Cover des Buches Kalte Haut (ISBN: 9783442476633)
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Rezension zu Kalte Haut von Marcel Feige

Rezension zu "Kalte Haut" von Marcel Feige

von NiliBine70 vor 12 Jahren

Rezension

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NiliBine70vor 12 Jahren
Inhalt: Berlin macht seinem Ruf als schier überkochender Schmelztiegel auch in dieser Geschichte alle Ehre. Mehrere Dinge passieren fast gleichzeitig. Ein bekannter Szene-Discjockey, der gleichzeitig auch Sohn eines Senators ist, der just mit seiner Ausländerpolitik in die Schlagzeilen gerät, wird entführt. Dann taucht ein Video im Internet auf, darin der Discjockey, wie er gefoltert und wohl auch ermordet wird. Zunächst glauben alle, dies sei eine politisch motivierte Tat, passt es doch wirklich ausgesprochen gut zu den Drohungen, die gegen den Senator aus ausländischen Kreisen ausgestoßen werden. Doch warum wird die Presse auf eine gewisse Art und vor allem nur bestimmte Journalisten auf die Fährte der verstümmelten Leichen gesetzt, denn es werden noch etliche andere Morde auf gleiche oder ähnliche Art verübt. Hinzu kommt, dass ein Fall von häuslicher Gewalt in einer türkischen Familie die Gemüter der Öffentlichkeit erregt. Und auf diesen Fall wird Sera Muth, mit türkischen Wurzeln behaftete Polizeikommissarin, angesetzt. Schnell ahnt sie, dass sie damit nicht nur einen religiösen Konflikt auszufechten hat, sondern augenscheinlich auch in ihren familiären Reihen nicht ganz unschuldige Mitglieder existieren. Alleine das würde schon ausreichen, wäre da nicht ein aus Amerika heimgekehrter, sehr geheimnisvoller Kriminalpsychologe, Robert Babicz. Er hat in Amerika von sich reden gemacht, indem er den Fall des sogenannten „Knochenmanns“ aufgeklärt hat. Als er nun die verstümmelten, gehäuteten Leichen sieht, drängt sich der Verdacht auf, dass entweder der Knochenmann ihm gefolgt ist oder dass er einen „Fan“ hat, der ihn und sein Wirken imitiert. Nichts scheint klar und deutlich und leicht zu lösen und es taucht eine neue Leiche auf… Meine Meinung: Ein absoluter Hammer! Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut und wurde auch nicht eine Sekunde enttäuscht! So viel Spannung, so viele Fragezeichen, die man während des Lesens unweigerlich im Kopf hatte, dann der Ehrgeiz, herauszufinden, wer denn nun was verbrochen hat, wer wohinter steckt. Wenn das Buch kein echter Kracher ist, dann weiß ich es wirklich nicht! Marcel Feige hat es durch seine Art, eine Geschichte zu erzählen, unterschiedliche Blickwinkel zu schaffen, die scheinbar völlig losgelöst sind, wirklich fertig gebracht, einen gänsehautverursachenden Thriller zu schreiben, den man eigentlich im Sommer lesen sollte, so eisekalt ist alles daran. Und dann kommt alles zusammen und man kriegt den Mund vor Staunen nicht zu und ich konnte mir nicht verkneifen, dass mir ein „Das darf doch jetzt echt nicht sein“ rausrutschte. Nicht zu verachten ist auch die Brisanz, die Aktualität, beschäftigt uns doch in diesen Tagen zu Genüge die Ausländerpolitik in allen Facetten, muss sich jeder von uns irgendwann positiv oder negativ damit auseinandersetzen. Ich finde es sehr mutig, dieses Thema hier zu verarbeiten, so anzuwenden, wie es nun vorliegt. Da ist die außergewöhnliche Kommissarin Sera Muth, so ganz anders, wie man sich landläufig –immer noch- eine Türkin vorstellt. Selbstbewusst, karriereorientiert und nicht unattraktiv. Und im krassen Gegensatz ist da auch noch die andere Sera, in der Familie, die ihren Freund verheimlicht, weil er verheiratet ist, sie nur eine ganz ganz heimliche Affäre haben, die sich aber augenscheinlich doch zu mehr entwickelt. Diesen Zwiespalt kann man förmlich fühlen und ich leide wirklich mit ihr mit, möchte ihr gern helfend zur Seite stehen. Aber man sollte jetzt bitte nicht annehmen, dass Marcel Feige sich auf dieses Thema konzentriert, weiß Gott nicht! Es ist eine Facette in diesem atmosphärisch superdichten Buch, die genau da hin gehört, wo sie ist. Fazit: Als Fazit würde ich sagen, ich möchte mehr davon lesen, ich war traurig, dass das Buch dann wie im Fluge an mir vorbeizog, der Film im Kopf dann endete. Und erst recht, als ich gelesen habe, dass es keinen Roman mit Sera Muth in Folge geben soll. Schade, ihr Lebensweg hätte mich jetzt doch mal interessiert. Aber ansonsten gibt’s wirklich nichts zu meckern. Ich war mitgerissen, gethrillt wie man so schön sagt und will mehr. Ich denke, dass „Kalte Haut“ für mich eins der Highlights dieses Jahr im Thriller-Bereich ist.
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