Cover des Buches GötterFunke 1. Liebe mich nicht (ISBN: 9783791500294)
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Rezension zu GötterFunke 1. Liebe mich nicht von Marah Woolf

Griechische Mythologie in einer neuen Verpackung

von Wayland vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Griechische Mythologie in einer neuen Verpackung. Gefüllt mit Herzschmerz, Liebe, tollen Charakteren und einem lockeren Schreibstil

Rezension

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Waylandvor 6 Jahren
In Götterfunke I hat Marah Woolf die griechische Mythologie aufgegriffen, aber an einigen Stellen abgeändert oder weitergesponnen. Wer die griechischen Götter, die mächtig, angsteinflößend, störrisch und liebevoll sein können, mag, der wird hier sicherlich auf seine Kosten kommen.


Im Vorfeld sind einige Hintergrundinformationen ziemlich hilfreich, da es in diesem Fall besonders viel Freude bereitet, ihre Variante der griechischen Mythologie zu lesen. So findet man immer wieder Bekanntes oder Neues und erkennt die Änderungen. Teilweise habe ich selbst an meinem Erinnerungsvermögen gezweifelt, da ich an einigen Stellen gar nicht glauben konnte, dass Marah hier die Geschichte weitergesponnen hat oder etwas erfunden. Sie hat ihre Fantasie so detailreich und feinfühlig in die Geschichte eingearbeitet, dass es gar nicht auffällt. Schon als Kind war ich fasziniert von der griechischen und ägyptischen Mythologie und habe sehr früh viel recherchiert, gezeichnet und sogar Steckbriefe angefertigt. Es war schön in eine fiktive Geschichte einzutauchen, die so liebevoll ausgestaltet wurde.


Wer hier schon beim Lesen ein bisschen Hilfestellung benötigt, kann auch in dem Glossar durchblättern oder im Internet stöbern, was ich gemacht habe.

In dem Buch geht es um Jess, deren Geschichte aus der Ich Perspektive erzählt wird. Sie ist ein eher unscheinbares Mädchen, mit roten Haaren und mit dem man Pferde stehlen kann. Im Buch vergleicht sie sich - aufgrund ihrer Haare, die sich kaum bändigen lassen - mit Merida und ich musste tatsächlich etwas lachen, da auch ich dieses Bild im Kopf hatte. Und nicht nur die eigenwilligen Haare habe ich mit ihr gemeinsam. Auch den Wunsch Archäologie zu studieren, den Mittelpunkt zu meiden und einige andere Punkte haben dafür gesorgt, dass ich mich schnell mit ihr anfreunden konnte und zum Teil eins mit ihr wurde. Das, was man sich beim Lesen einer Geschichte nur wünschen kann. Allerdings war mir Jess - wie auch schon andere Figuren von Marah - stellenweise zu ängstlich, zu leichtgläubig, zu naiv und letztendlich auch zu “bedürftig“. Das hat mich dann doch immer wieder rausgerissen und stellenweise regelrecht aufgeregt.


Zum Inhalt:
Jess besucht mit ihrer besten Freundin ein Sommercamp und schon auf der Fahrt dorthin beginnen merkwürdige Ereignisse. Sie hat einen Unfall mit Robyn und ihre Seele hat sich von ihrem Körper getrennt. Sie sieht ihren verletzten Körper. Sie wird jedoch von drei mysteriösen Gestalten und einem Wolf gerettet. Einer der Jungs kann sie sehen und sie ist vom ersten Moment an von ihm und seinen stechend grünen Augen gefesselt. Da sie und ihre Freundin allerdings ganz normal in ihrem unversehrten Auto aufwachen, verdrängt sie die Gedanken daran und hält alles für einen Traum.
In dem Camp angekommen, lernt sie allerdings die griechische Familie “Ross“ kennen. Athene, Apoll, Cayden (Prometheus), Zeus und Hera. Sie erkennt cayden und seine grünen Augen sofort wieder und bleibt erstaunlich gefasst. Sie zweifelt nicht an sich selbst, sondern ist überzeugt davon, dass mit ihnen etwas nicht stimmt.

Prometheus hat mit Zeus eine Art Abmachung getroffen, da sein sehnlichster Wunsch ist sterblich zu sein. Daher wird jedes Jahrhundert ein Wettstreit abgehalten, in dem Prometheus drei Mal ein Mädchen verführen soll. Wenn sich ihm eine nicht hingibt, erfüllt Zeus ihm seinen Wunsch. Wer also mit solchen Spielchen, Intrigen und ewigem Liebes-Hin-und-Her nicht viel anfangen kann, ist hier falsch. Denn der Leser darf miterleben und miträtseln, ob Jess ihm wirklich etwas bedeutet, oder ob sie nur Teil seines Plans ist seinen Willen zu bekommen. Die griechischen Götter konnten herzlos und selbstsüchtig sein. So ist es bei Marahs Geschichte auch. Dennoch sind ihre Figuren wahnsinnig sympathisch und man kann stellenweise kaum glauben, was man liest. Man weiß nie was und warum sie wirklich etwas machen. Man kann einfach nicht glauben, dass sie nur selbstsüchtig sind.


Daher fand ich es nur halb so schlimm, dass der Leser relativ früh über die Wette aufgeklärt wurde. Eine spätere Auflösung wäre zwar eine Überraschung gewesen, die ich durchaus begrüßt hätte, da man sich so als Leser nur an einer kurzen Leine bewegen darf, aber man konnte dennoch ausreichend “mitdenken“.

Diese Aspekte der Geschichte erfährt man hauptsächlich in den Aufzeichnungen des Hermes, die an jedem Kapitelende folgen. Er erstattet den Göttern Bericht und übernimmt so ein wenig die Rolle des allwissenden Erzählers, auch wenn er selbst oft nicht begreifen kann, warum die Götter so handeln. Die Aufzeichnungen sorgen in jedem Fall immer für ein wenig Abwechslung und bilden einen guten Übergang zwischen den Kapiteln.


Fazit:
Ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen. Die Charaktere - ganz besonders Kalchas (Apolls Wolf und Jess' selbsternannter Beschützer) - haben es mir wirklich angetan. Einige Charaktere möchte man den Hals umdrehen, andere möchte man wachrütteln und einigen möchte man gerne im wahren Leben begegnen. Insbesondere die Götter sind vielschichtig und handeln unvorhersehbar. Jess ist trotz ihrer Phobien und Naivität ebenfalls ein unglaublich liebenswerter Charakter. Und ihre Beweggründe und Entscheidungen konnte ich zu jeder Zeit nachvollziehen. Lediglich einen kleinen Abzug für die kurze Leserleine. Ich hätte gerne weniger gewusst und mehr mitgerätselt. Ich hätte mir ebenfalls eine etwas stärkere Protagonistin gewünscht. Auch hatten sich meiner Meinung nach ein paar kleinere logische Fehlerchen eingeschlichen, die aber nicht weiter gestört haben. Daher insgesamt 4 von 5 Sternen mit einer absoluten Leseempfehlung für alle Fans der griechischen Mythologie, Jugendbuch- und Lebesgeschichtenfans, die sich mit einem spannenden Buch und reichlich Keksen im Bett verkrümeln wollen.
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