Als Helene sich zu Beginn der Geschichte sich aus dem 12. Stock vom Balkon in den Tod stürzt, war ich entsetzt. Sie ist 3fache Mutter von Lola, 14, Maxie, 5 und Lucius, 1,5.
Es ist mitten in der Corona Pandemie in Salzburg. Von Helene wird kein Abschiedbrief gefunden, ihre Tat ist spontan gewesen und hinterlässt eine furchtbare Lücke, die ich mir - selbst 3fache Mutter - nur voller Schrecken vorstellen konnte.
Immer abwechselnd lesen wir nun aus Sicht der Tochter Lola und aus Sicht der besten Freundin Sarah, wie es weiter geht - und am Ende des Romans stellt sich mir jedenfalls nicht mehr die Frage des WARUM, wenn ich auch noch immer mit Sicherheit sagen kann, dass ich nicht wie Helene hätte handeln können.
Der Roman ist streckenweise wirklich hart zu lesen. Mich persönlich traf es wirklich hart, nochmal in diese Zeit zurück geworfen zu werden - ich habe die Pandemie Zeit als unfassbar schrecklich empfunden und mir sogar psychologische Hilfe geholt, zum ersten und einzigen Mal in meinem Leben.
Noch viel krasser aber war es zu lesen, wie Lola wird und welche Fragen sie aufwirft und wie sie diese beantwortet. Mit der Kompromisslosigkeit der Jugend geht sie an existenzielle Fragen heran - und beantwortet sie nicht immer so, wie ich das gut heißen kann, aber auf jeden Fall so, dass ich am Ende des Romans nicht mehr werten oder herabwerten kann, wer und wie sie geworden ist. Ich bewundere sie auch nicht und ich bin klar gegen Gewalt und Selbstjustiz, aber ich muss durchaus anerkennen, dass sie mit sich im Reinen zu sein scheint.
Sarah ist eine Figur, die mir viel näher ist. Sie versucht, zu helfen und rutscht dabei in eine seltsame Rolle, die sie nicht gewollt hat, um die sie nicht gebeten hat, die ihr aber alternativlos erscheint. Ich verstehe, warum sie aufräumt und putzt, ich verstehe, warum sie sich um die hilflosen Kinder zu kümmern versucht, ich verstehe sogar, warum sie keine Konfrontation mit dem Vater der Kinder und Witwer ihrer besten Freundin sucht.
Ich bin noch ganz im Bann des Romans und muss ehrlich sagen, dass ich sehr viel davon sehr sehr stark fühle und es mich wirklich nachdenklich macht.
Eine 100%ige Leseempfehlung für jeden, nicht nur für Frauen und Mädchen, die sich vermutlich eher angesprochen fühlen werden.