Weil dem Uniorchester Musiker fehlen, verteilt Ann Flyer auf dem Campus. Eine Orchesterfahrt nach Norwegen mit drei Konzerten und anschließendem Fußballspiel steht an und die Truppe braucht unbedingt Verstärkung. Nicht nur auf Drängen seines besten Freundes Leo nimmt der Jurastudent Ole Jakobsen einen Flyer mit, obwohl er sich für einen der schlechtesten Bratscher hält, denn Ann hat es ihm sofort angetan. Liebe auf den ersten Blick, könnte man sagen.
Nach dem Vorspielen geht es los, eine Woche Spaß in Norwegen statt eine wichtige Semesterarbeit zu schreiben. Das muss man auch erstmal dem Vater, ebenfalls Jurist, beibringen. Aber Ole kann das. Was er nicht kann, ist, sich gegen den Widersacher Gernot durchzusetzen, dem Pauker des Ensembles, dem es Ann ebenfalls angetan hat.
Aber was ist los mit der zierlichen Frau - blondes Strubbelhaar, spitze Nase? Warum scheint sie mit den beiden Typen zu spielen? Und warum ist Leo oft so mürrisch?
Die Lage wird für Ole fast unerträglich, als er sich mit dem Nebenbuhler ein Zimmer teilen muss. Trotz des Fisches »Kveite«, den Gernot von einem freundlichen norwegischen Fischer geschenkt bekam, versucht Ole eine gute Miene zu machen. Sogar bei dem Wunsch, endlich einen echten, lebenden Elch zu sehen, unterstützt er ihn und gemeinsam verpassen sie die Weiterfahrt in den Bussen. Ausgesetzt im Fjell, der Weite Norwegens werden sie von einem Auerhahn bedroht, bevor ein alter Norweger sie mit seinem klapprigen Auto wieder in die Zivilisation zurück bringt.
Aber das sind nur die Abenteuer am Rande, die Ole erlebt und die Imbsweiler schön flott und erfrischend erzählt, ohne in eine peinliche, klischeegespickte deutenglische Jugendsprache abzugleiten, oder gar in ein schwülstiges Liebesgesäusel.
Und auch die Passagen, in denen die Truppe die Stücke von Schostakowitsch und Sibelius übt - in denen er eine mir gänzlich unbekannte Welt beschreibt, denn ich habe noch nie als zweite Geige in einem Orchester gesessen - sind unterhaltsam, weil der Autor das nämlich aus menschlicher Sicht tut, und nicht aus der meist überhöhten seriös-kulturellen.
Aber in Wirklichkeit geht es in dem Roman um die Entwicklung seiner Protagonisten. Im Höhepunkt der Geschichte, quasi dem Paukenschlag des Romans, erklärt Ann Ole warum sie mal hü und mal hott sagt. Und das ist echt fern von jedem Kitsch eines Liebesromans.
Ole findet letztendlich sogar die Kraft, seinem Vater zu beichten, das Jura nichts für ihn ist. Beide bleiben sie noch ein paar Tage bei dem inzwischen schwer verletzten Gernot in Norwegen.
»Fjørdmusik« ist ein Buch, nach dem ich weiß, was es heißt die 2. Geige zu spielen. Eine wohlkomponierte Reise durch Norwegen ist der Roman allemal. Zum Schmunzeln, Wundern und voll jugendlicher Frische. Und am Ende tritt doch noch ein Kobold auf, herrlich!