Marcus Fischer

 4,1 Sterne bei 17 Bewertungen
Autor*in von Die Rotte, Ubuntu GNU/Linux, m. 2 DVD-ROMs und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Marcus Fischer, 1965 in Wien geboren, lebt als selbstständiger Texter und Autor in Wien. Er studierte Germanistik in Berlin und arbeitete einige Jahre als Lehrer für Deutsch als Fremdsprache, außerdem als Texter in Berlin und Wien. 2015 gewann er mit »Wild-Campen« den FM4-Kurzgeschichtenwettbewerb.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Marcus Fischer

Cover des Buches Die Rotte (ISBN: 9783701182510)

Die Rotte

(17)
Erschienen am 18.08.2022
Cover des Buches Einstieg in Linux (ISBN: 9783938055090)

Einstieg in Linux

(0)
Erschienen am 13.07.2006
Cover des Buches Ubuntu GNU/Linux, m. 2 DVD-ROMs (ISBN: 9783836211505)

Ubuntu GNU/Linux, m. 2 DVD-ROMs

(0)
Erschienen am 01.06.2008

Neue Rezensionen zu Marcus Fischer

Cover des Buches Die Rotte (ISBN: 9783701182510)
Gwhynwhyfars avatar

Rezension zu "Die Rotte" von Marcus Fischer

Gwhynwhyfar
Moderner Heimatroman

«Vor dem Dreck hat es ihm gegraust. Mit einem Druck, als wenn man am Brunnen pumpen würd, schießt es heraus aus den Viehchern, wenn sie brunzen, und dann kleschen auch schon die Fladen auf den Boden, dass es hinspritzt überall. Legen sich rein, dass ihnen die braunen Krusten bis zum Hintern rauf picken. Und überall wo es nass ist und warm auf den Viehchern, sitzen die Fliegen. Um die Augen, ums Maul und hinten, wo oft noch die Kotbatzen heraushängen aus der rosa Fleischwulst.»


Ein moderner Heimatroman aus Österreich – das Psychogramm eines kleinen Dorfs. Elfi Reisinger, eine junge Bäuerin, lebt Anfang der 1970er Jahre mit ihren Eltern auf einem kleinen Hof in der Rotte Ferchkogel, einer abgelegenen Siedlung im Voralpenland, eine Ansammlung von fünf Bauernhöfen. Ihr Vater, ein Trinker, der an der Schwermut leidet, verschwindet eines Nachts, die Gendarmerie geht von einem Suizid aus. Anscheinend ist er bei Eiseskälte in den Schwarzbach gestiegen – einer behauptet, er hätte die Leiche am Abend gesehen, konnte aber nicht hinuntersteigen im Schnee. Am nächsten Tag war der Bauer nicht zu finden, wohl unter dem Eis mit der Strömung in den Ferchkogelsee getrieben. Die Dörfler trauen den beiden Frauen nicht zu, den ärmlichen Hof alleine weiterzuführen, bedrängen sie zu Pacht und Verkauf. Ein Nachbar will den Grund am See für einen Spottpreis kaufen, denn der ahnt den Wert in der Zeit des aufkeimenden Tourismus, die ersten Sommerfrischler tauchen auf. 


«- Der Franz wird bluten, die Sau, hat der Andi gesagt.

- Gar nix wird er. Horch zu, hat der Siggi gesagt, es ist nix geschehen, wir haben uns mit ein paar Angesoffenen geschlagen, hast mich verstanden? Dem werd ichs anders heimzahlen.»


Doch Elfis heiratet den Automechaniker Franz Kehrtegger – einen Auswärtigen – was zu weiteren Spannungen im Dorf führt. Er hätte gern Bauer werden wollen, aber den Hof hat selbstverständlich sein älterer Bruder geerbt. Mit der Elfi ist nun Bauer – aber der Hof gehört der Schwiegermutter Lisbeth, die rein gar nichts von der Hochzeit gehalten hat. Mit dem Franz läuft es anfangs gut, doch immer mehr versucht er, seinen Willen durchzusetzen gegen Frau und Schwiegermutter. Des Abends geht er immer öfter auf die Pirsch runter ins Dorf. Ein Mann braucht seine Freiheit. Marcus Fischer zeichnet ein ländliches Sittenbild: Gemeinschaft und Zusammenhalt, aber auch familiäre Machtstrukturen, Fremdenhass (obwohl der Franz nicht von weit herkommt), Missgunst, üble Nachrede, Hinterfotzigkeit, Scheinheiligkeit, Protz, Rache, Habgier, Verantwortung und Verantwortungslosigkeit, lügen, betrügen, Überforderung, Überschuldung, Depressionen, toxische Männlichkeit bis zu Gewalttätigkeit – eben alles, was zu einem Dorf gehört. 


«Oder obs zu wenig Pulver ist. Eine ganze Zeitlang hat sie herumprobiert. Hat mehr reingetan in seinen Teig. Und auch was ins Essen. Im grünen Salzstreuer war das Pulver fürn Franz drin, mit Salz vermischt. Und wenns am Abend Reisfleisch gegeben hat oder geröstete Knödel, hat sie seinen Teller gar nicht gewürzt, dass er ordentlich hat nachsalzen müssen.»


Wunderschön liest sich der Sound von Marcus Fischer, in den ich mich sofort verloren habe. In Dialekt geschrieben, wäre zu viel gesagt, auch wenn die eine oder andere österreichische Vokabel fällt, ist es die grammatische Struktur, die dörfliche Klangfarbe, die Naivität von Elfi. Es gibt großartige Bilder des Dorfmilieus der Siebziger. Geschichte und Sprache bilden eine Einheit, runden den Roman ab, lassen den Lesenden in dieses Dorf hineinziehen. Und ein Heimatroman ist meist ja auch ein Kriminalroman ... Frauenschicksale, Geschlechterrollen – eine Lisbeth und eine Elfi, die mehr auf dem Kasten haben, als man ihnen zutraut. Brutal in der Sprache und im Geschehen und zugleich ein berührendes Buch.


Marcus Fischer wurde 1965 in Wien geboren, lebt als selbstständiger Texter und Autor in Wien. Er studierte Germanistik in Berlin und arbeitete einige Jahre als Lehrer für Deutsch als Fremdsprache, außerdem als Texter in Berlin und Wien. 2015 gewann er mit «Wild-Campen» den FM4-Kurzgeschichtenwettbewerb.


Cover des Buches Die Rotte (ISBN: 9783701182510)
L

Rezension zu "Die Rotte" von Marcus Fischer

Lust_auf_literatur
Die Rotte

Gerade beendet und sehr zufrieden!


🔸 Als ich die Kurzbeschreibung auf der Webseite des österreichischen Verlages @leykam las, war ich gleich interessiert. Aus irgendeinem Grund faszinieren mich die psychologischen Abgründe, die sich in kleinen abgeschlossenen Gemeinschaften auftuen. Wenn der Schleier der Zivilisation dünn wird und unser Menschencharakter offenbart wird. Welchen Formen dieses Abgründe dann haben, hängt oft von der Lebensphilosophie der Autor*innen ab und das macht es so spannend!


🔸 Die mehr oder weniger abgeschlossene Gemeinschaft ist in diesem Roman „Die Rotte“, ist eine kleine Ansammlung von bäuerlichen Aussiedlerhöfen. Wir befinden uns im Österreich der 70er und in diesem ländlichen Umfeld ticken die Uhren noch anders. 

🔸 Im Mittelpunkt von Fischers Roman steht die junge Elfie, die nach dem vermuteten Selbstmord ihres Vaters mit ihrer Mutter alleine ihren ländlichen Hof, inklusive Felder und Tierwirtschaft, bewirtschaften will. Land verkaufen, an die Rotte, die sich schon um das saftige Filetstück sammelt, kommt nicht in Frage. Elfie trauert um ihren Vater und hat massive mental health issues, wie man heute sagen würde.

Elfies Heirat mit dem angeheuerten Franz läutet den Untergang ein, den Franz weiß sich nicht in der Rotte zu integrieren und hat hochfliegende Pläne für den Hof, die zum Scheitern verurteilt sind. Schnell steht es um die junge Ehe der beiden sehr (!) schlecht. Und trinken, nein, saufen, tun die Männer dort alle.


Es geht immer weiter abwärts für Elfie, bis sie an der Talsohle in einer tiefen Depression strandet. 


🔸 Natürlich wird die Depression in Fischers Roman nicht so genannt, da der Text konsequent in „originären Sprachsound“ gehalten ist, was mir ziemlich gut gefällt. Dadurch erzeugt Fischer eine unglaubliche Authentizität und durch die direkte Rede werden seine Figuren sehr lebendig. Dabei ist die oft grob und direkt wirkende Sprache nie plumb oder eindimensional.


🔸 Ich las den Roman mit großem Lesevergnügen, v.a das Ende hat mir gut gefallen.  Letztendlich ändern sich die Zeiten und die Macht des Patriarchats währt nicht ewig.

Dieser Roman ist v.a. sprachlich schon sehr besonders und ich kann ihn euch wärmstens weiterempfehlen, wenn euch dieses Genre des Anti-Heimat Romans anspricht.

Cover des Buches Die Rotte (ISBN: 9783701182510)
Bibliokates avatar

Rezension zu "Die Rotte" von Marcus Fischer

Bibliokate
Interessantes Thema, leider war die Umsetzung nicht meins

Dieser Roman klang irgendwie interessant. Leider habe ich aber bald gemerkt das es nicht wirklich mein Buch ist. Die Handlung war mir irgendwie zu zäh um wirklich hineinzufinden und ich habe mir auch mit der Sprache schwer getan weil sie mir einfach nicht zugesagt hat. 


Leider war ich auch nachdem ich einige Kapitel gelesen hatte nicht in einen Lesefluss gekommen und alles kam mir ziemlich zäh vor. 




Daher muss ich leider sagen das die Idee grundsätzlich gut war, die Umsetzung mir leider aber nicht zugesagt hat 

Gespräche aus der Community

Liebe Leser*innen,

wir verlosen 15 Exemplare des vor kurzem erschienen Romans »Die Rotte« von Marcus Fischer!

Auf knapp 280 Seiten bringt der Autor mal einfühlsam, dann wieder spitzzüngig, die Abgründe eines Provinzdorfes in seiner beiläufigen Brutalität zutage.

Neugierig geworden? Hier der Link zur Leseprobe: https://www.leykamverlag.at/wp-content/uploads/2022/04/Fischer_Die_Rotte_Blick-ins-Buch.pdf

230 BeiträgeVerlosung beendet
E
Letzter Beitrag von  Evelyn_Ziebuhrvor 2 Jahren

Auch ich habe nun den zweiten Abschnitt fertig gelesen. So langsam gewöhnt man sich an die Schreibweise. Auch nach der Hochzeit mit Franz hat's die Elfie nicht wirklich leicht. Da kommt die kurze Auszeit mit der Hochzeitsreise doch sehr passend und auch die Schwangerschaft ist was erfreuliches. Aber auch ich finde es unmöglich, dass sie ihrem neugeborenem Beruhigungsmittel /-pulver untermischt.

Community-Statistik

in 31 Bibliotheken

auf 4 Merkzettel

von 1 Leser*innen aktuell gelesen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks