Manfred Weisbrod

In Sachen Informationsgehalt und Anspruch steht das Buch den übrigen Teilen des Lok-Archivs in nichts nach: Tabellen, Maßskizzen, Beschreibungstexte und zum Teil seltene Fotos ermöglichen einen Überblick über die wichtigsten Tender-Typen, die etwa ab DRG-Zeiten in Deutschland fuhren. Die Vielfalt der Tender bei den Länderbahnen wird im vierten Kapitel angerissen, kann aber verständlicherweise aufgrund der unzähligen verschiedenen, nicht immer genormten Bauformen seit der ersten deutschen Dampflok kaum erschöpfend behandelt werden.

In den Kapiteln "Einheitstender der DRG", "Kriegsbauarten" und "Tender der Deutschen Bundesbahn/Reichsbahn" wird dem geneigten Dampflokfan vieles bekannt vorkommen. Seinen eigentlichen Mehrwert bietet das Buch durch die Auflistung und Beschreibung von Sonderbauarten wie Stromlinientendern, Kondenstendern und dem noch selteneren Triebtender der T38. Auch seltene Fotos der sonst fast nie sichtbaren Kuppeleisen normaler Tender, kurioser zweiachsiger Kurztender und ein Abriss über die Geschichte der Kabinentender vervollständigen das Bild.

Fazit: Ein besseres Buch über das Thema wird nicht zu finden sein, auch wenn die wenigen Schmalspurschlepptender der deutschen Eisenbahnen leider nicht vorkommen. Schön, dass es wieder aufgelegt wurde, schade dagegen, dass auch dieser Band des Lok-Archivs nur als dünne, nicht sehr hochwertig wirkende Broschur daherkommt, die für knapp dreißig Euro keine hundertfünfzig Seiten enthält ...

Auch wenn die Nachauflage trotz ihres Umfangs leider nur als wackelige Broschur und nicht, wie die letzten Ausgaben, als hochwertigeres Hardcover erscheint, kann sie sich zumindest inhaltlich immer noch sehen lassen. Ausführlicher war bisher keine frei verkäufliche Sammlung irgendwelcher Fahrzeugdaten, man braucht es gar nicht erst zu versuchen. Das große Kapitel der deutschen Dampflokomotiven ist entwicklungsgeschichtlich weitgehend abgeschlossen, daher sind praktischerweise kaum Aktualisierungen nötig.

Umso besser, dass gleich alle vier Bände auf einmal erscheinen und somit endlich ein Gesamtüberblick über alle Fahrzeuge ermöglicht wird, die es je ins Nummernschema der DR(G) geschafft haben. Aktualisierte Tabellen mit neuen Vermerken über den Verbleib der enthaltenen (Museums)Fahrzeuge sollte man allerdings nicht erwarten, diese Daten waren bei Drucklegung der Vorgänger schon nicht enthalten und würden jetzt erst recht jeden Rahmen sprengen.

Umso erschöpfender gestaltet sich nach wie vor die technische Beschreibung der Fahrzeuge. Je nach Datenlage, Entwicklungsgeschichte und Anzahl baulicher Besonderheiten begleitet ein entsprechend ausführlicher Text die einzelnen Lokporträts, in der Regel ist zudem mindestens ein Foto sowie eine technische Zeichnung mit den wichtigsten Maßen enthalten. Vor allem Letzteres betont das Alleinstellungsmerkmal dieser Bände, denn viele vergleichbare und populärer ausgerichtete Titel verzichten bewusst auf derartige Darstellungen, damit es bloß nicht zu "technisch" aussieht.

Wer es aber gerne ausführlich und, noch viel wichtiger, vollständig mag, der ist mit dieser Reihe auch mehr als drei Jahrzehnte nach ihrem ersten Erscheinen gut beraten. Die neu gestalteten Cover stehen ihr sogar noch besser als die doch eher profane Gestaltung der Erstausgaben, nur bei Band IV muss man verschmerzen, dass er auf dem Buchrücken fälschlich als Band III benannt wird. So bietet sich die Möglichkeit, auch die weniger bekannten Reichsbahn-Baureihen wie die 07, T18, 79, H45 oder 99.20 zu erforschen. Nur zu den Tabellen mit den technischen Daten muss man leider immer noch bis ganz hinter in den Anhang blättern ...