Rezension zu "Domenica, Die Geschichte einer Sängerin" von Marceline Desbordes-Valmore
Eine kleine Entdeckung ist diese französische Novelle aus dem 19. Jhdt.! Domenica ist früh Waise geworden und steht jetzt unter der Herrschaft ihres gierigen Onkels, der ihr herausragendes Gesangstalent zu Geld macht und sie bald an einen lüsternen alten Fürsten verkaufen möchte... Erzählt wird die Geschichte von dem in Domenica verliebten Regis, dem armen deutschen Maler, der im selben Haus wie Domenica in Rom wohnt und sich mit deren deutschen Amme anfreundet. Regis erzählt die Geschichte heimgekehrt seinem Freund Karl, und Kommentare der beiden unterbrechen immer wieder die Erzählung. In einer Zeit, in der historische Romane Bestseller sind, müsste diese kleine und opulente Liebesgeschichte viele Leser begeistern. Im Zentrum steht Domenicas Stimme und ihr Verhältnis zu anderen Stimmen, den Stimmen, die Regis hört, und den Stimmen, mit denen sie singt. Das Ganze erinnert auch leicht an Rilkes Malte, da hier ein ebenso unglücklicher Künstler in einer eigentlich als mondän geltenden Stadt arm vor sich hin lebt. Doch Regis bekommt Arbeit vom Papst und kann aufblühen - Domenica aber wird von einer Katastrophe erschüttert. Die Geschichte ist schön stimmungsvoll, aber nicht kitschig erzählt und macht Lust auf die weiteren Romane und Novellen der Autorin, von denen es aber leider nichts in deutscher Übersetzung gibt.