Cover des Buches Tiefe Schuld (ISBN: 9783548288635)
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Rezension zu Tiefe Schuld von Manuela Obermeier

Fesselnder Krimi um eine interessante Ermittlerin

von linus63 vor 7 Jahren

Rezension

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linus63vor 7 Jahren
In der Aubinger Lohe wird eine Tote gefunden, die Leiche weist Spuren massiver Misshandlung über einen längeren Zeitraum auf. Das Team um Toni Stieglitz von der Mordkommission München nimmt die Ermittlungen auf. Toni, selbst Opfer jahrelanger Misshandlung und immer noch traumatisiert, geht dieser Fall besonders nahe, zumal sie erst vor kurzem den Mut gefunden hatte, ihren Exfreund anzuzeigen. Ist sie in der Lage, unvoreingenommen zu ermitteln?

„Tiefe Schuld" ist der zweite Band der Krimiserie um Toni Stieglitz, den man auch ohne Kenntnis des ersten Bandes lesen kann. Dennoch empfiehlt es sich, „Verletzung“ zuerst zu lesen, um die Handlung um Tonis Privatleben vollständig zu verstehen, vor allem, weil dieser Part einen unerwartet großen Teil des Buches einnimmt. Verschiedene Ansätze zum Thema Misshandlung bestimmen die aktuellen Ermittlungen. Gleichzeitig ist Toni den massiven psychischen Folgen ihrer eigenen Misshandlung ausgeliefert, die auch in ihrer neuen Beziehung zu dem Pathologen Doc Mulder allgegenwärtig sind, womit sich privater und beruflicher Handlungsstrang gelungen ergänzen. Die Geschichte selbst ist solide, bis zu ihrem schlüssigen Ende durchgängig fesselnd, allerdings nur mäßig spannend und ohne nennenswerte Höhepunkte oder Überraschungen.

Das Buch ist gut zu lesen - der Schreibstil ist sehr anschaulich, der Thematik entsprechend ernst, an vielen Stellen jedoch von trockenem Humor durchsetzt, was immer wieder zu Situationskomik führt, leicht dramatischen Situationen etwas die Spitze nimmt, damit für gute Unterhaltung sorgt und mich als Leser gleichzeitig nahe ans Geschehen lässt. Die Protagonisten sind - mit Kenntnis des ersten Bandes - authentisch und greifbar, doch ohne dieses Wissen fällt ihre Beschreibung zum Teil recht knapp aus. Dennoch werden einige, für diese Ermittlung nicht relevanten Ereignisse recht ausführlich geschildert, was die Vermutung nahe legt, dass sie in einem Folgeband von Bedeutung werden könnten.

Der Schwerpunkt liegt klar auf der Protagonistin Toni und ihrer Situation nach der Anzeige gegen ihren Exfreund, worauf ich nach dem ersten Band sehr gespannt war, und was mir hier wirklich gut gefällt. Gefühle und Unsicherheiten werden umfassend und sehr einfühlsam geschildert, lassen manch unerwartete Reaktionen nachvollziehbar werden, und zeigen, wie verletzlich die nach außen hin so tough wirkende Ermittlerin tatsächlich ist. Etwas schade finde ich, dass dem gegenüber der recht unspektakuläre Mordfall verblasst und für meine Begriffe zu sehr im Hintergrund agiert. Dennoch haben mich die vielen verschiedenen Ermittlungsansätze unter dem Aspekt der Misshandlung beeindruckt, aber auch die Schwierigkeiten, die die anderen Teammitglieder im Verhalten gegenüber Toni haben, der diese Ermittlungen sehr nahe gehen.

Fazit:
„Tiefe Schuld“ ist ein solider, fesselnder Krimi, in dem sowohl in den Ermittlungen, als auch im privaten Bereich das Thema Misshandlung eine große Rolle spielt, und in dem viele Aspekte zur Sprache kommen, die mir so nicht bewusst waren. Den ersten Band sollte man nach Möglichkeit zuerst lesen, um den umfangreichen Part um Toni vollständig zu verstehen. Auch wenn dieses Buch nicht ganz an den Vorgängerband heranreicht, hat mir „Tiefe Schuld" gut gefallen - ich freue mich auf eine Fortsetzung, denn das Thema um Tonis Ex ist noch lange nicht durch ...
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