Rezension zu "Kind der Wüste" von Mareike Oikil
Mareike Oikil hat mit ihrem Buch eine mit vielen Eigenheiten und Besonderheiten ausgestattete Geschichte des epischen Fantasy Genre geliefert.
Inhalt:
Der Leser begleitet die zwei Protagonisten Tanryn und Taren durch ein riesiges Wüstengebiet, die Gandrar. Beide sind von ähnlicher Herkunft, kennen einander jedoch nicht und begeben sich von verschiedenen Orten und eigener Motivation aus auf eine Reise, die wohl mehrere Bände umfassen wird.
Tanryn ist eine Skahri, eine Wüstenläuferin mit der Abstammung zum roten Volk, das eine ganz spezielle Beziehung zur Wüste besitzt. Sie ist noch jung und musste bereits früh lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Frauen sind in dieser Welt weniger Wert als Männer und müssen stärker um Respekt und ums Überleben kämpfen, besonders wenn sie alleine sind. Daher hat es Tanryn alles andere als leicht und gerät bereits früh in die Hände eines wirklich sehr gefährlichen Auftraggebers Namens Arrak, der sie mit ihrem Leben erpresst, damit sie ihm zu Diensten ist.
Taren hingegen ist ein Krieger des roten Volkes und lebt abgeschieden in der sogenannten Knochenwüste, einem sehr unwirtlichen Ort, zu dem kein anderes Menschenvolk Zugang hat. Ihn prägt eine Außenseiterrolle innerhalb seines Stammes. Als er vom Tod seines Vaters und dessen Umständen erfährt, macht er sich eigenmächtig auf den Weg, dessen Aufgabe – für die sein Vater den Stamm verlassen hatte, aber nicht hatte beenden können – zu erfüllen und den Mörder zu fassen, denn der Tod seines Vaters verlief gewaltsam.
Beurteilung:
Beim „Kind der Wüste“ handelt es sich für mich um eine unterhaltsame Geschichte, die mit vielen mythischen Wesen und Orten geschmückt daher kommt und damit zu überzeugen weiß. Die Geschehnisse haben sich ein ums andere Mal unvorhersehbar verändert, für Tanryn nicht unbedingt zum Guten. Dennoch bleibt sie stark und das gefällt mir. Taren hingegen sieht sich den Auswirkungen seiner Arroganz und hitzigem Gemüt gegenüber. Am ärgsten hat es wohl Arrak getroffen. Er ist eine körperlich und seelisch geschundene Person, über die der Leser nur sehr wenig erfährt, aber dafür mit dem Trumpf der Unberechenbarkeit ausgestattet ist.
Die Geschichte vermittelt eine gewisse Verbindung zwischen den Protagonisten. Leider lässt sich nicht im Ansatz feststellen, worin diese Verbindung in etwa bestehen könnte - lässt man mal die Abstammung der beiden außen vor - noch in welchem zeitlichen Muster die Geschehen der beiden zueinander stehen. Tanryns Perspektive überwiegt, die von Taren leidet darunter und wirkt daher etwas verloren. Zwischendurch taucht die Sichtweise von Arrak auf, was dem Leser ein gewisses Verständnis für ihn verleiht. Er bleibt jedoch ein Arschloch.
Weniger gut haben mir die für meinen Geschmack etwas zu langatmigen Selbstzweifel Tanryns, in denen sie sich während der gesamten Geschichte verheddert, gefallen. Mir wäre es auch noch lieb gewesen, wenn die Handlungen deutlich einzuordnen gewesen wären. So hängen hier zwei Handlungshauptstränge lose in der Luft herum.
Insgesamt möchte ich das Werk mit 4,5 Sternen bewerten, runde jedoch auf 5 Sterne auf, da mich die Geschichte überzeugen konnte und ich schon neugierig bin, wie die Fortsetzung aussieht. Es sind immerhin viele Fragen und davon einige essentielle offen geblieben.