Rezension zu Oryx und Crake von Margaret Atwood
Oryx&Crake
von franzzi
Kurzmeinung: Planet geschrottet,Menschheit ausgerottet.Einer lebt und versucht,in der nutzlosen Plastikwüste zu überleben.Atwood erzählt nüchtern&trifft.
Rezension
franzzivor 7 Jahren
Die Menschheit hat es geschafft, erst den Planeten zu schrotten und sich dann selbst nahezu auszurotten. Nur wenige sind noch da und sie sind anders als die früheren Menschen, das wird sehr früh klar in Margaret Atwoods Roman «Oryx&Crake». Alles andere blättert sie nacheinander auf. Nüchtern. In einem fast schon unbeteiligten Erzählton. Die Frauengeschichten des Erzählers Jimmy (allen voran die Frau und Titelgeberin Oryx), das Wesen einer ungewöhnlichen und bedeutenden Freundschaft (mit dem extrem klugen, extrem erfolgreichen und extrem vage bleibenden Crake) mit dem Leben nach dem Weltuntergang mischend. Auf die Spitze getriebenen Schönheitswahn einer unübertrefflich hässlichen Gefühlskälte dem Schicksal der eigenen Spezies gegenüber aufzeigen. Absolut wertfrei. Unhysterisch. Schnörkellos. Und genau deshalb brutal entlarvend. Diese egomane, zersplitterte Karikatur einer Weltgesellschaft auf einem völlig erschöpften und nahezu unwirtlichen Planeten ist ein ekelhaft realistisches Zukunftsszenario. Einer nahen Zukunft. Der Protagonist Schneemensch, der früher Jimmy hieß, und als letzter irgendwie noch lebt, kann als einziger erleben, wohin alles geführt hat: Nutzlose, stromlose vor sich hinrottendr Plastik-&Betonlandschaften, die ihm, der nicht mehr weiß, wie man in MacGyver-Manier ein Baumhaus zimmert, keinen wirtlichen Lebensraum mehr liefert. Er, der zu ungeschickt ist, Tiere zu jagen, auf einem Planeten vegetierend, der für die meisten Nutzpflanzen zu heiß geworden ist, plündert verlassene Dörfer auf der Suche nach Konserven, um irgendwie zu überleben. Was ihm wirklich fehlt, ist die Kunst: die Literatur, die Musik, die seltenen antiquierten Worte, die schon vor dem Untergang kaum einer sprach. Trostlos lässt das Buch zurück, weil es so unausweichlich scheint. Aufwühlend, in eine innere unangenehme Unruhe bewegend. Atwood demaskiert konsequent die impliziten Logiken globalen Zusammenlebens und die Brüchigkeit der sogenannten Menschlichkeit. Es funktioniert tadellos und erschreckt auf jeder Seite. So wie auch beispielsweise Jose Saramagos «Stadt der Blinden». Nur dass es unversöhnlicher bleibt. Und mit einer klaren Botschaft: #savetheplanet - now!