Rezension zu ""Versuche, dein Leben zu machen"" von Margot Friedlander
Rezension zu ""Versuche, dein Leben zu machen"" von Margot Friedlander
FabAustenvor 10 Jahren“Versuche, dein Leben zu machen.“
Diese Worte hinterlässt Margot Friedlanders Mutter ihrer Tochter bevor sie dem von der Gestapo verhafteten Sohn folgt und beide deportiert werden. Margot, zurückgelassen und allein, fragt sich, ob sie ihrer Familie folgen oder sich von nun an alleine durchschlagen soll. Margot entscheidet sich, ihre Chance zu nutzen und geht in den Untergrund. Deutsche helfen ihr bis sie schließlich doch festgenommen und nach Theresienstadt geschickt wird. Tatsächlich schafft es die junge Frau, zu überleben und verlässt nach dem Krieg Deutschland in Richtung USA.
In dem biografischen Roman, den Malin Schwerdtfeger aus der Sicht Margot Friedlanders verfaßt hat, folgt der Leser dieser auf all ihren Stationen, begleitet sie in die unterschiedlichen Wohnungen und Leben ihrer Helfer. Er kann ihr Gefühl der Verlassenheit ebenso nachvollziehen wie ihren ungebrochenen Willen, den
allgegenwärtigen Gefahren der nationalsozialistischen Verfolgung zu trotzen. Die prägnanten Sätze, welche die Charaktere und Umstände treffend beschreiben, ermöglichen eine sehr gute Lesbarkeit und einen Lesefluss. Doch wünscht man sich
manchmal, es wäre alles noch ein wenig eingehender und länger erörtert worden. Möglicherweise gab es aber zu manchen Helfern einfach nicht mehr zu sagen, da beide Seiten eine gewisse
Anonymität wahren mussten. Falls ein Verhör durchgestanden werden musste, konnte der Betreffende andere nicht belasten.
Sehr berührend sind die beigefügten Fotos, die M. Friedländer retten konnte. Manchmal wird über eine Person geschrieben, dann schlägt man die Seite um und sie schaut einen an. Sehr eindrucksvoll und es führt einmal mehr vor Augen, dass es sich um tatsächliche Geschehnisse handelt.
Margot Friedländer, die nicht nur die Erfahrung der Verfolgung machen musste, sondern durch hilfsbereite Menschen auch erleben konnte, dass nicht alle Hitler unterstützten, ist nach dem Tod ihres Mannes aus den USA nach Deutschland zurückgekehrt. Anfangs besuchte sie ihre Heimatstadt Berlin, inzwischen hat sie ihren Lebensmittelpunkt wieder dorthin zurückverlegt. Sie engagiert sich, indem sie als Zeitzeugin über ihre Erfahrungen berichtet. Ergebnisse dieses Engagements sind auch die Dokumentarfilme “Don’t call it Heimweh“ und “Späte Rückkehr“, die sich mit ihrer Lebensgeschichte beschäftigen.