Rezension zu "Modern Quilling Winter & Weihnachten" von Margarete Vogelbacher
Quilling oder auch paper filigree ist eine bereits recht alte Kunst aus Papierstreifen kleine, filigrane Kunstwerke zu kleben. Die Papierstreifen werden dabei erst aufgerollt, dazu genügt ein (gespaltener) Zahnstocher oder eine dünne Stricknadel, aber es gibt auch spezielle Quilling Nadeln, bei denen der Papierstreifen eingeklemmt werden kann. Anschließend klebt man diese Spiralen im gewünschten Umfang zusammen und verformt sie zu Tropfen, Trapezen, Rhomben, Halbmonden oder Sternen. Diese Grundformen, teils auch in zerschnittener Form, werden anschließend zu größeren Formen und Strukturen in 2D oder 3D zusammengeklebt.
Diese Kunst erfreute sich besonders während der Renaissance großer Beliebtheit und anschließend im 18. Jahrhundert im restlichen Europa, besonders bei den Damen der Gesellschaft. In Europa geriet diese Technik nach und nach wieder in Vergessenheit, überlebte jedoch in Amerika wohin sie in Kolonialzeiten mit übersiedelte und seitdem weiterentwickelt wurde.
Heute erfreut sich diese Kunst vor allem daher wieder großer Beliebtheit, weil die dafür benötigten Materialien unschlagbar günstig sind. Die Minimalausrüstung umfasst, Papier, Lineal, Cutter, Bleistift, Kleber und Zahnstocher.
Zunächst schneidet man das Papier in Streifen von 3, 4, 6, 9, oder 10 mm und hier hat das Buch erste Probleme. Die Autorin arbeitet mit 4 mm Streifen von 35 cm Läge. Fertig geschnitten zu kaufen gibt es aber meist 3 mm oder 6 mm Streifen. Statt sich an die traditionellen amerikanischen Maße zu halten, diese zu erklären und zu erklären wofür welche Breiten verwendet werden, nutzt sie die Maße, die es bei ALDI im Angebot gab, die sind aber bald aufgebraucht und da steht man nun und fragt sich, welche Breite man denn nun weiter nehmen soll. Soll man auf 3, 5 oder 6 mm umsteigen? Schließlich will man seine unterschiedlichen Farben ja kombinieren und nicht andauernd an der inkompatiblen Breite der Streifen scheitern.
Gleich am Anfang gibt es dann noch einen verheerenden Tippfehler „Für das Quilling sind alle Ton- und Transparentpapiere bis 130 g/m² Stärke geeignet.“ Es irritierte mich schon, dass da weiter stand „In diesem Buch wurde ausschließlich mit Tonpapier 180 g/m² gearbeitet.“ Was nun, bis 130 g/m² aber sie hat 180 g/m² verwendet? Ich habe mich mal daran gehalten und 120 g/m² verwendet, was natürlich nicht funktionierte, das Papier ist zu dünn, und verbiegt sich vor allem bei Strukturen mit größerem Umfang. Es sollte wohl AB 130 g/m² bis 180 g/m² heißen. Für ein Anfängerbuch ein wirklich desaströser Schnitzer.
Die Modelle sind perfekt für den Einsteiger. Nicht sonderlich anspruchsvoll und nur mit den absolut grundlegenden Mitteln und Techniken herstellbar. Dennoch wäre es schön gewesen, wenn es einen Anhang gäbe, in dem die professionellen Werkzeuge vorgestellt würden, falls man denn weiter experimentieren möchte.
Fazit: Wer wirklich mit Quilling anfangen will, sollte sich lieber Bücher aus USA besorgen, da werden auch andere Methoden des Quilling erklärt. Wer einfach nur mal Weihnachtsschmuck Quillen möchte und die ALDI Streifen rumliegen hat, ist bestens bedient. Das selber Zuschneiden der Streifen aus A3 Bögen mit Cutter und Lineal ist mir zu ungenau. Es ist zwar unschlagbar billig, glücklich wird man mit diesen Streifen aber nur bedingt.