Cover des Buches Die Handschuhmacherin (ISBN: 9783784433783)
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Rezension zu Die Handschuhmacherin von Manuela Martini

Was geschah in Lissabon?

von tinstamp vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Leider hat mich dieser Roman enttäuscht zurückgelassen....zu konstruiert und einiges blieb ungeklärt. Schade!

Rezension

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tinstampvor 9 Jahren
Darum geht's:
Tess und ihre Tante Rose finden im Nachlass ihres Großvaters/Vaters einen berühmten Fado Text. Da Großmutter Eleonore an Alzheimer erkrankt ist, können die beiden Frauen sie nicht dazu befragen. Die Spur des Fado's führt nach Lissabon, wo auch Tess Mutter Paula tödlich verunglückt ist. Diesen Verlust hat die junge Frau bis heute nicht überwunden und so schickt Rose sie nach Portugal, um Licht ins Dunkel der Familiengeschichte und des Fado-Textes zu bringen....

Meine Meinung:
Viele von euch werden die Autorin wahrscheinlich von ihren Jugenbüchern kennen. Mit dem Roman "Die Handschumacherin" hat sich Manuela Martini erstmals in ein neues Genre gewagt. Es ist ihr erster großer Familienroman und ich hatte mir nach der gelungenen Leseprobe auch viel erwartet. Leider wurde diese Erwartung nicht ganz erfüllt....

Die Geschichte beginnt im Chicago der Gegenwart. Tess und ihre Tante Rose finden nach dem Tod des Großvaters/Vaters einen Fado-Text (Fado = portugisischer Musikstil und Vortragsgenre, welches sich meist mit unglücklicher Liebe, sozialen Missständen, vergangenen Zeiten oder der Sehnsucht nach besseren Zeiten beschäftigt).
Verwundert über diesen Fund des eher pragmatisch denkenden und gänzlich unkreativen Mannes können sie weder die demenzkranke Großmutter Eleonore, noch die tödlich verunglückte Mutter von Tess, Paula, dazu befragen. So schickt Rose ihre Nichte nach Portugal...vorallem um auch endlich den Tod ihrer Mutter nach 15 Jahren zu verarbeiten und etwaige Lücken zum Unfalltod aufzuklären. Natürlich spielt auch der Fado-Text eine Rolle und das Geheimnis dahinter, das ebenfalls gelöst werden will.


Überall ist Licht, doch ich sehe nichts, überall sind Menschen, doch ich verstehe sie nicht." - Seite 81-
Was als Leseprobe sehr interessant begann und anfangs auch noch gut aufgebaut wurde, verlief sich spätestens beim sehr unwahrscheinlichen Fundes des nach all den Jahren verschollenen Tagesbuches von Tess Großvater. Diese teilweise berührende Geschichte über die Flucht von Hans Scheugenpflug aus Deutschland, die zuerst nach Paris und anschließend nach Lissabon führte, wird in Form eines Tagesbuches dargestellt. Tag, Monat und Jahreszahl steht über jeden Tagebucheintrag, sodass der Leser weiß, dass es sich um diesen handelt und der Abschnitt aus der Vergangenheit erzählt wird. Obwohl dieser Teil viel interessanter war, als Tess Spurensuche, kamen nur selten richtige Emotionen in mir hoch. Trotzdem fand ich diese Abschnitte bei weitem interessanter und aufschlussreicher, als die in der Gegenwart. Und ganz ehrlich....meiner Meinung nach hätte man die Geschichte aus der Gegenwart überhaupt weglassen und den Inhalt ganz anders aufbauen können!
Die Hauptprotagonisten in diesem Roman blieben allesamt viel zu blass und man konnte viele Handlungen überhaupt nicht nachvollziehen. Einige Handlungsstränge wurden begonnen, blieben aber im Laufe der Geschichte offen und verliefen im Sand. Einzig die Passagen um die demente Eleonore, die wirklich sehr ansprechend geschrieben wurden, waren bewegend. Man konnte die geistige Verwirrung und das immer wieder kurz aufflackernde Bewusstsein der alten Dame spüren, wobei auch emotional "etwas rüberkam". Außerdem wurden durch diese diese kurzen Einblicke in Eleonores Welt auch einige Handlungen erklärt werden, die mich zuerst etwas verwirrt zurückgelassen hatten..
Die ganze Geschichte wirkte für mich einfach zu konstruiert, um glaubhaft zu wirken und einige offene Handlungsstränge ließen mich überhaupt ratlos zurück. Auch der Titel ist nicht wirklich passend gewählt, da "die Handschumacherin" nur einen kleinen Teil der Geschichte ausmacht.

Schreibstil und Charaktere:
Am Schreibstil der Autorin habe ich rein gar nichts auszusetzen. Es liest sich flüssig, auch wenn die Spannung etwas auf der Strecke bleibt. Er ist auch etwas dialoglastig.
Die Charaktere konnten mich leider nicht wirklich überzeigen. Vorallem die beiden Hauptprotagonisten Tess und Hans blieben die ganze Geschichte über "handlungsunfähig". Beide Menschen bevorzugen es, dass der Zufall oder das Schicksal zu ihnen kommt, um sie aus einer Situation "zu retten", der sie sich hilflos augeliefert fühlen. Statt selbst zu handeln, warten sie darauf, dass gehandelt wird. So "erleiden" sie sehr oft ihr Schicksal.... Im Großen und Ganzen liegt eine gewisse Schwermütigkeit auch auf der gesamten Handlung. Richtig "warm" wurde ich mit keinen der Protagonisten in diesem Roman, was ich sehr schade finde.

Cover:
Das Cover finde ich traumhaft schön! Die warmen Farben, die alte Ansicht Lissabons und die typische gelbe Straßenbahn.....wunderschön!

Fazit:
Leider hat mich der Roman enttäuscht zurückgelassen. Es blieben einige Fragen ungeklärt, Handlungsstränge verliefen im Sand und die Charaktere fand ich allesamt zu leblos. Vieles wirkt zu konstruiert, um glaubhaft wirken zu können. Dafür kann ich leider nur 2 1/2 Sterne vergeben.....
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