~ Cover ~
Zugegeben, das Cover ist nicht ganz mein Fall. Verspieltheit und knochiger Witz passen jedoch zu Genre und Thema. Und Menschen, die der Meinung sind, dass nur ein totes Einhorn ein gutes Einhorn ist, werden es bestimmt lieben! Mir persönlich ist es etwas too much, zu bunt, zu verspielt für den ehrwürdigen Gevatter Tod … wobei diese Einstellung nach der Lektüre schon etwas ins Wanken geriet :D
~ Inhalt ~
Mit viel schwarzem Humor widmen sich die 22 Autoren dem Thema Tod in all seinen Facetten. Was einen Großteil der Geschichten verbindet: Die Bürokratie im Jenseits. Der Tod, ein Büroangestellter wie Hinz & Kunz? Jap, irgendwie schon. Der Tod ist anscheinend auch nur ein Mensch und vor Papierkram, Burn Out, übereifrigen Kollegen, nervigen Klienten, einem herrischen Boss und sinnfreien Fortbildungen nicht gefeit. Der arme Kerl, ich würde auch meine Kutte an den Nagel hängen wollen! Abgesehen davon, dass für viele Autoren die Bürokratie nach dem Tod weiterzugehen scheint (gruselige Vorstellung, oder?) erlebt der Tod in jeder Geschichte ein ganz eigenes Abenteuer.
Mir haben durchweg alle Geschichten gefallen und ich habe mich bestens unterhalten gefühlt. Das sensible Thema wird mit Humor, aber in manchen Geschichten auch mit viel Herzwärme verpackt. Wie bei jeder Anthologie hat man natürlich seine persönlichen Highlights, die ich euch nicht vorenthalten will:
Gleich die ersten beiden Geschichten von Jörg Fuch Alameda und Lea Baumgart fand ich sehr einfühlsam geschrieben, mit genau der richtigen Prise Humor. Geschichten, bei denen ein Auge lacht, während das andere ein Tränchen wegdrückt – gerade wenn man selbst mit Verlusten oder der Angst davor zu kämpfen hat. Auch die Geschichte von Torsten Low fand ich grandios – die Vorstellung, dass selbst Tod und Teufel mal in Selbstzweifeln versinken und gemeinsam ein paar Bierchen zischen ist sehr beruhigend :D Aber auch Laurence Horn und Alisha Pilenko konnten mich mit ihren Geschichten vollends überzeugen: Getreu dem Motto 'Pack schlägt sich, Pack verträgt sich' lieferte erstere eine geniale Idee, während ich die Protagonisten und das Setting von letzterer einfach klasse fand. Bitte 200 Seiten mehr davon. Bitte. Danke.
~ Fazit ~
„Schnittergarn“ ist eine durch und durch tote … ähm gelungene Anthologie! Auf 400 Seiten erlebt man den Tod von ganz unerwarteter Seite. Die Geschichten sind durchweg unterhaltsam, ich habe mich bei keiner einzigen zu Tode gelangweilt. Zum Abschied bleibt nur zu sagen: Vielen lieben Dank an den Leseratten Verlag und das Rezensionsexemplar, vielen lieben Dank an 22 Autoren und ihre Geschichten und – ich muss es an dieser Stelle einfach mal sagen, denn vielleicht hört er zu – danke auch an dich, lieber Tod. Du machst es uns nicht immer einfach, aber du hast eben auch dein Päckchen zu tragen. Oder deine Sense. Oder beides.