Zu aller erst muss ich gestehen, dass mein Interesse für den Roman durch den Klappentext geweckt wurde, der eine abenteuerliche Geschichte und eine starke weibliche Hauptfigur versprach.
Dem Schreibstil des Autors merkt man an, dass er Reisen und Geschichtliches liebt und dies spürt man auch. Allerdings verliert er die Handlung oftmals wegen der Fakten aus den Augen. Die Geschichte ist komplex, hat aber nicht den Spannungsbogen, der den Leser zwingen würde weiter zu lesen. Sophia als Sympathieträgerin und weibliche Figur taucht kaum in der Geschichte auf und wieder einmal fließen die Seiten über von männlichen "Helden".
ACHTUNG Spoiler!
Ich habe schon Romane und Sachbücher aus vielen Genres gelesen, doch ich muss gestehen, dass ich kein Interesse habe, das Wort "Ejakulat" außerhalb eines Krimis oder eines Sachbuches zu lesen. Dies war nur ein Beispiel dafür, dass der Roman die männliche Sicht der Dinge wieder einmal bis zum Äußersten treibt. In einer Szene findet der Pathologe Sperma, welches eine perfekte DNA-Sequenz bietet. In meiner Vorstellung einer "unbefleckten Empfängnis des Göttlichen", auf die diese Szene abzielt, kann es sich nicht um Sperma gehandelt haben, denn Sperma allein zeugt kein neues Leben. Dafür ist auch eine Eizelle nötig. Die Vorstellung, dass zur Erschaffung neuen Lebens nur dies notwendig ist, stammt noch aus dem Mittelalter. Selbst wenn man argumentiert, dass die Eizelle von Sophia gestammt haben muss, macht auch das keinen Sinn, weil etwas "Göttliches" nicht halb menschlich gewesen sein kann. Vielleicht bin ich hier etwas zu streng, aber diese Szene hat für mich überhaupt keinen Sinn gemacht. Es wirkte auf mich, als würde der Autor versuchen, etwas wissenschaftlich darzustellen, was nicht wissenschaftlich erklärt werden kann.
Alles in allem, muss ich sagen, dass meine (vielleicht zu hohen) Erwartungen nicht erfüllt wurden. Mir fehlte bei vielen Handlungssträngen der Fokus. Der Roman verlor sich in geschichtlichen Fakten und Vermutungen. Die weiblichen Figuren waren kaum existent in der Geschichte und auch die Beweggründe, Hoffnungen und Erwartungen der anderen Figuren kamen zu kurz.