Dieses hübsche Buch hat ja teilweise wahre Begeisterungsstürme ausgelöst. Mich lässt es ein bisschen unentschlossen zurück.

Nachdem ich den Einstieg noch etwas holprig fand, wurde es bald sehr spannend. Vor allem zum Ende hin konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen. Auch wenn ich hin und wieder dachte, dass sie doch bitte ein bisschen schneller zum Punkt kommen könnten. Eine Ahnung, worauf das ganze hinausläuft, hat man ab einem gewissen Punkt sowieso. Aber durch die Zeit- und Perspektivewechsel nimmt einen die Geschichte sehr gut mit.

Ich mochte dabei Maries Perspektive sehr gerne. Ihr etwas verträumter, etwas unsicherer aber durchweg liebenswürdiger Charakter hat mir am besten gefallen. Zwar ist sie meist stille Beobachterin, aber trotzdem war sie für mich die lebendigste und realistischste Figur im Buch. Sie hat einen soliden Hintergrund und agiert nachvollziehbar. Das war bei Johanna, Moritz und Raffael eben leider nicht der Fall.

Bei dem Dreiergespann musste ich mich öfter fragen: Warum? Warum ist Raffael so ein schlechter Mensch? Warum ist Johanna so lange so fixiert auf ihn? Warum lässt Moritz ihm so viel durchgehen? All das – und genau davon handelt die ganze Geschichte schließlich - wurde für mich nicht schlüssig beantwortet. Ein bisschen hatte ich das Gefühl, dass sie so sind, weil es für die Story eben gut passt. Form follows function. Vielleicht bin ich auch zu streng. Andererseits ist es trotz allem eine spannende und teils düstere Geschichte mit interessanten und sehr unterschiedlichen Charakteren, die da zusammenstoßen. Bei Johanna ist es rotzig, vulgär und selbstzerstörerisch. Bei Moritz und Marie ist es relativ entspannt und liebevoll. Die Farben, die Moritz Welt ausmachen fand ich unglaublich interessant. Davon hätte ich gerne noch mehr gelesen.

"Dunkelgrün fast Schwarz" ist letztlich eine spannende Mischung aus Comming of Age, Krimi und Roman. Eine Mischung, die sehr gut unterhält, die einige Wendungen und ausreichend Drama bietet und ein bisschen schockiert. Nur fehlte mir bei den Charakteren die Tiefe.

3,5 von 5 Sternen