, Verfälschung der Wahrheit.

Poesie setzt sich aus, nicht mehr durch.

Wohnungen und Orte von Celan in Paris:

32 rue des Ecoles (Hotel de Orleans) 5. Ar. Rue de Lota (1be)

29 bis, rue de Lota (1be)

78, rue de Longchamp.

Ecole Normale Supérieure

Rue de Ulm

St. Julien, St. Séverin, Sainte Chapelle, Quartier Latin, Jardin du Luxembourg, Montmartre, Marais,

Rue Tournefort, Quartier Latin / ENS

10. Gespräch im Gebirg

Gang durchs Gebirg / Gespräch im Gebirg

Man weiß nicht wo man anfangen noch aufhören soll;

Aber ich beginne:

Sieben Sommer verbrachte der Philosoph Friedrich Nietzsche in Sils Maria im Engadin. Sils Maria deshalb heute eine erste Adresse. Das reicht von Thomas Mann und Kurt Tucholsky über Hermann Hesse, Rilke, William Faulkner, Marc Chagall, Stefan Zweig, Paul Celan, David Bowie. Moravia, Morante, Adorno, Szondi, Hesse, Kästner, Marcel Proust weinte vor Glück weil es ihm so gefiel wie die Schmetterlinge über den Silsersee von Sils-Maria in der Schweiz tanzten.

Das Hotel Waldhaus in Sils-Maria thront als Märchenschloss über den Wipfeln als sei es dem Zauberberg von Thomas Mann entsprungen. Die Grandezza der Gründerzeit lockte viele kluge Köpfe: Albert Einstein, Thomas Mann, Herrmann Hesse, Thomas Bernhard, Friedrich Dürrenmatt und, ja, auch Theodor Adorno der dem Engadin so gar nichts außer ein paar Boshaftigkeiten abgewinnen konnte. Und Nietzsche? Nein, der durfte dort nicht logieren da das Waldhaus erst einige Jahre nach seinem Tod 1908 eröffnet wurde. Friedrich Nietzsche quartierte sich ab 1881 sieben Sommer in Sils-Maria im Haus der Familie Durisch ein und wohnte in einem kleinen Zimmer im 1. Stock zur Untermiete.

Spaziergänge durch Nietzsches Sils Maria ist eine genauso falsche Aussage, wie die Aussage Celans Wanderung durchs Gebirg. Beide hatten dort kaum Vergnügen.

Im Juli 1959 fuhr Celan mit Frau und Sohn nach Sils Maria, wo ein Treffen mit Adorno vereinbart war. Er kehrte jedoch schon bald nach Paris zurück

Celan – Sils Maria – Gang durchs Gebirg

Er traf jenen nicht, der nicht kam, der nicht da war.

Er blieb allein, allein auf dem Weg mit seinem Wort, dem Wort ohne Ant - Wort, allein auf dem Weg im Gebirg. Er traf sich.

Rechts und links blüht die Natur. Rechts der Türkenbund und links die Rapunzel; blühte wie nie. Er sprach nicht, Nein, zu wem sollte er sprechen? Zur Natur? Aber er und die Natur, das war für ihn zweierlei. Aber war er sich nicht selbst begegnet in der Natur? Traf er in dieser Begegnung nicht sich? Den, den er nicht kannte, noch nicht und sprach er nicht zu jenem und nicht mit dem der nicht da war, dem Großen, der nicht gekommen war? Sprach er nicht und sprach zu sich, zu ihm, zur Natur. Sprach und antwortete nicht. Zu Sich nicht und zu Niemand und erhielt Niemandes Antwort. Auch nicht die Natur antwortete, denn sie schwieg, redete wie die Natur redet, sie redete nicht zu ihm, denn seine Sprache und die Sprache der Natur, sie waren zweierlei. Er fragte nicht und er verstand nicht die Antwort. Kein Rauschen des Windes, der Blätter, zirpen der Insekten, zwitschern der Vögel. Denn; da war noch etwas, etwas das höher war und weiter: nicht im Gebirg, nicht Himmel, nicht Erde, nicht er der Mensch, Es war Sein, war ein göttliches, es war ein Weises.

Aber er, der Vernünftige, der außer sich. Er, dessen Interessen anderen Dingen galt: der Bewältigung, der Artikulation lang andauernder geistiger Problemlagen und Orientierungskrisen.

Er muss die (schicksalhaften, göttlichen) Fügungen hinnehmen. Der „tragische Held“ der Aristotelischen Poetik scheitert am Unvermögen.

Weise heißt: das sich zurechtfinden in einer Situation und die Fähigkeit damit fertig zu werden. Traf er nicht jenen, den er dort nicht traf, seinen Wolf. War er nicht wie Rotkäppchen aus dem Märchen die in den Wald ging.

Traf er nicht dort den Türkenbund und links die Rapunzel:

Ich vergleiche mit Rotkäppchen - Goethe über allen Gipfeln Es war einmal ein Mädchen. Das Mädchen hieß Rotkäppchen, weil es von seiner Großmutter ein Käppchen aus rotem Samt bekommen hatte. Seitdem wollte das Mädchen nichts anderes mehr tragen als die rote Kappe von der Großmutter. Eines Tages sprach die Mutter zu Rotkäppchen: 'Die Großmutter ist krank. Hier hast du einen Kuchen und eine Flasche Wein. Bring das der Großmutter, damit sie sich stärken kann und bald wieder gesund wird.' Rotkäppchen packte den Kuchen und die Flasche Wein in einen Korb. 'Pass auf den Weg auf', sprach die Mutter zu Rotkäppchen, 'damit der Korb nicht herunterfällt und die Flasche zerbricht.' 'Ich werde schon aufpassen', antwortete Rotkäppchen und ging los. Als das Mädchen etwa eine halbe Stunde durch den Wald gegangen war, traf es einen Wolf. Der Wolf wollte Rotkäppchen gern fressen. Deshalb sagte er: 'Rotkäppchen, sieh mal die schönen, bunten Blumen, die hier ringsumher stehen. Meinst du nicht, deine Großmutter würde sich über Blumen freuen?' Und da ging Rotkäppchen in den Wald hinein, um Blumen zu suchen ...«

Georg Büchner Lenz:

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen.

Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. Die Äste der Tannen hingen schwer herab in die feuchte Luft. Am Himmel zogen graue Wolken, aber alles so dicht – und dann dampfte der Nebel herauf und strich schwer und feucht durch das Gesträuch, so träg, so plump.

Über allen Gipfeln ist Ruhe. Ruhe, Stille, Schweigen, Nichts. Dichterbegegnungen, Selbstgespräche, Naturschönheit. Ethik und Ästhetik begegnen sich unter dem Himmel und schauen herab. Dichter wie Petrarca, Goethe und der arme Lenz wollen dem Unten entfliehen oder dem Oben näher sein. Sie erkennen, dass sie bei allem Reden und Schreiben nichts erkennen, außer dem Blick von oben. Der Bibliothekar weiß um der Inhalte der Bücher, ohne eines gelesen zu haben. Die Weise, weiß um alles in der Welt, ohne je in einem anderen Land gewesen zu sein. Man schweigt, hört zu, denkt nach und schweigt. Der Dichter spricht zu sich selbst, mit sich selbst. Er spricht vom Kleinen und vom Großen. Vom Dichter und vom Denker, die sich nicht begegnen, und doch. Bei einer Begegnung wird sich zugeschwiegen. Das Unsagbare steht hinter dem Gesagten, wie jene Begegnung mit dem anderen Denker am Brunnen im Schwarzwald. Man schweigt sich zu, zu. Was nicht gesagt wird, ist unsagbar. Würde man es aussprechen, man spräche nur Unsinn. Das Wichtige, das ungesagte ist das man weiß; jeder für sich. Was man weiß kann man sagen. Was man weiß kann man nicht hören, denn wie kann man etwas hören das man schon weiß? Man müsste ja etwas anderes hören als das gesagte, das man weiß. Etwas das nicht gesagt ist und man auch noch nicht weiß. Das wichtige beim Zuhören einer Rede ist das Nachdenken, die Reflexion. Hört man was man weiß, nickt man zu, erfährt nichts. Die Reflexion der Einbildungskraft ist die große Begegnung mit dem Schweigen. Sie findet auf dem Gipfel statt. Der Gipfel ist der Ort an dem man die Stille der Welt erkennt. Man muss zu diesen Höhen hinaufgehen, denn nur hier erkennt man, wie die Sprache entsteht. Sie entsteht aus dem Staunen, aus dem Schweigen eben. Man sieht das Allgemeine, ohne dies alles zu begreifen. Man muss später beginnen das einzelne Eine zu erforschen, zu erkennen. Kann der Poet wirklich, wie der Dichter Will Chomsky, in der Zukunft nur noch an Schweigen denken? Sein ganzes Leben, Handeln, Denken und Tun dreht sich nur um dieses Eine: Schweigen. Schweigen ist das Letzte mit dem sich der Mensch noch beschäftigen kann. Der Gipfel ist der Rand des Wahnsinns.

Celan hat sich im »Gespräch im Gebirg« mit dem Problem des Versagens der Sprache angesichts des Massenmords an den europäischen Juden wie auch des notwendigen Verstummens der Kunst im Besonderen im Medium der Literatur auseinandersetzte.

Jud und Natur das sind zweierlei

Handke redet die Wahrheit. Fehlt ihm das Weise?

Sokrates Es gibt keine Wahrheit ohne Freiheit er trinkt lieber den Schierling.

Pentheus Wahrheit > Macht, Rechthaberisch, unbelehrbar, gesetzverachtend, stocknüchtern.

Bakschen > Du kennst dein Leben nicht und nicht dein Tun noch weißt du wer du bist.

Dionysos heroische Weisheit: Utopie des Friedens. Menschen und Natur sind von sich selbst entfremdet. Descartes: In dem Jahrhundert, (16.) von dem Marx sagt, dass in ihm, grob angeschlagen die bürgerliche Gesellschaft im Entstehen begriffen ist, schafft Descartes als Exponent einer neuen Einstellung zur Natur eine Philosophie in der die Natur und dasjenige, wodurch sich der Mensch von der Natur unterscheidet – sein Geist schroff voneinander getrennt gegenüberstellt. Die Andersartigkeit von Natur und Geist und ihre Verselbstständigung gegeneinander bringt Descartes zum Ausdruck indem er beide Welthälften als verdinglichte Substanzen ausgibt, - die Natur als res extensa und den menschlichen Geist als res cogitans. Zwischen der Art und Weise, in der Descartes den Menschen als geistiges Wesen von der Natur losreißt, besteht, worauf hier nur hingewiesen werden kann, ein Zusammenhang mit dem Sachverhalt, dass mit der Verwandlung der Bauern, Handwerker usf. in den doppelfreien Lohnarbeiter und mit dem Herabsetzen des Arbeitsprozesses als Mittel zum Zweck der Verwertung des Werts die Nabelschnur zwischen Mensch und Natur zerrissen wird.
Descartes schroff zu unterscheiden tatsächlich was im praktisch real geschieht in der Theorie ausführt. Er sieht vorangegangene Philosophie, befangen in mythischen Vereinigungen von Geist Seele und Materiellem die er als konfuse Zusammensetzung und unklare Vermischungen denunziert.
Descartes stößt auf zwei Probleme, die er nur lösen kann, wenn es doch zwischen der ausgedehnten materiellen Substanz und der nicht ausgedehnten geistigen Substanz eine Verbindung gibt.
Erstens. Verletzungen, die der Körper erleidet wirken sich so auf das Fühlen und Denken des Menschen aus, dass er Schmerzen empfindet, die er auch bewusst wahrnimmt. Die schroffe Trennung von Natur und Mensch zwingt Descartes zur Annahme einer Körper und Geist vermittelnden Instanz, die, weil sie wegen ihrer Zwitterhaftigkeit körperlich an einer bestimmten Stelle des Körpers existieren muss. Descartes hat - so nimmt man an-, die Zirbeldrüse als diese Instanz identifiziert, weil sie im Unterschied zu den anderen in Frage kommenden Organen im Gehirn nur einmal, d. h. unpaarig vorkommt.
Zweitens. Ohne innerweltliche Vermittlung sind keine Bedingungen aufzuweisen, die verantwortlich sein könnten für die Erkenntnis der Natur. Die einzige innerweltliche Vermittlung betrifft Empfindungen, Reizwirkungen, usf., bei denen es nicht um Erkenntnis geht. Erkenntnistheoretisch bedeutsames Gegenstück zur Zirbeldrüse ist Gott, der Natur und Mensch so geschaffen hat, dass die Erkenntnisse, die ein auf die Klarheit und Deutlichkeit seines Denkens bedachter Mensch über die Natur besitzt, auch zutreffen und er die Gewissheit hat, dass diese real existiert.

Eines Abends, die Sonne und nicht nur sie, war untergegangen, da ging, trat aus seinem Häusel und ging der Jud, der Jud und Sohn eines Juden, und mit ihm ging sein Name, der unaussprechliche, ging und kam, kam dahergezockelt, ließ sich hören, kam am Stock, kam über den Stein, hörst du mich, du hörst mich, ich bin´s, ich, ich und der, den du hörst, zu hören vermeinst, ich und der andre, - er ging also, das war zu hören, ging eines Abends, da einiges untergegangen war, ging unterm Gewölk, ging im Schatten, dem eignen und dem fremden - denn der Jud, du weißt´s, was hat er schon, das ihm auch wirklich gehört, das nicht geborgt war, ausgeglichen und nicht zurückgegeben -, da ging er also und kam, kam daher auf der Straße, der schönen, der unvergleichlichen, ging, wie Lenz, durchs Gebirg, er, den man hatte wohnen lassen unten, wo er hingehört, in den Niederungen, er, der Jud, kam und kam.
Kam, ja, auf der Straße daher, der schönen.

Und wer, denkst du, kam ihm entgegen? Entgegen kam ihm sein Vetter, sein Vetter und Geschwisterkind, der um ein Viertel Judenleben ältere, groß kam er daher, kam, auch er, in dem Schatten, dem geborgten - denn welcher, so frag und frag ich, kommt, da Gott ihn hat einen Juden sein lassen, daher mit Eignem? -, kam, kam groß, kam dem andern entgegen, Groß kam auf Klein zu, und Klein, der Jude, hieß seinen Stock schweigen vor dem Stock des Juden Groß. So schwieg auch der Stein, und es war still im Gebirg, wo sie gingen, der und jener.


Jud und Natur das sind zweierlei.

Utopie des Friedens: Menschen und Natur von sich selbst entfremdet.

Kant: Wir bemerken daher auch im Menschen zweierlei ganz verschiedenartige Teile, nämlich auf der einen Seite Sinnlichkeit und Verstand und auf der andern Vernunft und freien Willen, die sich sehr wesentlich von einander unterscheiden. In der Natur ist alles; es ist von keinem Soll in ihr die Rede; Sinnlichkeit und Verstand gehen aber nur immer darauf aus, zu bestimmen, was und wie es ist; sie müssen also nur immer darauf aus, für die Natur, für diese Erdenwelt, bestimmt sein und mithin zu ihr gehören.

„Doppelrolle“ des Menschen als Natur und Kulturwesen. Den Menschen als „Stifter und Träger der Kultur“ einbeziehend, lässt sich dann über die Zweiteilung hinaus, die Doppelseitigkeit erfassen, der zufolge jede der beiden Seiten auf je spezifische Weise und mit unterschiedlicher Gewichtung immer auch das ist, was die andere Seite ist.


Still war´s also, still dort oben im Gebirg. Nicht lang war´s still, denn wenn der Jud daherkommt und begegnet einem zweiten, dann ists bald vorbei mit dem Schweigen, auch im Gebirg. Denn der Jud und die Natur, das ist zweierlei, immer noch, auch heute, auch hier. Da stehn sie also, die Geschwisterkinder, links blüht der Türkenbund, blüht wild, blüht wie nirgends, und rechts, da steht die Rapunzel, und Dianthus superbus, die Prachtnelke, steht nicht weit davon. Aber sie, die Geschwisterkinder, sie haben, Gott sei's geklagt, keine Augen. Genauer: sie haben, auch sie, Augen, aber da hängt ein Schleier davor, nicht davor, nein, dahinter, ein beweglicher Schleier; kaum tritt ein Bild ein, so bleibt´s hängen im Geweb, und schon ist ein Faden zur Stelle, der sich da spinnt, sich herumspinnt ums Bild, ein Schleierfaden; spinnt sich ums Bild herum und zeugt ein Kind mit ihm, halb Bild und halb Schleier.

Da stehn sie also, die Geschwisterkinder, links blüht der Türkenbund, blüht wild, blüht wie nirgends, und rechts, da steht die Rapunzel, und Dianthus superbus, die Prachtnelke, steht nicht weit davon.

Da stehn sie also, die Geschwisterkinder, links (zur Herzseite) blüht der Türkenbund, (blüht in der Natur selten!!!) blüht wild, (d. heißt) blüht wie nirgends, (seine Knolle diente im Altertum zur Herstellung von Scheingold)(der Türkenbund blüht auch in der Herzegowina (Prenj)) Türkenbund enthält etwas von Orient, das östliche; seine Heimat? )

Türkenbund blüht wie nie: der Bund? Welcher Bund?

Was ist hiermit gemeint?

... und rechts, da steht die Rapunzel, (Rapunzel die Glockenblume, die Glocke ohne Stimme? Auch der Bezug auf Rapunzel im Märchen im „Elfenbein“ Turm, Beschneidung des langen Haares, heilende Tränen ) und

Dianthus superbus, die Prachtnelke, steht nicht weit davon. ( die Prachtnelke mit betörendem Duft. Nelke war in den 50er 60er Jahren eine bürgerliche Allerweltsblume, aber die Prachtnelke, das könnte etwas hervorgehobenes sein, praktisch die prächtige unter den Nelken)

Was bedeutet, dass zwei Juden einen Weg gehen und rechts und links die Naturblumen sehen?

Die Pflanzen haben ihren Platz links und rechts.

Der Jude geht auf dem Weg – die Blumen in der Natur sind unbeschnitten.

Die Pflanzen blühen in der Nähe von Buchenwäldern (Buch- en / Bücherwäldern)

Pflanzen wurzeln in der Erde in Abgründen der Schöpfung himmelaufragend.

Jude und Natur das sind zweierlei!

(Aufgefallen ist mir bei der Beschreibung von Botanik die Verwendung der Semantik: Unterklasse – Ordnung – Familie – Unterfamilie – Gattung – Art – wissenschaftlicher Name (jüdischer Name)) (Es ähnelt sehr der Klassifizierung der Rassen im 3. Reich).

https://www.lovelybooks.de/8c35ccf8-1f85-45ba-a4b1-6618e24e9667" class="fr-fil fr-dii" width="126" align="left"> Der Türkenbund (Lilium martagon L.) aus der Familie der Liliengewächse (Liliaceae) ist eine bis zu einem Meter hohe ausdauernde Pflanze mit im unteren Teil grünen, quirlartig angeordneten Laubblättern. Die Blüten, lang gestielt in lockerer Traube, tragen ihre Blütenblätter nach oben hochgerollt ("Turban"). Der Fruchtknoten mit den Staubgefäßen ragt deutlich aus der fleischroten, gepunkteten, nach unten hängenden Blüte hervor. Ihr nachts stärker ausströmender Duft zieht vor allem Nachtfalter an. Von Rehen werden die noch geschlossenen Knospen gern vollständig abgeäst. In Buchenwäldern, Laubmisch- und Schluchtwaldgesellschaften, in alpinen Hochstaudenfluren bis zu 2.000 m kommt die Pflanze selten, aber gesellig vor. Blütezeit ist ab Juni bis Juli/Anfang August. Bevorzugt werden nährstoffreiche, frische Böden, die warm, gut durchlüftet und wasserversorgt sein sollten.

Die Türkenbundlilie oder der Türkenbund (botanisch Türkenbund-Lilie; Lilium martagon) ist eine Art aus der Gattung der Lilien (Lilium) in der nach ihr benannten Martagon-Sektion. Der Türkenbund hat viele Volksnamen, die sich meistens auf die gelbe Zwiebel beziehen: Goldwurz, Goldzwifl, Goldruabn, Goldbölla, Goldapfel, Goldilge.

Der Karst-Türkenbund kommt aus den litoralen Dinariden

Zum Typ unterscheidet man die kräftigere Wuchsform, mit oft mehr als 15 Infloresenzen, und die kräftig burgunderfarbene Farbe des Perigons. Standortsansprüche von Lilium cattaniae sind, da L. cattaniae trockene, offene und warme Stellen der submediterranen Zone (=Supramediterrane Stufe) bevorzugt, anders als bei Lilium martagon. Sie ist im Wesentlichen ein Chasmophyt der auf Kalkblöcken in submediterranen Sibljak Formationen(=degradierte Eichen- und Orientalische Hainbuchenwälder), offenem Oreoherzogio-Abietetum Fuk. Dinarischer Karst-Blockhalden-Tannenwald und oromediterranen (Pinetum heldreichii) Schlangenhaut-Kiefer Felswald stetig anzutreffen ist, im Kalkbuchenwald der Dinariden jedoch vom normalen Typ von Lilium martagon vertreten wird.

Lilium cattaniae ist daher ausschließlich in litoralen Karstgebirgen Kroatiens (Velebit), Herzegowinas (Prenj) sowie Montenegros (Orjen) verbreitet.

https://www.lovelybooks.de/e5a6ba28-c234-4f40-b026-b72ba68bb420" alt="Einzelblüte" class="fr-fic fr-dii" width="156" border="0">

https://www.lovelybooks.de/761cb199-0237-4d1b-95ba-bab5396d4003" alt="Türkenbundlilie in der Steiermark (AT)" class="fr-fil fr-dii" width="130" align="left">Die circa 1,5 Zentimeter große Zwiebel ist rund und gelb. Die Pflanze bildet ab dem Frühjahr einen quirlständig mit lanzettlichen Blättern besetzten, bis zu 180 Zentimeter groß werdenden Stängel, an dem zwischen Juni und August eine Rispe mit ein bis fünf unangenehm duftenden, nickenden Blüten erscheint. Die Tepale sind dabei so stark nach außen gerollt, das ihre Spitzen am Stiel aufeinander treffen, wodurch sich die typische Türkenbundform ergibt. Die Blüten sind außergewöhnlich vielfältig gefärbt, von blassem Rosa bis zu tiefstem Purpur mit gelegentlich dunkler Punktierung.

Die Türkenbundlilie ist von Europa bis in die Volksrepublik China weit verbreitet. Sie gilt als eine der robusteren, toleranteren Lilienarten, bevorzugt aber gut drainierte, leicht kalkhaltige Standorte in halbschattiger Lage. Die Pflanze ist bis auf eine Höhe von 2000 Meter NN anzutreffen. Sie ist in den Alpen und im südlichen Mitteleuropa in Laubwäldern und Laub-Nadel-Mischwäldern auf basenreichem Grundgestein ziemlich verbreitet und stellenweise häufig, kommt aber nur selten - vor allem an Waldrändern - zur Blüte.

Ihr Samen keimt verzögert-hypogäisch, vegetativ vermehrt sie sich per Stängelbulben. Aus letzteren können nach 2 bis 3 Jahren blühfähige Zwiebeln entstehen.

Die Türkenbundlilie ist, neben der Feuerlilie und der Madonnenlilie, eine der drei "klassischen", in Mitteleuropa vorkommenden Lilien. Wegen ihrer Farbvielfalt und Robustheit ist sie auch heute noch eine beliebte Gartenpflanze.

Die Alchimisten glaubten, mit Hilfe der Goldwurz unedles Metall in Gold umwandeln zu können.

Die Türkenbundlilie wird in der Volksheilkunde gegen Hämorrhoiden gebraucht.

https://www.lovelybooks.de/a008a8e8-656b-4515-adf1-318f852692e6" class="fr-fic fr-dii" width="177" border="0"> . https://www.lovelybooks.de/c6e294f5-eda5-4e85-a142-3a8d6646820c" alt="Der Türkenbund" class="fr-fic fr-dii" width="149" border="0">

Die Wildpflanze steht unter Naturschutz Türkenbund gehört zu den vollständig geschützten Pflanzen.

Rapunzel-Glockenblume

Die Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus) ist eine Art aus der großen Gattung der Glockenblumen (Campanula). Die Rapunzel-Glockenblume ist eine 30 bis 50 cm hohe werdende mehrjährige krautige Pflanze. Die Stängel sind kantig und leicht behaart. Die Blätter der Rosette sind kurz-eiförmig und gezähnt. Die 2 bis 3 cm langen, gestielten Blüten sitzen in einer schmalen, traubenähnlichen Rispe mit aufgerichteten kleinen Ästen, die hellvioletten Blütenglocken sind zu einem Drittel eingeschnitten.

Wild wächst sie an Wegrändern, in lichten Wäldern und auf Äckern. https://www.lovelybooks.de/4a133569-0948-48e5-85a5-1859b1642e3b" class="fr-fil fr-dii" width="151" align="left">

Ihre Blattrosetten und auch ihre Wurzeln waren im Mittelalter ein begehrtes Gemüse.

Im Märchen "Rapunzel" der Brüder Grimm ist übrigens nicht etwa der Feldsalat aus der Gattung der Baldriangewächse mit der Rapunzel gemeint, an den die meisten zuerst denken. Es handelt sich im Märchen um eben die Rapunzel-Glockenblume.

Rapunzels Mutter gelingt es in ihrer Schwangerschaft nicht, ihre Gelüste zu beherrschen – und dem Vater nicht, sich ihnen zu widersetzen. Als er beim Diebstahl von Rapunzeln (Glockenblumen, sie wurden früher oftmals als Gemüse verwendet) aus dem Garten einer Zauberin ertappt wird, sieht er sich gezwungen, sein ungeborenes Kind der Zauberin zu versprechen. Das Kind wird sofort nach der Geburt von dieser abgeholt und mit 12 Jahren in einem abgelegenen Turm gehalten, dessen einziger Zugang darin besteht, dass Rapunzel ihr langes Haar herunter lässt, an dem zunächst die Zauberin, später auch ein Königssohn, der durch ihren Gesang angezogen wurde, hinaufklettern. Als Rapunzel diesen aus Unachtsamkeit verrät, werden Rapunzel die Haare abgeschnitten, sie selber in einer Wüstenei (so nannte man seinerzeit unwegsames, urwaldartiges Gelände) versteckt. Die Zauberin wartet auf den Königssohn, lässt ihn an Rapunzels abgeschnittenen Haaren heraufklettern und verhöhnt ihn, sodass er in seiner Verzweiflung vom Turm springt und im darunter liegenden Dornengestrüpp erblindet. Wehklagend irrt er durch die Welt, bis er zur Wüstenei gelangt und Rapunzel an ihrem Gesang wieder erkennt. Als ihre Tränen seine Augen benetzen, erhält er sein Augenlicht zurück. Er führt sie in sein Reich und beide werden mit Freude empfangen.

Märchenmotive: Versprechen des ungeborenen Kindes – (Elfenbein-)Turm – die Beschneidung langen Haares – die heilenden Tränen.

Rapunzel, Rapunzel, lass mir dein Haar herunter! – Dies ist wohl einer der bekanntesten Sätze aus der Märchensammlung der Gebrüder Grimm. Tatsächlich ist das Märchen französischen Ursprungs. 1698 schrieb die Hofdame Mademoiselle de la Force die Erzählung "Percinette" (erschienen in ihrem Buch "Cabinet des Fees"). Der Rumpf dieser Geschichte stammt ebenso aus dem Volksgut wie eine weitere Quelle – Petrosinella aus dem Pentamerone von Basile (gestorben 1632). 1790 übernimmt Friedrich Schulz dieses Märchen in einen seiner Kleinen Romane. In den Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm (1812) erscheint es als Nr. 12. Dabei erfuhr die als anstößig empfundene frühe Version in späteren Ausgaben mehrere Änderungen: Anstatt durch ihre Schwangerschaft ("meine Kleiderchen passen mir nicht mehr") verrät sich Rapunzel jetzt unverfänglich "Sie wird mir viel schwerer heraufzuziehen als den jungen Königssohn". Auch die Heiratserklärung wurde später, wohl als Legitimation eingefügt.

Feldsalat, in manchen Regionen auch Rapunzel oder Ackersalat genannt, ist ein sehr beliebtes Blattgemüse, denn es ist ein guter Vitaminlieferant im Herbst und Frühling, während im Gemüsegarten zu dieser Zeit nur recht wenig Gesundes wächst. Ob als Salat oder zur Verzierung von Wurstplatten.

Es wird im August bis September ausgesät und kann bis in den frühen Sommer geerntet werden. Im April kann erneut eine Aussaat erfolgen. Abgesehen von ein wenig Unkrautjäten und mäßigem gießen, benötigt der Feldsalat nur wenig Pflege. Im Winter legt der Feldsalat eine Wachstumspause ein, kann jedoch im beheizten Gewächshaus als Gemüse auch im Winter geerntet werden.

Die Pracht-Nelke (Dianthus superbus) gehört zu der Gattung der Nelken (Dianthus). superbus – Prachtnelke! Es gibt auch die Steinnelke. Pracht-Nelke (D. superbus), Blütehttps://www.lovelybooks.de/3b8dbf1c-a1a8-4d8c-91f0-755806237577" class="fr-fic fr-dii" width="169" border="0"> Die krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von etwa 30 bis 60 cm, mit meist einfachem Stängel. Die wohlriechenden lila bis hell-purpurnen zwittrigen fünfzähligen Blüten stehen einzeln oder in wenigblütigen, lockeren Blütenständen. Die Kronblätter sind bis über die Mitte fransig zerschlitzt und gegen den Schlund zu grünlich.

Die Pracht-Nelke ist in fast ganz Europa sowie Asien verbreitet. Als Standort werden wechselfeuchte Böden, moorige Wiesen, Heiden und Karflure bevorzugt. Diese Art ist bis in eine Höhe von 2400 m NN anzutreffen. https://www.lovelybooks.de/6fde5585-9734-459c-bf82-e07a76db0d16" alt="prachtnelke" class="fr-fic fr-dii" width="149" border="0">

Die Art ist in Österreich vollkommen geschützt. Prachtnelke Dianthus superbus. Einer der betörendsten Düfte, der so gar nicht an den typischen Nelkenduft erinnert. Blumiger Vanilleduft. Aussaat an sonnigen Ort. Diese Nelkenart bevorzugt jedoch frische bis feuchte Böden, etwa als Teichrandbepflanzung. Ein Kleinod für Auge und Nase. Lebensform: mehrjährige Pflanze, treibt jedes Jahr aus Wurzelstöcken neu aus. Verwendung: Blütenökologische Bedeutung, Nektarpflanze für Schmetterlinge, Bienen und Hummeln; Duftpflanzen für Potpourri, Duftsträuße, Duftrasen, Dufthecken, Duftgarten; Verwendung in der Floristik.

Links der Türkenbund rechts die Rapunzel

Es war einmal ein Mädchen. Das Mädchen hieß Rotkäppchen, weil es von seiner Großmutter ein Käppchen aus rotem Samt bekommen hatte. Seitdem wollte das Mädchen nichts anderes mehr tragen als die rote Kappe von der Großmutter. Eines Tages sprach die Mutter zu Rotkäppchen: 'Die Großmutter ist krank. Hier hast du einen Kuchen und eine Flasche Wein. Bring das der Großmutter, damit sie sich stärken kann und bald wieder gesund wird.' Rotkäppchen packte den Kuchen und die Flasche Wein in einen Korb. 'Pass auf den Weg auf', sprach die Mutter zu Rotkäppchen, 'damit der Korb nicht herunterfällt und die Flasche zerbricht.' 'Ich werde schon aufpassen', antwortete Rotkäppchen und ging los. Als das Mädchen etwa eine halbe Stunde durch den Wald gegangen war, traf es einen Wolf. Der Wolf wollte Rotkäppchen gern fressen. Deshalb sagte er: 'Rotkäppchen, sieh mal die schönen, bunten Blumen, die hier ringsumher stehen. Meinst du nicht, deine Großmutter würde sich über Blumen freuen?' Und da ging Rotkäppchen in den Wald hinein, um Blumen zu suchen ...«

Armer Türkenbund, arme Rapunzel! Da stehn sie, die Geschwisterkinder, auf einer Straße stehn sie im Gebirg, es schweigt der Stock, es schweigt der Stein, und das Schweigen ist kein Schweigen, kein Wort ist da verstummt und kein Satz, eine Pause ists bloß, eine Wortlücke ist’s, eine Leerstelle ist’s, du siehst alle Silben umherstehn; Zunge sind sie und Mund, diese beiden wie zuvor, und in den Augen hängt ihnen der Schleier, und ihr, ihr armen, ihr steht nicht und blüht nicht, ihr seid nicht vorhanden, und der Juli ist kein Juli.

Die Geschwätzigen! Haben sich, auch jetzt, da die Zunge blöd gegen die Zähne stößt und die Lippe sich nicht rundet, etwas zu sagen! Gut, lass sie reden ...
»Bist gekommen von weit, bist gekommen hierher...« »Bin ich. Bin ich gekommen wie du. « »Weiß ich. « »Weißt du. Weißt du und siehst: Es hat sich die Erde gefaltet hier oben, hat sich gefaltet einmal und zweimal und dreimal, und hat sich aufgetan in der Mitte, und in der Mitte steht ein Wasser, und das Wasser ist grün, und das Grüne ist weiß, und das Weiße kommt von noch weiter oben, kommt von den Gletschern, man könnte, aber man soll’s nicht, sagen, das ist die Sprache, die hier gilt, das Grüne mit dem Weißen drin, eine Sprache, nicht für dich und nicht für mich - denn, frag ich, für wen ist sie denn gedacht, die Erde, nicht für dich, sag ich, ist sie gedacht, und nicht für mich -, eine Sprache, je nun, ohne Ich und ohne Du, lauter Er, lauter Es, verstehst du, lauter Sie, und nichts als das.« »Versteh ich, versteh ich. Bin ja gekommen von weit, bin ja gekommen wie du. « »Weiß ich. «

»Weißt du und willst mich fragen: Und bist gekommen trotzdem, bist, trotzdem gekommen hierher - warum und wozu? «
»Warum und wozu ... Weil ich hab reden müssen vielleicht, zu mir oder zu dir, reden hab müssen mit dem Mund und mit der Zunge und nicht nur mit dem Stock. Denn zu wem redet er, der Stock? Er redet zum Stein, und der Stein - zu wem redet der? «
»Zu wem, Geschwisterkind, soll er reden? Er redet nicht, er spricht, und wer spricht, Geschwisterkind, der redet zu niemand, der spricht, weil niemand ihn hört, niemand und Niemand, und dann sagt er, er und nicht sein Mund und nicht seine Zunge, sagt er und nur er: Hörst du?«
»Hörst du, sagt er - ich weiß, Geschwisterkind, ich weiß ... Hörst du, sagt er, ich bin da. Ich bin da, ich bin hier, ich bin gekommen. Gekommen mit dem Stock, ich und kein andrer, ich und nicht er, ich mit meiner Stunde, der unverdienten, ich, den's getroffen hat, ich, den's nicht getroffen hat, ich mit dem Gedächtnis, ich, der Gedächtnisschwache, ich, ich, ich ...«

»Sagt er, sagt er... Hörst du, sagt er... Und Hörst du, gewiss, Hörst du, der sagt nichts, der antwortet nicht, denn Hörst du, das ist der mit den Gletschern, der, der sich gefaltet hat, dreimal, und nicht für die Menschen ... Der Grün-und-Weiße dort, der mit dem Türkenbund, der mit der Rapunzel... Aber ich, Geschwisterkind, ich, der ich da steh, auf dieser Straße hier, auf die ich nicht hingehör, heute, jetzt, da sie untergegangen ist, sie und ihr Licht, ich hier mit dem Schatten, dem eignen und dem fremden, ich - ich, der ich dir sagen kann:

- Auf dem Stein bin ich gelegen, damals, du weißt, auf den Steinfliesen; und neben mir, da sind sie gelegen, die andern, die wie ich waren, die andern, die anders waren als ich und genauso, die Geschwisterkinder; und sie lagen da und schliefen, schliefen und schliefen nicht, und sie träumten und träumten nicht, und sie liebten mich nicht und ich liebte sie nicht, denn ich war einer, und wer will Einen lieben, und sie waren viele, mehr noch als da herumlagen um mich, und wer will alle lieben können, und, ich verschweigs dir nicht, ich liebte sie nicht, sie, die mich nicht lieben konnten, ich liebte die Kerze, die da brannte, links im Winkel, ich liebte sie, weil sie herunterbrannte, nicht weil sie herunterbrannte, denn sie, das war ja seine Kerze, die Kerze, die er, der Vater unsrer Mütter, angezündet hatte, weil an jenem Abend ein Tag begann, ein bestimmter, ein Tag, der der siebte war, der siebte, auf den der erste folgen sollte, der siebte und nicht der letzte, ich liebte, Geschwisterkind, nicht sie, ich liebte ihr Herunterbrennen, und, weißt du, ich habe nichts mehr geliebt seither;

nichts, nein; oder vielleicht das, was da herunterbrannte wie jene Kerze an jenem Tag, am siebten und nicht am letzten; nicht am letzten, nein, denn da bin ich ja, hier, auf dieser Straße, von der sie sagen, dass sie schön ist, bin ich ja, hier, beim Türkenbund und bei der Rapunzel, und hundert Schritt weiter, da drüben, wo ich hinkann, da geht die Lärche zur Zirbelkiefer hinauf, ich seh's, ich seh es und seh's nicht, und mein Stock, der hat gesprochen, hat gesprochen zum Stein, und mein Stock, der schweigt jetzt still, und der Stein, sagst du, der kann sprechen, und in meinem Aug, da hängt der Schleier, der bewegliche, da hängen die Schleier, die beweglichen, da hast du den einen gelüpft, und da hängt schon der zweite, und der Stern - denn ja, der steht jetzt überm Gebirg -, wenn er da hineinwill, so wird er Hochzeit halten müssen und bald nicht mehr er sein, sondern halb Schleier und halb Stern, und ich weiß, ich weiß, Geschwisterkind, ich weiß, ich bin dir begegnet, hier, und geredet haben wir, viel, und die Falten dort, du weißt, nicht für die Menschen sind sie da und nicht für uns, die wir hier gingen und einander trafen, wir hier unterm Stern, wir, die Juden, die da kamen, wie Lenz, durchs Gebirg, du Groß und ich Klein, du, der Geschwätzige, und ich, der Geschwätzige, wir mit den Stöcken, wir mit unsern Namen, den unaussprechlichen, wir mit unserm Schatten, dem eignen und dem fremden, du hier und ich hier - ich hier, ich; ich, der ich dir all das sagen kann, sagen hätt können; der ich dir´s nicht sag und nicht gesagt hab; ich mit dem Türkenbund links, ich mit der Rapunzel, ich mit der heruntergebrannten, der Kerze, ich mit dem Tag, ich mit den Tagen, ich hier und ich dort, ich, begleitet vielleicht - jetzt! - von der Liebe der Nichtgeliebten, ich auf dem Weg hier zu mir, oben.«

Paul Celan, August 1959

August 1959

Nicht sprechen aber auch nicht schweigen.

Grass hat Celan in Paris getroffen. "In Paris, während ich schon an der Blechtrommel saß, war es Paul Celan, der mich auf Rabelais[2] aufmerksam machte", sagte Günter Grass einmal einem Radiosender.

Der Jud und die Natur sind zweierlei.

Chassidischer Erzählton.

Hörst Du … Niemand … (wie Lenz) Gott ist da oben.

Durchs Gebirg.

Naturfremdheit von Andersgläubigen den Juden nachgesagt. Makel und typisch für sein Wesen.

Brüder Grimm „Juden im Dorn“ Der Jude im Dorn ist ein antisemitisches Märchen. Es steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. In der 1. Auflage lautete der Titel, Der Jud’ im Dorn.

Der Chassidismus (Czernowitz und Sadoagora) war naturverbunden. Аllgemein war das Interesse an der Literatur sehr hoch: hier „stritten Fiakerkutscher über Karl Kraus“ und „Hühner kratzten Hölderlin-Verse in den Boden“, so Georg Heinzen.

Judentum und Gedächtnis.

Jüdischer Name „Pessach“ für Celan/Antschel. »Der in Celan verborgene Paul Pessach Antschel lässt den Autor des Gedichts mit den Worten, die er seiner als Ich bezeichneten dichterischen Figur zu sprechen gibt, hier bis an die Grenze der Sprache gehen, die nach Wittgensteins bekanntem Diktum auch die Grenzen unserer Welt bedeuten.«

Adorno /Wiesengrund.

Begegnungen zwischen Adorno und Celan. In »Gespräch im Gebirg« imaginiert Celan das Zusammentreffen der Figuren »Jud Groß« und »Jud Klein«, die sich als Fiktionalisierung einer versäumten Begegnung zwischen Celan und Theodor W. Adorno. Im Juli 1959 fuhr Celan auf Einladung des Literaturwissenschaftlers Peter Szondi nach Sils-Maria, an den Entstehungsort von Friedrich Nietzsches »Also sprach Zarathustra«, wo eine von Szondi arrangierte Begegnung zwischen Celan und Adorno stattfinden sollte.

Adorno wollte über Sprachgitter schreiben. Aber konnte er das? Konnte er sich so in Rilkes Panther versetzen um selbst durch die Gitter als Verliebter zu sprechen?

Wäre ich wie Du wärst Du wie ich?

Sie bleiben Fremde. Celan und Bachmann wie Celan und Adorno.

Peter Szondi das Missverständnis war diese These vielleicht falsch?

Ein Gespräch, von Stein und Stern, von Sprachlosigkeit.

Adorno und Hans Günther Adler. „Durch Nichts zum Sein. Das ist das Geheimnis, aus dem die Welt erschaffen ist" - solche und ähnliche Sätze kommen in Adlers Werk häufiger vor, und dies ist das Gefasel, auf das die "deutsche Ideologie" (Adorno) anspringt. Der Sprung ins gänzlich Abstrakte, das sich als Sein, als das ganz Konkrete tarnt und missversteht, mag bei Adler noch als Ausweichen verständlich sein, aber genau dieser Jargon über den Menschen und die Welt im Allgemeinen macht Adler so behaglich konsumierbar.

Es kam zu keinem Treffen. Celan verließ Sils Maria früher. Am 22.07.1959 Gespräch im Gebirg (Adorno)

Joachim Seng: »Die These, dass der Dichter Sils verließ, um dieses ›Gespräch im Gebirg‹ mit Adorno überhaupt führen zu können, ist (…) keineswegs abwegig. Die Erwähnung des Vorgangs in seiner Büchner-Preis-Rede, der Kontext, in dem er die Erinnerung daran einbettet, und die Art und Weise, wie er betont, dass es sich um eine ›versäumte Begegnung‹ handelt, die er zu Papier brachte, sprechen für sich und lassen diesen Schluss sehr wahrscheinlich erscheinen. (…) Nur im fiktiven Gespräch mit dem Anderen konnte die Begegnung vor dem ersten Zusammentreffen stattfinden.« Man traf sich erst in Frankfurt, vom 12. bis zum 14. ­Mai 1960, woraufhin Celan seinem ersten Brief an Adorno, am 23. ­Mai 1960 seine »kleine, zu ihnen nach Sils hinaufäugende Prosa« beilegte und eine Bemerkung anfügte, in Adorno einen Dialogpartner angesichts des in Deutschland grassierenden Antisemitismus gefunden zu haben: »Es ist – assumons donc ce que l’on nous prête! – etwas durchaus Krummnasiges­ … ­an dem das Dritte (und wohl auch das Stumme) vielleicht wieder gerade werden kann. Ob es sonst noch etwas ist? Erworbener und zu erwerbender Atavismus vielleicht, auf dem Weg über die Involution erhoffte Entfaltung­ … «

Antisemitismus kann einfach sein, dass einem die Nase nicht passt, das Krummnasige (Jud Süss), im Gegensatz zu dem hübschen jungen Mädchen (Anne Frank)

22. Juli 1959 Datierbarkeit des Gedichtes,

Gedichte wären überzeitlich,

Gedichte in eigenster Enge.

Monolog, zweistimmiger Monolog, Dialog

Die Geschichte in Erinnerung an eine versäumte Begegnung.

Über Aussprache, alles Erinnern nicht kommen konnte.

Versäumte Begegnung im Engadin.

Spannung – Wunsch – Unerfüllbarkeit

Celan, Frau und Sohn in Pension.

Jud Groß und Klein

Adorno im Waldhaus Sils Maria im Oberengadin oben Grandhotel Waldhaus, unten das Nietzschehaus.

Richard Strauß, Nietzsche: vom Wege auf die Idee vom Übermenschen.

Thomas Mann und Teddy Adorno in Kalifornien

Ästhetik: Adrian Leverkühn ist Adorno. Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde ist ein Roman von Thomas Mann. Er entstand zwischen dem 23. Mai 1943 und dem 29. Januar 1947.

Schönberg ist Adorno, dorn his Hero ein Überlebender aus Warschau.

So schön hat das Grauen nie geklungen.

Schweigst, verschweigst, sprichst über Schrecken, ästhetisiert.

G. Büchner, Lenz, fremd werden, eine schwere, seelische Krankheit ankündigen.

Gang in die allereigenste Enge. Adorno in die rückhaltlose Individuation.

Ein Bedürfnis zu reden, nicht zu sprechen. Hörst Du, ist der mit den Gletschern.

Nicht lieben, nicht geliebt werden.

Am Ende ich hier, ich, der Dir dies alles hätte sagen können.

Adorno: Stimmen fallen einander ins Wort. In der Lyrik ein Element aus der Musik.

Im März, College de France, Negative Dialektik.

Gegenverdikt Auschwitz.

Celan, Goethe löst die Dichtung von der Lebenswirklichkeit und antizipiert die idealistische Ästhetik und besonders Hegels Schlussbemerkungen im dritten Teil der Ästhetik. Hegel sieht die Kunst außerhalb endlicher Zwecke: „Denn in der Kunst haben wir es mit keinem bloß angenehmen oder nützlichen Spielwerk, sondern [...] mit einer Entfaltung der Wahrheit zu tun.“

1960

Das Schweigen bei Celan, in Sprachgitter und Meridian

Die in Sprachgitter gesammelten Gedichte, zeugen von Celans zunehmender Sprachskepsis. Celan verfasste mit Sprachgitter 33 Gedichte, die er in sechs Zyklen zusammenfasste. In den meisten Gedichten steht das Schweigen im Mittelpunkt. Statt melodischer Verszeilen und reizender Bilder finden sich Pausen und Aussparungen. Atem wendet und in dieser Wendung stockt der Atem, hält der Atem für eine Sekunde die Sprache an. In dem Schmalz dass, das Gedicht, "seiner Daten eingedenk" bleiben muss, wie Celan es in seiner Rede, zur Verleihung des Büchner-Preises 1960 ("Der Meridian") darstellt, bewegt sich Paul Celan zunehmend, an der Grenze zum Verstummen und Verschweigen: "Gewiss, das Gedicht – das Gedicht heute – (...) zeigt, das ist unverkennbar, eine starke Neigung zum Verstummen. Es behauptet sich, erlauben Sie mir, nach so vielen extremen Formulierungen, nun auch diese –, das Gedicht behauptet sich am Rande seiner selbst; es ruft und holt sich, um bestehen zu können, unausgesetzt aus seinem schon-nicht-mehr in sein immer noch zurück. Das Gedicht ist einsam. Es ist einsam und unterwegs. Wer es schreibt, bleibt ihm mitgegeben." Der große Philosoph Martin Heidegger unterhielt sich schweigend mit Celans Werk. Ebenso der Philosoph Adorno hielt dem Dichter sein Schweigen entgegen, sprach mit ihm über sein Schweigen.

Heidegger, der am 30. Januar 1968 Celan schrieb, man habe sich "Vieles einander zugeschwiegen"? Heidegger wählte Hölderlin zu seinem Gesprächspartner, um in ein poetisches System mit "Waffengewalt" (Ernst Cassirer) einzudringen, solange, bis der Dichter der Seinsgeschichte entspricht, seiner Geschichte, dem sprachlosen zwischen seinem sein und seinem ausgesprochen sein, und der Denker selbst ins Sprechen kommt, nachdem er 1933 alles "Große" noch im "Sturm" stehen sah und dann verstummte. Die Sprache tritt aus dem Nichts, das Wort tritt aus der Geschichte, die bereits Geschichte ist.

Sachverhalte werden von anderen Sachverhalten identifiziert und unterschieden.

Referenzhandlung, als mehr oder weniger Bestimmtes geredet, prädiziert, dass mehr oder weniger Bestimmtes ausgesagt wird. Eine lokutionäre Bedeutung. Der Begriff geht auf Englisch locutionary Act (J. L. Austin 1962) zurück. Der lokutionäre Akt besteht in der Äußerung von zwei Wörtern, die phonetisch, grammatisch und semantisch richtig gebildet sind und einen korrekten Satz ergeben.

Eine Mitteilung und etwas zur Sprache bringen in einer lebhaften Erörterung bedeutet, einen Diskurs führen zu einem Ereignis. Dazwischen liegt eine Distanz, zwischen Sprechen oder Reden und dem, was Kunst fordert. Sprechen heißt dieses „unterwegs sein“, während unter Reden diese automatische Rede verstanden ist.

Die Übersetzung vom Diskurs zum Ereignis und diese Zeitenschrunde, der Begegnung im Abgrund zwischen Sprache und Sprache. Übersetzung, hinweg über die Zeitenschrunde ist ein Unterwegssein, einer Begegnung im Abgrund zwischen Sprache und Sprache. Diese Engführung im Hiatus in einer Eieruhr. Wäre hier jedes Sandkorn ein Wort, gar ein anderer Buchstabe, so wäre bei jeder Drehung eine andere Konstellation.

Schweigen ist die Distanz zwischen der Rede und dem Ereignis. Heidegger bezeichnet es als das Geläut der Stille, diesen Lärm des Schwaigens.

Kommentieren von Eins-Sein im Schweigen durch Verschweigen.

Von der wirklichen Wirklichkeit zur Innenwelt, dahin wendet, verändert es, die Erscheinung „Einschlafen“ zur Traumlogik „dem Reden im Schlaf“. Oben ist kein – oder unendliches Bewusstsein. Außen ist die erstmalige Schau und nah diese Inversion-Umkehrung.

Das Verschweigen des Schweigens verschweigt.

Du sollst kein Bild, kein Gleichnis machen, was oben im Himmel und unten auf Erden und im Wasser, unter der Erde. 2.Mose 20.4

Das Gedicht verschweigt, kreisend zum Sagenden, das es im Dialog spricht (Ironie?) Sprachgitter, außer Struktur.

Selbdritt.

Am 25. Mai 1960 Fam. Celan / Nelly Sachs abgeholt in Zürich.

1961

Celan war am 27. Januar 1961 bei Jens, am 28. Januar 1961 in Tübingen. Poesie, Brot und Wein in dürftiger Zeit. Am 9. Juni 1961 publizierte Jens eine Gegendarstellung zur Goll-Affaire.

Toposforschung hin zur Utopie. Frömmigkeit, Datum des Gegebenen und Entwurf des, wohin es, ich, will.

Celan betont ein Datum und schreibt das Gedenken von ihm her fest. Keine Vergangenheit, Gegenwart, eine schreckliche Zukunft.

Celan betont ein Datum und schreibt das Gedenken von ihm her fest. Keine Vergangenheit, Gegenwart, eine schreckliche Zukunft.

Meridian, Mittagslinie.

Aufmerksamkeit, Lidlosigkeit, Du musst erkennen,

Kleist, Du musst sehen, Kleist zu Bildern von K. D. Friedrich.

Tübingen Jänner. 27. Jan. zu Jens fehlt, Ich. Rheinentsprungenes.

Am Abend des 27. Januar war er mit Walter Jens zusammen.

Am 9. Juni 1961 erschien der Artikel von Jens.

Celan im Notizbuch: Soll ich denn beweisen, dass meine Eltern im Lager getötet wurden? Er knüpft hierin an das Gesprochene an.

"Die Niemandsrose

Was geschah? Der Stein trat aus dem Berge.
Wer erwachte? Du und ich.
Sprache, Sprache. Mit-Stern. Neben-Erde.
Ärmer. Offen. Heimatlich.
Wohin gings? Gen Unverklungen.
Mit dem Stein ging’s, mit uns zwein.
Herz und Herz. Zu schwer befunden.
Schwerer werden. Leichter sein."

Der Niemandsrose entspricht der dichterische Prozess.

Rose reiner Widerspruch. Lust niemandes Schlaf zu sein. Unter so vielen Liedern.

Antipsalm,

1. Binnenzyklus (Gespräch im Gebirg).

Undurchsichtigkeit verleugnete Realität, verdreht von der Dunkelheit der Dichtung.

Motiv: Zitat aus dem Lenz. „Nur war es ihm manchmal unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehen konnte.“

Der Psalm ist das Wort zum tiefer gehen. So notiert sich Celan einen Text in sein Notizbuch, der den Psalm, ... im Lichtstrahl des Nichts, ein wüstes [Riesenmund, der] Riesending ein Augending offen, der am gemordeten Psalm würgt.

Lenz und seine Krankheit.

Büchner Lenz III: Mädchen stirbt im Nachbarort.

Der Wind klang wie ein Titanenlied, es war ihm, als könne er eine ungeheure Faust hinauf in den Himmel ballen und Gott herbei reißen und zwischen seinen Wolken schleifen; als könnte er die Welt mit den Zähnen zermalmen und sie dem Schöpfer in's Gesicht speien; er schwur, er lästerte. „Es war ihm als könne er eine ungeheure Faust zum Himmel …“

Im März und April 1961 reiste Celan zu den Orten Rilkes,

Sion und Burg Majoria mit Turm des Viztums / Sitten (Sion) - Kanton Wallis, Rilke in Raron und der Rilketurm in Muzot, (Rilke in der Nähe des Ortes begraben).

Zu den Gedichten dieses Komplexes gehört die [Kleine] Walliser Elegie, 41 die ... Wendung: „Ave / Regina Vagina // Salve Vagina / Salve Regina“

Mauthausen. Dieser Text entstand im Zusammenhang einer Reise nach Montana/Wallis

Reise nach Montana.

So kannst du´s lesen, es hat

Meinen Glanz genommen, eine

Tiefe, siehe da jetzt

Meine Welt, und kannst

Es als Glanzloses sehen droben,

unvorhanden – vorhanden

im Lichtstrahl des Nichts, ein wüstes

(Riesenmund, der) Riesending, ein

Augenmund, offen.

Der am gemordeten Psalm würgt: Ra-

Fél, améch, isam

Almi, und kannst, ein Schnee-

Wesen im // Auge (je

Suis Arnaut qui va cantan)

Ins zur Tiefe-gehen sprechen, in naher, in nächster

In fremder Zunge

Sovenha vos a temps dima dolor.

Ein Landarzt bei Kafka. Deine Wunde Rosa. "Coagula":

"Auch deine/Wunde, Rosa.//und das Hörnerlicht deiner/rumänischen Büffel/an Sternes Statt überm/Sandbett, im/redenden, rot-/aschengewaltigen/Kolben."

Im Gedicht COAGULA bezeichnet Celan die Wunde Rosa. Celan ist im Gedicht seiner Daten eingedenk:

Betrifft es Rosa Luxemburg die die rumänischen Büffel sah.

Kafka der Landarzt mit Rosa und den blutenden rumänischen Büffeln und

vielleicht 1945 in Bukarest sein Verhältnis zu Rosa Leibovici

Auch deine

Wunde, Rosa.

Und das Hörnerlicht deiner

rumänischen Büffel

an Sternes statt überm

Sandbett, im

redenden, rot­-

aschengewaltigen

Kolben.

Das "Sandbett" verweist nicht nur auf den Berliner Landwehrkanal, in den man Luxemburgs Leiche warf, sondern auch auf den "Sand aus den Urnen" der KZ-Opfer, die Asche auf das Krematorium; und bei "Coagula", "Wunde", "rot" klingt die Blutgerinnung mit. Kafkareminiszenzen in Celans Gedichten: „Auch deine / Wunde, Rosa“ aus dem Gedicht Coagula (Atemwende, 1967), wo der Kontext der kafkaschen Novelle, der Landarzt präsent ist. (Rosa ist der Name des Dienstmädchens).

Poesie als Sprachrohr der Individualität. Sprache eines Einzelnen. Eines gesprochen, eines, eines, eines.

Metapher, der rhetorische Gebrauch nicht mehr zu suchen: Achill – Löwe, weiß jeder. Durch die Blume ist unzeitgemäß. Allemann: Die Metapher ist jenseits der Rhetorik. Bild von etwas, ist noch kein Begriff. Deine Wunde Rosa. R.L. und Kafka Landarzt und Rosa Leibovici 1945 in Bukarest. Metaphern entstehen erst, werden nicht gemacht, machen sich selber.

Die Briefe von Nelly Sachs. Verlag Suhrkamp.

Gegenseitig geklagt und gejammert und geliebt verfolgt!?

Czernowitz: Sei gesund!

Celan am 13. Jänner 1967 Vidimierung. (Öffentliche Beurkundung durch einen Notar, dass eine Abschrift mit der Urkunde, von der sie genommen ist, übereinstimmt. Bei fremdsprachigen Texten wird die Richtigkeit nur von einem Notar legalisiert, und zwar durch sog. Vidimierung.)

Herzland bedeutet Unterwegssein.

In „Sprich auch Du“ „steige, steil Dich hinan“ steige, taste Dich empor, schreibt Andresch: Zu expressionistisch.

Von Gottfried Benn her leitet der Symbolismus, von Mallarmé, das leere Blatt, das ist das vollkommene Gedicht. Für Gottfried Benn ist Dichtung: monologisch. Dies hatte er von Nietzsche. Künstler-Monolog-Artistik. Ästhetizismus. Jedes Gedicht muss sich in den Rücken fallen, den ästhetischen Weg durchlaufen.

Sprich auch Du.

Welchen der Steine du hebst,

du entblößt

Nesselschrift: Stimmen vom Nesselweg her:

Komm auf den Händen zu uns,

Wer mit der Lampe allein ist,

(Kant? Diener Lampe Interpretation? Einsamkeit)

…hat nur die Hand, daraus zu lesen.

Neueste Wiederentdeckung sind nun die Erzählungen Isaak Babels, in den "New York Times" Isaak Emmanuilowitsch Babel (russisch Исаак Эммануилович Бабель; Sein bekanntestes Werk, ist der 1926 veröffentlichte Erzählband des Bürgerkriegs, als Reporter; Die Reiterarmee des Generals Budjonny (der Judenjunge der auf den Händen geht) und bei Lenz. Händen, Hand gleicht, Stimmen, Stimme. Im Spiegel Nr. 40 stand 1960 ein Artikel: „Budjonny in roten Hosen mit silbernen Biesen stand an einem Baum ... 'Das Pack treibt uns in die Enge', sagte der Armeekommandeur mit seinem blendenden Lächeln. 'Wir siegen oder verrecken. Ein Drittes gibt es nicht. Verstanden? ... Wenn du den Rückzug antrittst, schieße ich dich nieder.'"

Nessel ist lesen und dieses SS im Wort Nessel. Wie bei einem Rorschachtest, statt Kant das Schöne, jeder sieht etwas anderes.

Am 17.12.1961 schrieb Celan ins Tagebuch: Dante. "Raphèl maí amèche zabí almi" ist ein Vers aus Dante's Inferno, XXXI.67. Kafkas, Ein Landarzt (»Entkleidet ihn, so wird er heilen, / und heilt er nicht, so tötet ihn /’s ist nur ein Arzt, / ’s ist nur ein Arzt«); ein Gedicht von Fjodor Sologub und die früheren Verse aus Ossip Mandelstams Aufsatz: Über die Gesprächspartner:» Freund du, stiller, Freund du, ferner, schau, schau und sieh.« Die Zitate sind bei Celan radikal umformuliert und in die Endfassung gar nicht mehr aufgenommen. Bei Celan, Paul: Die Niemandsrose zu Jänner und Ganovenweise.

Ossip Mandelstam beharrt auf seinen Überzeugungen und verweist auf den Eid, „den im vierten Stand geschworenen“. Mit diesem vierten Stand sind die sogenannten Rasnotschinzen gemeint, besitzlose nicht-adelige Intellektuelle im Russland des 19. Jahrhunderts, Menschen mit besonderer Ethik und persönlicher Integrität. Sie halfen, die russische Revolution vorzubereiten. Rasnotschinze braucht keine Erinnerungen. Rauschen der Zeit – Prosa- für ihn genügt es, von Büchern zu erzählen, die er gelesen hat und die Biografie ist fertig.

Poetisches Sprechen, heißt ein Totengedächtnis erfüllen, macht verwundbar und zwingt jede Kritik mit bedingungsloser Härte.

Die Poesie (Dichtung) unterscheidet sich dadurch von automatischer Rede, dass sie uns inmitten des Wortes weckt, aufstört. Dann erweist sich das Wort, als sehr viel länger als wir dachten und wir erinnern uns, dass Sprechen immer Unterwegssein heißt. Ossip Mandelstam Gespräch über Dante, 1933.

Mandelstam - Celan: Das Wort bleibt ungesagt. Verborgenes und doppeltes Verborgenes, auch wenn es zur Sprache drängt, lässt sich nicht immer sprachlich realisieren.

Poesie entsteigt dem Schweigen.

Gedicht „Silentium“

Schweige, verbirg dich und halte
deine Gefühle und Träume geheim,
lass sie in der Tiefe deiner Seele
lautlos auf- und untergehen
wie Sterne in der Nacht;
erfreue dich an ihnen – und schweige.

Wie soll das Herz sich offenbaren?
Wie soll ein anderer dich verstehen?
Begreift er, wodurch du lebst?
Ein ausgesprochener Gedanke ist eine Lüge.
Wenn du die Quellen aufwühlst, trübst du sie;
zehre von ihnen – und schweige.

Verstehe, nur in dir selbst zu leben:
es gibt in deiner Seele eine ganze Welt
geheimnisvoll-zauberhafter Gedanken;
sie betäubt der äußere Lärm,
die Strahlen des Tages vertreiben sie;
lausche ihrem Gesang – und schweige.....

Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew (1803 - 1873), (Fёdor Ivanovič Tjutčev), russischer Lyriker,

– schwarz beredetes Schweigen – Das Schweigen ist ein Ver – Sagen.

Der Tod ist das Einzige echte Stillleben.

Celan flüstert Georg Steiner zu: „Die Ewigkeit altert“. Das hatte er von einem russischen Dichter.

Lenz: Auf dem Kopf stehen: Da … bekommt man Nasenbluten von.

Auch unterwarf er den König von Sachsen und der Krieg war zu Ende. ..... Die trugen Zeuge von lichtem Scheine aus Arabia … genommen hat mein Glanz eine Tiefe, siehe da jetzt meine Welt. Übels verschlingst Du die (der) Du liebst.

Lancelot, Ancel, Celan Übles zu tun „… der Dunkelheit und der gesuchten Kühnheit“.

Dante war bewusst hermetisch, damit man nicht versteht.

Aus der Atemprovence.

Das Altjüdische, solche Sprache.

Alles findet sich wieder (wie die Sterne)

Wer nicht sucht, wird gefunden.

Im Inferno sind keine Sterne, nur die man uns hinhält.

Fixsterne sind Buber und Heidegger.

Sich verstehen können, wie die Menschen in Babylon,

Arno Nimrod, Dante war Hermetiker, war absichtlich dunkel. Celan: Es ist die Strafe Gottes, dass die Menschen, sich nicht verstehen. Missverstehen der Menschen.

Dichtung ist dunkel, weil sie mit dunklen Dingen zu tun hat.

Walliser Elegie:

Ich habe die Seele gesehen, sie kam,

augenwandlerich kam sie, offen,

sie kam

mit der einen

unbeirrbaren Ahnung, ein Licht

ein zehnmal erloschenes, hell

trug sie´s im Schloss frei

schwesterlich ging

sie den Schattenweg aufwärts, den Tausend-

den Mautenweg, den

ungesehenen – Seltsame, du, Un-

entwegbare, Lichtschloß

Salve

Regina.

1962

Steine

Welchen der Steine du hebst,

du erinnerst den Schrecken

nur wiederholt,

nichts verändert.

Alles versteinert. Später wird die Rose zu Stein. Zu Erich Einhorn, (Celan starb 1970, Einhorn 1974) spricht ein Gedicht aus dem Band "Von Schwelle zu Schwelle", dessen zweite Strophe geschrieben ist, acht Jahre nach ihrem letzten Zusammentreffen und sieben Jahre vor der ersten, einer wieder aufgegriffenen Korrespondenz: "Einhorn / du weißt um die Steine / du weißt um die Wasser/ komm / ich führ dich hinweg / zu den Stimmen von Estremadura" (die sie einst erwandert hatten). Einhorn: / Du weißt um die Steine, (Schibboleth), diese Erinnerungen.

Im Arbeitslager schrieb Celan ein Blumenbuch für Ruth Kraft. Die Datierbarkeit für anders gezahlte Tage. Seine Gedichte Nebenerde und ein zusätzliches: Seidelbast. Ein spielen mit ich und du. Im Februar 1944 wurde das Arbeitslager aufgelöst.

1963

Band 5, die Niemandsrose 1963 hier erschien Die Niemandsrose im S. Fischer Verlag. Hierin schrieb Celan am Anhalterbahnhof, nach der Pogromnacht Gedichte: „Er knipst ein Bildchen“. „Es fällt Mutter Schnee in der Ukraine“.

Die Silbe Schmerz aus, Die Niemandsrose

Es gab sich Dir in die Hand:
ein Du, todlos,
an dem alles Ich zu sich kam. Es fuhren
wortfreie Stimmen rings, Leerformen, alles
ging in sie ein, gemischt
und entmischt
und wieder
gemischt. …

blühte die Windrose ab, blätterte
ab, ein Weltmeer
blühte zuhauf und zutag, im Schwarzlicht
der Wildsteuerstriche. In Särgen,
Urnen, Kanopen
erwachten die Kindlein
Jaspis, Achat, Amethyst – Völker,
Stämme und Sippen, ein blindes

E s s e i

knüpfte sich in
die schlangenköpfigen Frei-
Taue –: ein
Knoten
(und Wider- und Gegen- und Aber- und Zwillings- und Tau-
sendknoten), an dem
die fastnachtsäugige Brut
der Mardersterne im Abgrund
buch-, buch-, buch-
stabierte, stabierte.

Schwarzlicht, Judenstern, Sonnenlicht. Franz Werfel: und es blitzen die Sterne (Schlager) Franz Werfel ... Seine Lackstiefeletten blitzten. ... Vaters waren entblößt, seine Schnurrbartspitzen starrten, an seinen Epauletten blitzten die Messingknöpfe. ..... Herunter mit diesen bunten Aufschlägen und silbernen Sternen!

Felstiner erinnert an die gleichnamigen Kompositionen Franz Schuberts, dass ... als der Täter vor das Haus tritt und seine Rüden herbeipfeift, „blitzen die Sterne“ ... beliebten Landserlied Heimat, deine Sterne, dem sentimentalen Schlager, den ...

Georg Trakls, Franz Werfels bis zu jenen Alfred-Margul-Sperbers sich erstrecken.

Wer kündet wem? Wenn es dort heißt: Es sind noch Lieder zu singen, jenseits der Menschen. Lohnte es noch? Von hier aus? Futur und es klingt mit, die Befremdung. Transzendenz des Menschen. Spricht von jenseits der Menschen, von den Toten die nur noch Zahlen bleiben.

„Die Niemandsrose“ zu einer Begegnung mit Nelly Sachs.

Eng geführt amalgamiert.

„Zur linken Hand, da wo Höllensteine mir wuchsen.“

Hierbei zur Dialogizität in Celans Gedicht "Zu beiden Händen"

Zu beiden Händen - A l'une et l'autre main - , da

wo die Sterne mir wuchsen, fern

allen Himmeln, nah

allen Himmeln

Wie

wacht es sich da! Wie

tut sich die Welt uns auf, mitten

durch uns! …

Heraklit: Wachen und Träumen. „Die Wachenden hätten einen einzigen, gemeinschaftlichen Kosmos“. (Jeder Schläfer wendet sich ab, macht seinen eigenen …) der ausscheidet ist situationslos und schizophren. Weil er aus der Gemeinschaft ausscheidet.

Buber: Riss, situationslos und Welt.

Celan: Riss, dieser Riss als situationslos. Wie wacht es sich da, situationslos?

Heidegger, Parmenides: dasselbe aber ist, denken und sein.

To auto, dasselbe, ist Denken und Sein, ist identisch. Es gibt heißt, was gibt? Was ist es?

Seinsvergessenheit.

Heidegger und Celan: Dasselbe hat uns verloren, hat uns vergessen, hat uns …

Dasselbige, im Einigenden zusammengehören.

Wachen, Himmel, Welt, Mitte. Dasselbe. Sichtbarwerden. Herrliche (im Riss)

Heidegger: Geläut der Stille. Zähle die Mandeln. … hören können auf das Geläut der Stille. Im Glockenstuhl des Schweigens.

Atemlose Stille des Verstummens im kryptischen Wort.

Opazität (lat. opacitas „Trübung“, „Beschattung“) bezeichnet allgemein das Gegenteil von Transparenz. Interferenz in der Sprachwissenschaft die Übertragung muttersprachlicher Strukturen auf äquivalente Strukturen einer Fremdsprache und umgekehrt oder von Strukturen eines Dialekts auf die zugehörige Standardsprache und umgekehrt.

Die aussprechbare Wirklichkeit ist ein permanenter Versuch. Eine Wirklichkeit ist nicht, sie will gesucht und gewonnen sein. Diese Möglichkeit des Absoluten lässt die menschliche Begrenzung hinter sich. Nähe des Offenen, Freien. Erfahren einer Grenzsituation (Atemwende).

Poetische Wirklichkeit ist Weltentwurf. Immer Sinn ist nicht übersinnlich, nicht abstrakt, immer wirklich mehrdeutig. Ein Erfahrungsraum in allereigenster Enge. Randzonenparadox des erschwiegenen Wortes, Ungeschriebenes, verhärtet zur Sprache.

Das unausgesprochene Wort fällt zurück ins Sprachzentrum und wird zum Schweigen. Das Verschwiegene überlebt.

Celan/Heidegger

27. Jan. 1961 Treffen mit Jens

24.07.1967 Lesung

25.07.1967 Todtnauberg

Man traf sich wieder am Gründonnerstag 1970

Getrennt sahen wir dasselbe, hatten wir vergessen, was Du vergisst. Wie wacht es sich da? ZU BEIDEN HÄNDEN, „da wo die Sterne mir wuchsen, fern allen Himmeln, nah allen Himmeln: Wie wacht es sich da! Wie tut sich die Welt uns auf, “

"Das Selbe hat/ uns/ verloren, das/ Selbe/ hat uns/ vergessen“

„Dem Gemeinschaftlichen folgen“ (Buber und Nelly Sachs).

„Pathos ist, das Unmögliche wollen“, „es streckt die Arme aus, das Schrankenlose zu umfangen“, sagt Martin Buber mit Bezug auf die Chassidim. Die Dichtung der Nelly Sachs streckt die Arme aus, bewegt von der Flugkraft der Sehnsucht.

Lenz Krankheit und Atheismus. Das Herrliche: Ich und Du.

Wer Dunkelheit vorwirft, verleugnet auch die Realität, verdreht.

Ephemerem, Heutigem, gegen Realos.

Natürlich war Celan Heideggers massives Engagement für die Nazis bekannt. ... Auch Celan war vertraut, was Löwith im Blick auf Heidegger dessen gottlose Theologie genannt hatte.

Heidegger war der Denker in dürftiger Zeit.

Halten wir es doch mit Platon aus dem Sophistes, bei dem es heißt: „Lass uns also den, der die Wahrheit scheinbar nachahmt, wie ein Stück Eisen prüfen“.

Lärm des Schweigens. Nicht. Göttliches Nicht und Niemand.

Der Satz vom Grund. Nichts ist ohne Grund.

1957 mod. Wissenschaft und Technik. Die Automaten. Menschen agieren, nicht dieses reagieren, es ist der Gedanke des progammierens.

Nichts als …

Nichts als der Gott der Moderne. Denn Gott hat den ersten Menschen zwar aus Erde und Lehm geschaffen, nicht aber geknetet. Creatio ex nihilo, plattes, unfruchtbares Nichts.

Wohin mir das Wort … fiel, zwischen dem Sein Gottes und dem Nichtsein der Welt.

Der Schriftsteller, versucht Gedichte zu schreiben, mit mäßigem Erfolg. Dem Dichter, als Lyriker, gelingt manchmal ein Essay, wie Paul Celan, Stefan George, Stéphane Mallarmé, Arthur Rimbaud, Giuseppe Ungaretti, Pablo Neruda, Eugenio Montale, W.H. Auden, Hans Magnus Enzensberger oder Joseph Brodsky, selten ein Roman.

1964

Celan Besuch 1964 bei Edith Silbermann in Düsseldorf.

1967

Während des Berlinaufenthalts schreibt Paul Celan vier Gedichte: Ungewaschen, unbemalt (datiert auf den 16. 12. 1967), Du liegst (datiert auf den 22./23. 12. 1967), Lila Luft (datiert auf den 23. 12. 1967) und Brunnengräber (datiert auf den 25. 12. 1967). „In der Nacht vom 19. auf den 20. Dezember fuhren Celan, Walter Georgi und Marlies Janz spazieren am Landwehrkanal entlang, zum Anhalter Bahnhof; auf diese Nacht bezieht sich das dritte Berliner Gedicht, Lila Luft.“

Hier kam er auch am 10. November 1938 in Berlin an. Einen Tag nach der Kristallnacht, am Anhalter Bahnhof in Berlin von Deutschland, über Belgien fuhr er nach Paris (über Aachen?). Einen Tag zuvor, vor der von den Nationalsozialisten so genannten „Reichskristallnacht“ ist der 9. November 1938 - hatte Paul Celan seine Reise angetreten. Sie führte ihn von Czernowitz quer durch Polen über Krakau nach Berlin und am folgenden Tage weiter nach Paris. An den Anhalter Bahnhof erinnert der Dichter bereits in seinem Gedicht La Contrescarpe, das er in die Sammlung Die Niemandsrose (1963) aufnimmt.

Dort heißt es:

Über Krakau
bist du gekommen, am Anhalter
Bahnhof
floss deinen Blicken ein Rauch zu,
der war schon von morgen [...]

"Arnika, Augentrost, der
Trunk aus dem Brunnen mit dem
Sternwürfel drauf,
in der Hütte,
die in das Buch
- wessen Namen nahm's auf
vor dem meinen? -
die in dies Buch geschriebene Zeile von
einer Hoffnung, heute,
auf eines Denkenden
(un-
gesäumt kommendes)
Wort
im Herzen."

Celan und Heidegger berührten sich, als das Gedicht "Todtnauberg" entsprang, das wenige Tage nach dem ersten Besuch am 25. Juli 1967 in der "Hütte" entstand. In dem Sonderdruck für Heidegger (in seinem Besitz befanden sich zwei Exemplare) befindet sich der zentrale Teil gegenüber dem im Jahr 1970 erschienen Band "Lichtzwang" verändert. Während es dort noch hieß "die in dies Buch / geschriebene Zeile von / einer Hoffnung, heute, / auf eines Denkenden / kommendes / Wort / im Herzen", fordert Celan von Heidegger - quasi unter vier Augen - ein "kommendes (un- / gesäumt kommendes) / Wort". Dieses Wort wurde von Heidegger zeitlebens nicht gesprochen.

Laotse: Schüler „er hat gelehrt“. Zöllner „und hat er was rausgekriegt“

Heidegger Todtnauberg. Gedicht 1. August 1967.

Dr. Neumann, (ein reizender Mensch) Fahrer, der Heidegger und Celan zur Hütte kutschierte.

Sperrtonnensprache, Sperrtonnenlied.
Die Dampfwalze wummert
die zweite
Ilias
ins aufgerissene
Pflaster,
sandgesäumt
staunen die alten
Bilder sich nach, in die Gosse,
ölig verbluten die Krieger
in Silberpfützen, am Straßen-
rand, tuckernd,
Troja, das staubbekrönte,
sieht ein

Brunnenstern, Sternwürfel.

Immer das Sprechen darüber.

Stern, von Sternen, die Menschenwerk sind. Himmel.

Fordernd an Heidegger: Schläfenasche.

Die in dieses Buch geschriebene Zeile:

Von einer Hoffnung heute

Auf eines Denkenden

Kommendes

Wort

Im Herzen.

Sprache von: Zwischen einer 'Wallfahrt' Celans (Hans Georg Gadamer) und einem 'Gericht der Toten' (Jean Bollack) schien alles denkbar. Es ist die Höllenfahrt. 1967 (Celan zu Heidegger).

Sein und Zeit: Dasselbe existenziale Fundament hat eine andere wesenhafte Möglichkeit des Redens, das Schweigen. Wer im miteinander reden schweigt, kann eigentlicher zu verstehen geben.

Celan: Man kann nicht mehr schweigen.

Der uns fährt, der Mensch (es war Gerhard Neumann). Es fuhr Gerhard Neumann, Schüler von Baumann.

Am 24. Juli 1967 hat Celan vor über 1000 Zuhörern gelesen. Heidegger war anwesend.

Es wäre heilsam …

Arnika, „Bergwohlverleih“ Wundmittel, Augentrost, Euphoria (erfreuen) bei Augenleiden. Orchis, Knabenkraut.

Stern und Würfel. (auf dem Brunnen vor Heideggers Hütte)

Ein kommendes Wort. Vergebens erwartete der Heideggerschüler Herbert Marcuse eine klärende Stellungnahme seines Lehrers. Vergeblich hoffte Paul Celan der Dichter der berühmten Todesfuge vom Freiburger Philosophen auf ein ›kommendes Wort‹ von Heidegger. Die revolutionäre Rhetorik eines Herbert Marcuses zum Aufstand der Söhne gegen den Übervater war ein Ausdruck des Ekels gegen die Abstraktheit des philosophischen Gedankens und gegen die unvermeidliche Innerlichkeit jeder Kunst und jedes Denkens über Kunst. Also in der Tiefe eine Art Bildersturm unter dem Vorwand revolutionärer Verbesserungen und der Rettung der Welt im Zeichen einer neuen marxistischen Umwälzung. Denn wenn die Kunst damals überhaupt in jenen Kreisen eine Rolle spielen durfte, dann in der Weise des Agitprop.

Herbert Marcuse ein deutsch-US-amerikanischer Philosoph hatte im Fahren das Schweigen gebrochen.

Musste sich Pantheus vor Dionysos entschuldigen?

Krudes, Rohes, Unverdauliches. Im Hochmoor, wo sich Lager befanden. Knüppelpfade, Holzwege. Gebrüder Grimm: der Sprachgebrauch von feucht.

Den Dichter verstehen … Indem man dessen Aufmerksamkeitsrichtung und Sprachgebrauch kennt.

Celan lernt den Sprachgebrauch Heideggers.

Stimmen vom Nesselweg her. Ein Druck an Heidegger mit Dank für sein Nietzsche - Buch.

Geviert, "Die Sprache" erläutert Heidegger anhand eines Gedichtes von Georg Trakl ("Ein Winterabend") das 'Wesen' der Sprache d. h. die Art und Weise wie sie 'west'. Sprache 'west' im Gesprochenen, wobei das Gedicht als "rein Gesprochenes" gilt. Im Gedicht spricht Sprache und nicht etwa der Mensch. Baum, der geschickt seinen hellen, goldenen Glanz vorangeschickt habe. Von dieser dichterischen Vision aus drang der Denker in das Wesen des Gesagten ein. Das Nennen der Dinge (die Abendglocke, der Schnee am Fenster, Brot und Wein in der Hütte) bringt die Dinge selber näher; damit aber wird Welt nahe gebracht, das sich schon spiegelnde Geviert „Erde, Himmel, Göttliche, Sterbliche“ (das schon Laotse gekannt hat). Himmel – Stern. Mensch – Pflanzen, Pfad, Landschaft, sind die Sterblichen. Ursprünglich standen sie zueinander wie Leerstellen.

Unterirdische, Brunnen, Hochmoor, Waldwasen, in der Erde verborgene Wurzeln, Sedimente, Bodenschätze.

Weltbild zum Kopfstand. Situationswende.

Weg auf etwas hin, zur Sprache, unterwegs zur Sprache,

Stefan George, Das Wort, 1914. Der Stern des Bundes, die Verfassung und das Erziehungsprogramm des George-Kreises.

So lernt ich traurig den Verzicht,

kein Ding sei, wo das Wort gebricht.

Sei ist, lass fort, an kein Ding zu, wo dann …

Das Wesen der Sprache bei Heidegger/Hölderlin.

Worte wie Blumen, Blumensprache, lasst Blumen sprechen, sag es mit Blumen, Blumen statt Worte.

Lasse Blumen sprechen, einen Blumenstrauß statt Worte, Blumen sind die Stellvertreter für nicht Gesagtes.

(Blumenliebende, Gedichte Taschenbuch: 52 Seiten Verlag: Epubli GmbH; ISBN-10: 3737537461 ISBN-13: 978-3737537469)

Blumenliebende, (Franz von Brentano,) Phänomenologie.

Wasser, Fleischfresser, Wesen (Heidegger)

Man traf sich wieder, am Gründonnerstag 1970

Buch James K. Lyon, Paul Celan and Martin Heidegger: An Unresolved Conversation, 1951–1970 (The John Hopkins University Press Baltimore).

Zähle die Mandeln,

zu beiden Händen, Höllenstern.

Unterwegs zur Sprache (Heidegger)

Ingeborg Bachmann promovierte 1950, und hatte den Text.

Für Heidegger war Welt, Denken und Dichten zusammen.

Adorno und Heidegger sind die Dichter die aus Instinkt hin-schreiben.

Für Ernst Meister war der Dichter ein Denker.

Gedichte stehen für Celan im Raum isoliert, sie sind alleine im Raum dass diese sich selbst genügen im sprachlichen Kontext zu ihrer Zeit und zu seiner Zeit.

Gedichte sind gemacht als Dialoge einer Intertextualität.

So liest sich nach Celan. Dante liest sich wie die Schoa und Shakespeares liest sich wie Vergangenheit.

1967 der Shahbesuch (auch in Aachen). Der persische Schah Reza Pahlewi war (am 29.5.1967) in Aachen zu Besuch. Die Proteste erreichten in den 68ern auch Paris. Celan war dort verschwand aber wieder angewidert von der Gewalt.

1968

Revolte und Utopie Aufbrüche 1968.

Vietnam. Joan Beaz, Hồ Chí Minh, Che Guevara, Benno Ohnesorg,

Paris Mai 1968 Pariser Mai, Daniel Kohn Bendit,

Prager Frühling, The End, Doors,

Richard Wagner (Ehemann von Herta Müller) schrieb zu einem Treffen mit dem ebenfalls aus Rumänien stammenden Paul Celan: «Es war um das Jahr achtundsechzig herum, als ich knapp sechzehn war, dass Paul Celan in mein Leben trat. Er trat nicht als Jude in mein Leben, sondern als der größte deutsche Dichter der Zeit.» «Als die Habsburger Czernowitz zu einer Kulturmetropole ausbauten, hatten sie sicherlich auch einen Hintergedanken: Die Universitätsstadt im äußersten Osten sollte für die kulturdeutschen Juden attraktiv genug sein, um diese vom Fortgehen nach Wien abzuhalten und das zu stärkende ostjüdische Selbstverständnis vor Ort zu einem politischen Faktor im Dienst des Hauses Habsburg zu gestalten. Selten hat es einen subtileren Antisemitismus gegeben», schreibt Wagner

Celan, Ecole d. Superieure, Briefe Franz Wurm 1963 – 1970 sieht im Kommunismus den Spiegel des Faschismus.

Sieht ZK und KZ als ihre Leuchtstäbe

2. April 1968 in Bonn, Nazi Kiesinger ist abgetreten, (1968 ohrfeigte Beate Klarsfeld während eines CDU-Parteitages in Berlin den damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU) um gegen dessen frühere Mitgliedschaft in der NSDAP zu protestieren).

Marlies Janz beschreibt Celan als politischen Dichter. Marlies Janz ist wohl zuzustimmen wenn sie den politischen Charakter von Celans Engagement absoluter Poesie schreibt. Celan, den Juden, der ein Verfolgter des Naziregimes war, auch politisch aufschlüsseln zu wollen. Marlies Janz die den grundsätzlich politischen Gehalt von Celans Lyrik beschreibt als diese un-menschliche Kunstfertigkeit „als ... hinter der alle heutige Dichtung zurück muss wenn sie weiterfragen will“

Es erschienen 1968 im Suhrkamp Verlag die Bände

6) Atemwende und Band

7) Fadensonnen.

Bd. 6 Atemwende, das Fremdsein ist die Atemwende, jenseits der Menschen, … zähle die Mandeln.

Zähle die Mandeln

Zähle die Mandeln,
zähle, was bitter war und dich wach hielt,
zähl mich dazu:

Ich suchte dein Aug, als du’s aufschlugst und niemand dich ansah,
ich spann jenen heimlichen Faden,
an dem der Tau, den du dachtest,
hinunterglitt zu den Krügen,
die ein Spruch, der zu niemandes Herz fand, behütet.

Dort erst tratest du ganz in den Namen, der dein ist,
schrittest du sicheren Fußes zu dir,
schwangen die Hämmer frei im Glockenstuhl deines Schweigens,
stieß das Erlauschte zu dir,
legte das Tote den Arm auch um dich,
und ihr ginget selbdritt durch den Abend.

Mache mich bitter.
Zähle mich zu den Mandeln.

Wende und Kehre. vertere, drehen, sich wenden, verdreht, Verstummungs-Gott der Jahreswende.

Atemwende ist Fremdsein jenseits der Menschen.

Atemwende ist die Sekunde, in der, der Todesschütze beim Zielen den Atem anhält.

Involution, Rückbildung, Sprung.

Stefan George, Kunstwelt, geschlossene Priesterdichtung, künstliche Wirklichkeit.

Celan will eine Umkehr, zurück hinter Hölderlin.

Sprache als Gestalt und Richtung und Atem.

Celan fordert einen qualitativen Wechsel, den das Wort erfährt, damit das Wort zum Gedicht, Wagnis und Anspruch des Gedichtes, auf der Suche nach der Wirklichkeit werde.

Im Sommer 1968 trafen sich Celan und Heidegger in Freiburg.

19. 1. 1968 fragt Franz Wurm: Hat der vom Berg schon etwas von sich hören lassen? (Adorno) 24. 1. 1968 Celan Gedicht an Werner Weber, geschickt für die NZZ:

Ich höre, die Axt hat geblüht.

Der 20. Jänner 1778, an dem Lenz durch das Gebirge der Vogesen ging, der 20. Jänner 1942, an dem die Wannseekonferenz mit der Planung der Vernichtung der europäischen Juden stattfindet, sind gemeint. Auch der 20. Jänner 1948, an dem Celan Ingeborg Bachmann kennen lernt, oder der 20. Jänner 1968, an dem er sein Gedicht, Ich höre, die Axt hat geblüht, schreibt.

„Ich höre, die Axt hat geblüht,
ich höre, der Ort ist nicht nennbar,

ich höre, das Brot, das ihn ansieht,
heilt den Erhängten,
das Brot, das ihm die Frau buk,

ich höre, sie nennen das Leben
die einzige Zuflucht.“

Jürgen Schröder, geb. 1935, Assistent von Dr. Baumann.

Celan lernte ihn in Freiburg kennen.

Gerhard Neumann, ebenfalls Assistent von Prof. Baumann.

Celan lernte ihn ebenfalls in Freiburg kennen.

Brigitte Neumann, die Ehefrau,

Gerhart Baumann (* 20. Dezember 1920 in Karlsruhe; † 25. August 2006 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Germanist, Prof. für neuere Deutsche Literatur in Freiburg. Ehefrau Marianne Baumann.

Im März 1970 trafen sich Celan und Heidegger in Stuttgart bei der Hölderlin Gesellschaft, im April 1970 machte Celan Selbstmord.

Am 30. April war Celan ab Heft 7, Mitherausgeber der Zeitschrift L ´Èphémére aus Paris.

Zu fliegen, genau das war mein Traum, damals. Orchid-wonder. John Felstiner in Übersetzung von Paul Celan, physisch getrennt "Orchideen und Orchideen“, eine bewusste Widersprüchlichkeit, denn wie kann zwei sein eins?

Die getrennt sind als die im Orkus angesiedelten Orchideen

(,einzeln'). Je länger man vor der Tür zögert, desto fremder wird man. Ein kritischer Leser sollte dann natürlich fragen: "Was ist mit dem Herzen des Gedichts? Das Ephemere, die Eintagsfliege, - einen Tag – königlich, nur wir, zusammen ...Wir haben nur diese Stunde, diesen Tag.“

In eins.

Aufklärend, weltverändernd. Ausliefern, es setzt sich aus.

Erfahrung ist an die Sprache gebunden. Nicht alles steht im poetischen Sprachvorgang des Mitwissens, des Gesehenhabens, dieses kommt in die Sprache, diese Fixierung ist paradox.

Hölderlin nennt dieses (siehe Tenebrae): … Nah sind wir Herr, bete Herr, wir sind nah … Die Verweigerung jeder Ästhetisierung – Verachtung des Maschinengangs, nicht der Natur sondern: Hölderlins Tenebrae: bete Herr, wir sind nah, also umgekehrt.

TENEBRAE von Paul Celan

Nah sind wir, Herr,

nahe und greifbar.

Gegriffen schon, Herr,

ineinander verkrallt, als wär

der Leib eines jeden von uns

dein Leib, Herr.

Bete, Herr,

bete zu uns,

wir sind nah.

Windschief gingen wir hin,

gingen wir hin, uns zu bücken

nach Mulde

und Maar.

Zur Tränke gingen wir, Herr.

Es war Blut, es war,

was du vergossen, Herr.

Es glänzte.

Es warf uns dein Bild in die Augen, Herr.

Augen und Mund stehn so offen und leer, Herr.

Wir haben getrunken, Herr.

Das Blut und das Bild, das im Blut war, Herr

Bete, Herr.

Wir sind nah.

Das individuelle Sprechen, dieser negierende Gestus zum angesprochenen Leser, mit Ich und Du, diese Trennung bleibt (das Fremde), eine Verkarstung dieser Sprachlandschaft. Das lernte Celan von der Romantik, von Hoffmannstal und Rilke.

1968 erschien der Band Fadensonnen … greift sich den Lichtton: Es sind noch Lieder zu singen, jenseits der Menschen.

Ein baumhoher Gedanke. Aus Fadensonnen. Ein baumhoher Gedanke greift sich den Lichtton jenseits der Menschen. Zahlen, Vernichter, grauschwarze Ödnis, Atemkristall.

Fadenuhr (französische Figurenuhr-Fadenuhr aus verguld Bronze um 1855).

FADENSONNEN

über der grauschwarzen Ödnis.

Ein baum-hoher Gedanke

greift sich den Lichtton:

es sind noch Lieder zu singen

jenseits der Menschen.

Hier scheinen die Fäden (Spinnfäden) in der Sonne wie die Saiten eines Instrumentes. Das Licht greift in die Saiten zum Spiel. Welches Lied ist noch anzustimmen?

Akkord; Aneignung; hat er hier stellvertretend deutscher Lyrik buchstäblich aufgegriffen. Zerrissene Saiten einer überlauten Harfe. Fadensonnen. Welt ist Raum, ist der Innenraum ins Schädelinnere des Gehirns. Worte sprechen Klartext, man kann nicht sprechen, aber man darf nicht schweigen. Sprechen heißt hierbei, ein Bild lassen wir sprechen und immer wieder sprechen. Der Sprechende aber bleibt sprachlos. Der Sprechende weiß nicht mehr, was er sagt. Fadensonnen (kosmisch) auch ein anderes Du ins Eigene begegnet. Ein Weg zu sich selbst, sich vorausschicken durch die Befremdung vom Ich zum Du. Überflogen von Sternen, die Menschenwerke sind, die man uns hinhielt. Enge und Angst, hindurch, durch das, was dich unmöglich macht. Fadensonnen, weder ich noch du in Atemkristall. Jenseits ist Transzendenz, eine Teogenie.

Bei Hesiod heißt es: Zeugung der Musen. (Zur Vollkommenheit der Schöpfung fehlt einer, der sagt, wie toll sie ist.) Wer kündet wem? Lohnte es zu singen. Indikativ: von hier aus heißt es, sind noch Lieder zu singen. (Futur klingt mit). Spricht von jenseits der Menschen her. Die Toten bleiben Zahlen.

Atemkristall. Einzelner Kristall ist ein Nichts. Dieses Eine zeugt dein unumstößliches, hier gewesenes, zerbrechlichstes, ephemeres.

Fadensonnen ist Dichtung. Faden und Stern sind Schweigen. Filargnomon, Fadensonnenzeiger, der Fadensonnenzeiger. Zu Paul Celans Gedicht FADENSONNEN. Sonnenuhr. Nebenbei wurde 'Fadensonnen" auf anschaulichste Art als die Saite der Lyra, ein andermal als 'Filar-gnomon", d. h. 'Fadensonnenzeiger" interpretiert. Dass man darunter 'fadendünn gewordene Sonne, eine nicht mehr, wie in besseren Tagen, runde Sonne" versteht, bei der es um eine sinnbildliche Apparition geht, die einen geschichtlichen und individuellen Tatbestand nach Auschwitz allegorisiert: Dezentralisierung der einzigen Sonne, vielleicht dieser Vernunft.

Die Sonne, der Gott, der nicht mehr so makellos scheint, er hat Flecken bekommen.

Atemkristall ist ein Kunstwort, eine Metapher, es ist kristallisierter Atem, es ist Zyklon B, da wird Blausäure freigesetzt. Das Atemkristall erinnert an Zyklon-B. Eine Vielschichtigkeit des Ausdrucks. Atemkristall, Atem des Dichters, erstarrt zur Schönheit.

Zyklon B angereichert von der Shoah, das Gedicht kippt.

Celan misstraut seiner Dichtung als Kunst. Mêchanê, Kalkül, Berechnung.

Erfahrenes – Erfahrung kann sagen, wenn Form, sonst ist es widerfahren. Topos, Gefühlserfahren „ich liebe dich, sodass ich es nicht sagen kann „Das nicht“.

Sprachgitter, Sprachkristalle. Leerstellen zwischen Buchstaben (Kabbala)

Kunst: Skulptur, Vollkommenheit der Oberfläche.

Aus Tradition der Ästhetik betrachtet „wunderbare Form“ im Gedicht, nur im Hintergrund, was nicht gefragt ist.

Dichtung muss den Weg zur Kunst gehen.

Affengestalt, die Affen als Menschen, als Automaten.

Zäsur. Atemkristall. An Hans Bender: Das Handwerk ist wie Sauberkeit, Voraussetzung, eine Sache der Hände und gehören nur einem. Ein Händedruck ist wie ein Gedicht. Handwerk ist eine Sache der Hände. Ein Händedruck und ein Gedicht sind gleich.

Die allereigenste Enge ist eine Begegnung mit Personen, einem Meridian, eine Selbstbegegnung.

Mache, Machen, Machenschaft. Finsterer Himmel und wenig Menschen.

Hölderlins Feiertagshymne. Witterung.

Am 30. Januar 1968, ein Treffen mit Heidegger. Celan schrieb, man habe sich "Vieles einander zugeschwiegen"? Zunächst wählt Celan ein Zitat aus Hölderlins "Friedensfeier" ("Seit ein Gespräch wir sind"), um gegen Hölderlin ("und hören voneinander") und Heidegger zu schreiben: "an dem / wir würgen, / an dem ich würge, / das mich / aus hinausstieß, / dreimal, viermal". All das fehlt sowohl in Heideggers Sonderdruck als auch in "Lichtzwang".

Martin Heidegger, von französischer Presse als nationalsozialistisch prekär bezeichnet, Vordenker mod. franz. Philosophie. Nachkriegsphänomenologie. Ein Schüler Husserls, nach dem Krieg nicht philosophischer Essay - Literatur. Hölderlin zur Ontologie, Seinsleere. Sein Kernübel: Seinsvergessenheit,

40 % Nazivordenker

40 % wichtigster Denker

20 % stimmt beides.

1931 – 1935 Führer des Führers, andere Flucht, Irrtum, Distanzierung

Sein und Zeit (1927) an der Seite Sartres.

Individualität, Geworfensein, Sein zum Tode und Angst.

Wozu bin ich auf der Welt?

Tue ich nicht, gehe ich im „man“ unter.

Frau Heidegger war antisemitisch.

Gegner der Metaphysik (das führt zum Nihilismus). Sein Seienden.

Wenn es regnet, fragt er, was ist „es“?

Verborgen – entbergen; Licht des Seienden, Lichtung.

1969

Ein halbes Jahr vor seines Tod besucht Celan Israel, in einer Ansprache dort sagt er: "Ich bin zu ihnen nach Israel gekommen, weil ich das gebraucht hab" und " Ich glaube einen Begriff zu haben von dem, was jüdische Einsamkeit sein kann " und "Ich glaube mich unterredet zu haben mit der gelassen -zuversichtlichen Entschlossenheit, sich im Menschlichen zu behaupten."

Die menschliche Nähe die Celan ins Werk gesetzt, dass es kein Widerspruch mehr besteht, zwischen dem Mandelstammschen In-die-Zeit-hineinstehen und dem Händedruck des Gegenwärtigen. Damit bleibt bestehen, "Die Aufmerksamkeit, die das Gedicht allem ihm Begegnenden zu widmen versucht, sein schärferer Sinn für das Detail, für Umriss, für Struktur, für Farbe, aber auch für die 'Zuckungen' und die 'Andeutungen', das alles ist, glaube ich, keine Errungenschaft des mit den täglich perfekteren Apparaten wetteifernden (oder miteifernden) Auges, es ist vielmehr eine unserer Daten eingedenk bleibende Konzentration." (aus Der Meridian)

Im November 1969 zog Celan in die Avenue Emile Zola um, er wohnte von 1958 bis 1967 in Paris, 78 Rue de Longchamp und zog dann in die Rue Tournefort ...

Die Kulturkritik Adornos, nach der alle Dichtung nach Auschwitz nur Müll ist.

Atemwende bezog sich auf „kein Gedicht nach Auschwitz“.

Adorno sprach aus seiner Singdrossel- und Nachtigallen-Perspektive. Bei seiner Aussage stellte Adorno Gedicht und Ästhetik gleich. Daher liebte er wohl auch die Gedichte von Mörike. Dies resultierte sicher aus seiner Musikwissenschaft. Celan jedoch sah im Gedicht eine Überwindung des Ästhetischen, eine Ethik. Das Ästhetische wäre wie ein Schein um das Gedicht, wie eine Kathedrale das Heilige umschließt. Diese romantische Ironie, bei der der Dichter sich selber zwischen den Zeilen über die Schulter guckt. Das waren diese Ironie und der Sarkasmus der Geschichte. Das Fremde, die Kunst und Unmenschlichkeit, gleicht dem Fremden, der Geschichte und der Unmenschlichkeit. Es ist die deutsche Kunst und der deutsche Tod.

10.1.

Die Todesfuge.

Wer die Todesfuge für das absolute Gedicht hält und für das Schreckensbild ist ein Banause und hält eine griechische Plastik für ein Pin-up, ja eine antike Vase für Kunst. Nicht ohne guten Grund zog Celan sich nach den Adorno Äußerungen von der Todesfuge zurück. Machte seine Dichtung schwerer greifbar, was oft als hermetisch missverstanden, wurde Celan auf dieses eine Gedicht zu reduzieren ist borniert. Die Welt wird nicht vom Vers oder Gedicht geschaffen. Sie beginnt, eröffnet sich hiermit. Wie in der Todesfuge in eine Richtung, die man richtig oder falsch bezeichnen kann, sicher nicht vom Autor gewünscht. Das Gedicht wird als schön empfunden, welche Banausie angesichts seines Inhalts. Die Erhebung des Lustempfindens beim Vorlesen in Schulklassen oder dergleichen lässt die Scham mit der es entstand und das Leid seines Ausdrucks verschwinden. Es ist der Effekt der heute geschönten Lager mit Begrünungen, geteerten Gehwegen, Lautsprechern mit Informationsbeschallung und Videodokumentationen. Disneyland zum Gruseln? Kein Wunder das beim ersten Anhören, wohl aufgrund seiner ungewohnten melodischen Stimmung die Gruppe 47 gelacht haben soll. Es gibt also bei Gedichten auch Missverständnisse. In der Dichtung sind die Menschen nur noch zu erreichen mit einem kräftigen Paukenschlag auf ihr Herz. Das hatte darauf Celan erkannt. Fragt man heute noch den schönsten Gedichten, so wird mit Sicherheit die Todesfuge genannt. Entweder ist die Frage falsch, die Antwort oder beides. Das äußerste Entsetzen ist nicht in der Aussage zu finden es findet sich im Verschweigen. Der Kern des Bösen in diesem Gedicht wird vom Leser negiert oder sogar als „das Schöne“ erkannt. Die moralische Wirkung zeigt nun ihrer Moral, bringt zum Vorschein, was vorscheinlich empfunden wird. Das Gedicht selber aber hat keine moralische, ethische oder soziale Relevanz. Es gibt kein gelungenes Gedicht, kein vollkommenes Werk. Sobald das Kunstwerk Gedicht die Illusion des Realen erweckt, ist sein Auftrag gescheitert. Jedes richtige Kunstwerk lebt durch sein Geheimnis. Die Auflösung seines Geheimnisses entzaubert das Kunstwerk. Der Glaube, man habe sein Geheimnis erkannt, macht es lächerlich. Das Lesen der Todesfuge wie einen Ablass oder ein Vaterunser macht es zu einer Banalität, einer Floskel.

Celan nahm in der Todesfuge auf die Begleitung von Tötungen mit Orchestermusik Bezug. Celan hatte Berichte in der Iswestija über das Lemberger Getto gelesen, wie auch über das Lager Janowska (1941/44). Das Zwangsarbeitslager Lemberg-Janowska bei Lemberg wurde im November 1941 durch die SS im Distrikt Galizien im deutsch besetzten Polen errichtet. Der jüdische Wohnbezirk oder das Getto Lemberg war während des Zweiten Weltkriegs ein, von deutschen Besatzern eingerichtetes, KZ-Sammellager. Neben den Berichten in der Iswestija (von der Prawda leicht abgewandelt) waren Fotos von Lagerorchestern abgebildet. Lagerorchester, die sich selbst beim Töten musikalisch begleiteten. Diese Stimme Russlands, die Zeitung Iswestija, ist eine landesweit erscheinende russische Tageszeitung, die sich an wohlhabende Intelligenzija und politische Elite Russlands wendet. Aus dieser Zeitung nahm Paul Celan einen Bericht, der ihn zur Todesfuge animierte. Teile und Worte aus einer lyrischen Atmosphäre im Kreis seiner Bukowiner Dichter und seiner Erfahrung verarbeitete er mit diesem Artikel. Dass er eben seine bisherigen Erfahrungen, die aus dem Bestand seiner Dichterkollegen entstanden (so wie es eigentlich jeder Dichter beginnt) das wird ihm vorgeworfen.

An Walter Jens, der mehr über die Todesfuge wissen wollte, antwortete Celan am 19. Mai 1961: „Das, Grab in der Luft‘ lieber Walter Jens, das ist, in diesem Gedicht, weiß Gott weder Entlehnung noch Metapher.“ Er wollte es also nicht als Metapher verstanden wissen. Zu den Schlangen erläutert er: „… hier haben wir es fraglos mit Archetypischem zu tun. Bei den Alten – wie oft mag da wohl bereits mit Schlangen gespielt worden sein …“ Zur Verbindung zwischen Schlangen und dem zu Zöpfen gebundenen Haar der Margarete schreibt Celan: „Haar…, verwandelt sich oft (im Märchen ebenso gut wie im Mythos) in Schlangen. ‘“

(Celan kannte wohl auch ein Foto Hinter der Kapelle wird ein Gefangener, der einen Fluchtversuch unternommen hatte, auf einem Wägelchen zum Galgen gezogen. Die Musiker spielten „Alle Vögel sind schon da“).

Celanbiograf John Felstiner datiert das Entstehungsdatum der Todesfuge auf 1944. Felstiner vermutet, dass Celan jene Broschüre gekannt habe, die die Sowjetunion nach der Auflösung des KZs Majdanek im Juli 1944 gedruckt habe. Aufgrund des Vormarsches der Roten Armee wurden die Gefangenen in andere KZs, u. a. nach Auschwitz transportiert. Da die Räumung in großer Eile erfolgte, konnte die SS das Lager nicht mehr vollständig zerstören, sodass die Gaskammern und Baracken erhalten blieben.

Celan war kein Widerstandskämpfer, kein Führer der in der Verfolgung oder Vernichtung eine besondere Rolle gespielt hat, er verdankt seine Anerkennung allein seinem literarischen Werk, das erkennbar „im Zeichen der Schoah“ stand.

Es bleiben nicht nur die Gräuel der KZ Vernichtungslager mitgezeichnet, sondern vielmehr die Gräuel beim Rückzug an der Ostfront, das Verbrennen der Leichen auf Scheiterhaufen sowie das Verscharren der Exhumierten in Massengräbern und das geschah, um diesen Völkermord zu verschleiern. Der Widerspruch von Verbrechen und Kultur. Das Gedicht ist gegenüber seinen nachfolgenden noch sehr konstruiert. Auf der einen Seite die Opfer, die Häftlinge und auf der anderen Seite die Täter, die Lageraufseher.

Wolfgang Menzel „Das Paradoxon einer Fuge über den Tod in Auschwitz“, hat versucht, das Gedicht als „Doppelfuge“ zu sehen (vgl. Wolfgang Menzel, Germanisch-Romanische Monatsschrift 1968): „Schwarze Milch der Frühe“ ist das erste Thema, „ein Mann wohnt im Haus“ ist das zweite Thema, die zentrale Themen wie Tod, Grab und Totentanz fungieren als „Fortführungen.“

Weder die dichten Textstrukturen Celans noch seine symbolhaften Bilder, dieses einfachste, aber zugleich auch schwierigste, menschlich zu sprechen, einfach Mensch sein, die in der “Todesfuge“, in einem atemverschlagenden Tempo folgen und sich wiederholen sind einfach. Eher die Einfachheit im Sinne von entflammender Unmittelbarkeit und vor allem als tiefste Verbundenheit seiner Sprache zur Wahrheit. Zur tragischen Wahrheit der jüdischen Geschichte und der ganzen conditio humana. Er dringt mit seinem ganzen Wesen und Dasein in die Sprache hinein. Der Mensch wird erst Mensch in seinem Verdichten, in seinem sich zusammennehmen. Wo aber Hemmung und Enthemmung herrschen (im Reich der Todesfuge) gehen Humanismus und Bestialismus zusammen. Der lesende Mensch trifft die Auslese. Wer denkt, teilt ein. Man verhält sich als Wähler zwischen Guten und Schlechten. Das Unmenschliche redet uns ständig ein, wir seien alle gleich.

Für Paul Celan persönlich begann mit diesem Gedicht eine Sprach- und Identitätskrise, die ihn schließlich allein in den Suizid trieb.

Abstammung der Todesfuge:

Rosenkranz: erfand die Metapher der Blutfuge

Immanuel Weißglas: erfand im Gedicht Er die Metapher : Tod ein deutscher Meister Wir heben Gräber in die Luft

Rose Ausländer: prägte das Oxymoron von schwarze Milch –jeder kann sich am Steinbruch der Worte bedienen – Rose Ausländer hat die Metapher: Schwarze Milch 1925 geschrieben / 1939 veröffentlicht im Gedicht „Ins Leben“.

Aristophanes/Frösche, Dionysos: Und wer rein ist, dem wird es scheinen, als ob er in lauer Milch wandle. Goldenes Zeitalter Chronos Herrschaft: Die Menschen in diesem Zeitalter waren friedlich und freundlich zu jedem. Sie aßen Früchte und Honig, tranken das Wasser der Flüsse oder Milch von Schafen und Ziegen. Sie waren ewig jung und hatten keine Angst vorm Sterben. Auch kannten sie keine Kriege.

Yvan Goll veröffentlichte am 1. Februar 1942 „Chant des Invaincus“

'Todesfuge' erschien zuerst nicht auf Deutsch, sondern (es war Celan´s Erstes veröffentlichte Gedicht und seine erste unter dem Namen "Celan"), am 2. Mai 1947, Tangoul mortii (Todestango) in der Bukarester Zeitschrift Contemporanul in der rumänischen Übersetzung von Petre Solomon. Übersetzung, mit dem Hinweis: "Das Gedicht, dessen Übersetzung wir veröffentlichen, basiert auf der Aufklärung einer realen Tatsache. In Lublin, wie in vielen anderen "Todeslagern der Nazis," eine Gruppe der Verurteilten war gezwungen, nostalgische Lieder zu singen, während die andere Gräber graben musste. '"

Das Gedicht Todesfuge liest sich nicht, als sei es aus dem Denken des Dichters, als Erdachtes entstanden. Vielmehr ähnelt es einer Aneinanderreihung von Topos die vor der Entstehung gesammelt wurden. Dies könnte auch die Hinweise von Czernowitzern erklären die erste Entwürfe bereits 1944 gesehen haben wollen. Dies kommt auch den Plagiatvorwürfen näher. Am Rande bemerkt bin ich der Auffassung dass Celan, die Goll-Vorwürfe dahin gehend erregten, dass er sagen wollte: das gerade nicht, von allen anderen ja. Hier und da etwas, ein Wort, eine Zeile entnommen aber nicht; gerade nicht von Goll. Ich gehe davon aus, dass beide Versionen der Plagiatsaffaire wahr sind, sowohl diese von Claire Goll, als auch die von Paul Celan. Dass es hier zu Überschneidungen und Widersprüchen kommt ist, wie bei den meisten Disputen, normal. Aber diese Widersprüche sind keine, zumindest nicht für Celan oder Goll. Sie sind lediglich für Außenstehende ein Widerspruch und bei näherer Betrachtung kann man auch verstehen, dass jede Partei ihre Sicht der Dinge hat. So glaubt Claire Goll, dass der „Sohn“ den Vater des geistigen Eigentums beraubte, während Celan sich selbst an den Gedanken Ivan Golls aufbaute. Insbesondere hat Claire Goll in der Zeitschrift Baubudenpoet Nr. 5 1960, Celan schwer diffamiert mit dem Text: Seine traurige Legende, die er so tragisch zu schildern wusste… die Eltern von den Nazis getötet, heimatlos, ein großer unverstandener Dichter.

Man bezeichnet die Todesfuge als Czernowitzer Metapherngeflecht.

Yvan Goll veröffentlichte am 1. Februar 1942 in der französischen Zeitung: 'Die Stimme Frankreichs', dem Organ, das von der Partei de Gaulles herausgegeben wurde. Diese Zeitung wurde über ganz Europa von Fliegern abgeworfen. Durch einen Zufall mag sie in Celans Hände gekommen sein oder er las sie als er – 1945? - Mit den Amerikanern nach Paris kam. Lesen Sie die beiden ersten Verse und dann 'Die Todesfuge'. Yvans deutsche Fassung, im Manuskript mit dem Datum "New York, 14. Februar 1942" versehen, lautete:

Schwarze Milch des Elends
Wir trinken dich
Auf dem Weg ins Schlachthaus
Milch der Finsternis
(...)

Übereinstimmungen finden wir im Gedicht "Er" von Immanuel Weißglas 1970

Wir heben Gräber in die Luft.

Wir schaufeln fleißig.

Man schafft ein Grab.

Spielt sanft vom Tod, er ist ein deutscher Meister.

Ein Haus für alle in die Lüfte grabend.

Er spielt im Haus mit den Schlangen.

Das Grab in Wolken wird nicht eng.

Da weit der Tod ein deutscher Meister war.

Im Gedicht: An einem Wintermorgen, von Mörike: oh, pflaumenweiche Zeit der dunklen Frühe; dto. von Rose Ausländer, Alfred Margul-Sperber, Moses Rosenkranz – Czernowitzer Metapherngeflecht –

Die Metapher "blaue Milch" findet sich bei Lucian Blaga, dem großen rumänischen Lyriker der 30er Jahre. Doch genau genommen, stammt das Oxymoron von Jean Paul Friedrich Richter. Zu diesem synästhetisch-metaphorischen Feld von "blaue Milch" gehören weitere Blagasche Stellen: "schwarzer Honig", "schwarzes Silber" (steht dem Syntagma "schwarze Milch" am nächsten), "schwarzes Wasser", "blaue Flamme", "das schwarze Manna des Traums" oder auch "die Welt ist ein blaues Kleid". In: George Gutu: Die Lyrik Paul Celans und die rumänische Dichtung der Zwischenkriegszeit, Editura Universität in Bucuresti, Bukarest 1994, S. 100f.

Entstehung der Todesfuge:

Das Gedicht Todesfuge auf seine Quellen, auf seinen Ursprung zu reduzieren, wäre ihm nicht gerecht.

1944 Entwurf; Herbst 1944 erste Entwürfe in Czernowitz (I. Weißglas, Chalfen S. 19); Frühjahr 1945 in Bukarest definierte Gestalt (Mai 1945). 1947 veröffentlicht als Todestango. 1952 veröffentlicht in Mohn und Gedächtnis: Das wären 8 Jahre vom Entwurf bis zur endgültigen Veröffentlichung!

Rose Ausländer sagt: Ist OK. Schwarze Milch ist von mir. Rose Scherzer-Ausländer erhielt eine besondere Förderung und war die erste der Bukowiner Lyriker die veröffentlichte. In dem erwähnten Gedicht, das bereits um 1925 entstanden war und den Titel "Ins Leben" trägt, heißt es:

"Nur aus der Trauer Mutterinnigkeit
strömt mir das Vollmäß des Erlebens ein.
Sie spiest mich eine lange, trübe Zeit
mit schwarzer Milch und schwerem Wermutwein."

Schwarze Milch: Gedicht 1925 (1939 veröffentlicht) „Ins Leben“ Metapher. Sperber „dunkle Milch“ und „Milch des Abends“. 1939 gedruckt „ferner Gast“ und „der schwarze Hain“ Celan: Gedicht „schwarze Flocken“ (Metapherngeflecht).

Weiter „die Blutfuge“ von Moses Rosenkranz, 1942/1947.

Blutfuge

O Bach von Blut! Auf gelbe Bernsteintasten
ergießend sich aus offenen Fingerstummen
so muss ein Herz zu seinem Grabe hasten
durch starkes feierliches Orgelsummen

So muss ein junges Leben Partituren
erfüllen mit seinem vollen Herzensschlag
beseelt ertönt durch rote Abendfluren
was stumm im Staube welker Blätter lag

Was laut im Feuer keuscher Jünglingsglieder
gerauscht verebbt und geht gemach zur Neige
am Sterbenden vergehn mit ihm die Lieder
ein Celloruf und eine letzte Geige

Tot auf den Tasten ruhn die Fingerstummen
die Seele zittert in den Pfeifen nach
durch hohles grabestiefes Orgelbrummen
tropft wieder Jesu Blut: O Blut von Bach!

Moses Rosenkranz 1942

Adorno bittet Rosenkranz, sein Gedicht "Die Blutfuge" nicht in Deutschland erscheinen zu lassen, da er, Adorno, ein guter Freund Celans sei. Und Adorno gesteht kontextuell seinen Briefpartnern folgendes:

"Es ist keine Indiskretion, wenn ich Ihnen sage, dass er in einem überaus labilen Zustande sich befindet ... die Publikation dieses Gedichts, das durch den Titel allein schon an sein eigenes berühmtestes mahnt, könnte ihn in einer Weise treffen, die nicht vorher sich sagen lässt."

1944 geschrieben, aber erst 1970 veröffentlicht. „Er“ von Immanuel Weißglas dann in Heft 2 (Februar) 1979 der Bukarester, deutschsprachigen Zeitschrift "Neue Literatur", erstmals erschienen.

ER

Wir heben Gräber in die Luft und siedeln

Mit Weib und Kind an dem gebotnen Ort.

Wir schaufeln fleißig, und die andern fiedeln,

Man schafft ein Grab und fährt im Tanzen fort.

ER will, dass über diese Därme dreister

Der Boden strenge wie sein Antlitz streicht:

Spielt sanft vom Tod, er ist ein deutscher Meister,

Der durch die Lande als ein Nebel schleicht.

Und wenn die Dämmerung blutig quillt am Abend,

Öffn' ich nachzehrend den verbissenen Mund,

Ein Haus für alle in die Lüfte grabend:

Breit wie der Sarg, schmal wie die Todesstund.

Er spielt im Haus mit Schlangen, dräut und dichtet,

In Deutschland dämmert es wie Gretchens Haar.

Das Grab in Wolken wird nicht eng gerichtet:

Da weit der Tod ein deutscher Meister war.

Die Todesfuge war 1945 fertig. Zwei Jahre später übertragen ins rumänische, von Peter Solomon gedruckt als „Tangoul mortii“. Die deutsche Fassung wurde 1948 in Celans erster Gedichtsammlung: Der Sand aus den Urnen, veröffentlicht. 1952 dann in Mohn und Gedächtnis.

Celans sichtbares Schweigen war total. Persönlich quälte er sich jedoch, so dass er bezeichnenderweise zu einem mehr oder weniger ungeahnten Geständnis bereit war: "Ich habe mich oft gefragt, ob es nicht besser gewesen wäre, bei den Buchen meiner Heimat zu bleiben." Am 8. März 1962 schrieb er an Petre Solomon und brachte damit das Gefühl zum Ausdruck, alte und unvergessene Verbindungen neu zu erleben. Aus jenem "verdammt geliebten Czernowitz" stammend, so folgerte Paul Celan in einem Brief an Alfred Margul-Sperber, wobei er seine "Karpatische Fixiertheit" offen in Anspruch nimmt:

„In einem gewissen Sinne ist mein Weg noch einmal der Ihre, wie der Ihre beginnt er am Fuße unserer heimatlichen Berge und Buchen, er hat mich, den - um es mit einem Scherzwort zu sagen - karpatisch Fixierten - weit ins Transkarpatische hinausgeführt.“

Adorno hält es für angemessen, den „verjagten“ Dichter Celan in Schutz zu nehmen. Er bittet Rosenkranz, sein Gedicht "Die Blutfuge" nicht in Deutschland erscheinen zu lassen, da er, Adorno, ein guter Freund Celans sei. Er schreibt: „Es ist keine Indiskretion, wenn ich Ihnen sage, dass er [Celan; G.G.] in einem überaus labilen Zustande sich befindet ...die Publikation dieses Gedichts [der "Blutfuge" von Rosenkranz; G.G.], das durch den Titel allein schon an sein eigenes berühmtestes mahnt, könnte ihn in einer Weise treffen, die nicht vorher sich sagen lässt. Brief von Paul Celan an Petre Solomon vom 22. März 1962. In: George Gutu: Die Lyrik Paul Celans und der geistige Raum Rumäniens, Editura Universitãtii din Bucuresti, Bukarest 1990, S. 245

Paul Celan führt an, in seinem Gedicht die Todesfuge, in der Gegenüberstellung der Personen des Gedichts (wir/er):

„Wir“, die Lagerinsassen und „Er“, der Lageraufseher.

Die Lagerinsassen der KZs als verfolgte, unterdrückte, erniedrigte und ohnmächtige Menschen in ständiger Todesangst. Der Lageraufseher, oft ein Deutscher mit Hund (Schäferhund), zynisch und machthaberisch, unterdrückt er jedes Menschliche.

Diese Lagerinsassen trinken die schwarze Milch. Eine Milch, die nicht legal erworben wurde, die nur schwarz /unter der Hand zu erwerben ist. Aber schwarz ist auch eine Metapher für die Hoffnungslosigkeit nach Auschwitz. Ihr Grab ist in den Wolken und Sie schaufeln es in den Lüften. (Über allen Wolken ist Ruh, schreibt Goethe) Sie aber stechen tiefer ins Erdreich. In Lublin und anderen Todeslagern der Nazis wurde ein Teil der Verurteilten gezwungen aufzuspielen, während ein anderer Gräber schaufelte.

Der Lageraufseher wohnt nicht in der Baracke, er wohnt im Haus. Er befiehlt und lässt schaufeln ein Grab. Er besitzt die Macht, er trifft und hetzt, zynisch, bösartig und brutal greift er nach dem Eisen und schwingt es. Er pfeift seine Juden hervor, so wie er seine Rüden herbei pfeift.

Die Lagerinsassen sollen zum Tanz aufspielen, und süßer den Tod spielen, die Geigen dunkler streichen. Sie leiden Not, Sie sind abhängig und bereits tot. Sie werden mit bleiernen Kugeln getroffen und steigen als Rauch in die Luft.

Der Lageraufseher schreibt nach Deutschland, während er mit den Schlangen (Zöpfen der Mädchen) spielt. Es ist dein goldenes Haar Margarete, doch für die Lagerinsassen dein aschenes (Sie sind bereits tot) Haar Sulamith.

In diesem besonderen Falle lässt die Geschichte keine andere Möglichkeit zu, aber denkbar sind andere Fälle, bei denen das Wir, alle anderen ausgrenzt, insbesondere, wenn im weiteren Verlauf der Geschichte dieses wir nicht aufgehoben wird. „Jeder ist der Andere und Keiner er selbst. Das Man, mit dem sich die Frage nach dem Wer des alltäglichen Daseins beantwortet, ist das niemand, dem alles Dasein im untereinander sein sich je schon ausgeliefert hat.“ (Martin Heidegger, Sein und Zeit, 1927, S. 128). Nein, jeder ist selbst und alleine, wie alle Dichter, für sich. Wir können den Anderen nicht kennen noch denken was und wie er denkt. Daher wissen wir auch nicht, wovon wir reden. Auch wenn wir so sprechen, so können wir doch nie sicher sein, dass der andere dieses wir nur aus Höflichkeit bestätigt. Wir sind doch alle gleich, dieses kennen wir schon lange, und obgleich wir wissen, dass immer einige Gleicher sind als andere. An jeder Zollstelle und Polizeistation erkennen wir, dass jeder Mensch anders ist. Man versucht mit jedem Ausweis und jeder Bankkarte, das Individuellste zu erkennen. Trotzdem wollen wir Migrationsängste verhindern, mit der Begründung: Wir sind hier und ihr nicht. Alleine die Aussage und dieses Wir, trennen. Trennen besonders noch darüber hinaus von anderen Gruppen. Der Menschen gefährlichste Waffe ist die Sprache und darunter besonders das Wort: Wir …

Die Klage im Gedicht über die unmenschliche Verfolgung und die grausame Tötung der Juden im Deutschland des Nationalsozialismus, wird im letzten Drittel des Gedichtes zur Anklage mit dem Satz: Der Tod ist ein Meister aus Deutschland. Surreal ist vor allem die Art, wie sich im Gedicht die Kunst und das Grauen durchdringen.

Das eigentlich Gemeinte der Todesfuge ist doch dieses: Der Tod ist ein Meister aus Deutschland. Dass dieser Tod doch eine besondere präzise Fähigkeit des Deutschen sei.

Dieses Argument führt dazu, dass es noch so oft geäußert, in einem bestimmten Diskurs nicht mehr wahrgenommen werden kann. Der Deutsche wird (im Gedicht noch Lageraufseher) zum Pappkameraden. Beliebig zu treffen. Trifft genau. Das hat auch Celan erkannt, dass hier statt des Juden nun der Deutsche zum Opfer wird, durch unliebsame Vergleiche. Das Gedicht ist ausgezeichnet, jeder Satz wohl überlegt. Doch es wird zu gut, zu glatt. Es wird präzise, wenn man es nur als Metapher für die Vernichtung nimmt. Sobald man es als Metapher darüber hinaus nimmt, wird es zur Waffe. Das ist nicht im Sinne Celans.

Das Wort Plagiat ist in Bezug auf den Dichter reiner Bullshit. Das der Dichter in seinen Anfängen, Notizen von anderen Dichtern machte ist nur legitim.

In der Todesfuge begegnet uns ein hervorragendes Beispiel, wie ein Dichter durch „Nachdenken“ zu einem Gedicht kommt. Es ist eines der ersten Gedichte Celans. Wenn nicht das Erste, das für ihn einen Paradigmawechsel in seiner Dichtungstheorie bringt. Es ist nur zu bezeichnend, das er sich späterhin rigoros von diesem Gedicht distanziert. Das hat, wie immer bei Celan verschiedene Gründe. Seine Angst, seine Verletzlichkeit distanzieren sich von den Angriffen, erzeugen Gegenangriffe, vergleichbar eines im Käfig gefangenen Tieres. Seine dichterische Fähigkeit steigt über dieses Können hinaus. Er entdeckt und entwirft neue Welten. Dieses Gedicht aber sieht er abgeschlossen. (Von nun gelten im Übrigen alle Veröffentlichungen als abgeschlossen.) Das Gedicht bleibt, wie er erklärt, ein Grabmal. Er stellt es in den Friedhof der toten Gedichte. Er wünscht es, in Ruhe zu lassen.

Das schöne Gedicht (der Romantiker) wird bei Paul Celan zu einer graueren, gräuerlicheren/gräuellicheren Sprache.

Todesfuge.

Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt, wenn es dunkelt, nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne und er pfeift seine Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde
er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt, wenn es dunkelt, nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng

Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr anderen singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen

Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland

dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Ein gutes Gedicht entsteht auch aus allen Informationen die man bekommen kann, das heißt alle Informationen die das Thema betreffen zu dem man ein Gedicht verfasst und Notizen aus Aussagen, (auch von anderen Dichtern, auch aus ihren Gedichten) von intellektuellen Veröffentlichungen.

Missstimmung um die Todesfuge

Noch war die Dichtung Celans naiv und auch dieser Ansatz, Musik in seine Todesfuge zu bringen, eine Musikalität, die paradox schien, so wie die Hauskonzerte in den KZ und die Musikbegleitung zu den Hinrichtungen. Die Vergewaltigung von Ästhetik und die Moral in der Kunst, im Gedicht. Der Schrei des Laokoon, dass diese klassische Lyrik, nicht mehr schreien darf. Laokoon erkannte als Einziger den Betrug. Diese Forderung Adornos, dass nie mehr das Schreckliche im Gedicht, schön dargestellt werden darf: „Ein Gedicht nach Auschwitz ist barbarisch,“ eine Aussage Theodor W. Adornos aus seinem Aufsatz Kulturkritik und Gesellschaft, der im Jahr 1949 geschrieben und 1951 erstmals veröffentlicht wurde. Man sagt: "Spielt schöner zum Tod auf“. Und das Gedicht spricht „in der gleichen Sprache?“ Sagt, im Unsäglichen? Darf der Dichter noch über das Geschehene sprechen oder muss die Kunst nicht auf das Zukünftige hinweisen? Darf das Schöne nicht mehr (wie Laokoon) schreien? Vielleicht sind „hier noch Lieder zu singen“, aber in welcher Sprache? Verantwortlich für den Ablauf des Massenmordes in Auschwitz mit mindestens 1,1 Millionen Toten war Lagerkommandant Rudolf Höß. Er schrieb nach dem Krieg in polnischer Untersuchungshaft seine Erinnerungen auf, die später in wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht wurden. Ist eine wissenschaftliche Bearbeitung nicht auch schon barbarisch? Reinhard Baumgart schrieb 1965 im Merkur Heft 19: „Aber ganz zu schweigen vom Gedicht nach Auschwitz: haben sich die Gedichte über Auschwitz immer frei halten können von jener Schönheit, die das Unsägliche durch Kunstaufwand beredt macht, den Schrecken zur Ordnung ruft, einzirkelt und befriedet? Celans ,Todesfuge` etwa und ihre Motive, die ,schwarze Milch der Frühe`, der Tod mit der Violine, ,ein Meister aus Deutschland`, alles das durchkomponiert in raffinierter Partitur – bewies es nicht schon zuviel Genuss an Kunst, an der durch sie wieder ,schön` gewordenen Verzweiflung? (…) Jede Form und ästhetische Methode nämlich begeht diesen Frevel an diesem Gegenstand, insofern sie ihn organisiert. Auch und gerade das geglückte Gedicht, die geglückte Geschichte machen sich verdächtig, wenn es ihnen geglückt ist, Unmenschlichem in aller Form gerecht zu werden.“ Es ist eh zu spät. Wir erreichen den Stern in einer anderen Galaxie um Millionen Jahre zu spät. Zu spät für die Sprache, in der davon berichtet ist. Die Lebewesen sind längst ausgestorben und in den Todeslagern stehen an der Stelle der Hinrichtungsstätten nun Buden mit Softdrinks und Fast Food. So nimmt bei Celan die Musik ihren Einzug in die Lyrik, während die Musik, seit Beethovens Ode an die Freude, das Gedicht tötet.

Ist noch nach Auschwitz dieser romantische Gesang möglich? Ist nach Böhmermanns/Erdogans Gedicht noch Beleidigung möglich? Wo ein Täter sich im Lied, im Gedicht erst erkennt? Zeigt sich hier die moralische, ästhetische Fratze. Die Frage muss lauten: Darf ein Dichter nach Erdogan noch das Äußerste ausdrücken?

Collage- und Metapherntechnik (später Textlinguistik – Intertextualität réècriture, insbesondere die Verarbeitung von fremden Zitaten in eigenen Gedichten) Zitattechnik. Effekt der Ästhetisierung. „Welchen der Steine Du hebst“ deutlich Philosemitismus – Antisemitismus.

Erotik in den Gedichten von Paul Celans poetisch-erotischer Briefwechsel mit Ilana Shmueli

ES STAND
der Feigensplitter auf deiner Lippe,

es stand
Jerusalem um uns,

es stand
der Hellkiefernduft
überm Dänenschiff, dem wir dankten,

ich stand
in dir.

(Celan)

Burghard Damerau: "Ich stand in dir." Bemerkungen zur Erotik bei Paul Celan. In: Celan-Jahrbuch 1998

Damerau wies in einem kurzen Aufsatz zur Erotik bei Celan darauf hin, dass "Todesnähe und Lebenslust, Gedächtnis und Hoffnung, Vergangenheit und Zukunft gleichermaßen Dimensionen des Erotischen bei Celan" sind. "ein immenses humanes Potenzial für die Zukunft"

Körperlichkeit und Sexualität in der späten Lyrik Paul Celans (Bayreuther Beiträge zur Literaturwissenschaft) 1. September 1998 von Stephan Bleier

'dunkeler gespannt': Untersuchungen zur Erotik der Dichtung Paul Celans (Beiträge zur neueren Literaturgeschichte) 1. April 2006 von Timothy Boyd

Bevilacqua (Erotische Metaphorik beim frühen Celan, 1998), Speier ("Petrarca ist wieder in Sicht". Eros und Sexus im Spätwerk Celans, 2000) und Emmerich ("Mein Aug steigt hinab zum Geschlecht der Geliebten": Zur Eigenart der Liebesgedichte von Paul Celan, 2005.

Cache Sexe in der Lyrik Paul Celans "auffällig unterbeleuchtet", alles Erotische ist hinter einem Tuch verborgen. Das Tuch ist das Stück aus einem Leichentuch. Sollte es doch barbarisch sein, nach Auschwitz noch über alles Leidenschaftliche zu reden? "Nach Auschwitz ist kein Gedicht mehr möglich, es sei denn auf Grund von Auschwitz."

Am 7. November 1962 notiert er: "Es muss Wahrheit geschehen / und / Liebe." 1965 schrieb er im Moment der Goll Affaire: "Ich glaube nämlich, obwohl ja, wie ein Zeitung, leserbrieflich zu vermelden wusste, das von mir sub specie calami Exhibierte ein einziger Dank an die Mörder von Auschwitz ist [...] immer noch an Menschen, Juden, die Liebe, die Wahrheit, die Laubfrösche, die Schriftsteller und die Klapperstörche und, ..., an die "Solidarität".

Es wird sich schwer ein dichterisches Werk eines Zeitgenossen finden lassen, in dem Liebe und Erotik ein ähnlich bedeutender Stellenwert beigemessen wird, wie bei Celan. 7. November 1962 notiert Celan: "Es muß Wahrheit geschehen / und / Liebe." Dies galt allerdings mehr der Affaire Goll.

1965 als Celan von Robert Neumann für die Anthologie '34 x erste Liebe' befragt wurde, verweigert er die Aussage und stellt eine Verbindung zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen her: "Ich glaube nämlich, obwohl ja, wie ein Zeitung, leserbrieflich zu vermelden wusste, das von mir sub specie calami Exhibierte ein einziger Dank an die Mörder von Auschwitz ist [...] immer noch an Menschen, Juden, die Liebe, die Wahrheit, die Laubfrösche, die Schriftsteller und die Klapperstörche" und, wie es am Ende heißt, an die "Solidarität".

„Von allem Anfang an war mir klar, dass ich in etwas Schweres hineinging, dass es sich um keine Liebschaft der Art handeln konnte, deren Ort, Namen, Umstände, wenn ihre Zeit vorbei war, man leicht vergessen könnte.“ Brigitta Eisenreich

Als Paul Celan Brigitta Eisenreich kennen lernt, hat sie ihre österreichische Heimat und ihre katholische Umgebung verlassen und lebt als Au-pair-Mädchen und Studentin in Paris. Sie ist 25, Celan 33 Jahre alt. Die zehnjährige Beziehung beginnt kurz nachdem Celan Ende 1952 Gisèle de Lestrange geheiratet hat. Bei der Geliebten findet Celan, der im Alltag Französisch spricht, die Sprache seiner Mutter wieder. Sprach- und Liebesakt werden eins – in vieler Hinsicht ist Brigitta Celans deutsche Frau in Paris.

"23. Mai 1948" Celans Gedicht Ägypten, welches er der Bachmann widmete. Nach dem Tod Celans 1970 und dem Tod Bachmanns 1973 sickerte nur allmählich durch, dass sie in frühen Jahren ein Liebespaar waren, aber was heißt schon ein Liebespaar, dazu gehören immer zwei?

Celans Gedicht "Köln, Am Hof" wird jetzt durch seine Entstehungsgeschichte unerwartet transparent: Celan und Bachmann mieteten in der Nacht des 14. Oktober, nach der Tagung in Wuppertal, ein Hotelzimmer in Köln, mit der Adresse "Am Hof", und das Gedicht reagiert auf diese Liebesnacht.

Köln, Am Hof

Herzzeit, es stehn
die Geträumten für
die Mitternachtsziffer.

Einiges sprach in die Stille, einiges schwieg,
einiges ging seiner Wege.
Verbannt und Verloren
waren daheim.

Ihr Dome.

Ihr Dome ungesehn,
ihr Ströme unbelauscht,
ihr Uhren tief ins uns.

Sie schrieb: Heute hat sich noch etwas ereignet. Der surrealistische Lyriker Paul Celan, den ich bei dem Maler Jené am vorletzten Abend mit Weigel noch kennen lernte und der sehr faszinierend ist, hat sich herrlicherweise in mich verliebt, und das gibt mir bei meiner öden Arbeiterei doch etwas Würze. Leider muss er in einem Monat nach Paris. Mein Zimmer ist momentan ein Mohnfeld, da er mich mit dieser Blumensorte zu überschütten beliebt.

Celan Er vermittelt ihr Schuldgefühle:
Du hast bisher mehr vom Leben gehabt, Inge, als die meisten Deiner Altersgenossen. Keine der Türen ist Dir verschlossen geblieben, und immer wieder tut sich Dir eine neue Tür auf. Du hast keinen Grund, ungeduldig zu sein, Ingeborg, und wenn ich eine Bitte äußern darf, so ist es gerade diese: denk, wie rasch alles Dir zu Gebote steht. Und sei nun ein wenig sparsamer mit Deinen Ansprüchen:

Ägypten

Du sollst zum Aug der Fremden sagen: Sei das Wasser.
Du sollst, die du im Wasser weißt, im Aug der Fremden suchen.
Du sollst sie rufen aus dem Wasser: Ruth! Noemi! Mirjam!
Du sollst sie schmücken, wenn du bei der Fremden liegst.
Du sollst sie schmücken mit dem Wolkenhaar der Fremden.
Du sollst zu Ruth und Mirjam und Noemi sagen:
Seht, ich schlaf bei ihr!
Du sollst die Fremde neben dir am schönsten schmücken.
Du sollst sie schmücken mit dem Schmerz um Ruth, um Mirjam und Noemi.
Du sollst zur Fremden sagen:
Sieh, ich schlief bei diesen!"

In diesem Gedicht ist für Celan das Leitmotiv seiner Beziehung zu Ingeborg Bachmann angeschlagen. Ägypten, das war das Exil der Juden, und Celan, der Jude aus Czernowitz, zählt im Duktus der Gebote Moses jüdische Frauennamen auf, aus früherer, verlorener Zeit, und stellt ihnen jetzt in Wien die "Fremde", die Nichtjüdin entgegen.

Du sollst

Da ist nur ein Gott und da sind viele Frauen. Genauer drei Jüdische und eine nichtjüdische Frau. Da ist der erotische Kontakt zu der Nichtjüdischen Frau, der "Fremden". Erotik zum Totengedenken (der Frauen Mirjam, Noemi und Ruth) als lyrisches Mittel zwischen angesprochenem Du und lyrischem Ich.

"Corona" bezieht sich auf ein geheimes Erkennungswort die beide verwenden:

"Es ist Zeit, dass man weiß!"

"Es ist Zeit, dass man weiß!
Es ist Zeit, dass der Stein sich zu blühen bequemt,
dass der Unrast ein Herz schlägt.
Es ist Zeit, dass es Zeit wird.

Es ist Zeit."

«Wer bin ich für Dich, nach soviel Jahren?»

Bedeutung des Erotischen für das dichterische sprechen Celans bleibt weiter "unterbeleuchtet", schleierhaft und erklärungsbedürftig.

Iljana Schumheli, Jerusalem, Telaviv

„Mandelnde“ 2. 9. 1968 nach einem zionistischen Lied.

„Ortswechsel“ 8. 2. 1970 nur gestisch interpretieren.

Letzte Gedichte noch rätselhafter.

Klaus Voswinkel, Paul Celans verweigerte Poetisierung der Welt entgegen. (Der Poetisierung der Welt) nach der Französischen Revolution.

Novalis, Durchdringung und Versöhnung. Unterreich (poetisch, symbolisch) erotisiert.

Celan: Das Erotische (Symbol des Unterreichs)

Marx: „dass sich unsere Welt nicht mehr poetisieren lässt, nur noch verändern“

Mai 1968 wird die politische Parole Symbol der Poesie oder umgekehrt?

Aufhebung der Poetisierung (keine langen Bilder)

Kurze Symbole (Nacht und Unterreich) (Spontisprüche)

Zur Tiefe gehen – fast Verstummen.

Die bewegten Schatten verweigern sich dem Wort. (Welcher Schatten?)

Fast verstummen auf dem Weg zum Schweigen.

Freisetzen in der Atemwende.

Jean Paul bemerkte: „Alle Dichter sind Juden“. In ihrem ausgesetzt sein, in ihrer Erniedrigung. Dichtkunst, wie alles Göttliche im Menschen, ist an Zeit und Ort gekettet und muss immer ein Zimmermannssohn und Jude werden.

Paul Celan hat seine Gedichte einmal als Geschenke an die Aufmerksamen bezeichnet. Sie sind ein verzweifeltes Gespräch, ausgerichtet auf einen ebenso realen wie utopischen Gesprächspartner. Paul Celan der Sohn jüdischer Eltern, die in der Schoah ermordet wurden, in der Bukowina geboren, gilt als einer der bedeutendsten Lyriker der Nachkriegszeit. Sein wohl bekanntestes Gedicht ist wohl die Todesfuge. Paul Celan wollte es nicht mehr lesen noch hören, weil es ihm zu: Lesebuchreif gedroschen wurde.

Im Meridian beschrieb Celan die Überwindung vom Ästhetischen zur Ethik, diese poetologische Reflexion gegen die Kausalität des Schreckens, einer geschichtlichen Zensur. Dorthin wies seine Dichtung, zum Weitermachen.

Die Verträglichkeit, deutscher Kultur mit der Barbarei. Die Gegenpositionen hieß diese Nietzsche Tradition, (Gottfried Benn, den er als Vater bezeichnete) davon setzt sich Celan ab. In Mechanischem, dem automatischen, Teilnahmslosem, des Künstlichem gleich am Kunstwerk zu sehen, des Hergestelltem gemachtem. Geschichte und Kunst sind das Artifizielle. Kunst und Dichtung als ein Hergestelltes, Gemachtes.

1970

Nahm sich Paul Celan das Leben. Postum erschien bei Suhrkamp der 8. Band „Lichtzwang“. Hiervon wurden die Druckfahnen von Celan bereits nicht mehr geprüft.

Das Auge wird nur genannt, um es angesichts des Schicksalsablaufs blind werden zu lassen, dunkel zu lassen vor dem „Lichtzwang“. Das Auge Celans, dunkel: Als Hüttenfenster hat das Entsetzliche des jüdischen Massenmords eingesammelt; Celan hat das Auge der ermordeten Mutter vor sich, das er wie ein Kind im Arm wiegt, um es vor dem Schrecken zu bewahren:

DEIN AUGE IM ARM,
die
auseinandergebrannten,
dich weiterwiegen, im fliegen-
den Herzschatten, dich
Wo?

Mach den Ort aus, machs Wort aus.

Sprachlosigkeit vor dem Unbegreiflichen.

1971

Erschien im Suhrkamp Verlag Band 9) Schneepart.

1) eingejännert,

2) Ich höre die Axt hat geblüht.

20. Jänner 1968

20. Wiederholung, Begegnung mit Ingeborg Bachmann.

Gerhart Baumann hielt einen Vortrag Paul Celan: Um-Wege zu sich und die offene Frage des Gedichts auf der Tagung, Vom Sinn moderner Lyrik am 23. Januar 1971 im Haus der Katholischen Akademie in Freiburg.

1976

Bei Suhrkamp erschien der Nachlass als Band 10) „Zeitgehöft“ postum.

Schelling: Motivation der Dichtung ist der Schmerz.

Klopstock spricht im Namen Gottes.

Hölderlin sagt, ein Mensch könne prophetisch sprechen (Problem) im Namen EINES sprechen (bricht die Tradition).

Celan geht zurück hinter Hölderlin. Die Phänomenologie urteilt nicht mehr „wer weiß?“ Celan: poetische Phänomenologie eines woher und wohin? Nicht wie Hölderlin hermeneutische Dichtung. Schwaigen&Nichtsz[3] ist die absolute Phänomenologie schlechthin.

Rilke: Einheit von Mensch und Natur. Natur stellt für ihn in ihrer Größe und Fülle auch das Fremde, Andere dar. Als Fremdes ist der Zusammenhang mit dem Unbewussten der schöpferischen Kraft des Künstlers.

Stefan George dichtet in sich geschlossen, Priesterdichtung (Celan ist dagegen). George: Kunstwelt, geschlossene Priesterdichtung einer künstlichen Wirklichkeit.

Stefan George, kein Ding sei, wo das Wort gebricht, kein Ding ist, wo das Wort fehlt. Sein gibt es nur, wo das geeignete Wort spricht.

Kunst formt Marmor. Dichtung formt Menschen.

Was geschaffen sei, hat Leben (Lenz). Kunst schafft eine Ich-Ferne.

Im Schnee der Ukraine, die Enge ist Angst.

Sprache als Gestalt und Richtung und Atem.

Dichtung muss den Weg durch die Kunst gehen.

Schelling/Oskar Becker von der Hinfälligkeit des Schönen.

Fremde, das Andere, Gott, Leser, Welt in seiner eigensten, allereigensten Sache, aller unserer Daten eingedenk.

Mallarmés Ästhetik ist auf eine transmediale Performance zugeschnitten, die ihre Realisierung in der Verweigerung eines Mallarméschen entdeckt.

"Einen Gegenstand nennen, heißt, dreiviertel vom Genuss des Gedichts unterdrücken, ein Genuss, der in dem Glück besteht, nach und nach zu erraten; den Gegenstand suggerieren, das ist der Traum. Der vollkommene Gebrauch dieses Mysteriums macht das Symbol aus: Nach und nach einen Gegenstand evozieren, einen Seelenzustand zu zeigen, oder umgekehrt, einen Gegenstand auswählen und daraus mittels einer Reihe von Dechiffrierungen einen Seelenzustand herauslösen."

Weg muss neu in Gang gesetzt werden, durch eine Freisetzung des ICH. Ich, ein anderes Wort für Utopie. Ein Eigenwesen, so bin ich, Sosein, wohin? Als Person, ich bin, sein, erst ganz!

Tübingen Jänner.

Mit Jens und anderen korrespondiert.

Hölderlin, ein Rätsel ist Rheinentsprungenes, das hymnische. Herr Zimmer, der Schreiner, der ihn im Turm aufgenommen hat. Zeichner, Schreiner, ertrunken?

Künstliche Erblindung, Betäubung.

Nachahmender Natur, Pallaksch, nur lallen.

Der, so alles dies wusste: Hitler als Gottheit? Diese Mittel aller Ketzer, die erst den Glauben nehmen und dann verbrennen. Die Götter lügen, stehlen, morden, ja auch die Griechen. Moses sprach: Ziehe ein jeder sein Schwert und töte seinen Bruder.

10.2 Glaube und Hoffnung.

Paul Celans vergebliche Hoffnung, Glaube wird vom Soll zum muss. Was ich glaube, was Celan glaubt, und was an Glauben in seinen Gedichten lebt, … dreierlei.

Einem, der vor der Tür stand.

Ein Gedicht aus dem 1963 erschienen Gedichtband Paul Celans ›Die Niemandsrose‹ Ist das Gedicht eine verborgene Theologie – oder das offenbare Böse, welches Celan in der Gestalt von Claire Goll sieht?

EINEM, DER VOR DER TÜR STAND, eines
Abends:
ihm
tat ich mein Wort auf -: zum
Kielkropf sah ich ihn trotten, zum
halb-
schürigen, dem
im kotigen Stiefel des Kriegsknechts
geborenen Bruder, dem
mit dem blutigen
Gottes-
gemächt, dem
schilpenden Menschlein.

Rabbi, knirschte ich, Rabbi
Löw:

Diesem
beschneide das Wort,
diesem
schreib das lebendige
Nichts ins Gemüt,
diesem
spreize die zwei
Krüppelfinger zum heil-
bringenden Spruch.
Diesem.

. . . . . . . . . . . . . .

Wirf auch die Abendtür zu, Rabbi.

. . . . . . . . . . . . . .

Reiß die Morgentür auf, Ra- -

Albrecht Schöne stellt in seinem Werk, unter den Titel „Dichtung als verborgene Theologie“ dieses Gedicht als „nämlich mit einer Art von Dichtkunst […], bei der man die Verborgenheit einer „verborgenen Theologie“ keineswegs der mangelnden Einsicht des Lesers zuschreiben kann, sondern sie als eine ihrerseits theologisch begründbare, notwendige, also unaufhebbare Eigenart des Textes selber hinnehmen muss.

Damit will er zeigen, dass Gedichte, und insbesondere dieser Art Celans, nicht übertragen werden können, im Sinne Celans, der behauptete, lies und das Verstehen kommt von selbst. So meint Schöne, dass man an das Gedicht glauben muss, wie an einen Glauben, ohne wissen zu müssen um Wahrheit.

Dieser feierliche, fast priesterliche Gestus des Textes kann nicht verwechselt werden mit einer Gläubigkeit des Dichters, die er ausdrücken will. Dass Paul Celan nicht nur mit der Kabbala, den jüdischen und hebräischen Riten und Gebräuchen, dem priesterlichen Gestus, dem alten Testament, bestens vertraut war, hat nichts mit Celans Dichtung als messianischen Inhalt zu tun. Er wusste ebenso über Pflanzenarten und es ist doch keine Dichtung eines Botanikers. Dass Paul Celan sich in den 50er-Jahren stärker als bisher dem Judentum zuwandte, wie auch seine Lektüren und Buchkäufe in dieser Zeit zeigen: Seit 1952 erwarb er in kurzer Zeit alles, was von Franz Kafka zu haben war. Auch manches von Martin Buber und über den Chassidismus las er damals. Zwischen 1957 und 1963 kam die Lektüre grundlegender Werke von Franz Rosenzweig, Gershom Scholem (über jüdische Mystik resp. die Kabbala), Margarete Susman (vor allem ihr Hiob-Buch), Gustav Landauer und Walter Benjamin dazu. Sehr wichtig waren Oskar Goldbergs ›Die Wirklichkeit der Hebräer‹ und der Sammelband ›Vom Judentum‹ des Prager Vereins jüdischer Hochschüler Bar Kochba von 1913. Das braucht doch nichts über seinen Glauben und diesen in Gedichte zu verwandeln auszusagen. Vielmehr ist es doch glaubhafter, das jemand, der nicht mehr glaubt, mehr über die Gegenpositionen erfahren will.

Diese Art der Auslegung Celans, die von Schönes Werk[4] Dichtung als verborgene Theologie, und von dem Gedicht, einem, der vor der Tür stand, ausgeht, hat sich bei gewissen Interpreten verbreitet.

So begegnete mir bei einem Vortrag in einem philosophischen Rahmen, (welcher zudem von einer katholischen, bischöflichen Akademie begleitet war) Herr PD Dr. Simone Furlani, der explizit das gesamte Werk Celans als inhaltlich Jüdisches (er)-leben, wie auch christlich-theologisches, herausstellen wollte und interpretierte.

Dieses nun Celan zu unterstellen, wäre ebenso fatal, wie die Anschuldigung der Claire Goll. (Die sogenannte Plagiatsaffäre von Claire Goll, die behauptete, Celan habe Anleihen aus dem Werk ihres verstorbenen Mannes, Yvan Goll, gemacht, fand zwischen 1960 und 1962 ein nicht unbeträchtliches Echo in der deutschen Presse.) Celan lag wohl an seinem jüdischen, ebenso wenig und auch so viel, wie Heinrich Heine oder sagen wir Adorno. Diese beiden konvertierten zu einem anderen Glauben.

Celan dahin zu interpretieren, dass seine Gedichte inhaltlich zu Gott strebten, wäre geradezu fatal, insbesondere dieser ja dies alles zuließ. Dialogische als poetisches und poetologisches Prinzip bei Paul Celan und einem Gott, der die Grausamkeiten des Holocaust zuließ, einem Gott, „der dies alles wollte, der dies alles wusste. Der, so alles dies wusste: Hitler als Gottheit? Diese Mittel aller Ketzer, die erst den Glauben nehmen und dann verbrennen. Die Götter lügen, stehlen, morden, ja auch die Griechen.

Wenn seine Gedichte aufhören Sinn darzustellen, dann aber nicht, um hier Glauben, Theologie oder Gottgefälligkeit darzustellen. Vielmehr fehlen die Worte und man könnte nur lallen, immer stammeln und lallen. Vielmehr klingt in diesem Gedicht Zorn durch und die Worte sind ausgespuckte Konsonanten.

Also ein Gedicht von Paul Celan, als eine ihrerseits theologisch begründbare, notwendige, also unaufhebbare Eigenart des Textes selber hinnehmen muss, das wäre doch gerade wie eine Behauptung von Claire Goll. Dass aber Menschen, heute noch, bei solchen Aussagen, Interpretationen oder Vorträgen Beifall klatschen (wem? Der Interpretation oder dem Interpreten?) Scheint mir doch (wir kennen das auch bei dieser Lüge einer bekannten Literaturkritikerin zum Thema Schwarze Hefte von Heidegger) ein Zeichen für den latenten und hier möchte ich diesen Ausdruck erweitert sehen, für Antisemitismus. Einfach sich unterhalten lassen. Die Wohnungen brennen, wir klatschen, die Züge rollen, wir klatschen, die Öfen öffnen sich, wir klatschen.

Das Theologische an allem scheint doch zu sein, dass wir nicht denken, dass wir die Wahrheit doch selbst nicht mehr wissen wollen hereinfallen auf eine falsche Auslegung von theologischen Methoden in sämtlichen Religionen.

So bleibt dieses Gedicht von Celan nur so zu interpretieren: Er flucht den Wolken, er klagt sie an, ihn in dieses Unheil getrieben zu haben. Genau so wie Die Wolken, eine klassische griechische Komödie des Komödiendichters Aristophanes, die 423 v. Chr. in Athen uraufgeführt wurde.

Gegensätze eng - geführt.

Ein Kind, als Mensch zur Welt, Mit dem Lichtbart des Patriarchen.

Zimmerer, Eigentümer, Schreiner, Porträt von Hölderlin hieß: Schreiner.

Schweigen wie Gold gekocht.

Noch näher am Geschehen als Jänner.

Im Schlangenwagen (Unfallwagen), zitiert aus orphischem Text, durch die Flut fuhren sie mich.

Aus Cernovitce war für Celan 1939 keine Rückkehr nach Tour (Cernovitce war von Russen besetzt Hitler-Stalin-Pakt). In Cernovitce traf die SS / SD D am 6.-7.Juli 1941 ein. Zusammen mit der rumänischen Armee wurde die Nordbukowina und mit ihr Celans Heimatstadt Czernowitz besetzt. Ein gelber Stern wurde von Celan verweigert; Celan wurde zur Zwangsarbeit, 18 Monate im Arbeitslager, an die südliche Moldau verschleppt, seine Eltern im KZ Michailowka ermordet. Eltern kamen ins KZ Michailowka - Kasachstan, der Vater stirbt 1942 an Typhus, die Mutter wurde ermordet durch Genickschuss. Celan schreibt: Espenbaum, dein Laub blickt weiß ins Dunkel. Meiner Mutter Haar ward nimmer weiß.

Die neuen Befreier sind die neuen Besatzer: 1944 die Russen.

Herbst 1933 12 Jahre im Park (Bukarest)

Während der Reise 1938

Gedicht: Klage 1938 kein ankerloses Tasten stört die Hand. Muttertag 1938

Die Mutter lautlos heilend 1939

Juli 1942 Gedichte im Arbeitslager

Sprechen in eines anderen Namen ist prophetisch. Kann man hiervon noch reden.

Hinaustreten des Lenz, … will Gott vom Himmel zerren. Ekstatische Momente.

Blick eines Angesprochenen, frei für Kunst. Lenz: Er hatte sich ganz vergessen. Kunst schafft Ichferne. Wende, Bedürfnis auf den Kopf zu gehen. Vertraute Himmel, Erde auf den Kopf. Perspektivwechsel, Kirche, Himmel, Geborgenheit.

Luciles Wahnsinn. Dantons Tod eine Strafe. Draht zerrissen, Draht gegen Schiller an dem die Marionetten hängen. Lucile ist eine Liebende, andere Wahrnehmung, jemand der lauscht und schaut, aber nicht wahrnimmt.

Lucile oder der Blick der Liebenden. Lucile die Ehefrau eines Revolutionsführers. Celan schrieb wiederholt Liebesbriefe an Ingeborg Bachmann.

Innerer und Äußerer.

Bukowina, Wien, Paris.

Zeit, Kreidefelsen. Corona ist eine Fermate, ist ein Dehnungszeichen, ist das Halten einer Note.

Systematisierung Wahnsinn „die wollen mich fertigmachen“ Aufstellung, wie Spinne im Netz.

Auf dem Kopf gehen, heißt in den USA upside down.

Kulturkritik. Neologismus, Pallaksch, mal ja mal nein. Durch Th. Schwab überliefert. Ein Ausdruck Hölderlins. Pallaksch heißt, es gibt nun keine Metaphern mehr.

Hölderlin, Lenz, Celan und Jean-Jacques Rousseau, alle sind wahnsinnig geworden.

Tropen und Metaphern ad absurdum geführt werden wollen, sehende Lucile, zur Blindheit überredet. Lucile:

Marie tanzt

Freies Feld

Wirtshauscene am Ende ..., lasst uns doch aufs Kreuz pissen, damit ein Jud stirbt.

„Etwas ist faul im Staate DMark“.

Unwirklichen, schon nicht mehr, immer noch.

Haus spiegelt sich im Neckar, scheint zu schwimmen.

Rheinhymne Hölderlin

Der blinde Sänger Hölderlin.

Auch den Turmgedichten Hölderlins fehlt das Ich.

Der Blick aus dem Fenster, unzentriert.

Sprechen eines Niemand, der nicht Ich sagen kann, den klaren Blick durch die Rede getrübt. Sehen vor dem inneren Auge.

Zu welchem Hölderlin hingedrängt. Schwimmender Hölderlinturm, ertrunkener Schreiner, tauchende Worte.

Tübingen, Jänner

Zur Blindheit überredete Augen.

Augen können nicht sehen, was nicht bereits da ist, gehört, gerochen, gefühlt, begriffen.

Die Augen wissen aber bereits, bestätigen noch ein Apriori.

Er weiß also, und den Augen wird durch die Ehel. Jens befohlen, seht nicht hin.

Ein Rätsel, wo es herkommt, Geburt,

Rheingeboren, erinnern, alles Dichtende schwimmt im Meer.

Celans Lesung in Bonn, 17. November 1958. Bild, mit Judenmesse

1958: Bremer Literaturpreis

1960: Georg-Büchner-Preis

1957/1962 über phänomenologisches Dichten, De Nerval.

In Celans Lieblingsgedicht El Desdichado, von Gérard de Nerval, ist die Mutterfigur nicht nur als seine eigene Mutter anwesend, sondern vertritt alle Opfer des Holocausts.

„Verwitwet bin ich – turmlos – und allein,
Der Aquitanenfürst in früh'rem Leben ...
Mein Stern ist tot. Der schwarzen Sonne Pein
Lässt meine Laute tief in Schwermut beben.“

Oskar Becker, ein Schüler Husserls. Schellings Poesie, Kunst, das andere ironische Auge träumt. Poetische Ironie. Tropen, Metaphern, wahrgenommen, wahrzunehmende, setze dich frei.

Nicht Hegels Scheinen der Idee, freistellen von Idealistischem noch entsprechen der Sprache. Gedanken, Ur-teilen ist das Trennen vom Sein. Ein immer noch, Heideggers Haus des Seins.

Dichter denkt nur, wenn er der Sprache entspricht. Verrückung. Verrückung folgen. Heidegger UdK. Je einsamer das Werk, je reiner es … ungestoßen, geheueren, geborgen ist das Ungeheuere.

Fadensonnen. Wie denkt Celan? Ent-Sprechung. Heidegger UdK das Werk soll durch den Künstler … Werk soll am Ende freigesetzt werden. Gedicht nicht allen Sprachen. Wer es schreibt, ist ihm mitgegeben.

Begegnung, Begrüßung. Fragesätze in Celans Rede. Ich ist Schibboleth, Gestell zum Idol. Das Gestell gehört zu den technischen Errungenschaften.

Gedicht, Handwerk, Hände gehören nur einem. Wahre Hände schreiten wahre Gedichte, wie ein Händedruck. „Ich“ anderes Wort für Utopische. Ich im Sinne der Person.

Eigenwesen ist, Zeitkrankheit, so und nicht anders sein, so bin ich, so sein, absetzen, entfernt, Golem, ganz anders wie Du, was hab ich, was bin ich, was.

Person ist, ich bin, Sein.

Beim „Ich“ sagen, entscheidet sich, wohin er (Mensch) geht. Ich ist Schibboleth, in der Person ist der Mensch erst ganz.

Ich und Du, der Mensch wird am Du erst zum Ich.

Enge ist Ihn, ist Ich. Selbstbegegnung, Lenz – Lucile. Ein Widererkennen. Heidegger, der Mensch als Macher, Technik.

Wurzel, Herkunft, Pflanze, Jesse.

Verhoffen, Verstimmen, sich versagen, Verbergen, ist Anfang der Lichtung des Gelichteten, Seiendes schiebt sich vor Seiendes, verschleiert. Sprechen schiebt sich vor das Sagen und verschleiert, verbirgt und versagt.

Verhoffen: Jägersprache. Das Reh bleibt stehen, hält inne.

20. Januar 1942 Wannseekonferenz. Wannsee, Wahnsee, Wahnsinn. 20. Jänner Lenz, Wannseekonferenz

Engführung. Verbracht ins Gelände.

Verhoffen, Jägersprache, Reh, das stehen bleibt, lauscht. Das ganz andere ist das Sein von Heidegger oder der jüdische Gott, der nicht beim Namen genannt sein darf. … in fremder Sprache sprechen. Nicht Gott raubt die Ich-Vergessenheit, sondern die Zeit.

Gedicht „Einmal“ Ich´ten. Gott ist jüdischer, in seiner Entfaltung, Du im eigensten und ich.

Franzos: kommende Religion, wie bei Hölderlin

Büchner: Kommode Religion

Celan: Geht auf Fehler ein. Natürliche Frömmigkeit.

Tübingen Celan Ausgabe TCA

Arbeitsnotizen, Versuche einer Dichtung, veröffentlicht nur die Rede. Böschenstein: werft uns nicht den Mangel an Klarheit vor. Suhrkamp Tübinger Ausgabe.

Saul Friedländer beschreibt den Kitsch und den Tod im Widerschein des Narzissmus.

Diese Vorstellungswelt hinter den Sätzen.

Hänsel und Gretel gehen Hand in Hand in den Wald. (Eine kitschige Welt) gewöhnlicher Hergang der gewöhnlichen Sprache.

Kamen an ein Häuschen der Hexe etc. (Mord) der Stil der Sprache bleibt kitschig. Es ist nicht unähnlich, der distanzierten Einstellung eines „Ausrottungsverwalters“ Gewohntes verschleiert. Die Unvereinbarkeit beider Satzhälften. Selbstverständliche Konsequenz mit einem aber.

Flower-Power. Schmetterlinge und Blumen in vielen Sprachen. Es geht nicht mehr darum. Die Vorgänger sangen wie die Dichter. Heute die Ideen wissenschaftlicher Systeme die Staatstheorien genau so zu singen wie in seinen Vorgängern, Rosen und Nachtigallen sangen.

Keine Gnade fand beim Nobelpreiskomitee 1966 der Vorschlag, den Preis sowohl Nelly Sachs als auch Paul Celan zu geben. Nelly Sachs erhielt den Preis 1966 gemeinsam mit S. J. Agnon. Das Komitee war, wie es selber schrieb, nicht von Celan überzeugt, «dass sein Werk die Nominierung rechtfertige». Schon 1964 hatte es geheißen, sein Werk genüge «den Ansprüchen einer hohen internationalen Auszeichnung» nicht. Es geht bei internationaler Literatur um Verständnis und Wohlgefallen und Begeisterung. Alles, was schwierig ist, bleibt vor allem zu Lebzeiten der Autoren schwierig. Was schwierig ist, muss erst experimentell bewiesen werden.

https://www.lovelybooks.de/a4b15b15-64bf-44d2-b138-339189a28665" alt="Bild könnte enthalten: Text" class="fr-fic fr-dii" width="132" border="0">Handwritten Poem Zürich, the Stork Inn (1966.) by Paul Celan dedicated to Nelly Sachs. Paul Celan's signature is included at the end of the poem.

Von deinem Gott war die Rede, ich sprach gegen ihn, ich
ließ das Herz, das ich hatte, hoffen. Es gibt nur zwei Arten von Sprache.

Die Poesie (Dichtung

Die automatische Rede.

Keine Umgangssprache (Alltagssprache) und keine Wissenschaftssprache.

Poesie unterscheidet sich von der automatischen Rede. Dass sie inmitten des Wortes weckt, aufstört, denn es erweist sich das Wort als sehr viel länger.

Erinnern – dass Sprechen, ein immer Unterwegssein heißt.

Dichtung schreibt das Unheimliche, Ich-Fremde, Nicht - Ich.

Es – (Symbol des Unbewussten).

Du – (sexuell-erotische eines weiblichen Du)..

10.3. Ästhetik und Geschmack.

Kant Kritik der Urteilskraft.

Qualität ist nicht Nichts, kein Nihilismus.

Quantität ist informativ.

Relation ist nicht relativ.

Modalität darf nicht dunkel sein.

Modalität als begriffliche Erkenntnis, Logik. Erkenntnisvermögen.

Poetik ist Vernunft,

Wahrheit des Gegenstandes,

Wissenschaft ist sinnliche Erkenntnis.

Dichtung als hohe Kunst, reines Erkenntnisvermögen, entzieht sich der Logik und Ästhetik.

Oberes, Intellekt, Verstand und Vernunft, Denken, Logik.

Unteres, Sinnliches, Sinnlichkeit, Anschauen, Ästhetik.

10.4 Dichtung und Kunst

DICHTUNG

Dunkelheit, kongeniale Dunkelheit des Gedichtes. Undurchsichtigkeit und Opazität.

Sprachgitter, Gedicht und Sprache.

Atem.

Atemwende, Involution, Rückbildung, Sprung.

Begegnung, dialogisches Gedicht.

KUNST

Kunstfeindlichkeit

Zeitkritik

Celan: Wurde nicht verstanden, zeitlebens.

Euripides: Hatten alle verstanden (mindestens die 1000 Athener).

Es gibt in der Sprache Tendenzen.

Stefan George: Kunstwelt, künstliche Wirklichkeit.

Celan will eine Umkehr. Celan sucht gerade nicht die Hermetik, kein Entfliehen, kein Eskapismus. Immer ein Kreis.

Politisch: Dantes Tod.

Rosa Luxemburg (ist sie Lucile?) Kafka zur Niemandsrose. „Deine Wunde Rosa“, der Landarzt von 1917. Celan schreibt daneben: Rosa Luxemburg, das ist der Blick, den die Dichtung haben muss.

10.5. Das Gedicht und sein Datum.

Tübingen Jänner. Heidegger meint, ein Gedicht sei nicht datierbar. Celan setzt dagegen, datierbar. Spezifischer Sinn ist kein Positivismus. Datum ist Darre, das Gegebene. Orte sind außerhalb der Landschaften, Fixpunkte. Spuren des Autors. Z. B. Hölderlin Nürtingen, Bordeaux. Eine innere Landkarte des Lesers.

Erwähnung einer Stadt nun aktivieren: Weimar, Todtnauberg, Sils Maria.

Celan: Der Dichter ist der Sprache ausgesetzt.

Hölderlin: Lies nicht mehr, schau. Schau nicht mehr, geh.

Du bist, bist zu Hause. Die Liebenden aber sind, sind zu Hause.

Band 5 Die Niemandsrose:

...und sie lobten nicht Gott, der dies alles, so hörten sie, dies alles so wollte.

Gott und Volk Israel. Niemand, jemand, nicht Ich, kein Indikativ. Jänner fehlt ein Ich.

Atemwende 1 Zyklus ist Atemkristall 1990 neu gedruckt Band mit aformellen Bildern von Giselle

Schwarzmaut

Todtnauberg Sonderdruck

Jüdische Kabbala Spuren des Judentums Krankheit

Du darfst mich getrost mit Schnee bewirten.

Maulbeerbaum, Schnee

Bewirten, Prophet Amos Hagelschlag, Ernte vernichtet.

Gartenhaus, Moorville, Maulbeerbaum, Ichten 2. Zeile des Zyklus.

Genicht, Gedunicht, Ge-du-ich-t, Celan Ich-Du (kein wir) be-wir-ten

Im Schlangenwagen, Paris Krankenwagen Äskulap.

Quelle Lethe trinken, werde ich vergessen durch die Flut fahren.

Ich kenne Dich. Wahn, Wirklichkeit, flammende Wort, Menetekel.

Heidegger, ein Kunstwerk – ist zeitlos, nicht datierbar – dagegen setzt sich Celan ab.

Die Dichtung, diese Unendlichsprechung, Sterblichkeit, umsonst. Ein unerhörter Anspruch zum, woher und wohin ist, die Frage nach der Zeit. Wesensverwandt, vom Gegenstand solcher Unendlichsprechung. (Nicht Hegel) es ist gerade nicht dieses Alltägliche, sondern etwas ewig Gültiges.

Poetischer Text schreibt sich auf ein unbestimmtes zu. Pathos der Exposition.

Dichtung nicht durchsetzen, sondern vielmehr aussetzen, setzt sich aus. Es ist das schlechthin Èphémére.

Schneepart, Zeit unterheiligtes Kontrafraktur zum Überheiligen,

Der Sechsstern, Die Kronenwächter von Achim von Arnim, Reclam, Motiv eines hintergründig agierenden Geheimbundes (eben der "Kronenwächter"). Signe im Unterheiligten, in der Wölbung des Ewigen.

Die Kronenwächter: Weltuntergang. Die Geschicke der Erde, Gott wird sie lenken zu einem ewigen.... Leben einbüßte; nun von dem Märchen singen ja noch die Fiedler auf den Straßen ... deckt sie immer mehr, die wird nicht wieder scheinen, seht wie die Vögel …, bis du eine Jungfrau findest, die dir noch über dies teure, väterliche.

Celan im Mai 1968 las:

Das sage ich aber ernsthaft zu ihrer Zeit, die überheiligt eine Zeitlichkeit, mit heiligen Kriegen, den ewigen Frieden und Apokalypsen wünscht.

Ein poetischer Text ein geschichtliches Phänomen, eine Entstehungs- und Wirkungsgeschichte? Nein. Eine History Story. Der Erzähler macht Geschichte, sonst sind nur Daten und Quellen.

Ein Ereignis, Bewegung, ein auf dem Weg sein. Im Uhrzeigersinn, jedem Gedicht ist sein 20. Jänner eingeschrieben, … der Daten eingedenk. Seit 500 Jahren gedenk.

Briefe an Giselle, Frederik Alber, Biograf Felstiner.

Datum heißt Gegebenheiten, darre, Darre ist zum Trocknen oder leichten Rösten von Malz, Getreide, Obst, Gemüse, Hanf, Torf u. a. Durch einschließliches Darren, traditionell über einem Buchen ... Sowohl natürliche Gegebenheiten als auch vom Menschen beeinflusste Faktoren.

Durchgängige Reflexion von Mohn und Gedächtnis bis Zeitgehöft.

Celans Gedichte keinen Begriff von Zeit, aber Reflexion von Zeit. Ende der jüdischen Mystik.

Jerusalem des Zeitgehöfts Herbst 1969

Husserl-Heidegger, Phänomenologie der Zeit des inneren Zeitbewusstseins.

John Sallis, The Import of Intentionality

Dieser Aufsatz untersucht den phänomenologischen Begriff der Intentionalität. Zunächst wird erläutert, wie Husserl Intentionalität in ihrer Beziehung zum Imperativ „Zu den Sachen selbst!“ verstand und zeigt dann, wie Heidegger sowohl in seinem Früh- als auch in seinem Spätwerk sich diesen Begriff aneignete. Der Aufsatz erörtert so ein zentrales Element der Geschichte der Phänomenologie und stellt abschließend eine wichtige Frage: Ist es möglich, von Heideggers spätem Denken „jenseits der Phänomenologie“ zu der deskriptiven Präzision, die einst die Phänomenologie kennzeichnete, zurückzukehren?

Husserl: für all das fehlen uns die Namen.

Augustinus: Unterteilt innere und äußere Zeit.

Sept. 1954 Notizblock Heidegger: Was heißt denken?

Dichtung steht nicht zu einer Zeit, sondern zu einer Weltzeit. Einer Dauer. Gedichte entstehen zu einer Lebenszeit.

Datierbarkeit: Früher war die Nennung von Zeit hoch, gerade das, was Heidegger ausschließt, wird hierbei thematisiert.

Corona: Wir schälen sie aus den Nüssen.

Corona sarkastisch.

Rosenzweig auf Brief forderte Gründung einer Akademie es ist Zeit vor dem 1. Weltkrieg, Zeit ist’s.

Stein, Dasein und Zeit Zeitlichen, Zeit gestalten als Figuren Narben der Zeit, die Augen der Zeit.

Sprachgitter, Uhrenzeit, zeittief gegittert, unbetretbare Stunde, Landkarten aus Zeitzonen schon nicht mehr, immer noch.

Derrida, Die Niemandsrose á la pointe acérée (én fini, das Unendliche ist weggelassen)

… es gibt nichts Zugespitzteres als den Punkt der Unendlichkeit.

Ellipse (Auslassen) wird sprechend, nicht Geschriebenen, Ungeschriebenen, legt einen Himmel frei, zur Sprache verhärtet, Infinitiv. Drusen, Höhlen in Edelsteinen.

Hölderlin: disomose Mineral mit einem Stahlgrau, auch als Grau Nickel; eine Nickel-Sulfo-Arsenid. Moderne Welt, keine Verbindung zwischen göttlicher und menschlicher Umkehrung im menschenfeindlichen Naturgang.

Aufgelesene Buchegger, unwiederholbar, wieder, Verlust, holbar. Öffnung des Zeithimmels,

Radikale Unberechenbarkeit, Zeit – infinit, als Abgrund als Radikales schwarzes offen.

Ad-infinit

Gegenwart wird bedeutsam Verbindungslinien im ephemeren Meridian.

Schwer verlässt, was nahe dem Ursprung wohnet, den Ort.

Die Wanderung.

Heidegger: Datierbarkeit des Gedichts: Wie kann dichten (diktierbares) Niederschreiben etwas sagen, was vorher noch nicht gesagt?

Für immer ge-heutigt, Der Runige.

Letzte Zeilen UdK

Sind wir geschichtlich am Ursprung?

Wissen wir das Wesen des Ursprungs?

Oder berufen wir uns auf gebildete Kenntnisse des Vergangenen?

Im Aufgehenden, west die Erde als das Bergende.

Das Tempelwerk eröffnet dastehend eine Welt

Und stellt diese zugleich zurück auf die Erde.

Der Tempel gibt, in seinem Dastehen, den Dingen

erst ihr Gesicht und den Menschen erst die

Aussicht auf sich selbst.

Es ist das Werk, das Gott „An-Wesen“ lässt und

So „Gott selbst ist“. Das Gleiche ist Sprache.

Das Sprechende Ich, wie das lyrische Ich, erfahren das Ich, das noch nicht sein, erst in ihrer Begegnung.

Die Niemandsrose

Das Sprechende Ich hat seine Begründung und seinen Platz durch die persönliche und geschichtliche Erfahrung.

Innehalten: Reflexion findet offenbar ebenso wenig statt wie eine Verarbeitung von Erlebtem im Traum, Vergessen scheint also endgültig vollzogen.

Die Schreibweise verdichtet zum nächsten Band: Atemwende.

Band 6 der Bonner Celanausgabe.

Pilz (Seydel) über der Erde, eigentlich Pflanze unter der Erde. Das, was wir als Pilz essen, ist nur seine Frucht. Der Pilz selbst wächst unter der Erde.

59 bis Sept. 62 Gottesfrage.

Es war Erde in ihnen. Zur Tiefe gehen, Psalm 130

Georg Heym Deine Wimpern, die langen.

Siehe ich steige hinab in Deinen Schoß zu vergessen.

Baudelaire.

An diesem Gedicht hat Giselle deutsch gelernt.

Ich ritt Gott in die Ferne.

In Zürich zum Storchen.

Nelly Sachs. Wir. Von Deinem Gott war die Rede.

So viele Gestirne, die man uns hinhält. Dein hinüber sein.

Celan im Brief an Nelly Sachs: Viel Herzraum ist verschüttet worden, ja, aber das Erbe der Einsamkeit, von dem sie sprechen: es wird, weil es ihre Worte gibt, angetreten, da und dort, im Nächtigen. Falsche Sterne überfliegen uns - gewiss; aber das Staubkorn durchschmerzt von ihrer Stimme, beschreibt die unendliche Bahn. Celan interpretiert die 'Durchseelung des Staubes' als ein 'Erbe der Einsamkeit', als das Vermächtnis einer von 'falschen Sternen überflogenen' und ausgegrenzten jüdischen Dichterexistenz, eine Stimme bzw. Worte, also eine Sprache zu finden, welche das Verstummen durchbrechen kann.

„Sterne von Menschen am Himmel entworfen. Dichter überflogen, von Sternen, die Menschenwerk sind, der zeitlos auch in diesem bisher ungeahnten Sinne und damit auf das Unheimlichste im Freien mit dem Dasein zur Sprache geht, wirklichkeitswund, und Wirklichkeit suchend“. In Celans Bremer Rede heißt es: Es sind die Bemühungen dessen, der überflogen von Sternen, die Menschenwerk sind, der zeitlos auch in diesem die bisher ungeahnten Sinne und damit auf das Unheimlichste im Freien, mit seinem Dasein zur Sprache geht, wirklichkeitswund und wirklichkeitssuchend.

Die Kabbala – chechina. Zwei Menschen sitzen zusammen und reden über die Tora, dann ist die Schechina anwesend« (Mischna, Awot 3,2). »Schechina« (hebräisch: Sch-a-ch-en, »sich niederlassen«) bezieht sich auf einen geistigen Aspekt des Göttlichen, der sich in der materiellen Welt manifestiert. In der Tora offenbart sich die göttliche Anwesenheit erstmals als eine Art Wolke, die über dem Stiftungszelt schwebte und das jüdische Volk fortan, als Zeichen göttlicher Verbundenheit, begleitete (2. Buch Mose, 40,34).

Gott, das lasen wir, ist ein Teil. Rückzug, Zinzum, zieht Gott sich zurück. Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Ähnlich können wir bei Celans „Niemand“ zurückfragen nach der Wurzel. Dieser Rückzug hat überall seine Spuren hinterlassen, dieser Satz aus dem Johannes-Evangelium, und Celan zieht Menschwerdung, eine weitere kabbalistische Vorstellung hinzu, die Lehre vom „Zimzum“, von der Kontraktion Gottes in sich selbst, durch die die Schöpfung entstand. Dieser Rückzug hat überall seine Spuren hinterlassen, die Splitter seiner Manifestationen sind in der Welt versprengt, was einerseits heißt, dass er in allem Geschaffenen gegenwärtig ist, ihm einwohnt.

Dir zulieb wollen
wir blühn.
Dir
entgegen.

Zu beiden Händen

Fern allen Himmeln, nah allen Himmeln

Himmelsrose Dante kannte sich in der Hölle aus.

Palimsestartig.

Die Nichts, die Niemandsrose.

Psalm.

Sinn im Akt des Lesens.

Der Leser ist ausgeblendet.

Denkweg.

Celans: Büchner Preisrede,

Heideggers Schrift: Der Ursprung des Kunstwerks,

Hölderlins: Hyperion,

Wer das Tiefste gedacht, liebt das Lebendigste! Diese Gedichtzeile Hölderlins, aus dessen Gedicht Sokrates und Alcibiades gibt Martin Heidegger zu denken, dass das Mögen im Denken ruht (Heidegger). Hier wird nicht über Denken gedacht, sondern über den Eros und die Not. Finden und Fehlen, im Denken sind selbst entfacht.

Martin Heidegger, was heißt denken? George Steiner. Martin Heidegger. Eine Einführung.

Obwohl hier der Beginn eines Gespräches mit Heidegger beginnt, entgegnet Celan: Nein, ich rede nicht von Techné, Handwerk, von Ding und Zeug und Werk, ich rede von Kunst und diese Kunst ist einzig, weil: kinderlos.

Diese Kunst tritt als Marktschreier, als Schrei auf. Nicht wie die Schöpfung, sondern allein neben der nackten Kreatur. Und sie wird sogleich erkannt, an Rock und Hose, neben der nackten Kreatur.

Dies widerspricht, in wichtigen Teilen, Heideggers Schrift: Der Ursprung des Kunstwerks.

Hier redet Heidegger von Werk, Zeug und Ding.

Vom Werkhaften, vom Zeughaften und vom Dinghaften.

Das Zeughafte erklärt er, anhand eines Paar Bauernschuhe. Sie sind: das Hergestellte, das Gemachte. Dieses getragene Paar Bauernschuhe stellt sich in einem Bild von Van Gogh dar. Es wird durch dieses Darstellen, dieses Zeigen, erst in die Welt gesetzt. Wenn das Paar Bauernschuhe getragen wird, ist es nützlich und wird vielleicht nicht beachtet, aber durch das ins - Werk - gesetzte, eröffnet es eine Welt. Vergleichen wir die Pfeife von René Magritte: this is not a pipe. Das ist die Wahrheit, aber durch ihr Zeigen durch das ins Werk -, in die Welt setzen, tritt erst die Unverborgenheit des Seins heraus.

Das sich ins Werk setzen der Wahrheit des Seienden, wie es Heidegger bezeichnet.

Es handelt sich also laut Heidegger, nicht um die Wiedergabe des jeweils vorhandenen, einzelnen Seienden, wohl dagegen um die Wiedergabe des allgemeinen Wesens der Dinge.

Dies erklärt er weiter an einem Gedicht von C. F. Meyer: Der römische Brunnen. Hier wird ein Brunnen hergestellt, den es in Wirklichkeit nicht gibt, quasi eine Ekphrasis.

Der Brunnen ist also nicht wahr, aber die Wahrheit ist hier ins Werk gesetzt.

Ein Tempelwerk steht erhoben und ist offen. In dem es eine Welt aufstellt, zeigt es im offenen des Werkes, das Hervorgekommene; das Wort kommt zum Sagen (Sagwort, Nennwort, Kraftwort).

Das Dichtende reißt, als lichtender Entwurf, ins Offene, wie der Grundriss, der aus der Wirklichkeit herausgerissen wird, es entspricht dem entwerfenden Sagen.

Er zitiert Albrecht Dürer: Denn wahrhaftig steckt die Kunst in der Natur, wer sie heraus kann reißen, der hat sie.

Alles wird ent-worfen mit der Dichtung, so Heidegger.

Die Kunst, das Bild, die Skulptur, das Bauwerk.

Der Stein kann nicht sprechen und sagen: schlag mich, hau aus mir die Skulptur heraus.

Die Kunst als Dichtung ist Stiftung. Anstiftung des Streites der Wahrheit. Es ist in der Sprache der Anfang, der Beginn, die Schöpfung aus der Quelle, die Gründung. Es ist der Ursprung, oder wie Heidegger sagt, der Ursprung des Kunstwerks.

Er endet mit dem Vers von Hölderlin:

Schwer verlässt Was nahe dem Ursprung wohnet, den Ort.

Wie wollen wir etwas von Kunstwerken wissen, wenn wir nicht wissen, was Kunst ist, fragt uns Heidegger. Ein Aufsammeln von Werken und das Ableiten von Grundsätzen ist für ihn eine Selbsttäuschung. Ein Künstler zeigt sich erst durch das Werk.

Heidegger lehnt sich an die Phänomenologie von Husserl: Wo sind wir, wenn wir in der Arbeit versunken? (Einem: in der Welt Sein) Was ist der Sinn des Seins? Warum? Warum das Ganze? Bewegen wir uns im Kreis: Denken ist ein Handwerk, und vom Werk ist ein Schritt zur Kunst und der Weg von der Kunst zum Werk, ein Zirkel.

Der Dialog zwischen Denken und Dichten ist Heideggers Grundvoraussetzung für seine Philosophie.

Eine weitere Wahrheit findet Heidegger bei Hölderlin:

Lang ist

Die Zeit, es ereignet sich aber

Das Wahre.

Hieraus ergibt sich für ihn; das Wahrheitsgeschehen, als Prozess, eine Entbergung von der Verbergung, die Unverborgenheit als Lichtung, eine Eröffnung von Welt und Erde, eben Wahrheit als Geschehen. Für Celan entspricht Wahrheit nicht vom Gewesenen, nicht von dem was war, sondern vielmehr das künftige -"sonst könnte ich als Historiker arbeiten" - alles andere ist wissenschaftlich ist gleich Nutzen ist keine induktive, aporetische Wahrheit.

Er unterscheidet Wissen und Entwurf. Wissen ist für ihn die Seins - Erfahrung. Es ereignet sich aber.

Die künstlerische Produktion nennt er Entwurf, oder entwerfendes Sagen, oder Dichtung.

Solches sagen, ist ein Entwerfen des Lichten, so Heidegger. Entwerfen, das Auslösen eines Wurfs. Das Sagen ist dem Menschen bei der Geburt seiner Zugehörigkeit zur Welt-Geschichte vorgeprägt.

Dass ein Gedicht ist, wie es ist, wäre das Wesen des Gedichtes.

Der Ursprung zum Gedicht wäre die Herkunft seines Wesens. Die Frage nach dem Ursprung des Gedichtes fragt nach seiner Wesensherkunft. Wessen Vater und Mutter ist das Gedicht? (Vater Staat und Mutter Natur?)

Das Gedicht entspringt (nach der gewöhnlichen Vorstellung) aus und durch die Tätigkeit des Schreibens und Sprechens.

Wodurch aber und woher ist der Dichter das, was er ist? Durch das Gedicht, das Gesprochene;

Der Dichter ist der Ursprung des Gedichtes.

Dichtung ist, geschehen und werden der Wahrheit.

Wahrheit als die Lichtung und Verbergung des Seienden geschieht, indem sie gedichtet wird.

Sprache bestimmt dem Menschen,

was er Denken und nicht Denken kann.

Der Dichter ist der Ursprung des Gedichtes.

Das Gedicht ist der Ursprung des Dichters.

Das Ästhetische ist das Dinghafte am Kunstwerk.

Das Laute ist im Sprachwerk.

Das Dichtende ist im Dichtwerk,

ist im Gedicht, ist im Wörtlichen.

Der Dichter verbraucht das Wort, aber nicht so wie die gewöhnlich Redenden und Schreibenden die Worte verbrauchen müssen; und so, dass das Wort erst wahrhaft, ein Wort wird und bleibt.

Zur Dichtung gehört alles, was zur Welt gehört

wie der Zusammenhang der Wörter.

Wahrheit als die Lichtung und Verbergung des Seienden, geschieht um das sie gedichtet wird.

Aus dem dichtenden Wesen der Kunst geschieht es, das sie inmitten des Seienden eine offene Stelle aufschlägt, in deren Offenheit alles anders ist als sonst.

Was die Dichtung als lichtender Entwurf an Unverborgenheit auseinanderfaltet und in den Rest der Gestalt voraus wirft ist das Offene das sie geschehen lässt dergestalt, das jetzt das Offene erst inmitten des Seienden dieses zum Leuchten und Klingen bringt

Aber die Poesie ist nur eine Weise des lichtenden Entwerfens der Wahrheit d. h. des Dichtens in diesem weiteren Sinne.

Das Sprachwerk – die Dichtung im engeren Sinne – eine ausgezeichnete Stellung im Ganzen der Künste.

Das entwerfende Sagen ist Dichtung.

Das Wesen der Kunst ist Dichtung.

Das Wesen der Dichtung ist die Stiftung der Wahrheit der Einzigartigkeit.

Stiften ist dreifach: Schenken, Gründen, Anfangen.

10.6. Intertextuelle Interpretation

Fragmentarisches Experiment und Selbstreflexion,

Welterzeugung in Bezug zu Heidegger: Ursprung des Kunstwerks und Hölderlins: Hyperion

(Heidegger in seinem Bezug und Verehrung zu Hölderlin)

Wir werden geboren, wir kommen mit der Geburt in die Welt.

Stellen Fragen immer, in der Welt. Die Geburt setzt bereits das Ende. Das Leben ist unsicher; schreibt Goodman.

Das Leben ist in der Natur, deren Rätsel wir zu lösen suchen, ohne zu sehen.

Die Welt ist die uns verschlossene Erde.

Die Erde ist die Welt im sich öffnenden Streit; dem Streit der Wahrheit.

Indem das Werk aufgestellt wird, wird Erde hergestellt.

Die antiken Tempel zeigen uns den Bezug zur Welt.

Kunst ist die schaffende Bewahrung im Werk. Das kreierende Zeugen ist ein Ent-werfen, ein Auf-zeigen der Un-verborgenheit in dem das Werk benennt.

Die Kunst ist Schenkung, Gründung und Anfang, lässt somit die Wahrheit entspringen. Zeit und Raum sind im Streit.

Dieser Streit ist kein Bekämpfen. Er ist ein sich-zeigen von Welt und Erde. Welt und Erde sind aufgetan im Werk, gleichzeitig im und am Werk.

Die Dichtung ist ein kreierendes Zeugen ein Streit zwischen Himmel und Erde.

Der Tempel steht auf dem Fels. Der Fels ist das Verschlossene; der auf im stehende Tempel ist das sich öffnende. In ihm zeigt sich das Wesen, es ist an-wesend. Das SEIN ist die Anwesenheit des Un-ver-borgenen. Das Wesentliche über und in der Dichtung erschließt Welt.

Soweit meine hoffentlich einigermaßen Verständliche

Wesenserklärung von Heideggers UdK.

Aber im Gedicht sind die Begriffe nicht eindeutig. Das Wort changiert. Es kann auch sein Gegenteil bedeuten. Dichtung ist kreierendes Zeugen. Es zeigt seine Unverborgenheit in dem, was es benennt.

Die Erzeugung der Welt erkennen wir nicht, wie wir nicht den Schlag der Glocke hören. Wir urteilen das Schlagende, das „Geläut der Stille“. Wir sehen die Glocke und hören den Schlag, wir hören den Schlag und sehen die Glocke. Wir bewegen uns immer noch an den Anfängen der Ursprünge. Wir bewegen uns in einer exzentrischen Bahn (Hölderlin).

Wir benötigen keine neuen Antworten. Wir suchen neue Wege des Fragens. Wir müssen die Eindeutigkeit der Begriffssprache verlassen, das Gefängnis der Sprache, die für uns denkt.

Die Sprache bestimmt dem Menschen was er denkt und was er nicht denken kann. Hölderlin: „So zu harren und was zu tun indes und zu sagen, weiß ich nicht, und wozu Dichter in dürftiger Zeit. Aber sie sind, sagst du, wie des Weingotts heilige Priester, welche von Lande zu Land zogen in heiliger Nacht“

10.7. Van Goghs Schuhe

Heidegger klärt nicht die Frage und hat keine Antwort, wann das Erste sei und das Maßgebende, der Satzbau oder der Dingbau. Ist dies vielleicht auch die Frage nach der Welterzeugung?

Das Erste, das Vernünftige, die Form wie Kant es nennt? Form als eine Anordnung des Stoffes ein Umriss nicht eine Stoffverteilung. Festes und zugleich Biegsames für die Schuhe. Verflechtung von Form und Stoff.

Das Bild Van Goghs verweist nur auf ein Paar Bauernschuhe. Heidegger sagt dazu: Wenn wir nur das Bild ansehen, werden wir nie erfahren, was das Zeugsein des Zeugs in Wahrheit ist. Ist dem so? Aber Wahrheit heißt richtig, und Heidegger schreibt weiter: und dennoch.

Er beschreibt weiter ausführlich, was dieses Bild wirklich darstellt. „Zur Erde gehört dieses Zeug und in der Welt der Bäuerin ist es behütet.“ Welt und Erde sind ihr da im Zeug. Wir aber betrachten uns vor dem Werk van Goghs. Dieses Werk hat gesprochen. Der Sprechende weiß nicht, was er sagt. „In der Nähe des Werkes sind wir jäh anderswo gewesen, als wir gewöhnlich zu sein pflegen“. Ins Werk gesetzt, zum Stehen gebracht, im Werk in das Lichte seines Seins erstellt. „Das Wesen der Kunst: das Sich-ins-Werk-setzen der Wahrheit des Seienden „Welteröffnung?

Horaz Ars Poetica 365: „Eine Dichtung ist wie ein Gemälde, es gibt solche, die dich, wenn du näher stehst, mehr fesseln und solche, wenn du weiter entfernt stehst..“; wir erzeugen Welten durch Fern-sehen (Teleskop) und durch Nah-sehen (Mikroskop), Zerlegung und Zusammenfügen – beides gleich.

11. Weltentzug und Weltzerfall

Wenn wir von Welterzeugung reden, müssen wir auch vom Weltzerfall reden.

Nach Heidegger UdK ist dieser nie mehr rückgängig zu machen. Die Werke sind nicht mehr die, die sie waren. Sie selbst sind die Gewesenen.

Er geht soweit, zu sagen: Die Werke, die aus ihrem eigenen Wesensraum herausgerissen sind; diese Versetzung hat sie bereits ihrer Welt entzogen!

„Aber auch wenn wir uns bemühen, solche Versetzungen der Werke aufzuheben oder zu vermeiden, indem wir z. B. Tempel in Paestum an seinem Ort und den Bamberger Dom an seinem Platz aufsuchen, die Welt der vorhandenen Werke ist zerfallen.“

Vielleicht erkennen wir eher, wann eine Welt zerfällt, als wann eine Welt erzeugt wird.

Ist das Erzeugen noch ein völlig anderer Gegenstand als der Ursprung, als das Entstehen, die Geburt. Das Erzeugen der Welt gewissermaßen der Koitus. Also doch der Saft des Dionysos.

Die Welterzeugung müsste nach UdK in der Schenkung, Gründung und im Anfang liegen. Im anstiftenden Streit der Wahrheit und im lichtenden Entwurf der Unverborgenheit.

Die Welt hat von außen gesehen zwei Seiten; eine helle und eine dunkele. Wir erkennen nur die Welt im Hellen, das, was im Dunkel liegt, bleibt uns verborgen. Erst durch ihr Drehen lichtet sich das Dunkel, das Verborgene wird unverborgen, es entwirft sich selbst.

Es sind die Sichtweisen und das Erkennen von Richtigkeit. Wann geschieht es?

Ich bin, also bin ich bereits in dieser Welt. Die Welt ist eine kosmologische Idee, sie ist alles was mir begegnet. Ein Ding baut auf das andere auf kommt zum andern.

In den letzten Zeilen von Weisen der Welterzeugung geht Goodman ohne sein Wissen auf den Zweifel Hyperions und mit ihm Hölderlins ein: „Der Erde Quelle und der Morgentau erfrischen Euern Hain; könnt ihr auch das? Ach! Töten könnt ihr aber nicht lebendig machen.“

Ich als der Erzeuger meiner Welt als der Entwurf meiner selbst am Ausgangspunkt (Da-Sein). Raum ist Nichts. Das Nähern ist nicht Nichts es ist eine Räumlichkeit herstellen, die Beständigkeit des Zeichens (Sonne).

Welterzeugung ist die Herstellung des Flüssigen in Erde. Es sind die Fertigungsprozesse: Hitze, Kälte, Frost, Feuer und Erdabkühlung, bei dem Erlebnis der Elementenbewegung, des Eigentümlichen ohne seiner Begriffe. Sichtbarwerden des Unsichtbaren des Umspringens der Richtung, des Ein- und Ausatmens. Der Atemwende (Celan)

Kurz möchte ich noch auf den von Celan und Heidegger geachteten und erwähnten Hölderlin eingehen.

Dieser geht in seinem Bildungsroman Hyperion von einer Welt (Erzeugung Goodman) aus, deren Weltzentrum die selige Einigkeit ist und um dieses Zentrum kreist in einer exzentrischen Bahn die Zurechtweisung.

„Auf dieser Höhe stehe ich oft mein Bellarmin“ schreibt er und er weiß auch keine Lösung.

Er weiß, dass zur Bildung auch das Irren gehört und eben diese Zurechtweisung erfordert, die immer dieses Zentrum in exzentrischer Bahn umkreist.

Eine Lösung sieht er im Warten.

Hyperion wartet als Eremit in Griechenland (also bei den Alten) im Gegensatz zum gleichzeitigen Werther Goethes, der sich gleich das Leben nimmt.

Das, was ich muss, ergibt sich aus dem hypothetischen Zweck. Der kategorische Imperativ (Kant) beruht nicht auf diesem wenn-dann. Wenn man den Zweck will, ist ein analytischer Satz, doch muss ich auch den Zweck wollen?

Nein, ich muss nicht wie Petrarca, Brentano oder Goethe Berge besteigen, noch muss ich Welten erzeugen. Der kategorische Imperativ soll einen, für alle vernünftigen Wesen, vernünftigen Zweck des Handelns vorschreiben.

Hölderlin: Wartet auf einen kommenden Dionysos.

Heidegger: Nur noch ein Gott kann uns retten.

(Spiegel 1966).

Goodman[5]: “Ich behaupte nicht, dass Richtigkeit in den Künsten weniger subjektiv oder gar genauso subjektiv sei wie Wahrheit in den Wissenschaften.“ Die Linie zwischen subjektiv und objektiv fällt nicht mit der Linie zwischen künstlerischem und wissenschaftlichem Urteil zusammen.

Es gehört zur Bildung das Irren und das Zurechtweisen.

Das Zurechtweisen zieht auf seiner exzentrischen Bahn.

Diese Welten können, falls sie uns erreichen wie bei der Stringtheorie Milliarden Lichtjahre von uns entfernt sein, sie können aber ebenso gut zum Greifen nahe sein.

1794 schreibt Hölderlin im Fragment von Hyperion: Es ist der Erkenntnisweg, die exzentrische Bahn die der Mensch im Allgemeinen und im Einzelnen von einem Punkte ( der mehr oder weniger reinen Einfalt) zum Anderen ( der mehr oder weniger vollendeten Bildung ) durchläuft, scheint sich, nach ihren wesentlichen Richtungen, immer gleich zu sein. Um den Mittelpunkt schlägt die Bahn eine andere Richtung. 1796 schreibt Hölderlin: Wir durchlaufen alle eine exzentrische Bahn, und es ist kein anderer Weg möglich von der Kindheit zur Vollendung.

Es ist diese exzentrische Bahn, die Auflösung der Dissonanzen in einem gewissen Charakter. Der Ausgang und das Ziel, die Geburt und das Ende (der Tod) ist ihre Harmonie. Heraklit beschreibt einen in sich selbst unterschiedenen Streit der Liebenden – Dissonanzen.

Hyperion beschreibt den Mittelzustand mit: Das stolze Rom erschrecke uns nicht mit seiner Herrlichkeit, Athen bestach uns nicht mit seiner jugendlichen Blüte.

Wir haben nur Angst, darum sprechen wir.

Wir wissen nichts und was wir nicht wissen können, erklären wir als erkannt.

Wir ignorieren das sokratische Nichtwissen. Wir überleben im Nachdenken.

Die Fähigkeit des Menschen beruht nicht auf der Fähigkeit: Was kann ich wissen, sondern auf der Fähigkeit: Was kann ich vergessen.

Nicht diese ontologische Existenzliste der Welt erstellen, von allem, was es gibt, vielmehr gibt es alles, also was kann ich von der Liste streichen? (Gegenthese zu Markus Gabriel)

Der Begriff einer Welterzeugung begriffen vom Königssohn aus Ephesos der sein Königsamt lieber dem Bruder überließ, weil er es vorzog, mit den Kindern Würfel zu spielen. Heidegger beschreibt 1966 diese Escapade anders.

„Aber die größte Not des Denkens besteht darin, dass heute, soweit ich sehen kann, noch kein Denkender spricht, der „groß“ genug wäre, das Denken unmittelbar und in geprägter Gestalt vor seiner Sache und damit auf seinen Weg zu bringen. Für uns Heutige ist das Große des zu Denkenden zu groß. Wir können uns vielleicht daran abmühen, an schmalen, und wenig weitreichenden, Stegen eines Übergangs zu bauen.“

Wir suchen die Lösung, befinden uns auf den Holzwegen z. B. in Weisen der Welterzeugung; können sie aber nicht erkennen wie Hölderlins Hyperion: „Auf dieser Höhe steh ich oft mein Bellarmin“

Holzwege, mit Rückepferd und Wagen, Sackgassen ins Unterholz. Nichtlinearität des Denkens.

Hermeneutik/Kant Modalität, Hölderlin hatte keine Modalität (so klar wie möglich) dichtete deviant.

Celan: Ingeborg Bachmann, Heidegger Dissertation, (Briefwechsel bei den Bachmannerben).

Edgar Jené der Traum vom Traum.

Österreichischer Dichter: Klaus Demus. Briefe gingen von Paul Celan und dessen Freund Demus an Jünger, in denen sie um Unterstützung bei der Suche nach einem Verleger für Celans Gedichte bitten.

Celan, Sartre, Heidegger: Wahrheit ist ein abstrakter Begriff. Orte und Personen. Wahrheit:

Platon, Substanz

Hegel: Geschichtliches zu sich kommen.

Sokrates/Platon reduziert auf Richtigkeit.

Vorsokratiker Aletea

Heidegger, Geschehen vom Verborgenen und vom Entbergen. Heideggers Hitlerirrtum und Hölderlins Napoleonirrtum verglichen. Dass nicht nur Heidegger, auch Platon, Zuflucht bei Tyrannen nahm.

Hölderlin, da fehlt uns etwas. Sagt mir was, kommt Gedichte: Ister, Donau, Rhein. Das Fehlen des Heiligen.

Heine, Hegel, Schelling, woher kommt unser Wissen?

Der Briefwechsel zwischen Celan und Heidegger bleibt verschwunden. 1. Begegnung 1967

Sein und Ontologie, 1934 bis 1946 Metaphern, Denken, neue Denkformen, Technik.

Platon, Aristoteles, Hegel, Nietzsche, Hölderlin.

Dichtung ist die todbringende Rede zu einem unheimlichen Gegenüber.

Marionette, Automatenkunst. Das nicht ansprechbare Du muss erst werden.

Kein Automat selbst. Nicht (Gott der Moderne) Infragestellung Automatenkunst. Infragestellung moderne Technik.

Dichter im Zeichen der Flaschenpost auf Tradition gegen herrschende religiöse Praxis und wenden sie gegen moderne Rationalität und Technik. Während modernes Wissen Rationalsprache religiös irrational ist. Dichtung, diese Rationalität selbst als Religion.

Abgrund, am Ort eines Göttlichen Niemand. Himmel als Abgrund sehen, ist Göttliches als Vernichtendes erkennen.

Abgrund ist der Automat.

Fremde ist des Anderen Gegenwort.

Fremden ist des Fremden Kreatur als Gestalt des Anderen.

Celans Dichtung ist eine poetische Phänomenologie, eines woher und wohin, ins Offene und Leere, die offene Zukunft ist Gegenwart eines denkbaren Lesers.

1. Kunst und Poesie

2. Selbstvergessenheit

3. Allereigenster Enge, Prophetisches sprechen in eines anderen Namen.

4. Rezeptivität und Aufnahmebereitschaft des Dichters

5. ein Gedenken (Zeugnis) und Hoffnung (verhoffen) einer kommenden Religion

6. Atemkristall Wahn, Atem

Das Gedicht, wenn es da ist, hat der Dichter aus seiner Mitwisserschaft entlassen, aber sein Handwerk ist seine Sauberkeit. Eine Voraussetzung bei Dichtung, da ist kein Unterschied zwischen Händedruck und einem Gedicht. Gedichte sind Geschenke.

Wie macht man Gedichte? Das Machen erfolgt über die Mache zur Machenschaft.

Es ist dunkel.

Wenige Menschen (jenseits der Menschen)

Wenig Gedichte.

Kaum Hoffnung.

Bei Heidegger: In der großen Kunst bleibt der Künstler gegenüber seinem Werk etwas Gleichgültiges.

Benn: Monologismus.

Celan: Dialog eines Du, nicht eines lyrischen Ich's.

Woher sollte ein lyrisches Ich kommen? Als aus der Erinnerung des Lesers? Nicht von einem Autor, dessen Ich es nicht gibt.

Warum es kein Ich gibt?

Gibt es dann auch kein lyrisches Ich?

Nein! Das Gedicht ist da. Es spricht und wenn dieses Sprechen da ist, wo sollte denn das Lyrische Ich sein?[6]

Abendländische Dichtung, musisch göttliche Instanz.

Dass das was geschaffen sei, Leben habe (Lenz) ist Gefühl, das dem Künstler, dem Kritiker, dem Interpreten (Leser, uns) scheitern anzeigt, nach dem Ihr Medusenhaupt gewirkt hat.

Wir lesen ein Gedicht und werden selber zur Kunst, zur Statue, zum Marmor, wir werden vom Gedicht betrachtet.

Dichtung ist leblos, marionettenhaft, Dichtung, Widerpart zum mittellosen Haupt Kunst, natürlich, kreative, eher sprechen als Sprache. Dichtung ist die Gegenwart des Menschen Zeugen Majestät des Absurden.

Wo Natur verrückt, ist Mensch, ist Dichtung. Der Leser ist Kunst, ist Marmor ist Artefakt. Die Dichtung ist Mensch ist ich. Ohne die Kunst hat Lucile nichts wahrzunehmen, weder Atem noch Richtung. Unheimlich kommt man heim.

Eine Gefühlswahrheit ist Unangemessenheit des sprachlichen Ausdrucks, wir können nicht sprechen wie das Gedicht. Das Gedicht spricht nicht. Es ist keine ästhetische Produktion (Kalkül) es ist mystische Einflüsterung höherer Instanzen (Enthusiasmus, Dämonium).

Nicht Gleichstellung von Gedichten und Ästhetik. Erklärungen des Lesers: Semantik, Zitate, ist das Gedicht noch nicht verstanden. Das Wort im Gedicht erfährt qualitativen Wechsel, zum Wort im Gedicht zu werden. Die Aufgabe für die Literaturwissenschaft ist Logik des qualitativen Wechsels. Wahnsinn, fremd sein, befremdet sein in seiner Zeit. Sprache des Dichters ist nicht gesprengt von Geschichte (Adorno), Sprache im Gedicht ist bedeutungsvoll, kurz vor dem Verstummen. Das Ideelle ist etwas das erscheint, dass es im Gedicht nicht gibt. (Das Erlebnis) der Geist geht nicht in ihnen auf, er zerbricht das Erlebnis. Gedichte beschreiben das Schweigen der Natur.

Die dichterischen Verbalisierungen eines Schmerzes, der doch jede Möglichkeit dichterischer Versprachlichung übersteigt und, wie Adorno meinte, das schöne Gedicht überhaupt fragwürdig machen musste.

11.1. Ästhetik und Dichtung

Celans: Büchner Preisrede,

Heideggers Schrift: der Ursprung des Kunstwerks,

Hölderlins: Hyperion,

Goodmans: Weisen der Welterzeugung.

Wer das Tiefste gedacht, liebt das Lebendigste! Diese Gedichtzeile Hölderlins, aus dessen Gedicht Sokrates und Alcibiades gibt Martin Heidegger zu denken, dass das Mögen im Denken ruht (Heidegger).
Hier wird nicht über Denken gedacht, sondern der Eros und die Not. Finden und fehlen, im Denken selbst entfacht.

Martin Heidegger, was heißt denken?

George Steiner. Martin Heidegger. Eine Einführung.

12. Rede von Kunst:

Die Kunst, das ist, sie erinnern sich.

Obwohl hier der Beginn eines Gespräches mit Heidegger beginnt, entgegnet Celan: Nein, ich rede nicht von Techné, Handwerk, von Ding und Zeug und Werk, ich rede von Kunst und diese Kunst ist einzig, weil: kinderlos.

Diese Kunst tritt als Marktschreier, als Schrei auf.

Nicht wie die Schöpfung, sondern allein neben der nackten Kreatur.

Und sie wird sogleich erkannt an Rock und Hose neben der nackten Kreatur.

Dies widerspricht in wichtigen Teilen Heideggers Schrift: Der Ursprung des Kunstwerks.

Hier redet Heidegger von Werk, Zeug und Ding.

Vom Werkhaften, vom Zeughaften und vom Dinghaften.

Das Zeughafte erklärt er anhand eines Paar Bauernschuhen. Sie sind: das Hergestellte, das Gemachte. Dieses getragene Paar Bauernschuhe stellt sich in einem Bild von Van Gogh dar. Es wird durch dieses Darstellen, dieses Zeigen erst in die Welt gesetzt. Wenn das Paar Bauernschuhe getragen wird, ist es nützlich und wird vielleicht nicht beachtet, aber durch das ins Werk gesetzte, eröffnet es eine Welt. Vergleichen wir die Pfeife von Magritte: this is not a pipe. Das ist die Wahrheit, aber durch ihr Zeigen, durch das ins Werk -, in die Welt setzen, tritt erst die Unverborgenheit des Seins heraus.

Das sich ins Werk setzen der Wahrheit, des Seienden, wie es Heidegger bezeichnet.

Es handelt sich also laut Heidegger nicht um die Wiedergabe des jeweils vorhandenen einzelnen Seienden, wohl dagegen um die Wiedergabe des allgemeinen Wesens der Dinge.

Dies erklärt er weiter an einem Gedicht von C.F. Meyer: Der römische Brunnen. Hier wird ein Brunnen hergestellt, den es in Wirklichkeit nicht gibt, quasi eine Ekphrasis.

Der Brunnen ist also nicht wahr, aber die Wahrheit ist hier ins Werk gesetzt.

Ein Tempelwerk steht erhoben und ist offen. In dem es eine Welt aufstellt zeigt es im offenen des Werkes, das hervorgekommene; das Wort kommt zum Sagen (Sagwort, Nennwort, Kraftwort).

Das Dichtende reißt, als lichtender Entwurf, ins Offene, wie der Grundriss, der aus der Wirklichkeit herausgerissen wird, es entspricht dem entwerfenden Sagen.

Er zitiert Albrecht Dürer: Denn wahrhaftig steckt die Kunst in der Natur, wer sie heraus kann reißen, der hat sie.

Alles wird ent-worfen mit der Dichtung. So Heidegger.

Die Kunst, das Bild, die Skulptur, das Bauwerk.

Der Stein kann nicht sprechen und sagen: schlag mich, hau aus mir die Skulptur heraus.

Die Kunst als Dichtung ist Stiftung. Anstiftung des Streites der Wahrheit. Es ist in der Sprache der Anfang, der Beginn, die Schöpfung aus der Quelle, die Gründung. Es ist der Ursprung, oder wie Heidegger sagt, der Ursprung des Kunstwerks.

Er endet mit dem Vers von Hölderlin: Schwer verlässt was nahe dem Ursprung wohnet, den Ort.

Wie wollen wir etwas von Kunstwerken wissen, wenn wir nicht wissen was Kunst ist fragt uns Heidegger. Ein Aufsammeln von Werken und das Ableiten von Grundsätzen ist für ihn eine Selbsttäuschung. Ein Künstler zeigt sich erst durch das Werk.

Heidegger lehnt sich an die Phänomenologie von Husserl: Wo sind wir, wenn wir in der Arbeit versunken? (Einem: in der Welt Sein) was ist der Sinn des Sein? Warum? Warum das Ganze? Bewegen wir uns im Kreis: Denken ist ein Handwerk und vom Werk ist ein Schritt zur Kunst und der Weg von der Kunst zum Werk ein Zirkel.

Der Dialog zwischen Denken und Dichten ist Heideggers Grundvoraussetzung für seine Philosophie.

Eine weitere Wahrheit findet Heidegger bei Hölderlin:

Lang ist

Die Zeit, es ereignet sich aber,

Das Wahre.

Hieraus ergibt sich für ihn das Wahrheitsgeschehen als Prozess eine Entbergung von der Verbergung, die Unverborgenheit als Lichtung, eine Eröffnung von Welt und Erde, eben Wahrheit als Geschehen.

Er unterscheidet Wissen und Entwurf. Wissen ist für ihn die Seinserfahrung.

Die künstlerische Produktion nennt er Entwurf oder entwerfendes Sagen oder Dichtung.

Solches Sagen ist ein Entwerfen des Lichten, so Heidegger. Entwerfen, das Auslösen eines Wurfs. Das Sagen ist dem Menschen bei der Geburt seiner Zugehörigkeit zur Weltgeschichte vorgeprägt.

Dass ein Gedicht ist, wie es ist, wäre das Wesen des Gedichtes.

Der Ursprung zum Gedicht wäre die Herkunft seines Wesens. Die Frage nach dem Ursprung des Gedichtes fragt nach seiner Wesensherkunft. Wessen Vater und Mutter ist das Gedicht?

(Vater Staat und Mutter Natur?)

Das Gedicht entspringt (nach der gewöhnlichen Vorstellung) aus und durch die Tätigkeit des Schreibens und Sprechens.

Wodurch aber und woher ist der Dichter das, was er ist?

Durch das Gedicht, das Gesprochene;

Der Dichter ist der Ursprung des Gedichtes.

Dichtung ist geschehen und werden der Wahrheit.

Wahrheit als die Lichtung und Verbergung des Seienden geschieht, indem sie gedichtet wird.

Sprache bestimmt dem Menschen,

Was er Denken und nicht Denken kann.

Der Dichter ist der Ursprung des Gedichtes.

Das Gedicht ist der Ursprung des Dichters.

Das Ästhetische ist das Dinghafte am Kunstwerk.

Das Laute ist im Sprachwerk.

Das Dichtende ist im Dichtwerk,

ist im Gedicht, ist im Wörtlichen.

Der Dichter verbraucht das Wort aber nicht so wie die gewöhnlich Redenden und Schreibenden die Worte verbrauchen müssen; und so, dass das Wort erst wahrhaft ein Wort wird und bleibt.

Zur Dichtung gehört alles was zur Welt gehört

wie der Zusammenhang der Wörter.

Wahrheit als die Lichtung und Verbergung des Seienden geschieht, um den sie gedichtet wird.

Aus dem dichtenden Wesen der Kunst geschieht es, dass sie inmitten des Seienden eine offene Stelle aufschlägt, in deren Offenheit alles andere ist als sonst.

Was die Dichtung als lichtender Entwurf an Unverborgenheit auseinanderfaltet und in den Rest der Gestalt vorauswirft, ist das Offene das sie geschehen lässt dergestalt, das jetzt das Offene erst inmitten des Seienden dieses zum Leuchten und Klingen bringt.

Aber die Poesie ist nur eine Weise des lichtenden Entwerfens der Wahrheit d. h. des Dichtens in diesem weiteren Sinne.

Das Sprachwerk – die Dichtung im engeren Sinne – eine ausgezeichnete Stellung im Ganzen der Künste.

Das entwerfende Sagen ist Dichtung.

Das Wesen der Kunst ist Dichtung.

Das Wesen der Dichtung ist die Stiftung der Wahrheit der Einzigartigkeit.

Stiften ist dreifach: Schenken, Gründen, Anfangen.

1952 bis 1954 entstammte Heideggers gesamtes Denken. Schönheit in dürftiger Zeit - - - mit Bindestrichen, neue Sprache, Seher, wozu Dichter (in Holzwegen) – in dürftiger Zeit. Das Haus des Dichters als Seher.

Celan (was heißt denken) über - setzen. Geschick vom Sein. Zuspricht und lichtet. Das Gedicht ist dialogisch, ist eine Flaschenpost. Nicht allein. Nicht auch dem Dichter, auch ein Individuelles ich.

12.1. Schweigen und Übersetzen

Paul Celan schickte sein Gedicht: Mohnblumen, nach der Begegnung in Köln, 1957, per Brief an Ingeborg Bachmann, beginnend mit den Zeilen:


Herzzeit. Es stehn die Geträumten für die Mitternachtsziffer. Einiges sprach in die Stille, einiges schwieg.

Ingeborg Bachmann, die divenhaften Auftritte und die frühe Berühmtheit, die Beziehungen mit Paul Celan und Max Frisch und nicht zuletzt ihr rätselhafter, tragischer Tod sorgen für ein glamouröses Bild. Ingeborg Bachmann als politisch gescheite Intellektuelle und Medienprofi, als Dichterin, die trotz all ihrer Gefährdungen überrascht mit Witz und lebenspraktischer Klugheit.

In Wien, 1948, hatte er der Freundin riesige Sträuße von Mohnblumen nach Hause geschickt. Seinen ersten in Deutschland veröffentlichten Gedichtband nannte er (vier Jahre später), "Mohn und Gedächtnis". Das dem Band "Sprachgitter" (1958/59) den Titelgebende Gedicht, endet mit dem Vers:

Die beiden herzgrauen Lachen: zwei Mundvoll Schweigen.

Es geht darum, Bilder zu erkennen, die jenseits der Sprache liegen.

Man sagt, bei der Geburt wird geboren und beim Tod wird gestorben. Aber man muss eher sagen, bei der Geburt wird gestorben und beim Tod wird geboren. Das Schweigen bedeutet die Grenze des gesprochenen, der Sprache zu überschreiten. Je genauer sich der Schriftsteller auf das hier und jetzt, auf das Datum, auf die Zeit, festlegt, um so mehr schließt er das Ungesagte, das nämlich, was ich das Schwaigen nenne, in dieses Werk ein. So muss eben auch der Wissenschaftler erfahren. Ihm kann also weder Nähe noch Ferne angedichtet werden. Ohne einen impliziten Rückblick auf das Geschichtliche ist keine Rede oder Sprache denkbar. Ebenso ist natürlich ein Zuhören ohne einen Rückblick auf ein geschichtliches Bewusstsein, nicht denkbar.

Zur Übersetzung und Zeitenschrunde, der Begegnung im Abgrund, zwischen Sprache und Sprache bei Celan.

"Das Gedicht", sagt Ossip Mandelštam, „lässt sich mit einer ägyptischen Totenbarke vergleichen. In dieser Barke ist alles für das Leben bereitgelegt, nichts wurde vergessen." Jeder Versuch, jene Barke zu rekonstruieren, musste schief gehen.

Man kann nicht versuchen ein Original zu reproduzieren, es bleibt doch immer eine Kopie. Würde man die Titanic nachbauen, und würde hierbei alle Teile vom Meeresgrund heraufholen und im Original wieder zusammenbauen, man erhielt nicht wieder jene Titanic. Wie es auch mit dem Schiff des Theseus geschah.

Celan war sich stets des - um mit Heidegger zu sprechen – Abgrundes zwischen den Sprachen bewusst, der "Zeitenschrunde", die nicht nur auf jene abstrakte hermeneutische Differenz zwischen den verschiedenen Sprachen und dem je verschiedenen Sprachdenken verweist, sondern auch auf den Abgrund, der jedes Mal wieder überwunden (übergesetzt) werden musste.

Die Kritik hatte Hölderlin als Übersetzer zu dessen Lebzeiten mit Hohn und Spott bedacht, deren eloquenter Ausdruck das "Zackern am Pindar" war.

Das Sprechen über Blüten und Schmetterlinge, immer wieder wiederholt, bis es zu Kitsch entfremdet ist, und nicht mehr verstanden wird, dass es nicht mehr um Blüten und Schmetterlinge geht! Das Original hat sich verändert. Man überträgt die Worte in viele unverstandene Sprachen, die Worte verändern sich, verlieren ihren Sinn. „Es geht nicht mehr DARUM!“ Man begegnet Gemachtem.

Benjamins erwähnt die "Aufgabe des Übersetzers": - dem Anderen sein Eigenes zu bewahren -, das sichtbar zu halten, da sich sonst keine Begegnung vollzieht, sondern eine simple Aneignung entsteht.

Man begegnet dem Unterreich, es ist das menschliche Schweigen.

Führte der Abstieg im Schweigen bisher ins Unterreich der vergrabenen Worte, der dahin geflossenen Worte, in tiefere Schichten, so wenden wir uns nun, zu einem himmlischen Bereich, in den zunächst die belanglosen Worte, das bunte Gerede wie Seifenblasen aufstieg, doch schon nach wenigen Metern zerplatzt. Darüber aber fallen die Worte vom Himmel, fallen aus den Lichtstrahlen der Gestirne aus grellem Licht der Sonne aus Strahlen der Sterne in dunkeler Nacht aus der Kälte des Alls mit Meteoriten wie Klänge der Engel auf die Erde herab. Unter der Erde liegt das Gold. Über dem Himmel liegt das Vergessen. Der Tag ist nicht blau. Darüber entsteht, wo die Luft dünner wird, darüber ist alles schwarz. Wir schlagen das Gold der Sonne aus dem Himmel. Wir graben die Körner des Himmels aus dem Atem. Der Mond, der selbst kein Licht gibt, der nur scheint gibt sich nur den Schein eines Scheins.

Innerhalb einer Sanduhr verändert der Sand, der nach dem Umdrehen der Sanduhr durch die Enge geführt wird, gleich einem Hiatus. Himmel und Erde werden verkehrt gesetzt.

Gedichte sind Geschenke. Von wessen Hand?

Zwischen Sprache und Sprache liegt als ein Abgrund, eingegraben die Zeitenschrunde, darüber die Übersetzung führt, bei der es zu einer Begegnung führt.

Übersetzen: Bewusstsein wie sich das Fremde verändert, wenn man es durch die Enge geführt hat.

Die Phänomenologie des Poetischen.

Übersetzungssammlung: Fremde und Nähe.

Im Rundfunk Essay Bruder Ossip.

Anders und Fremdsein ist Ferne.

An eine Zweisprachigkeit in der Dichtung glaube ich nicht.

Dichtung ist das Einmalige.

Übersetzen ist hinüberschreiten.

Valéry, Jean. Parze, junge Parze. Celan, Paul (eig. Paul Antschel bzw. Ancel - Übersetzung) - Valéry, Paul. Die junge Parze. Ins Deutsche übertragen von Paul Celan.

Rilkes Übersetzungen. ... Die Studie des Paters - Gilet über Paul Valéry. 1953 AN JEAN DE LA TOUR. Weiter La jeune Parque (die junge Parze, 1917).

Celan Übersetzung … um etwas gegen die Kunst sagen zu können.

Dieses anders, Geschiedensein, eingedenk bleiben.

Heidegger, warten auf den Zuspruch der Sprache. Sprache: Ethos, Athen, Pneu.

Kybernetische Lyrik setzt sich von W. Benjamins Dichtungstheorie ab.

Dichten - Übersetzen – Metapher – Nähe – Fremde.

Hölderlin am Mandelstamm zackernd (am Pindar) aufs Neue.

An Peter Schifferli (* 27. Juli 1921 in Bern; † 2. Dezember 1980 in Mammern) war ein Schweizer Verleger.

Picassos Text übersetzt auch über-gesetzt.

Wie man Wünsche beim Schwanz packt. Ein Drama. Aus dem Französischen von Paul Celan. 1985 von Pablo Picasso

Ent-täuschungsfest (Hegel)

Ge-schicht-lichen, Geschicht,

dort-hin,

ver-träg-lich-keit, ver-tragen.

Ver-karstung, ver-hoffen.

Ver-steinert.

Wider-fährt.

Licht-zwang.

Sprach-kristall. Atem-kristall.

Un-will-kür-lich-keit.

Faden-sonnen.

Neben-erde.

Seiden-bast.

Wort-Höhlen.

Atem-wende ist fremd-sein.

Nach-sprechen.

Ver-rückung.

Ver-hoffen.

Denk-weg.

Zur-tiefe-gehen.

Eng-geführt.

Ent-sprechung. Sprechen ist der Sprache ent-sprechen, hört nicht, ver-steht gleich.

Zer-schellte.

Das-selbe.

An-erlebten.

Weg-gebeizt.

Über-setzen. Über-ge-setzt, hinüber-reiten, Fährmann, Nähe-Fremde verändert die Enge.

12.2. Ein „schönes“ Gedicht

Anhand des Gedichtes Todtnauberg von Paul Celan werde ich versuchen, mein Verständnis von Philosophie, Lyrik, Ästhetik und Ethik zu erklären.

Dies soll keine wissenschaftliche Bearbeitung des Textes werden, noch werde ich eine Interpretation des Textes liefern; ich bin hier an einer Meditation über den Text hinaus interessiert.

Das Gedicht schrieb er in der Folge dieses Besuches in Frankfurt/Main.

Todtnauberg
Arnika, Augentrost, der
Trunk aus dem Brunnen mit dem
Sternwürfel drauf,

in der
Hütte,

die in das Buch
- wessen Namen nahms auf
vor dem meinen?-,
die in dies Buch
geschriebene Zeile von
einer Hoffnung, heute,
auf eines Denkenden
kommendes
Wort
im Herzen,

Waldwasen, uneingeebnet,
Orchis und Orchis, einzeln,

Krudes, später, im Fahren,
deutlich,

der uns fährt, der Mensch,
der's mit anhört,

die halb-
beschrittenen Knüppel-
pfade im Hochmoor,

Feuchtes,
viel.
(Frankfurt, 1. August 1967)

Es geht hier um die Wahrnehmung des Gedichtes mit der dieser verbundenen Ethik und der Ästhetik dieses Gedichtes.

Die Sprache eines Gedichtes ist auf die Wahrnehmung angewiesen.

Wird ein Gedicht nur als eine Abweichung der Sprachnorm verstanden so verfehlt das spezifische der Dichtung seine Absicht.

Im freien Spiel des Dichters gelingt eine menschliche Selbstüberschreitung.

Ein Spiel kann wie im Kinderspiel heucheln, es kann andererseits aber auch zu lernen führen.

Wahrnehmung und Vernunft verändern hierbei ihr Verhältnis bei der Suche nach einer Ethik.

Bereits aus ethischen Gründen verwarf Platon die Künstler, die Dichter.

Kant: Die Natur ist die Grenze, der Ort der Krise. Die Freiheit (Moral) ist das Schöne, das Erhabene. Der Mensch aber ist frei dank seiner Vernunft Theorie-Urteilskraft-Praxis. Kant forderte auf, selbst zu denken: “Habe den Mut dich des eigenen Verstandes zu bedienen“.

Wie sollte man dies besser beherzigen oder anwenden als bei einem Gedicht?

Ein Gedicht zu lesen (ein Gedichtsurteil) ist ein ästhetisches Urteil, das Gedicht braucht nicht schön zu sein.

Die Bildung eines reinen Geschmacksurteils – ob ein Gedicht schön ist oder nicht; das Wohlgefallen (Interesse), das wir an einem Gedicht finden ist ohne alles Interesse.

Wenn ich ein Gedicht herstellte, von dem ich wüsste, das es niemand liest oder wüsste, es gäbe gar keine Menschen, die es lesen könnten, um hier zu sagen, das Gedicht sei schön, oder ich müsste meinen Geschmack beweisen; dies alles wäre nicht logisch.

Dies bedeutet ich habe zunächst kein Interesse ein schönes Gedicht zu schreiben, noch hat mein Erstleser ein Interesse ein Geschmacksurteil zu bestimmen.

Er steht dem Gedicht zunächst gleichgültig gegenüber.

Das Gefühl einer Lust oder Unlust am Gedicht rein subjektiv ästhetisch ohne logische Erkenntnis über Sinn und Form und Inhalt.

Es sieht schön aus, es scheint ein schönes Gedicht.

Nirgendwo spricht ein Mensch so konzentriert wie in der Dichtung.

Aller Ballast der allgemeinen Verständigungssprache ist entfernt.

Das Gedicht ist auf seine Zeichen (Ampel) reduziert. Die sofort erkannt oder auch erst durch Nachforschungen.

Hilfen sind hierzu das sprachliche klanghafte Zeichensystem, das über den Rhythmus, Bilder, Metaphern, Bedeutungen bis zu konstanten Mustern reicht.

Unterschiede finden wir im Gedicht, dessen Aussage wir gleich erkennen, wie den verrätselten, hermetischen Gedichten (Benn, Celan) die weiteren Lektüren, wie Lexika, der Pschyrembel: Die Informationsquelle der Medizin, Botanikbücher, etc. verlangen.

Wichtig ist bereits beim Dichten der Anfang: Karl Mickel: „Hier ist der erste Satz so wichtig wie die Startbahn für das Flugzeug: Es erhebt sich dort. Dann aber hat es den Boden verlassen ...“ Es startet in die verschiedenen Welten der Ideen.

Jeder individuelle Leser interpretiert das Gedicht in seiner Welt.

Einbildungskraft führt uns bei einem Gedicht weiter.

Die Einbildungskraft besitzt eine ethische Verpflichtung gegenüber dem Anderen. Produktive Einbildungskraft und sittliche Verantwortung sind keine Gegensätze.

Wir erkennen die Form, die schöne Form, nicht beim ersten Mal des Lesens oder Hörens und auch nicht die Struktur des Gedichtes.

Die Einbildungskraft hilft uns weiter bei Wieder erkennen (Mimesis) sie stellt etwas her. Ein neues Gedicht.

Wir kommen den Dingen näher, wenn wir näher und öfter und länger hinsehen, - apprehendieren - wie ist der Gedanke des Dichters dargestellt? Durch die Einbildungskraft und einem Sehen von bildhaften Flecken erkennen wir ein Schema.

Dieses ist jedoch ebenso hart zu erarbeiten wie dem Dichter das Gedicht.

Beispiel: Ein Urlaubskatalog, alles schön, und schöne Bilder, und schöne Beschreibungen sehr wahr, aber wenn ich dieses sehr wahre nicht ganz genau lese, habe ich ein großes Problem.

Das Gleiche gilt, wenn ich Platon oder Kant nicht sehr genau lese, soweit dies überhaupt möglich ist.

Dieses Problem habe ich bei den Dichtern.

Es beginnt damit, wenn ich annehme, der Dichter meint mit diesem „ich“ sich selbst.

Der Dichter ist kreativ und schöpferisch, nicht nach vorgegebenen, sondern durch eigenen Genius schaffend.

Kant: „das Genie, das der Kunst die Regel gibt“.

Kant sprach vom Genie (Naturbegriff) über das Genie, das der Kunst die Regel gibt.

Das galt bis Heidegger. Aversion der Dinge, Phänomenologie.

Kunst als das Organ individueller Welterfahrung, Erkenntnisfunktion. Für die Erkenntnisfunktion erbittet Celan nun die Rezeption der Anne Frank. Dialog. In sein Tagebuch, - die mandeläugige Prinzessin ohne Unterleib. Eine kognitive Funktion hat es nicht (Tagebuch).

Oder bei Axel Gellhaus: Enthusiasmus (Zustand freudiger Erregung, leidenschaftlichen Eifers; von freudig erregter Zustimmung, „Besessenheit durch Gott“, eines Abstraktums von ἔνθεος, éntheos, wörtlich „der von Gott Erfüllte“, aus ἐν, en, „in“ und θεός, theós, „Gott“).

Die Form eines Gedichtes (als Begriff) vermag nicht der Einbildungskraft, der Sinnlichkeit zu entsprechen, wenn die Sprache nicht dem individuellen entflieht.

Ist ein Gedicht zunächst schön, hässlich oder verwirrend – das ist nur ohne Interesse.

Es verlangt der Reflexion

der Einbildungskraft.

Ich muss zunächst lesen, sortieren – für Benn: Gedichte benötige ich einen Pschyrembel: Die Informationsquelle der Medizin, für Celan ein Botaniklexikon usw. und dann vielleicht, dann erkenne ich einige Bildflecken die ich zusammenführen kann zu etwas das mir Sinn zu geben erscheint.

Den Zusammenhang von Ethik und Ästhetik verbürgt die „freie“ Tätigkeit der Einbildungskraft.

Hierbei ist der ästhetische Blick auch auf Dinge der äußeren Welt zu richten.

Wechsel von Ich und Nicht-Ich, Subjekt und Objekt, Innere und Äußere Welt. Der Mensch, kraft seiner schöpferischen Einbildungskraft erzeugt eine Vielfalt, durch die er zum Genie wird.

Das Schöne an dem / einem Gedicht ist zunächst einmal die Abweichung.

Abweichung, die es von normaler Sprache abhebt – das hört sich gut an. – oder es erzeugt Verwirrung.

Hier muss sich intensiv mit dem Gedicht befasst werden.

Poetisches Sprechen ist unschuldig, frei pragmatisch.

Deshalb kann der Dichter schreiben, wie es seine Kreativität zulässt. Das normale Sprechen verlangt Ethik – ich meine es gibt keine Moral für das poetische Sprechen.

Das Gedicht ist nicht nur Literatur und Unterhaltung, es dient in erster Linie der Erkenntnis.

Das Gedicht unterliegt qualitativen Kriterien wie auch dem Geschmacksurteil.

Es bietet dem Konsumenten eine intersubjektive Erfahrung.

Wenn das Gedicht nur schön ist.

Die Worte bannen. Was ist noch verborgen, was ist noch ungeweckt in diesem Bann.

Auch dieses Unverständnis kann Leidenschaft wecken, wenn das Gedicht nur schön genug ist.

Der Anblick des Gedichtes ist ohne Interesse, wenn ein Symbol oder ein Weg erkannt ist, beginnt das Arbeitsgedächtnis.

Wenn aber etwas sofort, oder über die Interpretation neu erkannt ist, beginnt das Feuerwerk im Gehirn.

Ästhetische Gesichtspunkte, spielen für die Ethik keine Rolle.

Die Lust teilt sich entweder den Sinnen oder den Reflexionsgeschmack.

Die ästhetischen Gesichtspunkte zu dem Gedicht

Todtnauberg von Paul Celan: Wir werden beim Lesen feststellen, das beim Eindringen in diesen Text wir in ein Labyrinth eindringen und uns verfangen.

Erkennen zunächst, dass es ein Gedicht ist, gleich an seinem Vers.

Die Frage lautet weiter handelt es sich hier um ein Gedicht oder um Lyrik?

Die Verskunst besteht aus Vers und Sprache.

Die Bildung eines Gedichtes ist zunächst unabhängig von Regeln.

Die Abgrenzung = "Definition" von Begriffen, klärt durch ihre Abgrenzung von den anderen Begriffen.

Hierbei wird sich zeigen ob sich ein/dieses Gedicht gegen eine/die Definition/Abgrenzung, Klärung von Begriffen sträubt.

Dies stellt sich als äußerst schwierig, da sich das Gedicht nicht so ohne weiteres auf den einen Begriff bringen lässt.

Allein die erforderlichen Botanikkenntnisse, : <Arnika, Augentrost – Heilpflanzen; Bergwohlverleih (Arnica montana) als Wundmittel; Augenwohl, Euphrasia griech. Verb. Erfreuen, erheitern, Mittel gegen Augenleiden; Orchis und Orchis, Knabenkraut wörtlich Hode Orchideenart siehe Gedicht Niemandsrose Rute und Hode = Ermordung der Juden >; erleichtern nicht den Einstieg in die Interpretation.

Es ist wie die Entschlüsselung einer Geheimsprache.

Wie bei der Entschlüsselung von Hieroglyphen steigt man tiefer in die Archäologie, in die Schichten des Gedichtes ein.

Wenn einem ein Gedicht gefällt, dann muss dieses einem Anderen deshalb nicht automatisch auch gefallen.

Geschmack ist subjektiv und oft eine Frage der jeweiligen Stimmung.

Wenn wir einen Wohlgefallen oder ein Missfallen an diesem Gedicht finden, ohne alles Interesse und dieses Gedicht so beurteilen, nennen wir dies Geschmack.

Für Kant gibt es wie er betont keine Geschmacksregel, die durch Begriffe bestimmen würde, was schön wäre.

Wenn uns das Gedicht ohne Begriff gefällt und erkannt wird, als Gedicht, so nennen wir es schön.

Literatur: Ethik der Ästhetik Akademie Verlag Christoph Wulf, Reclam Todtnauberg, Interpretation nach Prof. Axel Gellhaus.

Philosoph Hadrien France-Lanard. 2004 Buch P. Celan und Martin Heidegger. Vom Sinn eines Gespräches. Nähe und Fremde. Heidegger um Worte bemüht, anders als Gangstergermanisten erst ihre Hände in Bloch - und Kafka-Aufsätzen reinwaschen.

Würgen beide von jeder Seite.

Buch James K. Lyon Baltimore 2006

Buch Anja Lemke Konstellation ohne Sterne 2002

Buch Robert André. Gespräche Text zu Text. 2001

13. Dichtung und Technik

Eine Wissenschaft ist ein Geschäft wie jedes andere, und nur ein zählbar erfolgreiches Geschäft ist ein Gutes. Diese immer wiederholte und dennoch äußerst falsche These wird von den Technikern gerne benutzt. Wo liegt ihr Erfolg? Ist ihre Technik brauchbar oder für allezeit gültig? Schnell hat sich Technik überholt: Windräder statt Atomkraft. Mit einem Federstrich vom Tisch. Und mit diesem Federstrich sind wir Celan schon ein ganzes Stück näher vorgerückt. Natürlich bestimmen die Gedanken (der Dichter) in den Köpfen die Technik, sowohl was, wann und wie „es“ funktioniert. Es drängen sich Fragen auf, ständige Fragen, die man nicht beantworten kann. Das stellte Kant fest, er stellte aber auch fest, dass sich die Dinge und Begriffe selbst beweisen lassen, wie auch ihr Gegenteil. Ebenso über das, was zu leisten ist und was nicht. Über die eigene Vernunft nachdenken, diese Doppelheit, äquivok der Selbstreflexion, ist eine Fähigkeit, die die Wissenschaft, der Technik selbst, nicht lösen kann. Betrachten wir Goethes Zauberlehrling. In die Ecke, Besen, Besen, sei’s gewesen. Denn als Geister ruft euch nur, zu diesem Zwecke, erst hervor der alte Meister. Hier haben wir die alte Technik und der Zauberlehrling ist nichts anderes, als die junge Technik. Eines Tages kennt ein Techniker nicht mehr das innere Wesen einer Schraube. Er entwirft sie immer wieder neu in immer neuen Fahrzeugen. Warum? Das beschreibt, man kann soviel technisches Wissen anhäufen, wie man will, um etwas Vernünftiges zu produzieren bedarf es unbedingt der Vernunft. Wo wir diese herkriegen, hat Kant in seiner Kritik der reinen Vernunft deutlich gezeigt. Die Unterschiede innerhalb der verschiedenen Vernunftbegriffe (der mathematischen Naturwissenschaften, der empirischen Vernunft, der metaphysischen Urteile und die Urteile der praktischen Philosophie) können nur in einer Gleichheit und Einheit gemessen werden, und das ist die Vernunft selbst. Profit bleibt übrig nach Abzug seiner sämtlichen Gestehungskosten. Wie man an den vorliegenden Beispielen jedoch sieht, ist es nicht so leicht zu entscheiden auf welche vermeintlichen Kosten, oder sollen wir sagen geistige Leistungen, man verzichten kann. Das Sinnhafte, Trügerische, Vergängliche, jawohl: Das Dichterische, gehört ins Werk hinein, und wenn wir so wollen, dass allein die Wahrheit übrig bleibt, müsse sie abgezogen werden. Denn so Kant: Dass alle Erkenntnis mit der Erfahrung anfange, daran ist gar kein Zweifel. Wenn aber gleich alle unsere Erkenntnis mit der Erfahrung anhebt, so entspringt sie darum doch nicht eben alle aus der Erfahrung. Wir erkennen hier, es beginnt mit dem Ursprung. Das heißt danach: Wir werden unsere Technik nicht weiterentwickeln. Es gilt immer wieder von vorne, von Anfang an, mit und in der Sprache, auch in der jeweiligen Fachsprache, neue Techniken zu eröffnen. Wie Goethe redet: Willst du ins Unendliche schreiten, geh nur im Endlichen nach allen Seiten. Eingedenk selbstverständlich der Dichtung die uns diese Sprachen erst, erwiesenermaßen, ermöglicht. Noch lesen wir, und noch drehen sich die Windräder. Dichtung und Technik können wir nicht essen und darauf kommt es letztendlich an. Beides ist noch bezahlbar, aber auf welches können wir am ehesten verzichten? Dichten ist mit Heidegger gesprochen das entwerfende Sagen. Alles, auch der technische Entwurf wird ent-worfen mit der Dichtung. Die Dichtung ist Stiftung. Anstiftung des Streits der Wahrheit. Hölderlin sagte dazu: Schwer verlässt, was nahe dem Ursprung wohnet den Ort. Man darf also nicht vergessen, wo alles herkommt und wie alles zusammenhängt. In einem anderen Zusammenhang thematisiert Celan hier die Wissenschaft (die Chemie) die Kunst natürliche Körper vermittelst Feuer oder anderer in Bestandteile aufzulösen und diese zu neuen Produkten zusammenzusetzen sinngemäß nach Lexika. Dies thematisiert er im Gedicht Chymisch mit dem Schweigen, als der Sprache der Vergessenen. Nun glaubt aber der Wissenschaftler, davon gehe ich aus, dass er weiß, womit er arbeitet und was er tut. Er weiß, der Gegenstand der Technik ist klar durch Kategorien bestimmt. Doch kennt er die Technik selbst? Er erkennt nur, soviel er selbst beherrscht. Dass er das nicht begriffene als sein Nicht-begreifen-können, das Nicht-Erkennen als ein nicht – erkennen - können, erkennt, als ein Verstehen seines Nicht-Verstehens, ist nur richtig. Grenzen sind fließend. Liegt der Ursprung des Rades in der Technik oder in der Naturwissenschaft? Der Dichter (Celan) hilft ihm die Dinge zur Sprache zu bringen! Was fällt dem Dichter zur Technik ein? Die dichtende Intelligenz treibt das technische Rad und bestimmt dessen Lauf (Zeit) im Lauf des Begreifens und des Verstehens. Es wäre also aus all diesen Gründen wichtig, dass Dichtung und Technik, im Gespräch bleibt. Zurück zur Grundfrage, die hieß: „Mit Celan bewegt man keine Windräder“. Das bewegt die Frage zwischen Dichtung (Geisteswissenschaft) und Technik (Maschinentechnologie) konkret heißt das: Sind Windkrafträder (stellvertretend für alle Technik: Autos etc.) ohne Dichtung möglich? Können sie ohne Dichtung bewegt werden? Laufen? Geplant, angeboten, heißt auch hergestellt, abgesetzt, betätigt, und bewegt werden? Und das alles ohne Dichtung? Sollte das möglich sein? Also konkret: Kann Dichtung Windkraft bewegen? Kommen wir zurück auf diese Grundfrage. Sie ist konkret. Ist es ohne Dichtung möglich, eine Windmühle, oder ein Windkraftwerk, zu betreiben? Es ist eine Frage nach der Technik und die lautet: Wie? Dass die Herstellung eines Werks, eines Kunstwerks oder Bauwerks (Tempels), die Frage, dass gewissermaßen der Ursprung der Kunst ohne das Dichten nicht möglich ist, das ist (spätestens seit Kant mit der Aufklärung und spätestens seit Heidegger, vom Ursprung des Kunstwerks) geklärt und abgeschlossen, besprochen und durchgearbeitet. Die schaffende Bewahrung im Werk, das kreierende Zeugen, das Aufzeigen und Ent-Werfen ist die Dichtung. Nehmen wir als Beispiel die Herstellung des Tempels, z. B. das Oktogon am Aachener Dom. Hierfür bestellt Kaiser Karl im Jahr 800 Architekten aus Italien. Niemand geht davon aus, dass diese Architekten den Tempel alleine gebaut hätten. Sie haben ent-worfen Zeichnungen erstellt. Den Ursprung her-ge-stellt, einen Auf-riss er-stellt einen Grund-riss. Sie haben mit den erforderlichen Handwerkern erst eine gemeinsame Sprache er-stellt und sich darauf geeinigt, bevor man anfing zu bauen. Es galt nicht das Rätsel zu lösen, wie sich der Bau entwickelt. Es galt das Rätsel zu sehen, gemeinsam zu sehen. Wer den Grund-riss, liefert das waren die italienischen Architekten, und wie Dürer sagt: „Wer die Wahrheit heraus kann reißen, der hat sie.“ Diese Wahrheit ist das sich ins Werk setzende Seiende, das Gedicht. Sie stellen das Ent-sprechende erst her! Es beginnt mit der Dichtung. Der Grund-riss lässt die Wahrheit erst ent-springen. Er ist Gründung, Anfang, ist Ursprung. Es ist die schaffende Bewahrung im Werk. Das Ent-Werfen, das Auf-Zeigen, das kreierende Zeugen. Das ist die Dichtung, die schaffende Be-Wahrung, die Un-ver-borgenheit, indem sie be-nennt. Die Wahrheit als Dichtung setzt sich ins Werk. Nur hier haben wir das Ur-sprüngliche des Werks. Wenn sie so wollen: des Windkraftwerks! Oder wie Hölderlin es ausdrückt: „Schwer verlässt was nahe dem Ursprung wohnet, den Ort.“ Das Windkraftwerk ist in seiner Schöpfung vor seinem bzw. in seinem geistigen Auf-stellen bereits Dichtung. Nehmen wir ein zweites Beispiel. Jemand spielt vorzüglich auf einer Wasserglasorgel. Er beherrscht diese Technik. Man fragt aber wie? Und dieses man bedeutet ein jedes. Hat man bereits begriffen? Verstanden? Hat die Vernunft, das Handeln bereits reflektiert? Die Antwort heißt ja! Es ist bereits die Grundfrage. Die Frage: Wer war zuerst? Die Dichtung oder das Windkraftwerk. Welche Dichtung, welches Windkraftwerk. Welche Henne, welches Ei? Es ist die Frage nach dem Ursprung, dem Anfang, der Begründung. Nach der Verdichtung, dem dichtenden Denken. Dem Zusammenreimen in Technik, wie in der Mathematik: eins zu eins. Was und wem nutzt dieses Wasserglasorgelspiel, wenn es ins Leere schallt? Der Musiker musste fragen und sprechen, ohne dass er nicht diese Meisterschaft erreichte. Der Zuhörer fragt. Alles beginnt und endet mit Sprechen und Fragen. Ohne Sprechen keine Höhlenmalerei und keine Windkraftwerke. Von der Höhlenmalerei bis zum Windkraftwerk war viel Sprechen, viele Dichtung. Ohne eine Klärung, wann, wieso, warum, wohin, wer bezahlt? Ohne diese Fragen und die dazugehörende Antwort (die Dichtung) kann kein Windrad entstehen, geschweige sich bewegen, und diese Fragen sind wesentlich. Die Lesung von Büchern und das Hören von Vorlesungen sind (ist) eins. Man liest viele Bücher und hört viele Vorlesungen, aber findet man Wissen, Weisheit, Verstand oder gar Vernunft? Die Frage, die man stellen müsste, lautet einfach: Wie? Wie kam es dazu, wie hat es angefangen, wie hat mein Vorgänger, Vorfahre das gemacht. Dahinter will ich kommen. Man beginnt irgendwann mit einem Wort. Denkt nach, schreibt es auf, ein zweites Wort, vergleicht, stellt diese Wörter zueinander, gegeneinander, erhält einen Satz, vergleicht die Worte mit einem zweiten Satz: Nur so kommt man weiter. Das ist der Ursprung, daraus entsteht auch die Dichtung. Die sich fügt zu einer Erklärung, einer Beschreibung, einer Darstellung, einem Ent-Wurf. Das Ent-Worfene. Das in die Welt geworfene – heureka. Das ist das Dichterische. Es ist jene Technik, etwas mathematisch-technisches Dar-zu-stellen, Auf-zu-stellen. Wir haben es. Wie es funktioniert. Wir erklären, so funktioniert es. Wir haben eine gemeinsame Sprache. Erstellen den Grund-Riss und fertigen das Werk und beginnen die Dichtung neu. Noch einmal zurück über die Grundfrage: „Bewegt man Windräder mit Dichtung?“ Es ist schwierig und problematisch, auch in der Dichtung, immer wieder neu das Rad zu entwerfen. Auch das Wind-Kraft-Rad. Und irgendwann macht man zwischen all diesen Schritten einen Schnitt. Man Ver-dichtet den Entwurf. So, von hier bis dort, das ist meins und jenes Eures. Euer Gedicht oder Windkraftrad, mein Gedicht oder Windkraftrad. Es ist die Zeit etwas dar-zu-stellen, auf-zu-stellen. Ein Denk-mal, ein Windkraftrad, ein Ge-dicht. Aber bewegen!? Bewegen tut’s das Gedicht, und wenn man Glück hat – Ist auch noch etwas Wind, der wenn man noch mehr Glück hat, einem ein Gedicht -zuflüstert! Die Antwort zu der Behauptung: „Mit Celan bewegt man keine Windkrafträder“ ist eine Antwort gegen die logischen Zusammenhänge und eigentlich eine angriffslustige Antwort. Sie ist gleichbedeutend mit der Antwort des Hausherrn an die Hausfrau, sie würde ja nicht das Geld nach Hause bringen oder an seine Kinder, dass sie die Füße unter seinen Tisch stellen. Das eine ist, ohne das andere nicht zu haben. Man merkt, wissenschaftlich gesehen sind die Antworten richtig, aber geisteswissenschaftlich, sagen wir dichterisch gesehen, längst unzeitgemäß. „Ohne Dichtung keine Bewegung!“ Um dies auf den Punkt zu bringen. Die Gründe, woher es ist, was es ist, liegen in der Ursache. In einer der vier aristotelischen Ursachen: die Materialursache, die Formalursache, die Wirkursache und die Zweckursache.

1. die Materialursache, causa materialis meint, woraus das Ding besteht; z. B. den Stoff (Stahl und Elektronik)

2. Die Formalursache, causa formalis bestimmt die Form, durch die es wird, was es ist z. B. die Flügel für die Windräder.

3. Das woher, als Wirkursache, causa efficiens, durch die Arbeit der Ingenieure und Techniker. Aristoteles beschreibt sie als das Woher des Anfangs der Bewegung und

4. Die Ursache um derentwillen das Windrad gebaut wird, die Zweckursache des Worum-Willens die causa finalis, als hierbei die Windenergie aufzufangen. Aristoteles nennt die causa finalis als Leitmodell für die Bestimmung des Ersten Bewegenden „es bewegt den Kosmos wie ein Geliebtes bewegt, insofern es Gegenstand des Verlangens ist und geliebt wird“. Der Herstellungsprozess liegt hierbei sowohl im Herstellenden, dem Techniker, dem Ingenieur wie auch im Gegenstand des Hergestellten, her-zu-stellenden. Hierbei wäre es die „verlangten Windräder, um dieses Geliebte, diese Verlangen darauf, als der ersten Bewegung darzustellen (übrigens ist diese erste Bewegung nichts Menschliches, es geht darüber hinaus!)“. Der Unterschied liegt in der Denkungsart. Platon und Aristoteles sprechen von der Materie (ähnlich Quantenphysik und Relativitätstheorie) von der Dynamis, der Möglichkeit. Demgegenüber die Atomisten die Materie als Wirklichkeit sehen. Das Wahre, das in den Dingen steckt, ist die höchste Wirklichkeit von allem. Zusammengefasst, der einheitliche Grund alle Dinge zu denken. Dies zu formulieren leistet nur die Dichtung. Die Dichtung ist hier nicht der Schöpfer, sie lässt nur das zu Schaffende in die Lichtung treten, selbst was vorher schon von der Möglichkeit her da war. Tritt es durch die Dichtung in die Lichtung, ins Offene, als ursprüngliche Erscheinung. Es ist ein Lernen, oder wie Wittgenstein es sinngemäß ausdrückt: „Das Lernen ist ein Rückerinnern. Wir erinnern uns, dass wir die Worte wirklich auf diese Weise gebraucht haben.“ Könnte man dies nicht auch Dichten nennen? Dichtung als etwas rein Geistiges, Göttliches, Wahnsinniges. Wer könnte sich etwas Wahnsinnigeres als ein Wissenschaftliches (ein wieder-natürliches) Produkt vorstellen (ein Gedicht, ein Windkraftwerk, eine Benutzeranweisung, einen Prospekt z. B.) Die Dichtung ist praktisch der Weg zur Windkraftanlage und zurück zum Ursprung des immer-wieder-neu-Erfindens, des WIE? Der Details. Das Verhältnis und das normative Fundament von Theorie und Praxis. Das ewige Streben nach dem Erkennen, der Funktion, dem Wesen und nicht nur diesem Wissen, sondern von allem Wissen. Dies Nachzuvollziehen kann nicht bewiesen werden wie etwa das 1x1. Es erfordert ein Mitdenken, einen Willen zum Einsatz von reflektierender Einbildungskraft. Das wäre schon der Unterschied zwischen Prosa (einem Prospekt, einem Katalog) und der Dichtung. Aber das wäre ein anderes Thema. Philosophisch gesehen ist Wissenschaft: Einen Stein über das Wasser mehrmals hüpfen lassen. Dichtung ist: unter diesen Stein noch etwas Fantasie zu bringen, bis der Stein abhebt, emporsteigt.

Unter ein Bild,

… zu einem Bild von Vincent van Gogh, Raben über Weizenfeld.

Celan beschreibt in seinem Gedicht bewusst nicht das Bild. Das kann der Maler besser. Er stellt ein eigenes Kunstwerk, ein Gedicht her. Der Maler sah das Weizenfeld über dem die Raben schwirrten. Dieses setzte er ins Werk. In eines seiner letzten Werke. Und diese Stimmung, dieses goldene aufwogende Weizenfeld unter diesem dunklen Himmel mit den schwarzen Raben und den Wegen, die ins unentdeckte führen.

Celan beschreibt nun diese Stimmung, dieses erkannte. Er erkennt auch den Zustand van Goghs, den er mit seinem Eigenen in Verbindung bringt.

Van Gogh ein niederländischer Maler, ein Schilderer wie man in Holland sagt. Das Schildern sagt im Deutschen einmal „etwas schildern, etwas berichten“, zum anderen zeigt ein Schild ein Symbol ein Zeichen, es bezeichnet seinen Träger, sein Symbol oder seine Geschichte. Vielleicht eine Ekphrasis wie der Schild des Achilleus.

Dichten ohne Denken

Wird das Gedicht gedacht oder gemacht, anhand von Celan Meridian Rede und der Todesfuge.

Denken, kann und soll man einem Dichter weder abstreiten noch absprechen. Ein Dichter steckt seine Sammlung Topoi in einen Luftballon, bringt ihn zum Platzen, und ehe sie den Boden erreichen, entsteht das Gedicht.

Wir fahren nach Paris und besuchen das Grab Heines. Wir sehen nicht den Friedhof, wir sehen nicht die Gräber. Wir erkennen nicht die Toten, wie wir nicht die Gedichte erkennen! Wir zählen die Gräber ab. Den Weg, dann rechts hinter dem Baum liegt Heine. Wir suchen die Todesfuge im Gedichtband. Suchen unter D; falsch. Es heißt Todesfuge nicht die Todesfuge. Wir sehen das Grab, wir entfernen das Laub, wir richten die Blumen. Wir sehen Heine nicht, wir erkennen nicht Celan. Wir warten dort. Aber wir haben vergessen zu beten. Wir vergessen das Gedicht laut zu lesen, zu wiederholen wie ein Gebet. Immer wieder machen wir uns an Worte ran, wie an einen Stein der auf dem Grab lag (Erinnerung) und spüren diesem nach, in welchem Haus er steckte, aus welchem Berg er stammt, von welchem Stern er kam.

Sie lachen? Lachen sie über die großen Namen auch großer Dichter und Kritiker die Celan auslachten beim Lesen der Todesfuge vor der Gruppe 47, ein Lachen, welches heute in Fernsehshows sehr verbreitet. In den USA wird bereits seit vielen Jahren der Applaus automatisch eingespielt.

In der Gruppe 47 wurde Celans osteuropäisch getöntes Deutsch, für das die aus vielen ehemaligen Kriegsteilnehmern bestehende Gruppe kein Ohr hatte, in einem Atemzug mit dem „Tonfall von Goebbels“ und mit dem „Singsang wie in einer Synagoge“ verglichen. Diese Autoren der Gruppe 47 bezeichnete Celan abschätzig als "diese Fußballer" und von der deutschen Literaturkritik sah er sich geradezu notorisch missverstanden.

Aus einem Aufsatz, der 1962 in dem von Hans Werner Richter (Gründer und Hofherr der „Gruppe 47“) herausgegebenen Sammelband „Bestandsaufnahme. Eine deutsche Bilanz 1962“ erschien. Rühmkorfs Text heißt „Das lyrische Weltbild der Nachkriegsdeutschen“:

„Indes, wer bei einem Gedicht wie der Todesfuge zum Lobe ansetzt und fast schon Worte wie meisterlich und eisig-einzigartig auf der Zunge wägt, der möchte dann den dreigestrichenen Applaus doch nicht ohne gewisse Zurücknahmen aus sich entlassen. Denn obwohl Celan sicher als Ausnahme nicht nur unter dichtenden Zeit-, sondern auch Artgenossen anzusprechen ist und obwohl bei ihm gemeinhin überzeugt, was bei anderen zeitgenössischen Zeitflüchtern von Poethen bis Demus, von Raeber bis zu Atabay nur als ein modisches Make-up empfindet (ich meine vor allem eine gewisse Feierlichkeit der Diktion und Stilisierung ins Würdevolle), vermag man doch bestimmte Schwächen und Mankos nicht übersehen.“ (S. 663, zit. nach „Paul Celan – Die Goll-Affäre, hrsg. v. Barbara Wiedemann, Frankfurt/M 2000)

Rühmkorf fährt in seiner Kritik fort, dass Schlüsselwörter wie Urne, Asche, Mohn, Kelch, Muschel, Schatten, schwarze Pappel – also Begriffe, welche in den Gedichten Celans vorkommen – nur ein „Sortiment von Nachschlüsseln“ sind, weil geborgt: Es sind vorgegebene Symbole, die bereits bei Mallarmé, Trakl und Benn in Gebrauch waren. Tenor der Kritik: Im Grunde nichts Neues in dieser Dichtung.

Der Dichter Celan war dies alles eingedenk. All dieser Zutaten; die müssen vorhanden sein, müssen vom Markt geholt sein, immer frisch sein. Bis zu diesem Moment, an dem das Gedicht entsteht. Neue Kreation entwirft ein neues Kleid. Natürlich spontan und immer wieder spontan, immer wieder. Wie könnte man etwas Neues erdenken? Denken kann man nur, was man bereits weiß. Kreieren, entwerfen, dichten nur spontan, a priori. Das Denken muss vorher über lange Zeit vorbereitet sein. Dann muss alles schnell, spontan gehen. Die Idee und dann verwerfen oder hochheben, das ist eine andere Frage. Das ist auch keine Frage, die der Dichter selber beurteilen kann.

So bleibt die Frage nach dem Gedicht gedacht oder gemacht offen.

Ohne alles vorher Gedachte kann man nichts machen aber nur ein Gedicht erdenken, Zusammendenken, zusammenreimen? Das wird nichts, das kann nichts werden. Man muss in Stimmung sein, im Sinne des Wortes und wissen, dass man nichts weiß.

Atemkristall.

Ein Dialog zwischen
Bild und Sprache zum Gedichtzyklus

Der Zyklus „Atemkristall“ aus dem Gedichtband „Atemwende“ (1967)

„Atemkristall“ als textueller Zyklus Paul Celans - Entstehung, Strukturen und Besonderheiten
Fazit
Vorsätzlich halte ich mich nicht an bestehende Gedichtinterpretationen oder …

Davon ausgehend, dass auch der (allgemein) Dichter von mehreren Möglichkeiten einer Begriffsbestimmung ausgeht, stelle ich lediglich allgemeine Gedankengänge zur Verfügung. Dies ist auch eine Methode, dem Laien, eine Anschauung zur Vorgehensweise und keine festgelegte Lehrmeinung aufzugeben.

Ist eine Interpretation eine eigene Schöpfung, eine Dichtung? Warum dichtet der Dichter einen nur schwer aufzulösenden, auch vom Dichter nicht zur Auflösung gewollten Text? Warum versuchen „Zwischenhändler“ ein Gutachten mit wissenschaftlichen Erklärungen dem Verbraucher abzuliefern, wie ein Gedicht erklärt ist. Übrigens, beim Krimi sagt keiner vorher, wer der Mörder ist.

Aufzeigen des Dialoges zwischen Begriff und Sprache anhand der Gedichte „Du darfst“ und Weggebeizt“.

DU DARFST mich getrost

Mit Schnee bewirten:

Sooft ich Schulter an Schulter

Mit dem Maulbeerbaum schritt durch den Sommer,

schrie sein jüngstes

Blatt

Du darfst…

Bei wem liegt dieses Du darfst? Du darfst nicht töten, ein Teil der zehn Gebote. Ausgehend, von dem, der sie ausspricht, Priester oder Gott; während bereits der Militärpfarrer spricht: Du musst töten, sonst wirst du selbst getötet.

„Du“ und „mich“, beides getrennt. Das Du trifft, nach seiner Atemwende auf das Ich.

… getrost mit Schnee bewirten …

Den Ort des Todes, das Ende des Lebens wird bedeckt vom gleichmachenden Schnee.

(Heidegger: der Schnee bedeckt alles in uns). Für ein Vergessen im Zeichen der sich erneuernden Natur.

Schritt mit dem Maulbeerbaum … sein jüngstes Blatt, schrie …

Erklärungsversuch: Die als Kozu bekannten Fasern des Holzes finden bei der Herstellung von Japanpapier Verwendung. … von Büchern aus Japanpapier schrie das neueste Gedichtblatt …

Sein jüngstes Blatt schrie, durch die Empfindung des Ich und des Du; der Gemeinsamkeit und doch der Trennung vom Maulbeerbaum (dessen Blätter gefressen werden von Raupen, oder zu Japanpapier verarbeitet wird). Das Blatt es leidet mit, verbündet leidet es mit.

Womit und warum leidet es mit?

Weggebeizt
(Paul Celan)

Weggebeizt vom
Strahlenwind deiner Sprache
das bunte Gerede des An-
erlebten - das hundert-
züngige Mein-
gedicht, das Genicht.

Aus-
gewirbelt,
frei
der Weg durch den menschen-
gestaltigen Schnee,
den Büßerschnee, zu
den gastlichen
Gletscherstuben und -tischen.

Tief
in der Zeitenschrunde,
beim
Wabeneis
wartet, ein Atemkristall,
dein unumstößliches
Zeugnis.

Dazu ein Schwenk zu Napoleon, als Synonym für Politik: (Ernst Jünger / Napoleon Übersetzungen, zeigt ihn als Feldherrn und als Geopferter; Goethe zeigt Napoleon als Prometheus-Gestalt; Das Blatt empfindet wie Diese, die Gemeinsamkeit des Fressenden/Gefressenen, des Bearbeiteten und Verarbeiteten, Napoleon muss leiden, muss gleichzeitig leiden lassen, ein Getriebener). Hier wird der Blickwinkel des Pflanzenforschers (Celan) mit dem des Politikers, Historikers zusammengezogen.

Zugegeben, eine Erklärung, die ins Zynische weist, mehr noch, wenn ich den Hinweis auf Goethes Faust: „Grau ist alle Theorie, grün des Lebens Baum“ anwende. Warum sollte man Celan nicht einen gewissen Zynismus zutrauen? Der Zynismus (auch heroischer Zynismus) könnte bedeuten: Erschöpft schaffte Celan seine Werke, aber das letzte Blatt ist vollbracht![7]

Politik und Dichtung.

Der Runige, auch Eichelbube genannt, CNRS#SS Mai 1968. In Paris und zur Besetzung Prags durch russische Truppen. Auf dem ersten Blatt bemerkt Celan: „Antschel, ko. und kw.“ In den folgenden Fassungen wechselt der Runige im Greiftrupp selber.

Mit dir Docke / Auch der Runige / Deinem, auch deinem / Mauerspruch / Für Eric / Wer pflügt nichts um?

Kropotkin und Landau in Darmstadt zitiert. Kropotkin das Werk wurde 1904 erstmals von Gustav Landauer ins Deutsche übersetzt.

Paul Celan hatte ein Bedürfnis, die Opfer des Holocaust bei jedem zu thematisieren. War es eine Masche? Bei den angesprochenen Männern traf diese Anfrage auf ein unverständliches Schweigen (Adorno) und bei den Frauen traf das Ansprechen auf Begeisterung und Verehrung (Ingeborg Bachmann, Diet Kloos) ja manchmal war es Liebe und das wusste er. Sie wollten alles von ihm hören. Sie hingen an seinen Lippen und das liebte er. Aber er begriff nicht, wollte es nicht einsehen, dass er bei den Männern bei diesem Thema auf Granit stieß. Es war für sie kein Thema, es war unangenehm. Warum? Sie konnten ihm doch nur sagen, was einen Menschen dazu bewegt. Doch was war mit ihnen geschehen? Die Juden unter ihnen, wollten das Thema nicht mehr anschneiden. Sie wollten innerlich trauern und die Deutschen? Die deutschen kämpften innerlich mit widersprüchlichen Gefühlen zwischen Schande und Wut. Celan aber konnte dieses innerliche, diese Ungerechtigkeit der Menschen (einschließlich der Goll-Sache) nicht verarbeiten. Es wurde ihm alles zu viel.

Zur gegenwärtigen Lage der ertrinkenden Flüchtlinge im Mittelmeer:

"Man redet umsonst von Gerechtigkeit, solange das größte der Schlachtschiffe nicht an der Stirn eines Ertrunkenen zerschellt ist."

Der Dichter bittet um Worte für das Gedicht als Widerstand, Worte „die diese Welt zerkratzen“. Worte die gründen, im Gedicht eine eigene Welt.

(Ich Kenne Dich, du bist die tief Gebeugte,
ich, der Durchbohrte, bin dir untertan.
Wo flammt ein Wort, das für uns beide zeugte?
Du - ganz,ganz wirklich. Ich - ganz Wahn.)

Paul Celan

Fünf Wochen vor seinem Freitod folgte der letzte Besuch Celans in Tübingen.

Er starb im Alter von 49 Jahren, am 26. April 1970, in Paris in der Seine durch Selbstmord.

Um den 20. April 1970 begeht Paul Celan Selbstmord in der Seine. Das Grab Paul Celans liegt außerhalb von Paris auf dem Cimentiére de Thais.

14. Epilog

Kunst ist eine Lüge, die uns die Wahrheit erkennen lässt.''

Pablo Picasso

Vielleicht kannte Paul Celan diesen Ausspruch und erinnerte, dass die Dichter lügen: Vieles lügen die Sänger. Der fehlende Sinn der normalen Sprache lässt die Inkommensurabilität des Denkens nur schätzen. Wir wissen nicht, was wirklich ist. Nun macht nicht nur, seit Adornos Verdikt (von 1949/1951, also zum Anfang seiner Dichtung in Paris) Celan, den Unterschied, dass man nicht einfach dichten kann, wie man will. Man kann nicht kunstblind rufen: Es lebe der König. So wenig, wie man einfach in einer Demokratie rufen kann: Heil Führer oder in einer Diktatur: Es lebe die Freiheit! Büchners Lucile „Es lebe der König“. (Lucile, Dantons Tod, 2. Akt, 3. Szene, Seite 39 Zeile 17.) dies sind keine Worte, dies ist ein Verstummen. Gegenworte und Akt der Freiheit. „Hier wird keiner Monarchie und keinem zu konservierenden Gestern gehuldigt. Gehuldigt wird hier der für die Gegenwart des Menschlichen zeugenden Majestät des Absurden.“ Diese Majestät des Absurden, diese gebräuchliche Sprache. Wesen der Dichtung ist das „Gegenwort“, welches als Bruch gegen die kulturelle und gesellschaftliche Norm steht und gegenüber der „Atemwende“, dem Zerreißen des Drahtes des „freigesetzten befremdeten Ich“. Dieses Gegenwort ist ein Akt der Freiheit, der den Draht zerreißt. Ein Schritt. Kein Bücken. Die Kunstblinde, (Lucile) Wahnsinn vor dem Schafott. Gehuldigt wird für die Gegenwart des Menschlichen zeugenden Majestät des Absurden – Pervertiertheit der Brillanz. Das waren vor allem das Kunstgespräch zwischen Danton und Camille, Desmoulins aus „Dantons Tod“ beziehungsweise das Kunstgespräch zwischen Lenz und dem Kaufmann aus „Lenz“. Lucile: Dantons Tod, 1835 „ich höre Dich so gerne reden“ „es lebe der König“ „wenn einer schreit vor Leiden, müsste die Welt erkalten“. Lucile Pierre Desmoulins, geborene Duplessis (* 1770 in Paris; † 13. April 1794 in Paris auf der Guillotine 8 Tage später als ihr Ehemann) war geistreich und vielleicht war dieser Ausruf „es lebe der König“ ein Attentat, wie ein streuen von Flugblättern. Man muss als Dichter deviant die Wahrheit sagen, das ist die wahre Kunst. Der wahre Dichter muss ein Künstler werden. Das ist die Botschaft, dass man nach Auschwitz nicht mehr so romantisch weiterschreiben kann, wie Adorno es liebte. Also es geht in diesem Buch um die Kunst, dies scheint verstanden, es geht um die Dichtung als Kunst. Eine Anleitung zum Dichten als Kunst. In friedlichen Zeiten ist es schwer zu dichten, außer Cherry, Cherry Lady oder Da, da, da, du bist hier und ich bin da. Doch mit einer Gewehrkugel am Kopf, fällt ein Wort für Ewigkeiten. Dichten ist und bleibt etwas für die Leidenden und Unterdrückten. Immer eine Tragödie. Diese Kommödie von lustiger Dichtung ist etwas für Weicheier unter den Dichtern.

„Wisset jedoch, dass die Dichtkunst sich überall dort findet, wo das spöttisch-stupide Lächeln des Menschen mit der Entenvisage nicht ist."

Lautréamont (Gesänge des Maldoror, 6)

Alle kursiv gesetzten Texte sind Übertragungen und gelten als zitiert.

Mit Dank und Erinnerung an Prof. Dr. Axel Gellhaus

Lehrstuhl für Allgemeine Literaturwissenschaft und Neuere Deutsche Literaturgeschichte der am 30. September 2013 verstorben ist.

Vom Herausgeber veröffentlichte lyrischen Werke alphabetisch sortiert:

manfred h. freude
im gesamten Bestand 77 Bücher: Wissenschaftlicher Bücher, Philosophie, Lyrik, Germanistik, Theater, Herausgeber Autobiografien, Übersetzungen

Buchveröffentlichungen (Lyrik Auswahl) :

- Lyrik alphabetisch geordnet

Alles Aachener Gedichte, Allemole Oecher Rümmelchere, Lyrik, ISBN: 9783741844966
100 Seiten, Hardcover Freude, Manfred H. - Berlin : epubli GmbH, 2016

Alles Aachener Gedichte, Allemole Oecher Rümmelchere, Lyrik, ISBN: 9783741845048
100 Seiten, Softcover Freude, Manfred H.. - Berlin : epubli GmbH, 2016

Alles aus einer Hand ISBN: 3-86703-469-9
Freude, Manfred H.. - [Leipzig] : Engelsdorfer Verl., 2007

Beziehungsweise… Lyrik ISBN-10: 3737535558
57 Seiten Freude, Manfred H.. - Berlin : epubli GmbH, 2015

Blumenliebende, Lyrik ISBN: 978-3-7375-3746-9 Softcover
52 Seiten Freude, Manfred H.. - Berlin : epubli GmbH, 2015

Das ganze Jahr ISBN: 9783844227185
Freude, Manfred H.. - Berlin : epubli GmbH, 2013

Denkheft und Schriftmal ISBN: 3-939404-67-5
Freude, Manfred H.. - [Leipzig] : Engelsdorfer Verl., 2006

Der Gedanke trägt einen Regenschirm ISBN: 978-3-748-539339
64 Seiten, Softcover Freude, Manfred H. - Berlin Lyrik Band 12 : epubli GmbH, 2019

Dichter am Gedicht Edition Freude spezial ISBN-13: 978-3-86901-152-3
126 Seiten, Freude, Manfred H.. - Leipzig : Engelsdorfer Verlag

Die Kunst der Bockgesänge ISBN: 978-3-735-8766-2 Seiten Hardcover
Freude, Manfred H.. - Berlin : epubli GmbH, 2012

Die schweigenden Fische ISBN-13: 978-3-86268-239-3
141 Seiten, Untertitel: Edition Werk Band 7 - Lyrik & Dichtung 2010

FREUDE Das dichterische Werk ISBN 978-3-86858-188-1
2002 - 2006 Freude beim Lesen, Gebundene Ausgabe 2009 Shaker Verlag 2006

FREUDE beim Lesen, 2002 - 2006, Das dichterische Werk II. Auflage Softcover, 356 Seiten ISBN 9783748516774 Freude, Manfred H.- Berlin : epubli GmbH, 2019

Gedichte vom laufenden Meter ISBN: 978-3-8442-1924-1
Freude, Manfred H.. - Berlin : epubli GmbH, 2012

In der Dunkelheit herrschen finstere Zeiten ISBN: 9783745061239
72 Seiten, Softcover Freude, Manfred H. - Berlin : epubli GmbH, 2017

In einem kalten Garten, Werk Band 9 ISBN-13: 978-3-95744-027-3
110 Seiten Freude, Manfred H.. - Leipzig : Engelsdorfer Verl., 2014

Keine Genichte - Alles Gedichte ISBN: 3-939144-41-X Softcover
Freude, Manfred H.. - Leipzig : Engelsdorfer Verl., 2005

II. Band Keine Genichte – Alles Gedichte 2015 ISBN-13: 978-3737533867 Berlin : epubli GmbH Hardcover

KontraVerse zur Kontroverse 10 Jahre 2003-2013 ISBN Nr.: 978-3-8442-6693-1 Hardcover 828 Seiten 754 Gedichte Freude, Manfred H.: epubli, Sep. 2013

KontraVerse zur Kontroverse 10 Jahre 2003-2013 ISBN Nr.: 978-3737561464 Softcover 784 Seiten Freude, Manfred H.: epubli, Sep. 2015

Kurzwarenabteilung Kurze&Kernige Lyrik, ISBN: 9783746773759 80 Seiten, Softcover Freude, Manfred H. - Berlin : epubli GmbH, 2018

Lieder der Liebe 100 Liebesgedichte ISBN 978-3-86858-439-4
Verlag Shaker Media 2010

Lieder der Liebe II 100 Liebesgedichte ISBN Nr.: 978-3-75029377-9 Hardcover 144 Seiten, epubli Verlag GmbH, Mrz. 2020 Freude, Manfred H.

Mallorkinische Reise ISBN: 3-86611-189-4
Freude, Manfred H.. - [Mammendorf] : [Pro-Literatur-Verl.], c 2005

Mallorkinische Reise II. Band 2015 Taschenbuch: 124 Seiten Verlag: epubli GmbH; ISBN: 978-3737534307

Mit freudschen Grüßen ISBN 978-3-86268-460-1
59 Seiten, Freude, Manfred H.. - Leipzig : Engelsdorfer Verl., 2011

Schlagwort & Dichterstreit ISBN-13: 978-3-86901-153-0
Freude, Manfred H.. - [Leipzig] : Engelsdorfer Verlag 2009

Schwaigemund - Mundgerechter schwaigender Mund ISBN 978-3-752972-96-2 A5 Softcover 112 Seiten Manfred H. Freude Berlin Epubli Verlag 7/2020

TOD, Es kommt die Stunde Die Frage nach Tod und Hoffnung Format: DIN A5 hoch Seiten: 60 ISBN: 9783748516262 Freude, Manfred H.. - Berlin : epubli GmbH, 2019

Tödlicher Frieden Edition Freude ISBN: 3-86703-111-8
Freude, Manfred H.. - [Leipzig] : Engelsdorfer Verl., 2006

Treibsand und Lianen ISBN: 3-939404-64-0
Freude, Manfred H.. - [Leipzig] : Engelsdorfer Verl., 2006

Twitter Chronikfiktionen und Twitterendlosgedicht, Lyrik, ISBN: 9783746771915
60 Seiten, Softcover Freude, Manfred H.. - Berlin : epubli GmbH, 2018

Vom Hörensagen und Draufsätzen Gedichte Taschenbuch ISBN Nr.: 978-3867037099 Freude, Manfred H. Leipzig Engelsdorfer Verlag 2008

Wunden des Daseins, Lyrik, ISBN: 978-3-73751-439-2
56 Seiten, Hardcover Freude, Manfred H.. - Berlin : epubli GmbH, 2014

Conclusio Literaturhinweise Paul Celan

"Alles ist unvergessen". Paul Celan und Nelly Sachs April 2008 von Peter Selg

"Celans Gedichte wollen das äußerste Entsetzen durch Verschweigen sagen" zu Paul Celan und Theodor W. Adorno Teubner, Kim Würzburg: Königshausen & Neumann, 2014

"Ein Faible für Tübingen": Paul Celan in Württemberg. Deutschland und Paul Celan von Barbara Wiedemann

"Fremde Nähe". Celan als Übersetzer: Eine Ausstellung des Deutschen Literaturarchivs in Verbindung mit dem Präsidialdepartement ... 1998 von Axel Gellhaus und Rolf Bücher

„Wiedemann (Hrsg.) Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2000

„Wiedemann Marbach am Neckar: Dt. Schillerges., 2007

»Die Jahre von dir zu mir«: Ein Lesebuch von Ben Becker (Suhrkamp Taschenbuch) von Paul Celan und Ben Becker

»Todesfuge« und andere Gedichte (Suhrkamp Basisbibliothek) Taschenbuch –2004 von Barbara Wiedemann

Antschel, Paul Celan: Studien zum Frühwerk Wiedemann, Barbara Tübingen: Niemeyer, 1985

Atemwende 1982 von Paul Celan

Atemwende: Vorstufen - Textgenese - Endfassung Celan, Paul 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2000

Ausgewählte Gedichte / Zwei Reden. November 1984 von Paul Celan

Ausgewählte Gedichte: Zwei Reden (Edition Suhrkamp) 1968 von Paul Celan und Beda Allemann

Bachmann 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2008

Begegnung mit Paul Celan: Erinnerung und Interpretation Silbermann, Edith, Aachen: Rimbaud, 1993

Briefwechsel. Paul Celan - Nelly Sachs 1996 von Barbara Wiedemann und Paul Celan

Briefwechsel: mit drei Briefen von Giséle Celan-Lestrange Celan, Paul Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2001

Briefwechsel: Mit einer Auswahl von Briefen Paul Celans an seinen Sohn Eric von Bertrand Badiou und Paul Celan

Celan-Handbuch: Leben - Werk – Wirkung 2012 von Markus May und Peter Goßens

Celans Kreidestern: Ein Bericht. Mit Briefen und anderen unveröffentlichten Dokumenten von Brigitta Eisenreich

Celanstudien / Bildersprache: bei László Lakner und Anselm Kiefer1993 von Theo Buck und László Lakner

Celanstudien / Schibboleth: Konstellationen um Celan 1995 von Theo Buck

Der Meridian: Endfassung - Entwürfe - Materialien Celan, Paul 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1999

Die Briefe Celan, Paul 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2001

Die Gedichte. Kommentierte Gesamtausgabe Taschenbuch 2005 von Barbara Wiedemann

Die Niemandsrose / Sprachgitter: Gedichte 1980 von Paul Celan

Ein Januartag im Gebirge: Ludwig Greve antwortet Paul Celan Pörksen, Uwe Stuttgart: Steiner, 2006

Eine Sprache des Leidens: zur Lyrik von Paul Celan Krämer, Heinz Michael München: Kaiser [u. a.], 1979

Eine Stimme von anderswo: Texte zu Louis-René des Forêts, René Char, Paul Celan und Michel Foucault 2015 von Maurice Blanchot und Emmanuel Alloa

Einführung in die Lyrik und Poetik Paul Celans von Myron Hurna

Erinnerungen an Paul Celan April 1995 von Gerhart Baumann

Erinnerungen an Paul Celan Baumann, Gerhart, 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1986

Gedichte (Bibliothek Suhrkamp) von Paul Celan und Giséle Celan-Lestrange

Gedichte in zwei Bänden, Band 1 1975von Paul Celan

Gedichte in zwei Bänden, Band 2 Gebundene Ausgabe 1975 von Paul Celan (Autor), Beda Allemann

Gedichte von Paul Celan Speier, Michael (Hrsg.) Stuttgart: Reclam, 2002 Paul Celan

Gedichte: 1938-1944 1986 von Paul Celan und Ruth Kraft

Gellhaus 2., durchges. Aufl. Marbach am Neckar: Dt. Schillerges., 2001

Gesammelte Werke 4-5. Übertragungen (Suhrkamp Taschenbuch) 2003 von Paul Celan

Gesammelte Werke in sieben Bänden: 7 Bände in Kassette (Suhrkamp Taschenbuch) 2000 von Beda Allemann und Stefan Reichert

Gespräch im Gebirg 2002 von Paul Celan und Theo Buck

Gespräche von Text zu Text. Celan - Heidegger - Hölderlin (Topos Poietikos)

Giora Feidman & Ben Becker - "Zweistimmig" von Paul Celan und Giora Feidman

Herzstein: Über ein unveröffentlichtes Gedicht von Paul Celan 1993 von Jean Bollack und Peter Szondi

Herzzeit: Ingeborg Bachmann - Paul Celan. Briefwechsel 2008 von Bertrand Badiou und Hans Höller

Ich hörte sagen: Gedichte und Prosa 2004 von Paul Celan

Im Zeithof: Celan-Provokationen 2002 von Roland Reuss

Ingeborg Bachmann und Paul Celan: historisch-poetische Korrelationen Wimmer, Gernot: De Gruyter, 2014

Beiträge­ Suhrkamp Taschenbuch

Interpretationen. Gedichte von Paul Celan Taschenbuch – August 2002 von Hans M Speier Herzzeit: Ingeborg Bachmann - Paul Celan. Der Briefwechsel (Suhrkamp Taschenbuch) 2009 von Bertrand Badiou und Hans Höller

Kommentar zu Paul Celans "Die Niemandsrose" März 2003 von Jürgen Lehmann und Christine Ivanovic

Kommentar zu Paul Celans »Sprachgitter« November 2005 von Jürgen Lehmann und Jens Finckh

Liebesgedichte (Insel Taschenbuch) von Paul Celan und Joachim Seng

Literatur und Wahnsinn 2014 von Helene von Bogen und Daniel Schierke

Lyrik und Prosa Bd. 13. Nachgelassene Gedichte: 1963 bis 1968 / Paul Celan. Hrsg. von Rolf Bücher. Celan, Paul 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2011

Mikrolithen sinds, Steinchen. Prosa aus dem Nachlass 2005 von Bertrand Badiou und Barbara Wiedemann

Mit dem fremden Wort: poetisches Zitieren bei Paul Celan Barnert, Arno Frankfurt am Main Stroemfeld, 2007

Mohn und Gedächtnis: Gedichte 2012 von Paul Celan

Monadologie des Gedichts. Benjamin, Heidegger, Celan 2012

­München: Verl. Ed. Text u. Kritik, 1977

Orte Paul Celans 1996 von Helmut Böttiger

Paul Celan - Die Goll-Affäre: Dokumente zu einer >Infamie< 2000 von Barbara Wiedemann

Paul Celan - Edith Silbermann [Medienkombination]: Zeugnisse einer Freundschaft; Gedichte, Briefwechsel, Erinnerungen CD. Edith Silbermann liest aus ihren "Erinnerungen" und Paul Celans Paderborn: Fink, 2010

Paul Celan - Edith Silbermann. Zeugnisse einer Freundschaft - Gedichte, Briefwechsel, Erinnerungen 2010 von Edith Silbermann (Hrsg.) Amy-Diana Colin

Paul Celan - Franz Mon Höffer, Donata Düsseldorf: Patmos, 2008

Paul Celan - Gisela Dischner, Briefwechsel: "wie aus weiter Ferne zu Dir“; mit einem Brief von Giséle Celan-Lestrange Celan, Paul 1. Aufl. Berlin: Suhrkamp, 2012

Paul Celan - Klaus und Nani Demus, Briefwechsel: mit einer Auswahl aus dem Briefwechsel zwischen Giséle Celan-Lestrange und Klaus und Nani Demus Celan, Paul 1. Aufl. Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2009

Paul Celan 1988 von Werner Hamacher und Winfried Menninghaus

Paul Celan Arnold, Heinz Ludwig (Hrsg.) Neufass. München: Verl. Ed. Text + Kritik, 2002

Paul Celan bei Martin Heidegger in Todtnauberg 2002 von Axel Gellhaus

Paul Celan bei Martin Heidegger in Todtnauberg Gellhaus, Axel, Marbach dt. Schillerg., 2002

Paul Celan Israel Chalfen Biografie seiner Jugend Suhrkamp Taschenbuch

Paul Celan Lichtzwang Suhrkamp Taschenbuch

Paul Celan und Nelly Sachs "Alles ist unvergessen" - Selg, Peter 1. Aufl. Dornach Pforte, 2008

Paul Celan unter judaisierten Deutschen, Bollack, Jean München: Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung, 2005

Paul Celan Wolfgang Emmerich RoRoRo

Paul Celan, "Atemwende“: Materialien Buhr, Gerhard (Hrsg.) Würzburg: Königshausen & Neumann, 1991

Paul Celan, Emmerich, Wolfgang, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verl., 1999

Paul Celan. Auf der Suche nach der verlorenen Sprache 1989 von Hermann Burger

Paul Celan: Auf der Suche nach der verlorenen Sprache 2015 von Hermann Burger

Paul Celan: Der Dichter des Anderen 2009 von Gernot Wolfram

Paul Celan: eine Bibliografie Glenn, Jerry Wiesbaden: Harrassowitz, 1989

Paul Celan: eine Biografie Felstiner, John 1. Aufl. dieser Ausg. München: Beck, 2000

Paul Celan: Eine Biografie von John Felstiner und Holger Fliessbach

Paul Celan: Eine Biographie18. März 1997von John Felstiner und Holger Fliessbach

Paul Celan: Fadensonnen, -schein und -kreuz Hainz, Martin A. Hamburg: Kovač, 2009

Paul Celan: Gesammelte Werke, Band 1-3: Gedichte Prosa, Reden Mai 2001 von Paul Celan und Beda Allemann

Paul Celan: Magie der Form, Menninghaus, Winfried, F. am Main: Suhrkamp, 1980

Paul Celan: Poetik der Fremdheit Bollack, Jean Darmstadt: Wiss. Buchges., 2000

Paul Celan: Poetik der Fremdheit von Jean Bollack und Werner Wögerbauer

Paul Celan: Todesfuge Morello, Riccardo 2000

Paul Celan: zwei Reden Bevilacqua, Giuseppe Marbach am Neckar: Deutsche Schillergesellschaft, 1990

Schibboleth: Für Paul Celan 2012 von Peter Engelmann und Jacques Derrida

Schibboleth: für Paul Celan Derrida, Jacques 3. Aufl. Wien: Passagen-Verl., 2002

Schneegespräche an gastlichen Tischen: wechselseitiges Übersetzen bei Paul Celan und André du Bouchet Amthor, Wiebke Heidelberg: Winter, 2006

Spur des Worts. Zur Lyrik Paul Celans 1986 von Otto Pöggeler

Todesfuge 2002 von Paul Celan und Theo Buck

Unlesbarkeit dieser Welt: Spannungsfelder moderner Lyrik und ihr Ausdruck im Werk von Paul Celan, Kummer, Irène, Frankfurt am Main: Athenäum, 1987

Verlorene Gleichnisse: Heine, Kafka, Celan, Hessing, Jakob, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2011

Werke. Tübinger Ausgabe: Der Meridian. Endfassung - Entwürfe – Materialien 1999 von Bernhard Böschenstein und Heino Schmull

Wie aus weiter Ferne zu Dir: Briefwechsel 2012 Barbara Wiedemann und Paul Celan

Wolfgang Emmerich Paul Celan Taschenbuch – illustriert, 1999

Conclusio – Bücherliste Inhalt Weitere Literaturhinweise:

Adorno, Theodor, Ästhetische Theorie, Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft

Adorno, Theodor, Minima Moralia. Jubiläumsausgabe: Reflexionen aus dem beschädigten Leben (Taschenbuch) von Theodor W. Adorno (Autor)

Anonymus, Liber de causis, Das Buch von den Ursachen, Meiner, Philosophische Bibliothek

Apostolos Doxiadis, Christos H. Papadimitriou, Alecos Papadatos, Annie Di Donna: Logicomix: An Epic Search for Truth. Bloomsbury, London 2009.

Austin, John L. , Sinn und Sinneserfahrung, Verlag Reclam

Austin, John Langshaw, Sense and Sensibilia 1962, dt. Sinn und Sinneserfahrung Stuttgart 1975 Performanz Performativität

Austin, John Langshaw, Zur Theorie der Sprechakt. Reclam (Taschenbuch 1986)

Bachmann, Herzzeit: Der Briefwechsel Ingeborg Bachmann, Paul Celan, Suhrkamp 2009

Benthien, Claudia, Barockes Schweigen, Rhetorik und Performativität des Sprachlosen im 17. Jahrhundert, Wilhelm Fink Verlag, München 2006, ISBN-10 3770542363

Brentano, Franz, Von der mannigfachen Bedeutung des Seienden nach Aristoteles.

Bromand, Joachim,Guido Kreis (Hrsg.) Was sich nicht sagen lässt, Das Nicht-Begriffliche in Wissenschaft, Kunst und Religion, Akademie Verlag

Büchner, Georg, Dantons Tod, 2. Akt 3. Szene

Celan, Paul, Der Meridian : Rede anlässlich der Verleihung des Georg-Büchner-Preises, Darmstadt, am 22. Oktober 1960 S. Fischer, 1961, und Paul Celan: Gang durchs Gebirg

Chomsky, Noam, Reflexionen über die Sprache Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft Nr. 185: Suhrkamp Verlag (Taschenbuch - 1977)

Chomsky, Noam, Sprache und Geist (Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft) Suhrkamp Verlag (Taschenbuch - 9. Juli 1973)

de Man, Paul, Allegorien des Lesens, Edition Suhrkamp SV, 1357

Derrida, Jacques, Wie nicht sprechen, Verneinungen, Hg. Engelmann, Edition Passagen

Derrida, Jacques: Die différance. In: Peter Engelmann (Hrsg.): Postmoderne und Dekonstruktion. Reclam, Ditzingen 2004,

Derrida, Jacques: Die Schrift und die Differenz, Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft

Donald Davidson: Wahrheit und Bedeutung, in: Wahrheit und Interpretation, Suhrkamp, 2. Aufl. Frankfurt 1994, ISBN 3-518-28496-7

E. F. K. Koerner / R. E. Asher (Hrsg.): Concise History of the Language Sciences from the Sumerians to the Cognitivists, Oxford 1995.

Eco, Umberto, Die Grenzen der Interpretation, Deutscher Taschenbuch Verlag

Eco, Umberto: Die Suche nach der vollkommenen Sprache, übers. von Burkhart Kroeber, München 1994.

Elisabeth Leiss: Sprachphilosophie. W. de Gruyter, Berlin, New York 2009, S. 31-46 (ausführliche Interpretation: Kratylos bezöge sich konsistent auf die Inhaltsseite von Apellativa - gegen Coseriu, Baxter 1992, Joseph 2000, Sedley 2003, Riley 2005)

Enderlin, Renate, Dichtung nach Auschwitz. Sprich auch du… von Paul Celan 2004,

Engler, Wolfgang: Pathologische Vernunft. In: DIE ZEIT. 05/1995 vom 27. Januar 1995

Ernst Heitsch: Willkür und Problembewusstsein in Platons Kratylos, Stuttgart 1984

Ernst Tugendhat: Vorlesungen zur Einführung in die sprachanalytische Philosophie, Suhrkamp, 6. Aufl. Frankfurt 1994, ISBN 3-518-27645-X (Für Fortgeschrittene)

Eugenio Coseriu: Geschichte der Sprachphilosophie von der Antike bis zur Gegenwart, autorisierte Nachschrift von Gunter Narr einer Vorlesung gehalten im WS 1970/71 an der Universität Tübingen (Tübinger Beiträge zur Linguistik), Tübingen 1972.

Eugenio Coseriu: Geschichte der Sprachphilosophie. Von den Anfängen bis Rousseau. UTB, 2003, ISBN 3-8252-2266-7.

Fick, Monika, Der Schein der Dinge, Einführung in die Aesthetik, Attempo Verlag 2002

Foucault, Michel, Die Ordnung des Diskurses von Michel Foucault von Fischer (Tb.), Frankfurt (Taschenbuch - 1. März 1991)

Franz von Kutschera: Gottlob Frege: Eine Einführung in sein Werk. de Gruyter, Berlin 1989, ISBN 3-11-012129-8.

Frege und die moderne Grundlagenforschung. Christian Thiel: Hain, Meisenheim am Glan 1975, ISBN 3-445-11224-X.

Frege. Anthony Kenny: An Introduction to the Founder of Modern Analytic Philosophy. Blackwell, 2000 Oxford, ISBN 0-631-22231-6.

Frege. Christian Thiel In: Jürgen Mittelstraß (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Bd. 2, Metzler, Stuttgart 2005, ISBN 3-476-02101-7, S. 553–558.

Friedländer, Kitsch und Tod: Der Widerschein des Nazismus von Saul Friedländer (Autor)

G. Bossong: Sprachwissenschaft und Sprachphilosophie in der Romania. Von den Anfängen bis August Wilhelm Schlegel, Tübingen 1990.

Gadamer / Derrida, Der ununterbrochene Dialog (Taschenbuch) von Jacques Derrida (Autor), Hans-Georg Gadamer (Autor), Martin Gessmann Herausgeber

Gadamer, Gesammelte Werke, Bd.1, Wahrheit und Methode von Hans-Georg Gadamer von Mohr Siebeck (Taschenbuch - 1990),

Gadamer, Wer bin Ich und wer bist Du? Ein Kommentar zu Paul Celans Gedichtfolge Atemkristall Gadamer, Hans-Georg, Bibliothek Suhrkamp

Gardt A.: Sprachreflexion in Barock und Frühaufklärung. Entwürfe von Böhme bis Leibniz (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker 108, 232), Berlin-New York 1994.

Gatzemeier, Matthias, Unser aller Alphabet, Verlag Shaker

Gatzemeier, Matthias, Verlag Königshausen Band I. und II.

Gatzemeier, Matthias, Verlag Mentis, Thomas Rentsch Hrsg. Einheit der Vernunft, Was ist das Weise?

Georg Meggle (Hrsg.): Handlung, Kommunikation, Bedeutung, Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1993. (Aufsatzsammlung zur philosophischen Diskussion des Bedeutungsbegriffs.)

Gerard Genette: Mimologiken. Reise nach Kratylien, Frankfurt a. M. 2001

Goodman, Nelson, Sprachen der Kunst, Entwurf einer Symboltheorie, Suhrkamp, Taschenbuch, Wissenschaft 1304

Goodman, Nelson, Weisen der Welterzeugung, Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 863

Gottfried Gabriel, Wolfgang Kienzler (Hrsg.). Frege in Jena. Beiträge zur Spurensicherung. Königshausen & Neumann, Würzburg 1997, ISBN 3-8260-1440-5. (Kritisches Jahrbuch der Philosophie Bd. 2, 1997)

Gottlob Frege: Funktion, Begriff, Bedeutung, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994 (1962)

Grundprobleme der analytischen Sprachphilosophie, Christoph Demmerling, Thomas Blume: Schöningh/UTB, Paderborn 1998, ISBN 3-8252-2052-4

H. Arens: Sprachwissenschaft. Der Gang ihrer Entwicklung von der Antike bis zur Gegenwart, München 1955.

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Manfred H. Freude

Lebt in Aachen. Erste Gedichte 1968. Er debütierte 2005 mit seinem Gedichtband: Alles Gedichte – Keine Genichte. Weitere Gedichte und Essays in verschiedenen Anthologien, Zeitschriften; Prosa, Lyrik und weiteren Gedichtbänden. 2007 wurde eines seiner Dramen mit dem Titel: Im Spiegel der Ideale aufgeführt; 2008 sein Vorspiel zum Theaterstück: Faust-Arbeitswelten. Sein dichterisches Werk Gedichte 10 Jahre 2003 bis 2013 wurde unter dem Titel KontraVerse veröffentlicht. Sein philosophisches Werk zur Sprachphilosophie unter dem Titel: Schwaigen&Nichtsz. Seine Gedichte wurden vertont und im Rundfunk übertragen und übersetzt in Russisch, (Kyrillisch), Niederländisch, Englisch, Tschechisch und Arabisch. Er war viele Jahre Projektleiter der Silbenschmiede.


[1] (* 4. März 1904 in Saarbrücken-Malstatt; † 15. Juni 1984 in La Chapelle St. André, Frankreich) war ein deutsch-französischer Maler, Grafiker und bedeutender Surrealist.



[2] François Rabelais [fʁɑ̃.swa ʁa.blɛ] (* ca. 1494, vielleicht aber auch schon 1483 in La Devinière bei Chinon/Touraine; † 9. April 1553 in Paris) war ein französischer Schriftsteller der Renaissance, Humanist, römisch-katholischer Ordensbruder (seit 1511 der Franziskaner, ab 1524 der Benediktiner) und praktizierender Arzt.



[3]  Gebundene Ausgabe 480 Seiten Verlag: epubli GmbH;

 ISBN-10: 3844216626

 ISBN-13: 978-3844216622

 Taschenbuch: 480 Seiten Verlag: epubli GmbH

 ISBN-10: 3844218874

 ISBN-13: 978-3844218879



[4] · Albrecht Schöne:Dichtung als verborgene Theologie. Versuch einer Exegese von Paul Celans: „Einem, der vor der Tür stand“. Göttinger Sudelblätter,



[5] Glaube mir. Was man sagt, ist nicht leicht verstehbar. / denn das sind alles vorher definitorisch eingeführte Begriffe: / "System", "piktorale Repräsentation", "Dichte" und "Fülle". / vor allem ist wichtig, was man unter "Syntax" versteht / dann macht das Sinn (glaub' mir). S. 212 Suhrkamp Sprachen der Kunst. Und Danto Die Verklärung des Gewöhnlichen Den Vergleich zwischen Diagramm und Hokusai Die Woge Was Goodman hier sagt, ist nicht leicht verstehbar. Denn das sind alles von ihm vorher definitorisch eingeführte Begriffe: "System", "piktorale Repräsentation", "Dichte" und "Fülle". Vor allem ist hier wichtig, was er unter "Syntax" versteht (S. 128-137). Dann macht das Sinn (glaub' mir).



[6] Wieso es kein ICH gibt. Mein Ich, ist nur eine missverstandene Bedeutung meines Sprachgebrauchs. Manfred H. Freude



[7] Diese Interpretation zu Du darfst aus einer Korrespondenz mit Prof. Dr. Axel Gellhaus am Donnerstag, 2.Juli 2009 10:18


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