Cover des Buches Des Königs Verräter - Die Entführung (ISBN: 9783956330599)
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Rezension zu Des Königs Verräter - Die Entführung von Marco Reuther

Wer rettet das Elfstämme-Reich?

von annlu vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Zu Beginn etwas langatmiger, dann aber sehr schwungvoller und witziger Auftakt einer all-age-fantasy Reihe

Rezension

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annluvor 8 Jahren

Peter taumelte röchelnd ein paar Schritte zurück, die Hände an seine Kehle gepresst, als sei er am Ersticken, sank schließlich in sich zusammen und blieb am Boden kauern. Er hatte genug gesehen. Darum dieses Gefühl, alles etwas anders zu sehen, als zu Hause. Er war anders!

Der dreizehnjährige Peter ist eigentlich ein ganz normaler Junge mit intakter Familie und einem guten Leben, bis Prinz Retep aus dem Land der Elfstämme beschließt, sich einer Gefahr zu entziehen und mit ihm seinen Platz in der Welt zu tauschen. So verschlägt es Retep in unsere Welt und Peter ins Reich der Elfen. Blöd nur, dass der Plan nicht ganz so verläuft, wie das gedacht war, und die Beiden lediglich ihren Geist, nicht aber ihren Körper mit in die Gegenwelt nehmen. Während Retep lediglich Angst vor den ihm unbekannten Autos hat, sitzt Peter in dessen Welt und Körper fest und sieht sich einigen Attentätern gegenüber. Reteps Freund Tulpe und der Halbauberer Xavox sind nicht bereit, ihn in sein Leben zurückzuschicken, wenn er ihnen nicht hilft, ihre Welt und ihren König vor einem Verschwörer zu schützen.


Der Prolog mit seinem allwissenden Erzähler, der gerne einige Gedanken- und Zeitsprünge macht, hat mich bereits gut ins Buch gebracht. Witz und Sarkasmus sind reichlich vorhanden und ich war schon etwas enttäuscht, dass die ersten Kapitel nicht gleich lustig weiter verliefen. Dort nimmt die beginnende Geschichte mehr Raum ein und nur einige Ausflüge in die Politik und die Geschichte des Elfstämme-Reiches fand ich sehr sarkastisch – so ist der aktuelle König mehr an der Erfindung neuer Marmeladenrezepte interessiert, als am Regieren. Die wechselnden Abschnitte haben Peter, Retep und gelegentlich einige Nebencharaktere im Fokus. Die Geschichte verläuft nun etwas langsamer, gelegentlich sind auch einige Szenen und Erklärungen mit dabei, die sie etwas in die Länge ziehen. Vorerst fand ich Peters Sichtweise spannender, ein Rückblick zu den Geschehnissen, die Prinz Retep (der im Übrigen kein „richtiger“ Prinz ist, sondern einer unter mehreren Millionen Prinzen und sein Geld mit Schuhputzen, Lederflicken und kleineren Diebstählen macht) in Gefahr gebracht haben, brachte mir aber auch diesen Charakter näher. Erst nach einigen Abschnitten, deren Rückblicke für meinen Geschmack zu lang waren, kam Schwung in die Geschichte. Ein Plan entwickelt sich und der Halbmagier Xavox wird immer witziger – aber auch intelligenter. Auch treten einige Nebencharaktere in Aktion, die ich sehr sympathisch fand und die sehr anschaulich und mitunter auch mit reichlich Sarkasmus beschrieben wurden.

Auch deswegen fand ich, dass es sich hier nicht um einen reinen Jugendroman handelt. Das Buch wird auch als All-age-fantasy bezeichnet und enthält einige Anspielungen und sarkastisch-kritische Äußerungen, die deutlich ein erwachsenes Publikum anzielen. Zusammen mit einem niveauvollen und durchaus mit Fremdwörtern gespickten Schreibstil habe ich mich mit der Erzählung sehr wohl gefühlt, trotzdem sie sehr junge Charaktere im Mittelpunkt hat.

Je mehr ich in die Geschichte fand, umso öfter fielen mir die gut durchdachten Hintergründe auf. Neben den Beschreibungen der Geografie und der näheren Umgebung (die ich grundsätzlich so kurz wie möglich mag), fand ich kleine Details interessant: so zieht sich ein eigener Gott, auf den geflucht wird, durchs Buch, wie eine Tierart, die für allerlei Metaphern herhalten muss. Sehr interessant fand ich auch die Verwendung eines Elfersystems, so dass Vielfache von elf für alle Zahlenangaben herangezogen werden. Aber schließlich befinden wir uns ja auch im Elfstämme-Reich!

Fazit: Der sehr gute Prolog wechselte in eine Geschichte, die für mich etwas zu langsam begann, dann an Schwung und Witz aufnahm und mich ab der Hälfte sehr gut unterhalten hat. Dem Autor ist es gelungen, seine Vorstellung der Welt konsequent zu beschreiben und den Einheimischen im Elfstämmereich einige Andersartigkeiten anzudichten. Obwohl Retep und Peter die Hauptcharaktere sind, konnte ich mich sehr für den Halbmagier Xavox erwärmen, der durch seinen Sarkasmus so einige Lacher bei mir ausgelöst hat. Guter Auftakt einer all-age fantasy Reihe!

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