Rezension zu "SZ Gourmet Edition: Die Kochlegende Marc Haeberlin" von Marc Haeberlin
Ich erinnere mich genau, als ich noch ein kleines Kind war, wie mein Vater immer davon träumte eines Tages mal bei Marc Haberlin essen zu gehen. Den Wunsch hat er lange mit sich getragen und eines Tages in die Tat umgesetzt. Einen kurzen Urlaub für meine Mutter und sich gebucht und noch Jahre später davon gezehrt. Mittlerweile sind mein Vater und Haeberlin verstorben und ich bin froh, dass er sich diesen Traum erfüllt hat. Das Buch ist für mich also irgendwie auch eine emotionale Angelegenheit. Aber ich empfinde das als positiv, weil damit schöne Erinnerungen verbunden sind. Der Unterschied der gehobenen französischen Küche zu dem Standard, den ich üblicherweise koche, wird schnell deutlich. Das ist ein Rezeptbuch für Sonntage und besondere Anlässe, denn neben Herzblut ist hier auch Können gefragt und ausreichend Zeit nötig. Mir gefällt die Zusammenstellung der einzelnen Gericht-Bestandteile, hier sollte man vielmehr von einer Komposition sprechen. Gemüseteller mit Eischnee, Hummer à la Carbonara mit getrockneter Schweinebacke und mariniertem Ei, Zweierlei vom Lachs mit knusprig pochiertem Ei, Soufflé parfümiert mit Bergamotte. Ich korrigiere noch einmal, von Gedichten sollte man hier sprechen. Was ich richtig gut finde. Spitzenköche sprechen immer davon, dass man alle Zutaten, also ich meine hier die Brühen und Saucen selber machen sollte. Haeberlin zeigt mit dem Kapitel BASISREZEPTE aber auch wie es geht. Die Froschschenkel-Gerichte sind nichts für mich und auch bei Freunden und Familie würde das nicht auf Begeisterung stoßen. Dafür überzeugen aber die Fisch- und Fleischgerichte und ich freue mich, dass es auch Vegetarisches gibt. Das Buch ist mehr als nur ein Kochbuch, es ist vielmehr ein Ausflug für die Sinne und die erhöhte Konzentration, die die aufwendigen Gerichte fordern, zwingt automatisch zum Kopf-freimachen.