Manfred Zach

 3,3 Sterne bei 11 Bewertungen
Autor*in von Die Bewerbung, Monrepos oder Die Kälte der Macht und weiteren Büchern.

Lebenslauf

1947 in Bad Grund (Harz) geboren, studierte Jura in Heidelberg. Baden-württembergischer Regierungssprecher in der Lothar-Späth-Ära. Als Zwanzigjähriger schrieb er sein erstes Buch – über Mao Tse-tung. Später folgten Publikationen über politische Sachthemen und zu Fragen der politischen Kultur. Außer seinem sensationellen Romanerstling »Monrepos oder Die Kälte der Macht« (1996) erschienen bei Klöpfer & Meyer mit großem Erfolg auch sein Politkrimi »Die Bewerbung« (1999), sein Roman »Bolero oder Die Rache des Heiligen Michael« (2002) sowie seine Kleine Geschichte der Bürokratie: »Gauner, Pinsel, Chicaneure« (2004). 2006 wurde im Alten Schauspiel Stuttgart Manfred Zachs Politfarce »Schloßplatz« uraufgeführt.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Manfred Zach

Cover des Buches Monrepos oder Die Kälte der Macht (ISBN: 9783499221798)

Monrepos oder Die Kälte der Macht

 (4)
Erschienen am 22.05.2012
Cover des Buches Die Bewerbung (ISBN: 9783937667485)

Die Bewerbung

 (5)
Erschienen am 10.12.1999
Cover des Buches Bolero oder Die Rache des Heiligen Michael (ISBN: 9783937667881)

Bolero oder Die Rache des Heiligen Michael

 (1)
Erschienen am 28.08.2006
Cover des Buches Die Bewerbung. Ein Roman (ISBN: 9783931402327)

Die Bewerbung. Ein Roman

 (1)
Erschienen am 01.01.1999
Cover des Buches Monrepos oder die Kälte der Macht. Roman (ISBN: 9783421057037)

Monrepos oder die Kälte der Macht. Roman

 (0)
Erschienen am 01.01.2001

Neue Rezensionen zu Manfred Zach

Cover des Buches Monrepos oder die Kälte der Macht (ISBN: 9783863512040)
Angela_Fehrs avatar

Rezension zu "Monrepos oder die Kälte der Macht" von Manfred Zach

Über die Kälte der Macht
Angela_Fehrvor 5 Jahren

Von einem, der die Macht lieben lernte

Jedes Jahr müssen die Gärtner im Park von Monrepos die nachgewachsenen Äste einiger ganz bestimmter Bäume abschneiden – nämlich an jener Stelle, an der man durch das so entstandene Loch auf den Landtag unten im Schlossgarten sehen kann. Monrepos ist der hoch oben gelegene Amtssitz des baden-württembergischen Ministerpräsidenten samt Gefolge und die Herrschaften dort oben wollen gerne allzeit auf die Vertreter jener hinabblicken können, die dazu bestimmt sind, von ihnen regiert zu werden. Zu denen, die diese Aussicht genießen, gehört für etliche Jahre auch Bernhard Gundelach, dessen Geschichte Monrepos oder die Kälte der Macht erzählt. Obwohl das Buch schon 1996 erschienen und vor nun auch schon wieder etlichen Jahren zum 60. Geburtstag Baden-Württembergs vom Verlag Klöpfer & Meyer neu aufgelegt worden ist, ist es immer noch sehr lesenswert – wahrscheinlich selbst für Jüngere, die die realen Personen, die hinter den Figuren dieses Schlüsselromans stecken, nicht mehr erlebten. 

Assessor Gundelach auf dem Weg nach oben

Bernhard Gundelachs Karriere beginnt an einem Frühlingsmorgen im Jahr 1976 als der gerade einmal 27 Jahre alte Jurist im prächtigen Schloss Monrepos seine neue Arbeitsstelle antritt. Statt im Referat Wasserrecht und Wasserwirtschaft des Landratsamts herumzudümpeln, darf er nun für das Staatsministerium Pressarbeit machen. Dass die Presseleute ihr Revier nicht direkt im Schloss, sondern in einer Baracke, im immerhin auch prächtigen Schlosspark haben, hat er schnell verdaut, denn dort geht es locker zu. Man kommt morgens nicht allzu früh zur Arbeit, weil es am Abend vorher spät geworden ist und veranstaltet nach Feierabend Saufgelage bis es wieder spät ist.

Dazwischen wird aber doch auch gearbeitet, was für den jungen Gundelach heißt, dass er bald Ministerpräsident Breisinger kennenlernt und dieser ebenso bald Gefallen an ihm findet. Ruck zuck macht Gundelach Karriere und begleitet den Ministerpräsidenten auf seiner Tour durchs Ländle, wo dieser vom treuen Wahlvolk mit Zwetschgenwasser, Schinken und holprigen Reimen beehrt wird. Ein tiefes Gefühl der Befriedigung durchströmt ihn, als er eines Tages durch das Fenster des Busses mit dem sie unterwegs sind, auf die zurückbleibenden Menschen blickt. „So ist das“, denkt er sich, „ihr seid draußen, ich bin drinnen“. Auf einmal gehört er nicht mehr zu jenen, die dazu da sind, von Monrepos aus regiert zu werden, sondern er arbeitet für die, die regieren. Und weil er das sinkende Schiff rechtzeitig verlässt, als sich Breisingers Sturz abzeichnet, bleibt das auch so. Der neue Ministerpräsident Oskar Specht ist freilich ein Hansdampf in allen Gassen. Bald fällt Specht in, dass er ein Buch schreiben könnte, und der das Schreiben für ihn erledigen muss, ist natürlich Gundelach. Das Werk wird ein großer Erfolg und Gundelach Spechts Pressesprecher. Zwar zieht die Ehefrau irgendwann mit dem Sohn aus, aber für Gundelach scheint Großes möglich, gibt es doch Bestrebungen seinen Chef, den Ministerpräsidenten, zum Kanzler zu machen. 

Ein Schlüsselroman

Dass der Roman bei seinem erstmaligen Erscheinen 1996 für große Aufmerksamkeit sorgte, liegt sicher auch an seiner literarischen Qualität, in erster Linie aber natürlich daran, dass die Medien sofort einen Schlüsselroman in ihm erkannten, immerhin war nicht zu überlesen, dass es sich bei Breisinger und Specht um Hans Filbinger und Lothar Späth handelt. In der Neuauflage von 2012 legt Autor Manfred Zach, der hinter der Person Gundelachs steckt, in einem kurzen Beitrag Wert darauf, dass Monrepos zuallererst die Geschichte Bernhard Gundelachs als eines „nach vielen Wirrungen am Ende doch noch zu sich selbst Findenden“ sei. Ein Schlüsselroman bleibt Monrepos − ein Name voller Ironie, bedeutet er doch „mein Ruheplatz“ und ein solcher sind Regierungszentralen selten und schon gar nicht unter Späth – trotzdem. Gemeint ist mit Monrepos natürlich die Villa Reitzenstein, dies wird in der Neuauflage ebenso verraten wie die Klarnamen einiger Figuren. 

Was unscharf bleibt: die Person Gundelach

Das Buch ist fesselnd, denn Manfred Zach beherrscht das Schreiben und legt einen Roman vor, der oft saukomisch ist, etwa in der Beschreibung von Spechts ständigen Buchideen oder seinem Bemühen um Nähe zur Kultur, vor allem aber in der Erzählung, wie er zu seinem Doktor honoris causa kommt, den ihm ein ungewöhnlicher Professor verschafft. Dieser Professor, der zu einem engen Freund Gundelachs wird, stirbt später einen grauenvollen Krebstod und kein Ministerpräsident besucht ihn in der Krakheitsphase noch oder kommt auch nur zur Beerdigung. 

Während Gundelach, aus dessen Sicht erzählt wird, Specht als egomanische Witzfigur erlebt, deren fast stündlich produzierte Ideen andere ausarbeiten müssen und auch einige andere Figuren scharf skizziert werden, bleibt Gundelachs Charakter merkwürdig unscharf. Die Beschreibung seines Verhaltens gerät sehr neutral. „Die Zeit der Schonung war vorbei“, heißt es einmal „da ging auch der Assessor Gundelach in sich, dachte an seine Zukunft und trat der CDU bei“. Wie einer, der sich zwar manchmal opportunistisch, aber im Vergleich zu den anderen doch sehr anständig verhält, wirkt Gundelach. Insgesamt betrachtet, scheint es Zach schwerer zu fallen, seine eigenen Verhaltensweisen so schonungslos zu charakterisieren wie die der anderen. 

Ein Grüner auf Monrepos

Als Späth von der Macht verlassen wurde, verließ Zach die Villa Reitzenstein. So endete auch Bernhard Gundelachs Zeit auf Monrepos viele Jahre vor der Landtagswahl 2011. Für den Leser ist es direkt schade, denn es wäre interessant gewesen, aus Gundelachs Perspektive zu erfahren, wie sie es auf Monrepos wahrnahmen, als die Baden-Württemberger plötzlich entdeckten, dass sie auch andere Parteien wählen dürfen. 

Gespräche aus der Community

Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks