Rezension zu "ANTONIO - Erster Teil" von Marcello De Nardo
Antonio zieht nach dem Tod seiner Mutter alleine mit seinem Vater in die Schweiz. Der Sprache nicht mächtig, wird er in der Schule gegängelt, bis der etwas ältere Johannes sich seiner annimmt. Mit ihm verbindet ihn eine ganz besondere Freundschaft, obwohl er einer ganz anderen Schicht angehört. Und auch die Mutter von Johannes und der verwitwete Vater von Antonio finden Gefallen aneinander ..
Der vorliegende Roman spielt auf zwei Erzähl-Ebenen: in London 1993 und in der Schweiz während der späten 1970ern, wobei die letztere deutlich mehr Umfang einnimmt. Wir erfahren etwas über den kindlich und früh-pubertären und den im Rampenlicht stehenden erwachsenen Antonio.
Dabei spielen zwei junge Männer, die ihn auf unterschiedliche Art wach-geküsst haben, eine ganz besondere Rolle: Johannes und Michele.
Das Werk ist unglaublich mitreißend geschrieben, so dass es mir immer schwergefallen ist, es wieder aus der Hand zu legen. Es wirkt authentisch, fast biografisch und trotzdem gibt es Indizien, dass es sich tatsächlich wohl eher um eine fiktive Geschichte handelt. Jedenfalls beweist der Autor ein feines Gespür für zwischenmenschliche Regungen. Auf dem Klappentext wird von einem Vorfall gesprochen, der gar nicht so explizit im Roman selbst auftaucht. Da es sich um den ersten Teil einer Trilogie handelt, wird dieser wohl im weiteren Verlauf wohl noch an Bedeutung gewinne.
Einzig kleiner Kritikpunkt von meiner Seite ist, dass Antonio außerordentlich frühreif beschrieben wird, nicht nur körperlich sondern vor allem auch kognitiv. So werden ihm Sätze in den Mund geschoben, die – aus meiner Sicht - niemals ein 12jähriger sagen würde, auch nicht vor 40 Jahren. Doch das schmälert meinen insgesamt sehr positiven Gesamteindruck nicht.
Und der Stil des Autors geht einfach durch wie Butter. Fast unglaublich für ein Erstlingswerk, wie viel Schreibsicherheit er präsentiert.
Fazit: Der Roman hat mich positiv überrascht, ich freue mich auf die Fortsetzung.