Rezension
Mareike Nieberding hatte eine behütete Dorfkindheit und ein scheinbar liebevolles Verhältnis zu ihrem Vater. Doch als sie nach dem Abitur dem Dorf den Rücken kehrt und sich aufmacht nach Berlin, schiebt sich auch etwas in die gute Beziehung zu ihrem Vater. Mareike lebt ihr eigenes Leben in der Hauptstadt, wird Journalistin und kommt nur noch zur Stippvisite in die Heimat.
Nach Jahren der Distanz setzt sich Mareike nun wieder mit der Beziehung zu ihrem Vater auseinander. Ich hatte ehrlich gesagt eine etwas andere Ausgangssituation erwartet. Ich kann nichts schlechtes in der Vater-Tochter-Beziehung aus der Kindheit erkennen. Der Bruch wurde nicht durch ein Fehlverhalten des Vaters herbeigeführt, sondern ist eher Ergebnis eines (extremen) Abnabelungsprozesses.
Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass Mareike Nieberding sich in „Ach, Papa“ eher mit ihrer eigenen Entwicklung auseinandersetzt, als mit der Beziehung zu ihrem Vater.
Es wird zwar eine Reise der beiden geschildert, die sie unternehmen um wieder zueinander zu finden. Aber Ansonsten konnte ich keine „richtige“ Beziehungsarbeit erkennen. Eingeschoben gibt es immer mal wieder kleine Interviews per Mail, mit denen ich allerdings nicht so viel anfangen konnte.
Der Schreibstil von Mareike Nieberding war sehr angenehm und flüssig zu lesen, das hat wirklich Spaß gemacht. Inhaltlich wurden durch die Ankündigung und den Klappentext wohl falsche Erwartungen geweckt. So konnte ich leider weniger mit der Erzählung anfangen, als erwartet. Auch wenn es mich immer wieder an meine eigene schöne Kindheit erinnert hat.
Sehr stolz kann die Autorin allerdings auf ihren Vater sein, der ist wirklich super und es spricht für sein Vertrauen in seine Tochter, dass er an diesem Buch mitwirkt.