Rezension zu "Die Novizin. Mord im Jahr des Herrn 1431: Historischer Kriminalroman (Schwester Frevisse ermittelt 1)" von Margaret Frazer
Bellis-PerennisMan schreibt das Jahr 1431 und die junge Adelige Thomasine wünscht sich sehnlichst, endlich das Gelübde ablegen zu dürfen, das sie zu einer vollwertigen Nonne macht. Doch wenige Tage davor reitet ihre Großtante, Lady Ermentrude Fenner, mit Pomp und Trara im Kloster ein, um die Novizin mit sich zu nehmen und standesgemäß zu verheiraten. Das stößt naturgemäß auf Widerstand. Doch was sollen die ehrwürdigen Schwestern dagegen unternehmen? Die Auftritte von Lady Ermentrude sind ebenso gefürchtet wie die Drohung, dem Kloster die finanzielle Zuwendung zu entziehen. Da schlägt das Schicksal unerwartet zu: Lady Ermentrude stirbt im Gästehaus des Klosters.
Die kräuterkundige Nonne Claire vermutet sogleich eine Vergiftung. Der eilends herbeigerufene Coroner, der noch einen anderen Todesfall im Kloster untersuchen soll, sowie die aufgebrachte Verwandtschaft von Lady Fenner haben in Thomasine gleich eine Verdächtige ausgemacht. Ist die Novizin wirklich die einzige, die vom Tod Lady Fenners profitiert?
Schwester Frevisse, eine kluge Mitschwester, hält nichts von übereilten Entschlüssen und beginnt mit Erlaubnis der betagten Priorin Fragen zu stellen.
Meine Meinung:
Gut gefällt mir, dass hier ein beschauliches Kloster als Schauplatz gewählt wurde. Auch die Epoche in der diese Krimi-Reihe spielt ist hoch interessant: Wir befinden uns zu Beginn der als „Rosenkriege“ bekannten Machtkämpfe zwischen den Familien Yorck und Lancaster. Noch ist der Konflikt nicht offen ausgebrochen, aber beide Seiten wetzen Schwert und Messer. Leider wird auf die geschichtliche Umwelt nicht näher eingegangen. Lediglich Thomas Chaucer, Sohn des angesehenen Dichters Geoffrey Chaucer, darf - quasi als Gegengewicht zum Klosterleben - weltoffen auftreten. Thomas Chaucer ist durch sein Mündel Schwester Frevisse dem Kloster tief verbunden.
Der bildhafte Schreibstil lässt das einfache Leben im Kloster grau und leise erscheinen, während Lady Fenner samt Gefolge bunt, laut und opulent vor den Augen der Leser auftritt.
Ich kann Lady Fenner lautstark ihre Befehle geben und Meinung kundtun hören. Das genaue Gegenteil ist die Priorin, die zwar leise, aber dennoch von einer starken Aura umgeben ist. Wir erfharen einiges aus dem Alltag im Klosterleben, über die strengen Regeln und, dass die Priorin auch Ausnahmen zulassen kann. Interessant ist für mich auch der Exkurs in das Kirchenasyl, das Thomasine vor dem Zugriff des nunmehrigen Clanchef Fenner schützt.
Die Charaktere sind recht gut gelungen. Besonders die kluge Frevisse stellt sich mutig gegen die Schergen der Fenners.
Fazit:
Margaret Frazer lässt Schwester Frevisse in vielen Bänden ermitteln. Diese historischen Krimis sind um die Jahrtausendwende auf Deutsch erschienen. Nun werden sie als E-books wieder aufgelegt und die Wiederentdeckung lohnt sich. Gerne gebe ich 4 Sterne.