Rezension zu "41 Rue Loubert" von Mara Ferr
Was für ein einmaliger, gut geschriebener und origineller Kriminalroman! Die Österreicherin Mara Ferr entführt uns in die Pariser Rue Loubert. Das Haus mit der Nummer 41 ist seit Langem geheimnisvoll und verrucht zugleich. Dort lebt die fast sechzigjährige Louise, die sich schon früh durch Verstand und Gespür vom mittellosen, aus Marseille gekommenen Freudenmädchen zu einer großen Dame der Pariser Gesellschaft entwickelt hat, dabei aber immer bodenständig geblieben ist. 44 Jahre hat sie mittlerweile in diesem Haus gelebt, gearbeitet und getöpfert. Dass sie dort auch allerlei andere Dinge angestellt hat, versteht sich – vor allem wird viel darüber spekuliert. Kein Wunder, gehört doch auch eine Guillotine zum Inventar.
Bei der Auswahl ihrer Kunden war Louise stets wählerisch. Mehr als 20 Männer standen nie gleichzeitig auf ihrer Kundenliste. Von Anfang an dabei war Hendrik, ein erfolgreicher Spediteur mit Herz und guten Manieren, dessen Geschäfte irgendwie von selbst zu laufen scheinen. Er kümmert sich ausschließlich um seinen behinderten, längst erwachsenen Sohn Luc, dem er es ebenfalls ermöglicht, regelmäßig die Dienste der geschätzten Madame aus der Rue Loubert in Anspruch zu nehmen. Hendrik, Luc und Louise verbindet mehr als eine jahrzehntelange Freundschaft.
Marcel, ein karrieresüchtiger Kommissar, hat sich dagegen in den Kopf gesetzt, Louise auf die Schliche zu kommen. Er ist fest davon überzeugt, dass sie etwas mit dem plötzlichen Verschwinden von 18 Männern zu tun hat. Gebremst wird er durch seinen Vorgesetzten. Aus gutem Grund, gehört doch auch der Chef zu den erlesenen Besuchern von Haus Nr. 41. Marcel bleibt stur wie kein Zweiter, verzettelt sich oft und kommt, wenn überhaupt, nur langsam voran. Er unterschätzt Louises Beliebtheit und ihre Weitsicht.
All dies wird spannend, geschickt, auch humorvoll erzählt. Wären da nicht die neuzeitlichen Geräte wie Laptops oder Videokameras, fühlte man sich stellenweise auch in ein älteres Paris zurückversetzt.