Cover des Buches Der Puls von Jandur (ISBN: 9783646600117)
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Rezension zu Der Puls von Jandur von Mara Lang

fantastisch durchdachte (Parallel-)Welt, die einfach nur begeistert!

von his_and_her_books vor 11 Jahren

Rezension

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his_and_her_booksvor 11 Jahren
Zitat:
„Warum bin ich hier?“, wiederholte er ungeduldig.
„Du bist der Erlöser“, sagte Lord Nador langsam. „Der Lichtpuls.“
[…]
„Ich bin der Erlöser? Wen soll ich erlösen?“
„Du wirst diesem Land den Frieden bringen. Nach sechs Jahren Krieg ist es an der Zeit, dass Jandur zur Ruhe kommt.“
(E-Book S. 56/455)

„Für einen Moment stand er wie gelähmt. Der iPod. Das Schwert. Symbole zweier Welten. So nah und doch so unendlich weit voneinander entfernt. Ungläubig griff er hinunter, drehte den iPod in den Händen wie man einen Brief von einem Totgeglaubten betrachtet. Sein Zorn war verraucht, stattdessen wollten Tränen aufsteigen.“
(E-Book S. 247/455)

Inhalt:
Alles fängt damit an, dass der 15-jährige Matteo von seinem Schulkameraden Kiril gar nicht erst gegrüßt wird, oder besser gesagt, dieser ihn total ignoriert. Da Kiril aber so gut wie nur an Computer und Schach interessiert ist, denkt sich Matteo noch gar nichts dabei. Als er im Unterricht dann aber aufgerufen wird, sich meldet und der Lehrer dennoch fragt, wo er heute geblieben ist und die Klassenkameraden sich über Matteo auslassen und lästern, ihn wie Luft behandeln, bemerkt er, dass etwas ganz und gar nicht stimmt.

Mit der Tatsache, dass alle anderen durch ihn durchlaufen können, kommt die Erkenntnis: Er muss tot sein. Den Gedanken verwirft Matteo jedoch schnell, als er auf die grünhaarige Lith trifft, die ihn hören und auch sehen kann und daraufhin Matteo erklärt, was gerade mit ihm passiert: Sein Körper befindet sich in Jandur. Und sein Puls, wie Lith die immer durchsichtiger werdende Erscheinung von Matteo nennt, muss dringend zu seinem Körper gebracht werden, ehe er vollkommen verschwindet.

Lith bringt Matteo nach Jandur, wo das Abenteuer aber erst beginnt…

Meinung:
Das Cover ist mir sofort ins Auge gesprungen. Der Klappentext tat sein Übriges und zuletzt gab die Autorin selbst den Ausschlag, zu dieser Geschichte zu greifen. Ich mochte Mara Langs „Masken“, mochte ihren Schreibstil und ihre Art zu erzählen. Daher war ich sehr neugierig auf den „Puls von Jandur“ und wurde auch sehr schnell in die Geschichte gezogen.

Nach einer kurzen Episode in der realen Welt wird schnell klar, dass Matteo nach Jandur muss, um sich selbst zu retten. Er folgt Lith durch die Weltenspirale und erwacht auf der Burg Shinjossa. In einem fremden Körper, der seinem doch so ähnlich ist, im Angesicht Lord Nadors, der Matteo sofort mit seiner Bestimmung vertraut macht: Nichts Geringerem als die Rettung Jandurs. Doch was dafür notwendig ist, lässt Matteo zweifeln und er ergreift gemeinsam mit Lith die Flucht.

Zusammen mit dem jungen Protagonisten drang ich immer tiefer in die Welt von Jandur ein, flüchtete vor Lord Nadors Truppen, lernte die Untaten der Quellbruderschaft kennen und traf auf die ein oder andere „bekannte Legende“.

Matteo war mir anfangs allein durch seine jugendlich-naive Art sympathisch. Das Bild, das seine Klassenkameraden von ihm haben, zerstörte diese Sympathie beinahe. Matteo ist scheinbar ein reiches, verwöhntes Kind in Trennung lebender Eltern und sein Selbstbewusstsein scheint eher in Arroganz überzugehen. Dieses Bild hatte ich aber niemals vor Augen, als ich gemeinsam mit Matteo durch Jandur zog. Ich hielt ihn eher für etwas naiv und leichtgläubig.

Jedoch machte es ihm Lith auch nicht leicht. Die Squirra, ein Wesen, das Pulse aufspüren kann, gab ihm nur sehr spärliche Informationen, beeinflusste ihn aber im höchsten Maße. Aber kann Matteo ihr blind vertrauen, oder widerspricht sie sich nicht teilweise selbst?

Matteo ist hin- und hergerissen, zwei Charaktere vereinen sich in „seinem“ Körper, und so traf er manch eine Entscheidung, die ich nicht ganz nachvollziehen konnte.

Gut und Böse waren in Mara Langs Werk aber auch lange Zeit nicht eindeutig zuzuordnen. Die Geschichte lebt praktisch von dem inneren Kampf des Lesers, zu wessen Seite er tendiert.
Ich war hin- und hergerissen, jeder neue Hinweis über Vergangenes überschrieb mein Bild von den Charakteren und rückte wieder alles in ein neues – manchmal ganz anderes - Licht.

Bis Matteo auf Sebastján trifft, der Matteo hilft, zu verstehen. Mit seiner Erzählung der Legende über die Entstehung Jandurs und der Splitterwelt konnte mich Mara Lang absolut begeistern. Der Weltentwurf ist einfach wunderbar durchdacht, von der Schöpfung bis zu den Vertretern der Elemente und der Degeneration einer ursprünglichen Art Jandurs und deren „Merkmale“, die wir Menschen immer noch in uns tragen – inklusive Seitenhiebe.

Die Autorin konnte mich mit ihrem einfachen, leichtgängigen Schreibstil mitreißen und in Jandur fesseln. Matteos humorvolle Gedanken, in dritter Person/Vergangenheit erzählt, taten ihr Übriges und lockerten die Geschichte auf. Mara Lang beeindruckte mich stets aufs Neue, warf Ideen und Entwicklungen ein, bot mir immer tiefere Einblicke in die Welt von Jandur. Unterschwellig gibt sie dem Leser sogar eine „Moral von der Geschichte“ mit auf den Weg, die mir durchaus gefallen hat. So entstand ein stetes Bedürfnis, weiterzulesen und endlich hinter alle Geheimnisse zu kommen. Die vorhandenen Spannungsspitzen wurden von leichteren Episoden abgelöst, die Zeit für das Genießen der fremden asiatisch-orientalisch-anmutenden Welt Jandurs boten.
An dieser Stelle muss ich unbedingt erwähnen, dass es sich „High-Fantasy-mäßiger“ anhört, als es ist – trotz Zwerge, „Drachen“ und Co. Mara Lang beschreibt nicht in dem Maße, wie es in epischen Werken meist die Regel ist. Dennoch kann man sich die andere Welt sehr gut vorstellen, die fremdartigen Wesen hatte ich sofort vor Augen und genoss diese fantastische Reise, ohne überfordert zu werden. Die Parallelen zu unserer Welt vereinfachten mir die Vorstellung noch weiter und sind ebenfalls ein besonderer Gedanke im „Puls von Jandur“, auf dessen weitere Entwicklungen ich in der Fortsetzung sehr gespannt bin.

Dieser erste von zwei Teilen findet vorerst zu einem runden Ende, der Haupthandlungsstrang ist aber noch offen geblieben und macht es mir unmöglich, NICHT zu „Das Herz von Jandur“ zu greifen, das im Januar erscheinen wird.

Urteil:
Mit der Idee von Jandur und den Splitterwelten, dem Puls und den Entwicklungen konnte mich Mara Lang begeistern. Ich folgte Matteo begierig durch die fremde Welt und konnte so über den ein oder anderen fragwürdigen Charakterzug hinwegsehen. Belohnt wurde ich mit einer mitreißenden Geschichte, die sich die 5 Bücher ganz knapp erkämpft hat.

Für Leser, die nicht unbedingt ein hohes Spannungsniveau brauchen, um sich von einer Geschichte mitreißen zu lassen, eine absolute Empfehlung! Wer ein kurzweiliges Leseerlebnis in einer fantastisch durchdachten Welt sucht, sollte unbedingt zu „Der Puls von Jandur“ greifen!

Die Serie:
Der Puls von Jandur
Das Herz von Jandur

©his-and-her-books.blogspot.de
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