Margit Mössmer

 4,3 Sterne bei 20 Bewertungen

Lebenslauf

1982 in Hollabrunn geboren, ist Autorin und Kulturvermittlerin und lebt in Wien. Sie erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, u. a.: Ö1-Literaturwettbewerb, Startstipendium des Bundeskanzleramts Österreich, Hans-Weigel-Literaturstipendium. Nach ihrem Debüt »Die Sprachlosigkeit der Fische« (2015), das als bestes Debüt für den Franz-Tumler-Preis nominiert wurde, erschien 2019 der Roman »Palmherzen«.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Margit Mössmer

Cover des Buches Das Geheimnis meines Erfolgs (ISBN: 9783701182688)

Das Geheimnis meines Erfolgs

 (15)
Erschienen am 27.02.2023
Cover des Buches Die Sprachlosigkeit der Fische (ISBN: 9783903005051)

Die Sprachlosigkeit der Fische

 (4)
Erschienen am 13.09.2018
Cover des Buches Palmherzen (ISBN: 9783990650042)

Palmherzen

 (1)
Erschienen am 25.02.2019
Cover des Buches Das Geheimnis meines Erfolgs (ISBN: 9783312013753)

Das Geheimnis meines Erfolgs

 (0)
Erscheint am 22.10.2024

Neue Rezensionen zu Margit Mössmer

Cover des Buches Das Geheimnis meines Erfolgs (ISBN: 9783701182688)
holzmair_evas avatar

Rezension zu "Das Geheimnis meines Erfolgs" von Margit Mössmer

Die Welt, wie das Kind Alex sie sieht
holzmair_evavor 6 Monaten

Der Roman setzt mit einer verwirrenden Szene ein: Ein Kind, das einsehen musste, dass es „kein Bandit war“, schwingt sich an einem Februarmorgen nackt aus dem Fenster, kann sich festhalten, aber nicht mehr lange, und ruft nach einer Nina, die gerade noch rechtzeitig aus der Küche hochkommt und das Kind ins Zimmer zieht. Diese Szene wird erst am Ende des Buchs aufgelöst. 

Dazwischen die Entwicklung des Mädchens Alex(andra) von der Geburt bis zu der soeben geschilderten Szene. Und dieses Dazwischen hat es in sich, denn Alex ist ein spezielles (autistisches?) Kind. Es versteht die Welt nicht, schreit andauernd, isst kaum und bringt die alleinerziehende Mutter Nina zur Verzweiflung. Erst langsam stellt sich so etwas wie Alltagsbewältigung für Kind und Mutter ein, zu der auch Patrick beiträgt, Ninas Bruder, denn er schleppt DVDs an, die Alex, ohne zu schreien, anschaut und bald sämtliche Filme auswendig kann. Nicht alle sind jugendfrei, aber Patrick nimmt es nicht so genau, und für Alex ist Arielle oder Findet Nemo genauso spannend wie 2 Fast 2 Furious oder Spiel mir das Lied vom Tod. Zitate und Mimik aus den Filmen helfen ihr, mit anderen Kindern zumindest ansatzweise in Kontakt zu kommen, selbst wenn Alex auf diesen Kontakt keinen Wert legt, bloß begreift, dass sie damit ihrer Mutter Freude bereitet.

Der Schuleintritt ist eine besondere Herausforderung, denn Alex ist eben nicht wie die anderen, verträgt keine Nähe und schon gar nicht eine Berührung, was im Gewusel eines Klassenzimmers unvermeidbar ist. So wird als Lösung das Klavierzimmer gefunden, in dem Alex gemeinsam mit einem krebskranken Mädchen, das aufgrund seiner Immunschwäche das Klassenzimmer meiden muss, den Schultag verbringt. Dieses Arrangement findet Alex gut, doch es hält nicht allzu lang.

Was Alex sonst noch gut findet und was nicht, erfahren wir im Laufe des Romans, denn er bietet einzig die Sicht dieses Kindes auf dessen Umfeld. Erst das Auftauchen einer Nachtigall, die Alex hilft, sich „richtig“ zu verhalten, lässt Alex etwas entspannter interagieren und Strömungen, die nicht „angenehm kühl“, sondern „gefährlich heiß“ sind, aushalten. Doch dauernd kann Alex nicht auf einen Vogel hören. Oder? Nina, diese beherzte Mutter, die für Alex ein „kühler, großer, weicher Felsenpinguin“ ist und für die das Herz des Kindes vor Liebe platzt, weiß auch dafür Rat. Man kann diese Nina nur bewundern, aber auch in die Welt der kleinen Alex eintauchen und um einige Erkenntnise reicher wieder auftauchen. Das bringt Margit Mössmer mit ihrer konsequent durchgehaltenen Kindesperspektive und einer angenehm schnörkellosen Sprache zustande.

Cover des Buches Das Geheimnis meines Erfolgs (ISBN: 9783701182688)
awogflis avatar

Rezension zu "Das Geheimnis meines Erfolgs" von Margit Mössmer

Ein Kind, das anders ist
awogflivor 9 Monaten

Wow! schon wieder ein sehr innovativer Roman von einer österreichischen Autorin, auf jeden Fall zumindest eine Geschichte aus einem neuen Blickwinkel, den ich so bisher noch nie gelesen habe. Es geht um ein kleines Mädchen mit besonderen Bedürfnissen, das wahrscheinlich eine Entwicklungsstörung aus dem Autismus-Spektrum aufweist, was aber nie genau thematisiert und aufgelöst wird. Der ungewöhnliche Aspekt ist darin begründet, dass die Erzählperspektive konsequent aus Innensicht des Kindes durchgezogen wird. Wir nehmen als Leserschaft die Welt, die Mutter, den Onkel, die Schule, die Therapeuten, Ärzte und alle anderen Interaktionspartner aus der Sicht des Kindes wahr.

Ob dieser Blick jetzt authentisch ist, kann ich nicht beurteilen, denn da habe ich viel zu wenig Erfahrung mit dem Thema, aber die gesamte Erzählung klingt zumindest konsistent und authentisch. Ich habe auf jeden Fall sehr viel gelernt. Alleine der Umstand, dass Alex, unsere kleine Protagonistin, seit frühester Kindheit immer von Hitzewallungen gepeinigt ist, sie Berührungen als brennenden Kontakt und normale Spielkontakte von Kindern als übergriffig, als „in sie hineinlaufen“ fast wie bei einem Unfallzusammenstoß empfindet, ist schon eine neue Sichtweise. Wenn Alex sich überfordert fühlt, weil beispielsweise zu viele Menschen an einem Ort sind, es zu laut ist oder abrupte unerwünschte Veränderungen passieren, wie ein Zimmer wird gestrichen, dann kommt die Muräne, die sich unter einem Stein in Alex Kopf versteckt, hervor. Daraus resultieren Symptome von Kopfschmerzen bis zu einem so heftigen Migräneanfall, dass Alex erbrechen muss.

Auch Mutter Nina und Onkel Patrick, die manchmal überfordert sind, aber sich redlich bemühen, werden aus der Sicht des Kindes Alex liebevoll geschildert mit all ihren Problemen, Unzulänglichkeiten und Bemühungen. Nina hat zudem auch noch andere Probleme, denn sie ist berufstätige, alleinerziehende Mutter, die eben auch nicht immer auf Grund der Arbeitszeiten, des Stresses und wegen Betreuungsproblemen, die durch die speziellen Bedürfnisse von Alex des Öfteren natürlich eskalieren, sich völlig auf die Bedürfnisse ihrer Tochter einstellen kann. Beispielsweise der Stress, wenn Alex in ihren Hitzewallungen die Schuhe partout nicht anziehen will, aber Nina rechtzeitig bei der Arbeit sein muss und das Kind in der Kita voll angezogen abgeben muss. Nina ist übrigens nie gewalttätig, sondern eben manchmal nur bestimmt und im Gefühlsleben von Alex natürlich ein bisschen übergriffig, was aber ganz normale Berührungen sind.

Sehr bildhaft beschreibt uns die Autorin die Innensicht von Alex. ihre Probleme, ihre außerordentlichen Begabungen, beispielsweise dass sie schon im Kindergarten lesen und detaillierte Stadtpläne und Zeichnungen aus der Vogelperspektive anfertigen kann. Aber auch die ersten Problemlösungsstrategien der Protagonistin werden in bildhaft kindlicher Sprache thematisiert: Wie sie ihre Kopfschmerzen und die Migräne auf Rat ihrer Therapeutin durch Ablenkung der Gedanken in den Griff bekommt und wie sie sich in der Schule nach und nach zu integrieren versucht, Kontakte zu anderen Kindern zuzulassen, Konversation zu betreiben und Freunde zu finden. Durch eine selbst erfundene Bewältigungsstrategie gelingt es Alex in einem Kraftakt, sich ohne die Hilfe ihrer Mutter und anderer Erwachsener allmählich in die Gesellschaft einzufügen. Das ist das Geheimnis ihres Erfolgs.

Der Klappentext beschreibt den ganzen Roman sehr treffend in einem Satz:


Einfühlsam und leidenschaftlich erzählt Margit Mössmer diese Geschichte über Anderssein, kindliche Emanzipation und Mutterliebe – durch die Augen eines Kindes.


Zu Beginn des Romans war ich ein bisschen irritiert von der etwas zu konsequent durchgezogenen Erzählperspektive aus Sicht des Kindes, denn Mössmer beginnt tatsächlich bei der Geburt und da gibt es normalerweise weder Erinnerung noch Erkenntnis. Meine frühesten bildhaften Erinnerungen hatte ich mit einem Jahr, deshalb fand ich diesen Teil auch als etwas ambivalent und irritierend – so ähnlich wie eine Text-Bildschere also nicht dramatisch, aber dennoch spürbar.

Fazit: Lesenswert!

Cover des Buches Das Geheimnis meines Erfolgs (ISBN: 9783701182688)
buecherkatalogs avatar

Rezension zu "Das Geheimnis meines Erfolgs" von Margit Mössmer

Eine andere Betrachtungsweise der Welt
buecherkatalogvor einem Jahr

„Zack! Und ich war auf der Welt. Ich war auf dieser Welt und konnte nicht mehr zurück. Ich war still. Kein Schrei, nicht einmal ein leises Quieken.  (…) „Es schreit nicht“, sagte sie. Sie strich mir mit dem Daumen über die Stirn. „Warum schreit es nicht?“ Das erste Warum unseres gemeinsamen Lebens“ (S.10).


 Alex unterscheidet sich von Gleichaltrigen. Schon im Kindergarten kann sie schreiben und lesen, doch es fällt ihr schwer sich in der Welt zurechtzufinden, denn diese ist überschwemmt von falschen Bildern, von unvorhersehbaren Ereignissen und Emotionen, die schwer zu deuten sind. Eines Tages gelingt Alex das Unmögliche: Sie fügt sich ihrer Umwelt, aber zu welchem Preis? 


Eine sehr besondere Geschichte, die ich so noch nicht gelesen habe. Margit Mössmer führt uns in die Gedankenwelt von Alex, eines jungen Mädchens und findet dabei so treffende Worte, dass es weder langweilig noch unauthentisch zu lesen ist. Sie fängt den wachsamen Blick des Kindes ein, der darüber hinaus uns Dinge vermittelt, die es im jungen Alter selbst nicht versteht. Wir lernen ihre Mutter Nina kennen, die alleinerziehend und finanzielle Nöte hat und sich darüber hinaus ständig Sorgen, um Alex macht. Man begleitet die beiden ab Alex Geburt bis ins frühe Teenageralter und spürt die bedingungslose Liebe ihrer Beziehung. 


Durch Alex habe ich gelernt, wie es ist, wenn die Welt für einen selbst ein großes Fragezeichen bleibt und die Menschen um einen herum selbstverständlich sich nach bestimmten Normen verhalten, die einen unlogisch erscheinen. Und durch Nina habe ich ein Teil dessen erfahren, wie es ist sein Kind zu lieben und für es einzustehen, wenn die Menschen um einen herum sich weigern hinter die Fassade zu schauen und den Kopf über Alex schütteln. 


 Ein sehr lesenswerter Roman über Anderssein, kindliche Emanzipation und Mutterliebe. 


 


 

Gespräche aus der Community

Liebe Leser*innen,

wir verlosen 10 Exemplare des neuen Buchs »Das Geheimnis meines Erfolgs« von Margit Mössmer!

Die Geschichte einer schwierigen und großen Mutter-Kind-Liebe, erzählt aus der Perspektive eines Kindes, das auf die Welt kommt und nicht mit ihr einverstanden ist.

Blick ins Buch https://www.leykamverlag.at/wp-content/uploads/2022/11/Moessmer_Das-Geheimnis-meines-Erfolgs-Blick-ins-Buch.pdf

192 BeiträgeVerlosung beendet
LeykamVerlags avatar
Letzter Beitrag von  LeykamVerlagvor einem Jahr

Vielen Dank für deine schöne Rezension und deine Teilnahme an der Leserunde! :)

Community-Statistik

in 30 Bibliotheken

auf 4 Merkzettel

von 1 Leser*innen gefolgt

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks