Inhalt
Es gibt inzwischen viele Bücher, die das Armageddon deutscher Schulen, deutscher Bildung und der Zukunft unserer Kinder aufs Papier malen. Da war es wie ein sanfter Lichtschimmer, dass sich mal jemand damit auseinandersetzen wollte, wie denn gute Bildung aussehen kann.
Das Buch startet mit einer Bestandsaufnahme, wofür Schulen gemacht wurden, und wie sich das, wofür sie gemacht wurden, geändert hat. Damit wird der Änderungsbedarf der Schulen begründet. Dieser erste Teil endet mit der These, dass Bildung für gelingendes Leben nicht in der Schule erfolgen kann.
Entsprechend versucht der zweite Teil Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Bildung für gelingendes Leben aussehen kann. Die Gliederung erfolgt dabei anhand von sechs Punkten, die die Autoren als wichtig für ein Lernen für gelingendes Leben ansehen: "Begegnung als Subjekt", "Begegnung mit Mentoren", "selbst gewählte Herausforderungen", "Momente der Selbstgewissheit", "Befreiung von Leistungsdruck" und "ausgestattet mit Umhang". Es wird auf Aktionen hingewiesen, die versuchen, diese Punkte bereits in Schulen umzusetzen. Dafür werden jeweils Internetlinks zu den entsprechenden Initiativen aufgelistet. Beispiele, die diese Thesen verdeutlichen sollen, stammen allesamt aus dem Umfeld der Autoren und damit aus der Rapper- und Breakdance-Szene. Es schließen sich drei ausführlichere Fallbeispiele (zwei Männer/Jungs, ein/e Frau/Mädchen) aus dem gleichen Umfeld an.
Drei Literaturhinweise, einer davon von einem der Autoren, stützen die Aussagen des Buches.
Subjektive Eindrücke
Die drei Autoren sprechen wichtige Punkte der Bildung in unserem Land an. Viele Kinder werden durch den Leistungsdruck in den Schulen eher ausgebremst als motiviert. Aber liegt das immer nur an den Schulen? Und wie kann/soll es sonst gehen?
Die Ansätze in diesem Buch hören sich toll an. Selbstbefähigung, Selbstermächtigung, Selbstverantwortung etc. Und auch die Umsetzungsvorschläge, die gemacht werden - (außerschulische) Jugendszene, individuelle Mentoren... -, sind sicherlich hilfreich und bieten EINEN Weg. Ist er gangbar für alle Schülerinnen und Schüler des Landes?
Alle Beispiele im Buch entstammen ausschließlich der Rapper- und Breakdance-Szene. Sicherlich kann ich daraus die Essenz ziehen und versuchen, sie irgendwie auf meinen Bereich zu transferieren. Aber warum gibt es nicht auch Beispiele aus anderen Bereichen? Da wird im Buch doch auf viele Initiativen verwiesen? Von dort wären doch sicher auch Beispiele geeignet gewesen, um die Thesen des Buches zu stützen. Und sie hätten einen breiteren Leser/innenkreis angesprochen und dem/der Leser/in sicherlich deutlich mehr kreativen Input für die eigene Umsetzung geboten.
Verwundert hat mich auch, dass unter den vielen Beispielen des Buches nur dreimal von Frauen/Mädchen die Rede war. Eine schrieb einen Beschwerdebrief an die/den Minister/in, eine sorgte dafür, dass bei einem Graffiti-Event alle rechtzeitig die Farben zur Hand hatten, und eine übernahm alle Aufgaben, für die sich sonst niemand meldete. Sorry, da bleibt bei mir ein deutliches Störgefühl zurück.
Fazit
So könnte die Grundlage für gelingendes Leben für Männer gelegt werden. Und was ist mit den Frauen?
Weitere Rezensionen von mir gibt es unter https://belanahermine.wordpress.,com/category/rezension/