Jeder ist seines Glückes Schmied
von gst
Kurzmeinung: Ein leicht lesbarer Roman über eine armselige Kindheit im Italien der 50er und 60er Jahre
Rezension
In diesem Buch lernen wir Ninetto kennen, der vor fünfzig Jahren in großer Armut auf Sizilien aufwuchs. Er flieht schon als Kind aus der Enge seines Heimatdorfes und landet gemeinsam mit einem „Freund“ in Mailand, wo er sich mal mehr, mal weniger gut durchschlägt.
Ninetto erzählt in Ich-Form, mal als Kind, mal als erwachsener Mann. Als Leser tauchen wir immer stärker in sein Leben ein. Doch nicht jeder Schritt bleibt nachvollziehbar – so rätselt man lange, warum dieser aufrechte Mensch im Gefängnis landete und total in der Einsamkeit versinkt.
Das Buch lässt sich schnell „weglesen“, hallt aber noch länger nach. Ninettos Beweggründe konnte ich durch die Sicht auf das Kind und den erwachsenen Mann gut nachvollziehen, auch wenn mich die Szenenwechsel zu Beginn des Buches irritierten.
„Vielleicht sind Erinnerungen die Sachen, die wir nicht vergessen können“, sinniert Ninetto auf Seite 116 und wundert sich gleichzeitig, wie sehr sich die Welt innerhalb von den zehn Jahren, die er im Gefängnis verbrachte, verändert hat. Im Blick auf seine Ehe resümiert er auf Seite 157: „So ist es, wenn man liebt. Die Zeit reicht nie, und das Herz hüpft vor Ungeduld, es lässt die Uhrzeiger schneller gehen und pumpt Freude bis in die kleinen Zehen.“
Der Roman, der an manchen Stellen recht trostlos erscheint, ist doch von feiner Hoffnung durchwebt und auf jeden Fall lesenswert.