Cover des Buches Das Lächeln des Elefanten (ISBN: 9783471350898)
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Rezension zu Das Lächeln des Elefanten von Marco Missiroli

*+* Die Vielfalt der Liebe *+*

von Irve vor 10 Jahren

Rezension

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Irvevor 10 Jahren
Inhalt:
Ein einziger Brief reicht, und Pietro gibt alles auf.

Er lässt seine Berufung als Priester hinter sich und zieht nach Mailand.
Den Brief und damit die Erinnerung an seine große Liebe trägt er stets bei sich.
Nach all den Jahren ist ihm damit die Frau wieder nahe, die er für Gott aufgegeben hatte. Ihre Nachricht zeigt ihm seine neue Bestimmung: Er will seinem nie gekannten Sohn beistehen.
Pietro beginnt, in Mailand als Portier zu arbeiten. Sein Geheimnis behält er zunächst für sich.
Als es fast zu spät ist, erkennt er: Die Wahrheit tut weh und kann doch heilen.
(Quelle: Ullstein-Buchverlage)
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Das Cover:
Der Himmel ist gelblich-grau. Der Blick auf die Hausdächer offenbart eine wilde Mischung an Gebäuden. Über die Dächer fährt – als Silhouette sichtbar – ein Mann auf seinem Fahrrad. Diese Umsetzung des Geschichte ist sehr gut gelungen und trifft einige Aussagen des Buches auf den Punkt.
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Meine Meinung:
Don Pietro, ehemaliger Pater aus Rimini, zieht nach Mailand. Dort nimmt er einen Hausmeister-Posten in einem Mehrfamilienhaus an.
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Ich finde, er passte ganz hervorragend an genau diese Stelle, denn genau so zusammengewürfelt wie das Ambiente, genauso zusammengewürfelt die Bewohner waren, ebenso durcheinander fühlte er sich in seinem Inneren. Zudem hütete er ein Geheimnis, dessen Kenntnisnahme der Auslöser für den Pater war, sein Leben auf den Kopf zu stellen. Fast den ganzen Roman hindurch bleibt Pietro hin- und hergerissen, dieses Geheimnis preiszugeben, oder es doch besser für sich zu behalten.
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Dieser Roman hat mir sehr gut gefallen. Denn er ist nicht nur die skurrile Geschichte mit seltsamen Charakteren, die er auf den ersten Blick zu sein vorgibt. „Das Lächeln des Elefanten“ hat mehr zu bieten.
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Das Buch spricht viele Bereiche an, regte mich oft zum Nachdenken an. Es ging um teilweise ethische Themen, zu denen ich nicht nur einfach das Geschriebene abnicken konnte oder entrüstet den Kopf schütteln. Hier ging es um mehr. Schwarz und Weiß gibt es hier nicht, die facettenreiche Zone der verschiedenen Grautöne ist immens. Automatisch hinterfragte ich an einigen Stellen meine eigene Moral und blickte tiefer in mich hinein als ich es je bei diesem Roman vermutet hätte.
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„Das Lächeln des Elefanten“ erreichte mich tief emotional. Manchmal musste ich jedoch zwischen den Zeilen lesen, um den wahren Kern zu erfassen. So wirkten beispielsweise die Aussagen einiger Protagonisten zunächst wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen. Als ich dann diese Passagen nochmals las, mit mehr Aufmerksamkeit – sah ich in diesem Porzellanladen das Lächeln des Elefanten aufblitzen. Die Wortwahl wirkte in ihrer stellenweisen Plumpheit manchmal paradoxerweise feinfühlig und äußerst passend auf mich.
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Die Charaktere sind alle – durch die Bank – sehr extrem dargestellt. Pietro sieht die Bewohner aber, so wie sie sind. Er wagt einen Blick in die Herzen und Seelen und lernt die Menschen kennen, die somit nicht länger die „verrückte Hausbesatzung“ bleiben, für die man sie zunächst hält.
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„Das Lächeln des Elefanten“ ist eine anrührige Geschichte, manchmal zynisch, manchmal verbittert,manchmal leicht, manchmal hieter, manchmal verstörend, manchmal beglückend, manchmal….ach, ich könnte diese Aufzählung jetzt noch weit fortführen. Dieses Buch ist so vieles und wenn man es zulässt, gerät man ganz schnell in diesen Strudel des Gefühlschaos, welches auch bei mir dieses Buch ausgelöst hat.

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Gut gefallen hat mir die philosophische Ader des Buches, die hin und wieder zu pulsieren begann. Ohne zu werten darf sich der Leser auf Entdeckungsreise zu seinen eigenen Empfindungen, seinem eigenen Denken begeben.
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Sehr angenehm zu lesen war dieser Roman für mich durch die überschaubare Personenzahl, mit der der Autor auskam. Die italienischen Namen verwirrten mich zwar ganz zu Beginn etwas, aber da jeder Charakter einen hohen Wiedererkennungswert für mich hatte, war ich sehr schnell in der Geschichte drin.
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Es wird wunderschön aufgezeigt, welche Befriedigung es schenken kann, anderen zu helfen und glücklich zu machen – wie leicht es oft ist…und manchmal doch so schwer! Hin und wieder leider auch unmöglich.
Ein Buch, das mich dadurch sprachlos gemacht, aber auch sehr nachdenklich gestimmt hat.
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Die Verwebung der faszinierenden Einzelschicksale, die Klaviatur der unglaublichen Charaktere ist mit dem schlichten, holperigen Schreibstil des Buches sehr gut gelungen. Diese Einfachheit förderte bei mir sehr große Emotionen zutage. Die nicht gegebene Homogenität habe ich als ein großartiges Stilmittel empfunden, denn auch das Leben ist nicht aus einem Guss, hat den einen oder anderen Riss.
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Passend zum Titel des Buches ziehen sich Elefanten wie ein dünner roter Faden durch die Geschichte.
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Mein Fazit:
Ein grandioser Roman mit Tiefgang, höchst emotional, philosophisch, poetisch….genau das richtige Buch für mich. Natürlich vergebe ich sehr gerne 5 Sterne dafür.
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Infos zum Buch:
„Das Lächeln des Elefanten“ von Marco Missiroli ist im November 2013 unter der ISBN-Nr 9783471350898 im Ullstein-Buchverlag erschienen. Es umfasst 256 Seiten und ist auch als Ebook erhältlich.

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